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die neue Kirchenzeitung
1. Dezember 2024
Lesungen: Jer 33,14-16; 1 Thess 3,12-4,2 ; Evangelium: Lk 21,25-28.34-36.
Geschichtsbewusstsein
Franziskus hat in einem am 21. November veröffentlichten Brief mehr Geschichtsbewusstsein in der katholischen Kirche gefordert.
Der Papst traut sich etwas.
Der Rückblick zeigt, dass vieles, was heute als undenkbar gilt, früher praktiziert wurde.
In den ersten Jahrhunderten wurden Bischöfe nur von den Gemeinden selbst gewählt. Einen allmächtigen Vatikan gab es nicht.
In den ersten Jahrhunderten gab es keinen verpflichtenden Zölibat, selbst Päpste waren verheiratet.
In den ersten Jahrhunderten durften Bischöfe nicht von einer Stadt in eine andere gewählt werden. Heute ist es beinahe die Regel, dass der Vatikan einen Bischof von einem Sitz zum anderen schickt. In den USA werden dadurch bisweilen bis zu drei Diözesen hintereinander beglückt.
Papst Franziskus möchte im kommenden Jahr in die Türkei reisen, wo 325 das erste Ökumenische Konzil stattgefunden hat – ohne den Bischof von Rom… P. Udo
Generalaudienz jetzt auch auf Chinesisch
Es ist ein weiteres Signal in Richtung China: Papst Franziskus hat eine Neuerung bei den Generalaudienzen im Vatikan angekündigt. „Nächste Woche beginnt, mit dem Advent, auch die chinesische Übersetzung hier öffentlich.“ Das sagte der Papst an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz. Bisher werden bei Generalaudienzen jeweils die Schriftstelle, eine Kurz-Zusammenfassung der Papst-Ansprache und Grüße auf Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Portugiesisch, Polnisch und Arabisch vorgetragen. Nun tritt also ein neuntes Idiom hinzu.
Foto: Vatican Media.
62 Millionen Kinder an katholischen Schulen
Die katholische Kirche ist weltweit der größte Bildungsanbieter im privaten Bereich. Die Zahlen wurden vonseiten der Österreichischen Ordenskonferenz präsentiert.
Alle christlichen konfessionellen Bildungseinrichtungen zusammengenommen, ergeben sich sogar mehr als 100 Millionen Kinder und Jugendliche. Die katholische Kirche allein mit mehr als 210.000 Schulen und Kindergärten ist dabei im privaten Bereich auf Nummer eins, auch im Vergleich zu nationalstaatlichen Bildungsträgern ist sie nach China und Indien schon auf Platz drei.
Von 1980 bis 2020 habe sich die Zahl dabei von ursprünglich etwa 34 Millionen fast verdoppelt, so die Ordenskonferenz. Damit ist im Primarstufenbereich knapp jedes zwanzigste Kind auf einer katholischen Schule. Zusätzlich zu den 62 Millionen Kindern und Jugendlichen kommen auch noch etwas mehr als 6 Millionen Studenten dazu.
Spitzenreiter auf der Liste sei hierbei Indien mit fast neun Millionen, danach folgen afrikanische Länder. Die seien vor allem mit ihrem starken Bevölkerungszuwachs auch für den Anstieg der Zahlen zuständig. In Europa gehen hierbei insgesamt etwa 8,8 Millionen Kinder auf eine katholische Schule.
P. Voith: Integration ausländischer Priester Gebot der Stunde
Im Rahmen der Ordenstagungen (25. bis 28. November) im Wiener Kardinal König-Haus trafen am Montag die Bischofsvikare der heimischen Diözesen und die diözesanen Ordensreferenten zu ihrer traditionellen Jahrestagung zusammen. Dabei stand u.a. die Frage der ausländischen Priester und Ordensleute in Österreich im Zentrum der Beratungen, wie P. Lorenz Voith, Sprecher der „Konferenz der Ordens- und Bischofsvikare" und Bischofsvikar für die Orden in der Diözese Eisenstadt im Anschluss gegenüber Kathpress erläuterte.
Mehr als 20 Prozent der Priester bzw. Ordensleute kämen bereits aus anderen Ländern. Voith: „Wie kann hier Integration gelingen? Da sind beide Seiten gefordert. Auch die Kirche in Österreich hat eine Bringschuld, diesen Menschen mit Offenheit und Wertschätzung zu begegnen. Sie sind alles andere als Notnägel."
Zulehner: Kirchenentwicklung in Österreich braucht visionäre Ansätze, Warnung vor Pfarrschließungen
Der Wiener Pastoraltheologe Prof. Paul Zulehner ermutigt die österreichischen Diözesen, in den sogenannten Kirchenentwicklungsprozessen visionäre Ansätze zu verfolgen. Konkret bedeute dies „einen Wandel vom Dienstleistungsbetrieb zur Gemeinschaft des Evangeliums, die gute Dienste an Menschen leistet", so der Theologe im Interview mit der „Kleinen Zeitung" (29. November).
Als zukunftsweisend bezeichnete Zulehner die Stärkung von ehrenamtlichen Frauen und Männern, etwa durch die Beauftragung von Begräbnisleiterinnen und -leitern und Ständigen Lektorinnen und Lektoren. Dies könne eine Grundlage für lokale Priesterteams schaffen, wie sie etwa der südafrikanische Bischof Fritz Lobinger vorgeschlagen habe: „Die Ausbildung, Ernennung und möglicherweise Segnung von Laien für kirchliche Aufgaben sehe ich als wichtigen Schritt in die richtige Richtung", so Zulehner.
Der Theologe warnte vor der Schließung von Pfarren: „Aus Umfragen wissen wir, dass die Auflösung Kirchengemeinden demütigt. Und das ist keine gute Energie, die man für eine positive Entwicklung braucht." Stattdessen solle die Kirche verstärkt auf den Erhalt lokaler Strukturen und die Integration ehrenamtlicher Mitarbeit setzen.
Kirchenentwicklungsprozesse in mehreren Diözesen
Österreichweit laufen aktuell etwa in den Diözesen Gurk-Klagenfurt, Graz-Seckau und Linz Kirchenentwicklungsprozesse, die Erzdiözese Wien setzt auf den diözesanen Entwicklungsprozess „APG2.1". Die unterschiedlichen Wege der österreichischen Diözesen im Umgang mit kirchlichen Herausforderungen bezeichnete Zulehner zwar als Chance, kritisierte jedoch das fehlende Lernen voneinander: „Erstaunlicherweise gehen alle Diözesen in Österreich eigene Wege und schauen nicht, was es von anderen Gutes zu lernen gebe." Positiv bewertete er die Ansätze in den Diözesen Linz und Gurk-Klagenfurt, die in der Evaluation von Strukturreformen gut abgeschnitten hätten.
Frauen in der Kirche: Zugang zur Priesterweihe gefordert, nicht zum Diakonat
Zur Debatte über Frauen in kirchlichen Ämtern äußerte sich Zulehner kritisch gegenüber aktuellen Entwicklungen. Rom habe die Tür zum Diakonat der Frau „gerade zugemacht", doch sei "das letzte Wort nicht gesprochen".
Zulehner erklärte, er teile nicht den Wunsch vieler Frauen, Diakonin zu werden, denn „das könnte dazu führen, dass wir für die nächsten 500 Jahre die unterste Stufe mit Frauen besetzen und die darüberliegenden Stufen für Priester und Bischöfe mit Männern besetzt bleiben." Frauen sollten stattdessen den Zugang zur Priesterweihe fordern, um echte Gleichberechtigung zu erreichen.
Spendenbereitschaft für kirchliche Hilfswerke weiter hoch
Kirchliche und religiöse Institutionen sind in Österreich weiterhin unter den Spendenorganisationen mit dem meisten Spendenaufkommen zu finden. Das geht aus dem Spendenbericht 2024 des Fundraising Verbands Austria hervor, der am Mittwoch in Wien präsentiert worden ist. Generell ist das Spendenaufkommen für den guten Zweck in Österreich nach einem mit dem Ukraine-Krieg verbundenen Rekordjahr 2022 zwar rückläufig und betrug mit 1,075 Milliarden Euro im Jahr 2023 um zwei Prozent weniger als die 1,1 Mrd. Euro davor. Angesichts der anhaltenden Teuerung sei dieses Minus jedoch gering ausgefallen, vergleicht man mit anderen westeuropäischen Ländern, hieß es seitens des Verbandes.
Im Ranking der 100 größten Nonprofit-Organisationen gab die Caritas mit einem Spendenergebnis von 105 Mio. Euro (2022: 118 Mio.) den vormaligen Rang 1 an das Rote Kreuz (119 Mio. Euro) ab, gefolgt mit deutlichem Abstand von SOS Kinderdorf (45 Mio. Euro), Ärzte ohne Grenzen (33 Mio. Euro) und Greenpeace (23 Mio. Euro).
Nach „Licht ins Dunkel" schaffte die Dreikönigsaktion (19,86 Mio. Euro, plus 3,5 Mio. Euro) Platz sieben, dicht gefolgt von den Päpstlichen Missionswerken „missio" (19,21 Mio. Euro, plus 1 Mio. Euro). Die evangelische Diakonie landete auf Platz 12 (14,26 Mio. Euro), die Concordia Sozialprojekte auf Platz 15 (11,82 Mio. Euro).
Insgesamt beteiligen sich laut dem Fundraising Verband Austria 72 Prozent der Bevölkerung am Spenden, wobei Spendende durchschnittlich 138 Euro pro Jahr geben.
Pock: Pastoraltheologie hat sich in 250 Jahren um 180 Grad gedreht
Die pastoraltheologische Forschung und Lehre an der Universität Wien hat sich in den letzten 50 Jahren nach einer 200 Jahre langen Fokussierung auf die Sakramentenpastoral „ausgeweitet auf die Verantwortung für ein gelingendes gemeinsames Leben der Menschen in Kirche und Welt". Das hat der Wiener Pastoraltheologe Prof. Johann Pock bei der Festveranstaltung „250 Jahre Pastoraltheologie in Wien" am Montagabend betont. Vor zahlreichen Gästen im Großen Festsaal der Universität Wien legte Pock dar, dass die Pastoraltheologie schon lange keine Anwendungswissenschaft der Theologie mehr sei, sondern sich als „Handlungswissenschaft versteht, die sich in die Praxis von Kirche und Welt hineinbegibt". Entsprechend breit sei das Fach inhaltlich und methodisch aufgestellt.
Trotz dieses Wandels sei die Einführung der Pastoraltheologie vor 250 Jahren durchaus „innovativ" gewesen. Maßgeblich dafür waren die Arbeiten vom damaligen Abt Franz Stephan Rautenstrauch für die Studienordnung des neuen Faches, die 1774 von Kaiserin Maria Theresia in Kraft gesetzt wurde. Rautenstrauch habe damals den Graben zwischen der theoretischen theologischen Ausbildung und der Praxis der Priester in den Pfarren festgestellt und versucht, den Bezug zur Praxis bereits im Studium selbst zu thematisieren, nicht erst in der Praxiseinführung.
Unterweisung, Ausspendung und Erbauung
Nach Rautenstrauch sollte die Pastoraltheologie die angehenden Priester mit den wesentlichen praktischen Pflichten ihrer Tätigkeit vertraut machen: „Unterweisungspflicht, Ausspendungspflicht, Erbauungspflicht" - wie auch die drei großen Traktate damals hießen. Inhaltlich sei es dabei um die Einführung in die Katechese und Verkündigungslehre gegangen, die Sakramentenpastoral und die moralische sowie psychologische Bildung der Priester, die damals die einzigen hauptamtlichen Personen in der Seelsorge waren.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65)…
… habe sich das Fach dann massiv verändert: Ausgangspunkt seien jetzt die Fragen und Erfahrungen der Menschen, die in das Gespräch mit der christlichen Tradition zu bringen seien. Pock wörtlich: "Im Prinzip hat sich damit die Richtung um 180 Grad gedreht: Vor 250 Jahren und auch noch vor dem Konzil ging es um die Frage: Wie können wir unsere Botschaft, wie können wir das Evangelium am besten an den Mann, an die Frau bringen? Heute lautet die Frage zunächst: Was sind die Fragen, Sorgen, Hoffnungen und Ängste der Menschen? Was haben sie uns zu sagen - und wie verändert sich durch sie auch der eigene Blick auf die Tradition? Und erst dann die Frage: Und was können wir ihnen bieten; wo können wir hilfreich sein mit unseren Forschungen."
Prof. Zulehner gewürdigt
Im Rahmen des Festaktes wurde daher auch dem langjährigen Vorstand und bekannten Wiener Pastoraltheologen Prof. Paul M. Zulehner zu seinem bevorstehenden 85. Geburtstag (am 20. Dezember dieses Jahres) gratuliert. Pock über seinen Vorgänger, der 25 Jahre als Ordinarius gewirkt hatte: „Du hast mehr Bücher geschrieben, als die meisten je insgesamt lesen werden. Du hast vor allem mit dem Pastoralen Forum etwas geschaffen, das ganze Generationen von Theologinnen in den Ländern von Ost-, Mittel- und Südeuropa geprägt hat und weiterhin prägt - und einige davon sind heute auch hier."
Papst ernennt Konvertiten zum Übergangsleiter im Vikariat Anatolien
Papst Franziskus hat den altersbedingten Rücktritt des Apostolischen Vikars von Anatolien, Bischof Paolo Bizzeti, angenommen. Der Vatikan gab die Emeritierung des 77-jährigen Jesuiten am Montag bekannt. Gleichzeitig ernannte der Papst Weihbischof Antuan Ilgit (52) zum Übergangsleiter des Apostolischen Vikariats Anatolien, das die östliche Hälfte der Türkei umfasst und seinen Sitz in der Mittelmeer-Stadt Iskenderun hat. Der in Deutschland geborene türkische Jesuit Ilgit war vor genau einem Jahr zum Weihbischof für Anatolien geweiht worden.
Ilgit wurde als Kind türkischer Eltern im bayerischen Hersbruck geboren. Nach der Rückkehr seiner Eltern in die Türkei studierte er 1994 Wirtschaftswissenschaften in Ankara. Nach seiner Konversion zum Christentum trat er 2005 in den Jesuitenorden ein. Ilgit hat die italienische und die türkische Staatsbürgerschaft.
Offiziell zählt das Kirchengebiet des Vikariats Anatolien im Osten und Süden der Türkei weniger als 2.000 Katholiken.
Landesverrat-Prozess gegen Priester in Belarus beginnt
Ein katholischer Priester steht in Belarus wegen des Vorwurfs des Landesverrats vor Gericht. Hinter verschlossenen Türen begann am Montag in der Hauptstadt Minsk vor einem Bezirksgericht der Prozess gegen Pfarrer Henryk Akalatowitsch, wie Menschenrechtsaktivisten berichteten. Dem 64-Jährigen drohen den Angaben zufolge sieben bis 15 Jahre Strafkolonie und eine hohe Geldstrafe. Seit der staatlichen Unabhängigkeit im Jahr 1991 ist es in Belarus der erste Landesverrat-Prozess gegen einen katholischen Geistlichen.
Mangelnde Versorgung trotz Krebserkrankung
Menschenrechtler beklagen eine mangelhafte medizinische Versorgung von Akalatowitsch im Minsker Untersuchungsgefängnis des Geheimdienstes KGB. Kurze Zeit vor seiner Verhaftung hatte er einen Herzinfarkt erlitten. Zudem war er wegen einer Krebserkrankung am Magen operiert worden.
Die Behörden des Landes gehen immer wieder gezielt und massiv gegen die katholische Kirche vor, der etwa zehn Prozent der Belarussen angehören. Ein anderer katholischer Geistlicher, Pater Andrzej Juchniewicz, sitzt seit einem halben Jahr im Gefängnis. Er ist Vorsitzender der nationalen katholischen Ordenskonferenz. Auch ihn stufen Menschenrechtler als politischen Gefangenen ein.
Olympiasieger Gulyas bei kirchlichem Jugendfestival in Budapest
Mehr als 3.000 junge Christen im Alter von 15 bis 30 Jahren haben am Wochenende am großen Jugendfestival „Forraspont" ("Siedepunkt") in Budapest teilgenommen. Zu mit viel Musik und Lichteffekten verbundenen Glaubenszeugnissen, eucharistischer Anbetung und Gottesdienst bringt die von der katholischen Ungarischen Bischofskonferenz seit 2018 organisierte Veranstaltung jährlich mehrere Tausend Jugendliche zum Gebet zusammen. Unter den prominenten Gästen, die heuer über ihren Glauben sprachen, waren bekannte YouTuber und die Sportlerin Michelle Gulyas, Weltrekordlerin und Paris-Olympiasiegerin im Modernen Fünfkampf.
Die Budapester Weihbischöfe Kornel Fabry und Gabor Mohos feierten die Messe mit den jungen Leuten. Einen der Impulse hielt der Theologe und Priester Laszlo Gajer, Professor für Christliche Philosophie an der Budapester Peter-Pazmany-Universität in Budapest. Kirche müsse glaubwürdig sein, um die Jugend anzusprechen, betonte er im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Wahrheit, Ehrlichkeit und Authentizität seien die drei Schlüsselwörter, damit sich junge Menschen der Botschaft Christi gegenüber öffnen, so der Theologe.
Kurznachrichten
Papst Franziskus hat das Abschlussdokument der jüngsten Weltsynode über Synodalität als Teil seines ordentlichen Lehramts bestätigt. Unmittelbar nach der Abstimmung der Synodalen vor einem Monat hatte Franziskus deren Beschlüsse überraschend zur direkten Veröffentlichung freigegeben.
Papst Franziskus möchte von den Ortskirchen über die Umsetzung der Synodenbeschlüsse informiert werden. Beim turnusgemäßen „Ad-limina-Besuch" in Rom solle ihm jeder Bischof berichten, „welche Entscheidungen in der ihm anvertrauten Ortskirche im Hinblick auf die Vorgaben des Schlussdokuments getroffen worden sind, welche Schwierigkeiten aufgetreten sind und welche Früchte sie getragen haben".
Der Vatikan kämpft weiter mit massiven Internetproblemen. Am Montag war das eigene Nachrichtenportal Vatican News, das in 37 Sprachen über die Ereignisse im Vatikan berichtet, länger nicht zu erreichen.
Deutschland. Die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (70) hat laut eigenem Bekunden aus dem Glauben Kraft auch für ihr politisches Amt geschöpft. „Ich glaube daran, dass es Gott gibt, auch wenn ich ihn oft nicht direkt erfassen oder erfühlen kann", schreibt Merkel in ihren am Dienstag veröffentlichten Memoiren. Als Tochter eines evangelischen Pfarrers wurde sie religiös erzogen.
Frankreich. Das ORF-Fernsehen überträgt am 8. Dezember die erste Messe zur Wiedereröffnung der Kathedrale Notre-Dame live aus Paris. Erzbischof Laurent Ulrich feiert zu Mariä Empfängnis ab 10.30 Uhr den Festgottesdienst mit Altarweihe in der nach dem verheerenden Brand vor fünf Jahren wiederaufgebauten weltbekannten Kirche.
Spanien/Ungarn. Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mord an einem katholischen Priester in Ungarn hat die Polizei den mutmaßlichen Haupttäter gefasst. Spanische Beamte nahmen den 55-jährigen Rumänen im November in der Stadt Santa Coloma de Farners in der Provinz Girona fest.
In El Salvador ist der frühere Präsident Alfredo Cristiani (1989 -1994) wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung in die Ermordung von sechs Jesuiten und zweier Frauen im Jahr 1989 angeklagt worden.
Brasiliens Bundespolizei wirft einem Priester vor, einen Putschversuch mitgeplant zu haben. Pater Jose Eduardo de Oliveira e Silva habe gemeinsam mit anderen den Entwurf für einen Staatsstreich formuliert. Der Geistliche ist einer von 37 Beschuldigten. Unter ihnen ist auch Ex-Präsident Jair Bolsonaro.
Österreich
Österreich. Die Assyrische Kirche des Ostens hat in Österreich den Status einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft erlangt. Die Zahl der Kirchenmitglieder in Österreich wird von den Verantwortlichen mit knapp 320 angegeben. Seit 2022 haben die assyrischen Gläubigen mit Ninos Babisha einen eigenen, ständig präsenten Priester.
Jeder verdient eine zweite Chance
„Der Traum von Emmaus" lautet der Titel eines jetzt erschienenen Buches über den Gründer der Emmaus-Gemeinschaft, Karl Rottenschlager, der sich seit Jahrzehnten für die Resozialisierung von Haftentlassenen einsetzt. In einem Doppelinterview von „Kirche bunt" mit dem Theologen und früheren Sozialarbeiter in der Justizanstalt Stein und mit Buchautor Karl Vogd erläuterte Rottenschlager seine christliche Motivation für sein Engagement, das 1982 im "Scherbenviertel" von St. Pölten begann: „Das Wichtigste war und ist, dass jeder Mensch bei Emmaus die Erfahrung macht: Ich werde geliebt!" Ein Kripo-Chef habe ihm einmal gesagt: "Ah, Sie sind der, der jedem eine zweite, dritte oder vierte Chance gibt." Das sei die schönste Definition für Emmaus, sagte Rottenschlager.
Die Biografie beschreibt den Werdegang des heute 77-Jährigen, der bei seiner Sozialarbeit in der Justizanstalt erkannte, wie schwierig ein Neustart für Haftentlassene ist. Die Emmaus-Gemeinschaft umfasst mittlerweile vier Wohnheime, drei Notschlafstellen, zwei Tageszentren und vier Betriebe, die den Einstieg in den Berufsalltag erleichtern sollen. Rottenschlager ist zudem Gründer des Sozialmarktes in St. Pölten für Personen mit geringem Einkommen.
Auch das noch...
Literaturnobelpreisträger Fosse: Über Umwege zum Katholizismus
Der norwegische Literaturpreisträger Jon Fosse hat in seinem Schreibprozess zum Katholizismus gefunden. „Mir fiel etwas ein, und ich wusste nicht, woher es kam. Mein Geist öffnete sich für das, was man im katholischen Kontext die unsichtbaren Dinge nennt", beschrieb Fosse seine „spirituelle Suche" im Interview mit der Quartalszeitschrift der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag". Nachdem er als Teenager der norwegischen Kirche den Rücken gekehrt hatte, führte die Lektüre von Meister Eckhart den 65-Jährigen, einst Atheist und dann Quäker, zum Katholizismus. Er teile die geistliche Haltung des damals als Häretiker verurteilten Denkers und Dominikaners und sei kein Dogmatiker, wie er betonte: „Nur das Mysterium des Glaubens zählt, und dass du versuchst, Teil davon zu sein."
Seit einigen Jahren hat Fosse seine „zweite Heimat" im niederöster-reichischen Hainburg gefunden. Dort schrieb er unter anderem nachts an seiner international gefeierten „Heptalogie". Heuer fand sie mit dem Roman „Ein neuer Name", der eine Gottsuche zum Thema hat, zu ihrem Abschluss.
Martin-Buber-Plakette für P. Sporschill
Die erste Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Sabine Verheyen, hat bei einer Preisverleihungsfeier in Kerkrade (Niederlande) den österreichischen Jesuiten und Pionier der Hilfe für Straßenkinder und Romafamilien in Rumänien, P. Georg Sporschill, als „lebendiges Beispiel" für die Verwirklichung der Werte Martin Bubers bezeichnet. Sporschill ist diesjähriger Preisträger der Martin-Buber-Plakette der Stiftung „Euriade". Die "Euriade"-Ehrennadel erhielt die Leiterin der „Sozialen Werke Elijah", Ruth Zenkert, in deren Projekte Sporschill eingebunden ist. Die Preise wurden am 22. November verliehen.
Verliehen wird die Plakette seit 2002, bisher etwa an den letzten Präsidenten der UdSSR, Michail Gorbatschow, der für einen friedlichen Wandel stand, und an den ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. In den Werken Martin Bubers (geboren 1878 in Wien, gestorben 1965 in Israel) geht es um den allgegenwärtigen „Ich-Du"-Dialog des Menschen mit Gott und, von diesem Urdialog abgeleitet, mit den Mitmenschen.
Kirchen gegen geplantes Gottesdienst-Verbot in russischen Wohnhäusern
Religionsgemeinschaften in Russland kritisieren einen Gesetzentwurf für ein Gottesdienst-Verbot in Wohnhäusern. Auch die katholische Russische Bischofskonferenz äußerte Bedenken. Vielerorts müssten sich Kirchengemeinden in Mehrfamilienhäusern versammeln, weil ihnen Gotteshäuser fehlten, sagte der Pressesprecher der Bischofskonferenz, Kyrill Gorbunow, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
„In zahlreichen russischen Städten wurden historische Kirchen nicht an die Gläubigen zurückgegeben oder während der Sowjetzeit einfach zerstört", erklärte er. Die Behörden erteilen ihm zufolge mancherorts keine Genehmigung für den Bau einer neuen Kirche oder die Pfarre verfüge nicht über das Geld für einen Neubau.
Am deutlichsten protestierten bisher die Adventisten und andere protestantische Gemeinschaften sowie Vertreter des Islams gegen den Gesetzentwurf.
Rumänien: Orthodoxe Kirche verbietet Priestern politische Tätigkeit
Im Hinblick auf die rumänische Parlamentswahl am Sonntag und die nach einer Stimmen-Neuauszählung am 8. Dezember anstehende Präsidenten-Stichwahl hat die rumänisch-orthodoxe Kirche als größte Glaubensgemeinschaft des Landes strikte politische Zurückhaltung und Neutralität ihrer Vertreter angeordnet. Bischöfe, Priester, Diakone, Mönche und Nonnen dürften ihre politischen Ansichten nur bei der geheimen Stimmabgabe bekunden, zudem sei parteipolitische Betätigung für sie ausdrücklich verboten, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Schreiben des Heiligen Synods. Untersagt wurden auch der Beitritt zu politischen Parteien, Kandidatur für das Parlament, die Unterstützung von Kandidaten sowie das Bekleiden öffentlicher Ämter.
Jeder Verstoß gegen diese Vorgaben würde Geistliche dazu zwingen, sich zwischen ihrer religiösen Berufung und ihrer politischen Karriere zu entscheiden, hieß es. Über Verstöße werden die Diözesankonsistorien entscheiden.
Erbil: Katholische Universität hilft Überlebenden des IS
Die 2015 gegründete Katholische Universität von Erbil im Nordirak bietet Minderheiten, die vom Islamischen Staat verfolgt wurden, Bildung, Stipendien und Unterstützung, berichtete Vatican News.
Im Jahr 2014 drang der sogenannte Islamische Staat in den Nordirak ein und eroberte große Teile des Landes. Diese Invasion führte zu Massenvertreibungen, vor allem von Minderheitengruppen wie Christen, Jesiden, Turkmenen und Schabak.
Wie Pater Karam Shahmasha, ein Priester der örtlichen chaldäisch-katholischen Erzeparchie berichtet, sind viele dieser Flüchtlinge in die Autonome Region Kurdistan im Norden des Irak geflohen, wo die Kirche versucht hat, ihnen Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung zu bieten.
Ein Leuchtfeuer inmitten des Chaos...
Aus diesen karitativen Initiativen – so Shahmasha weiter – sei dann ein noch größeres Projekt entstanden: die Gründung der Katholischen Universität von Erbil (CUE): eine Hochschule, die das Ziel verfolgt, ein „Leuchtfeuer inmitten des Chaos“ zu werden und Studenten aus allen Bevölkerungsschichten aufzunehmen, vor allem jene, die am meisten unter der Gewalt zu leiden hatten. Bei einer Konferenz am Boston College im Jahr 2023 erinnerte Bashar Warda, der chaldäisch-katholische Erzbischof von Erbil, sowie Kanzler und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Universität, daran, dass die CUE ihre Pforten „für die Menschen geöffnet hat, die vom Daesh am meisten betroffen sind: Zwangsvertriebene, Christen und Jesiden“. „Wir verpflichten uns, eine starke Stimme für die Opfer zu sein“, erklärte er.
Hilfe für die jesidische Gemeinschaft
Pater Shahmasha hebt die Unterstützung hervor, die die Universität Studenten aus der jesidischen Gemeinschaft bietet, die Opfer des brutalen Völkermords durch den IS wurde; Menschen also, die ein noch schlimmeres Los getroffen hat als die Christen in der Region. Dank einer Reihe großzügiger katholischer und nicht-katholischer Wohltäter kann die CUE jedes Jahr zahlreiche Stipendien an jesidische Studenten vergeben, organisiert regelmäßig Veranstaltungen zur Feier der jesidischen Kultur – wie das Jesidische Neujahrsfest – und arbeitet mit Organisationen zusammen, die sich für die Rechte der Jesiden einsetzen. Mit Hilfe der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ kann die Universität auch jedes Jahr eine große Anzahl von „Papst-Franziskus-Stipendien“ vergeben, die vor allem christlichen Studenten zugutekommen.
Mehr als 600 Studenten
Neun Jahre nach ihrer Gründung zählt die Universität mehr als 600 Studenten mit unterschiedlichem Hintergrund. Pater Shahmasha hebt die jüngste Initiative hervor: einen Studiengang für Orientalistik, der vom Kunstkolleg der Universität ausgerichtet wird. Das Programm ist das erste seiner Art in der Region und bietet Kurse an über die „verschiedenen Religionen und ethnischen Gruppen, die das Zweistromland seit langem bewohnen“, mit so unterschiedlichen Themen wie kurdische Studien, katholische Theologie und die Bücher der Tora.