JA
die neue Kirchenzeitung
11. August 2024
Lesungen: 1 Kön 19,4-8; Eph 4,30-5,2; Evangelium: Joh 6,41-51.
Demokratie? Plutokratie!
Die USA sehen sich als das mächtigste demokratische Land der Welt.
Im Demokratieindex 2019 belegten sie jedoch nicht den 1., sondern nur den 25. Platz von 167 Ländern, womit sie als eine „unvollständige Demokratie“ galten. Doch selbst diese Bezeichnung ist eine Schönfärberei.
Anders als in autoritären Staaten braucht man in den USA keine Wahlen zu fälschen, um letztlich zu gewinnen.
Das Wahlsystem ist vollkommen veraltet. 2016 gewann Hillary Clinton mit einem Vorsprung von 3 Millionen Stimmen die Wahl, Präsident wurde aber dank des Wahlmänner-Votums dennoch Donald Trump.
Die USA sind eher eine Plutokratie denn eine Demokratie. Nicht das Volk herrscht, sondern jene, die Vermögen haben, ein „Geldadel“ – wie bei uns einst in der Monarchie.
Die „Zeit“ publizierte jüngst einen Artikel: „Die Macht der Milliardäre. Die Spenden bestimmen den Wahlkampf in den USA. Oft erreichen sie die Kandidaten über dunkle Kanäle.“
Doch selbst wenn die Kanäle transparent sind: Es handelt sich dabei um legalisierte Bestechung, um Korruption.
Die großen Spender erhoffen sich natürlich große Gegenleistungen. Im harmlosesten Fall werden sie mit einem Botschafterposten in Europa belohnt, im schlimmsten mit genau jenen Gesetzen, die sie sich wünschen – unabhängig von dem, was das Volk will. P. Udo
D/A/CH: Wo Theologinnen in der Kirche wirken – heute schon
Sabine Meraner, 31 Jahre alt, leitet eine Pfarre in Österreich. Sie ist kein Einzelfall. In den Ländern deutscher Sprache können katholische Theologinnen wie sie unter vielen kirchlichen Berufen und Diensten wählen. Und mehr als die Hälfte der Theologiestudierenden in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz sind Frauen. Sie wissen, dass die Kirche sie braucht und sucht. Auch wenn inzwischen immer weniger junge Frauen Theologie studieren und in der Kirche arbeiten wollen. Das berichtete Vatican News in einem großen Beitrag von Gudrun Sailer.
Pfarre in Tirol: eine Frau hat die Letztverantwortung
Als Beispiel bringt sie Sabine Meraner, die in der Tiroler Gemeinde Jenbach (7.500 Einwohner) tätig ist. Als Pfarrkuratorin – so heißt in ihrem Bistum Innsbruck die Gemeindeleitung durch Laien – trägt sie in ihrer Pfarrei Sorge für alle pastoralen und organisatorischen Belange. „Wenn jemand stirbt, mache ich das Trauergespräch mit den Angehörigen und die Beerdigung, gemeinsam mit dem Priester oder auch allein. Ich segne die Kinder zu Beginn des Schuljahres, feiere Weihnachten, Ostern und die größeren Feste mit ihnen in der Kirche. Ich habe meine Verantwortung in der Liturgie, bin also eingeteilt für Predigtdienste, auch die großen Gottesdienste bereite ich vor und spreche das mit dem Vikar ab, der meistens priesterlich bei uns zur Verfügung steht.“
Entscheidungen werden im Team getroffen, zusammen mit dem Pfarrer, dem Vikar, dem Diakon, den Hauptamtlichen. Darauf legt Sabine Meraner als Theologin Wert. „Ich muss Gottseidank nicht alles allein machen, das könnte ich nicht. Aber ich habe die Letztverantwortung.“
Kein Bistum kann mehr auf diese Frauen verzichten
Das Gros der katholischen Theologinnen im kirchlichen Dienst arbeitet heute in den Pfarreien und damit unmittelbar in der Seelsorge als Pastoral- oder Gemeindereferentinnen. Kein Bistum deutscher Sprache kann heute mehr auf diese Frauen verzichten, sagt Stephanie Feder vom Hildegardis-Verein, einer fast 120 Jahre alten katholischen Organisation in Deutschland, die Frauenstudien fördert und mit einem viel beachteten Mentoring-Programm die Zahl von Frauen in anspruchsvollen kirchlichen Diensten erhöhen will.
„Also da, wo das Modell etabliert ist, da funktioniert es auch“
Auf Widerstände stoßen die Theologinnen in der Seelsorge nicht mehr, heißt es unisono aus den drei Ländern. „Ich bin jetzt 15 Jahre in der Schweiz und mir ist gegen Frauen in verantwortlichen Positionen in der Seelsorge nichts mehr bekannt“, erklärt Arnd Bünker, Leiter des Schweizer Pastoralsoziologischen Instituts St. Gallen. „Also da, wo das Modell etabliert ist, da funktioniert es auch.“ In der Schweiz wirken schon recht lange Theologinnen und Theologen in der Gemeindeleitung, in einigen Fällen sogar verheiratete Theologenpaare, die sich die Stelle teilen. Unterstützt werden sie dabei von einem Priester, wie es das Kirchenrecht vorschreibt.
Foto: Vatican News.
Polen: Wahlfach Religion bald nur noch eine Stunde pro Woche
Polens katholische Bischöfe rufen zum Protest gegen eine geplante Änderung des schulischen Religionsunterrichts auf. Der von Weihbischof Wojciech Osial geleitete Ausschuss bezeichnete den geplanten gemeinsamen Religionsunterricht von Schülerinnen und Schülern aus verschiedenen Klassen und Jahrgängen zugleich als "schädlich oder sogar diskriminierend".
Bisher bieten Schulen in Polen das Wahlfach Religion getrennt nach Klassen an. Ab dem kommenden Schuljahr sollen sie laut einer vor wenigen Tagen beschlossenen Verordnung der linksliberalen Bildungsministerin Barbara Nowacka den Religionsunterricht verschiedener Klassen zusammenlegen, wenn in einer Klasse weniger als sieben Schülerinnen und Schüler das Fach wählen.
Die Aktion richtet sich auch dagegen, dass es ab dem Schuljahr 2025/26 nur noch eine Stunde Religionsunterricht pro Woche geben soll - statt wie bisher zwei Stunden.
Seit Monaten streitet die katholische Kirche mit der Mitte-Links-Regierung über den Religionsunterricht. Allerdings haben bisher erst 4.000 Menschen online die Aktion „Ja zur Religion in der Schule" unterzeichnet.
Foto: Bischof Wojciech Tomasz Osial.
Neuer Hilfskonvoi des Papstes für die Ukraine
Ein LKW mit Kleidung, Medikamenten und Lebensmitteln aus der ukrainischen Gemeinde S. Sofia in Rom machte sich am Donnerstag auf den Weg in die Ukraine. Um den Transport und das Verteilen der Spenden an die Bedürftigen im Kriegsland kümmert sich erneut der päpstliche Sozial- und Armenbeauftragte, Kardinal Konrad Krajewski.
Papst Franziskus` Solidarität für die Ukraine legt auch im Sommer keine Pause ein. Bei seiner ersten Generalaudienz nach der Sommerpause im Juli rief Franziskus diesen Mittwoch erneut zu Gebeten für die „gemarterte" Ukraine auf. Konkrete Hilfe leistet Franziskus selbst auch weiter: Spenden, die der Vatikan im Auftrag des Papstes für die Ukrainer sammelte, sollen am Donnerstag mit einem neuen Hilfskonvoi aus dem Vatikan auf den Weg gebracht werden. An Bord des LKWs soll diesmal übrigens besonders viel Thunfisch sein, in lang haltbaren Konservendosen.
Nicaragua: Rektor des Priesterseminars in Haft
In Nicaragua setzt das Regime von Daniel Ortega und Rosario Murillo den Feldzug gegen die katholische Kirche fort. 13 katholische Priester und Kirchenangestellte wurden in den vergangenen beiden Wochen verhaftet, darunter auch der Rektor des Priesterseminars von Matagalpa, Javin Torrez, berichtet Vatican News auf Basis unabhängiger Medien. Mit Torrez sei am Montag auch ein pastoraler Mitarbeiter in der von ihm geleiteten Pfarre festgenommen worden.
Matagalpa ist die Diözese, deren Bischof Rolando Alvarez lange inhaftiert war und im Jänner außer Landes gebracht wurde. Angaben der im Exil lebenden Menschenrechtsanwältin Martha Patricia Molina zufolge befinden sich von den vormals 70 katholischen Priestern der Diözese - darunter 57 Einheimische und 13 aus dem Ausland - nur noch 22 im Dienst; 30 lebten mittlerweile im Exil, unter ihnen auch Bischof Alvarez; fünf seien entführt worden, drei auf ungeklärte Weise verschwunden, einige wenige weitere verstorben oder pensioniert.
Nicaraguas Regierung weist sieben weitere Geistliche aus
Die sandinistische Regierung in Nicaragua hat erneut eine Gruppe von katholischen Geistlichen ausgewiesen. Wie regierungskritische Portale meldeten, mussten am Mittwoch sieben Geistliche das mittelamerikanische Land in einem Flugzeug nach Rom verlassen.
Bereits zwischen Ende Juli und Anfang August waren mindestens zehn Kirchenvertreter festgenommen worden. Die Angriffe der Diktatur von Präsident Daniel Ortega und seiner Frau und Vizepräsidentin Rosario Murillo speziell auf die katholische Kirche nehmen seit Jahren zu. Menschenrechtler schätzen, dass seit 2018 mindestens 140 Ordensleute und 84 Priester ausgewiesen, ins Exil gezwungen oder an der Wiedereinreise gehindert wurden.
Jugend Eine Welt: 153 Hilfsprojekte für Kinder und Jugendliche
Eine positive Entwicklung trotz eines schwierigen Jahres: So fasst die Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt" in ihrem nun vorgelegten Jahresbericht das vergangene Jahr 2023 zusammen. Insgesamt 153 Hilfsprojekte in 53 Ländern auf vier Kontinenten für Kinder und Jugendliche konnten in dem Jahr umgesetzt oder neu gestartet werden.
Der Arbeitsaufwand sei enorm gewesen, auch 2023 „musste der 'Spagat' zwischen immer öfters notwendig werdender humanitärer Nothilfe und nachhaltiger Entwicklungszusammenarbeit bewältigt werden", hieß es.
Für die Projekte wurde 2023 ein Gesamtspendenvolumen von 10,2 Millionen Euro aufgewendet (2022: 10,7 Millionen Euro). Über 84 Prozent des Spendenvolumens floss laut "Jugend Eine Welt" in Auslandsprojekte (Bildung, Ausbildung, Soziale und Humanitäre Hilfe) und in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und Informationsarbeit. Die Verwaltungskosten beliefen sich auf rund vier Prozent.
Kurznachrichten
Venezuelas Bischofskonferenz hat in einer Erklärung die Präsenz „bewaffneter Zivilisten an der Seite der Polizeikräfte als Mechanismus zur Verhinderung friedlicher Bürgerproteste" verurteilt. Gemeint sind damit offenbar die sogenannten Colectivos, regierungsnahe paramilitärische Schlägerbanden, die Demonstrationen angreifen.
Österreich
Salzburg. Aktuell sind rund 120 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter etwa 43 Millionen Minderjährige. Auf die Nöte der auch Hunger leidenden Asylsuchenden macht eine am Dienstag eröffnete Ausstellung zugunsten der Caritas-Auslandshilfe im Salzburger Dom aufmerksam.
„Nie wieder Hiroshima!“
Zum Gedenken an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hirsohima und Nagasaki vor 79 Jahren haben zahlreiche Friedensinitiativen am 6. August wieder zu einer Friedenskundgebung auf den Wiener Stephansplatz eingeladen.
Dutzende Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen haben dazu Grußbotschaften an die Veranstalter gerichtet, in denen sie zur Abrüstung, zu der Vernichtung aller Atomwaffen und verstärkten Friedensinitiativen aufrufen. Am 6. August 1945 hatte die US-Luftwaffe eine Atombombe über der japanischen Großstadt Hiroshima abgeworfen, drei Tage später eine zweite über Nagasaki. Nach Schätzungen starben insgesamt mehr als 250.000 Menschen sofort oder teils Jahre später an Verbrennungen und Strahlenschäden.
Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki markierten einen tragischen Wendepunkt in der Dimension unkontrollierbarer Zerstörungswut, so etwa der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler in seiner Grußbotschaft. Den Opfern ein bleibendes Andenken zu bewahren, „liegt dabei ebenso in unserer ethischen Verantwortlichkeit wie den globalen Rüstungswettlauf endlich zu durchbrechen".
Auch das noch...
Hilfswerk warnt: Hexenverfolgung noch in 45 Ländern
In 45 Ländern auf der Welt werden nach Hilfswerksangaben weiterhin Frauen und Männer als angebliche Hexen verfolgt und bedroht. Aktuelle Fälle von Hexenverfolgung seien in Staaten auf allen Kontinenten mit Ausnahme von Europa nachweisbar, berichtet das kirchliche Hilfswerk missio Aachen am Donnerstag unter Bezug auf eigene Recherchen. Anlass ist der Internationale Tag gegen Hexenwahn am Samstag (10. August).
Insbesondere in Subsahara-Afrika, dem südlichen Asien und Ozeanien ist demnach die Hexenverfolgung noch ein verbreitetes Phänomen. Aber auch in Mexiko, Peru und Bolivien habe das Hilfswerk entsprechende Fälle dokumentiert.
„Aberglaube wird als Rechtfertigung für Gewalttaten eingesetzt", erklärte der Vizepräsident von missio Aachen, Gregor von Fürstenberg. „Habgier, Hass und die Suche nach Sündenböcken sind die Motive der Täter, warum sie unschuldige Menschen an den Pranger stellen. Gegen diese weltweiten Menschenrechtsverletzungen muss stärker gekämpft werden."
Medjugorje-Jugendfestival verweist auf Franz Jägerstätter als Vorbild
Mit einem Gottesdienst zu Tagesanbruch auf dem Krizevac-Berg ist am Dienstag in Medjugorje das fünftägige Internationale Jugendfestival (Mladifest) zu Ende gegangen. Mehrere Zehntausend Jugendliche aus aller Welt hatten sich trotz extremer Hitze in dem herzegowinischen Wallfahrtsort versammelt, begleitet von über 700 Priestern und mehr als einem Dutzend Bischöfen.
Auch der Selige Franz Jägerstätter (1907-1943) war Thema bei den Vorträgen und Katechesen des Mladifests. Ortspfarrer P. Zvonimir Pavicic nannte den österreichischen NS-Kriegsdienstverweigerer als Beispiel dafür, dass eine „Freundschaft mit Jesus" auch die Konfrontation mit schwierigen Entscheidungen nicht scheue. Für Jägerstätter sei diese Freundschaft der Grund gewesen, keinen Kriegsdienst für Hitler zu leisten und dabei andere töten zu wollen. „Jägerstätter war Vater und Ehemann, über allem jedoch auch Christ, und aus Liebe zu Christus hat er den eigenen Tod angenommen." Damit habe er eine „Revolution" ausgelöst, erklärte der Franziskanergeistliche.
Stift Stams: Sonderausstellung anlässlich 300 Jahre Innsbrucker Dom
Der barocke Dom zu St. Jakob feiert heuer sein 300. Weihejubiläum. Aus diesem Anlass zeigt die Zisterzienserabtei Stift Stams bis zum 29. September eine Sonderausstellung im Stiftsmuseum. Im Zentrum der vom Kunsthistoriker Helmut Oehler kuratierten Ausstellung steht das Mariahilf-Gnadenbild von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1537. Durch Kopien entwickelte es sich zu einem der verbreitetsten Marienbilder im Alpenraum. Präsentiert wird auch die Genese des Hochaltarbildes von Josef Schöpf (1745-1822), das die prominente Darstellung umrahmt und in eine Bildgeschichte mit dem Apostel Jakobus dem Älteren und dem Heiligen Alexius von Edessa integriert.