JA
die neue Kirchenzeitung
16. Februar 2025
Lesungen: Jer 17,5-8; 1 Kor 15,12.16-20; Evangelium: Lk 6,17-18a.20-26.
Der Reiche und die Armen
Am 8. Februar schrieb Gudrun Doringer in den Salzburger Nachrichten: Elon Musk besitzt rund 422 Milliarden Dollar. Er könnte jedem Erdenbürger 52 Dollar schenken. Die weltweite Hungerkrise könnte er für mehrere Jahre lösen.
Doch was tut Donald Trumps neuer Superman. Er beabsichtigt, USAID - die US-Entwicklungshilfe - zu zerstören. Von weltweit 10.000 Mitarbeitern sollen keine 300 übrig bleiben.
Der Caritas-Weltdachverband Caritas Internationalis (CI) warnt vor „katastrophalen Folgen“ der geplanten Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID durch die Regierung von Präsident Donald Trump.
Es handle sich um eine „rücksichtslose“ Entscheidung der neuen Regierung in Washington. Die plötzliche Einstellung von USAID werde „Millionen Menschen das Leben kosten“. P. Udo
Alterzbischof Schick: „Verwertung von Kirchen" braucht viel Fantasie
Über „Große Räume - leere Kirchen - lebendige Feiern" sprach der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick dieser Tage bei der Jahresversammlung der Liturgiewissenschaftlichen Gesellschaft Klosterneuburg. Dabei plädierte er für viel Fantasie bei der Verwertung von Kirchen, damit möglichst viele erhalten bleiben. Schick hielt fest: „Wir brauchen die Kirchen für die Feier der Gottesdienste und für den Erhalt und die Verbreitung unserer christlich geprägten Kultur, die wir nicht verlieren dürfen. Die Kirchen sind dabei unerlässlich wichtig." Es lasse sich aber nicht leugnen, dass in Deutschland oder Österreich die Kirchenräume für die Gottesdienste oft zu groß seien und die Kirchen immer leerer würden. Die Diskussion über die „Verwertung von Kirchen" müsse deshalb geführt werden.
Kirchen wurden gebaut…
… für Gottesdienste, für Stille und Besinnung und als Zeugnis für die Verherrlichung Gottes und Jesu Christi. Sie hätten zugleich auch immer der Evangelisation gedient. „Sie sollten Hinweisschilder auf Gott unter uns und für uns sein, sowie Wegweiser zu Jesus Christus". Sie sollten Verkünder des Evangeliums sein, der christlichen Werte und Tugenden, so der Alterzbischof.
Die meisten Kirchen könne man nicht aufgeben, weil sie unter Denkmalschutz stehen. Bei ihnen stelle sich die Frage, wie man sie für andere Zwecke verwerten könne. Schick nannte einige Beispiele: Als er noch in der Diözese Fulda Generalvikar war, habe man eine Kirche zu einem christ-katholischen Kulturraum umgewandelt. In Bamberg wurde eine Kirche den Krippenfreunden zur Ausstellung von Weihnachts- und Passionsgrippen übergeben. Bei anderen Kirchen blieb ein Teil Gottesdienstraum, ein Teil wurde als Gemeindezentrum und Beratungsstätte genutzt. Schick: „Große Kirchenräume können multifunktional genutzt werden für den dreifachen Dienst der Kirche - Verkünden, Heiligen, karitative Gemeinschaftspflege."
Es gebe allerdings auch neuere Kirchenbauten, die ohne Schwierigkeiten entsakralisiert werden könnten. „Es sind die Zweckbauten, die in jüngster Vergangenheit entstanden sind. Sie können gegebenenfalls ohne Probleme einem anderen Zweck zugeführt werden." Freilich: „Aufgegebene Kirchen dürfen nie zu Zwecken verwendet werden, die mit Kirche unvereinbar sind."
Unser Foto zeigt die vor 65 Jahren in Lerchenfeld, dem damals aufstrebenden Arbeiterviertel von Krems, erbaute Kirche St. Severin. Sie zählte 800 Sitzplätze! 1985 lebten in der Pfarre 2.500 Katholiken, 2015 1.600. 2023 wurde das Gotteshaus aufgegeben und an die Stadt Krems verkauft. Wie die Kirche genutzt werden soll, ist noch unklar.
Exil-Bischof Alvarez: Glaube und Gebete trugen mich durch Haftzeit
Ein Jahr nach seiner Freilassung aus der Folterhaft in Nicaragua und seiner Exilierung nach Rom hat sich der Dissidenten-Bischof Rolando Alvarez (58) in einem ausführlichen Interview zu Wort gemeldet. Nachdem er im Februar 2024 „in psychologischer, psychiatrischer, emotionaler, moralischer, spiritueller und physischer Sicht auf 0 reduziert" in Rom angekommen sei, fühle er sich inzwischen wieder bei Kräften und „zu 90 Prozent wiederhergestellt", erklärte der Bischof von Matagalpa und Apostolischer Administrator von Esteli in einem am Donnerstag ausgestrahlten Beitrag des Senders EWTN.
Alvarez war nach Kritik gegenüber dem Regime von Daniel Ortega in Nicaragua im September 2022 verhaftet worden und hatte infolge einer Verurteilung zu ursprünglich 26 Jahren Haft wegen „Verschwörung und Verrat" 17 Monate im Gefängnis verbracht. Von dieser Zeit berichtete der Bischof, dass er trotz der zahlreichen physischen und psychischen Belastungen „immer an meine Befreiung geglaubt" habe. Aufrechterhalten habe ihn damals besonders „die Gebetskraft des Volkes, nicht nur in Nicaragua, sondern auf der ganzen Welt". Nicht nur Katholiken, sondern auch Agnostiker hätten mit ihm gehofft.
Er sei glücklich, nun in Rom zu sein, dort genesen zu sein und „inneren Frieden" gefunden zu haben, sagte Alvarez. Auf Wunsch von Papst Franziskus habe er nicht wie beabsichtigt seine Funktion als Bischof und Administrator in Nicaragua zurückgelegt, sondern leite die Diözesen Matagalpa und Esteli nun aus der Diaspora. Er selbst nenne seine Situation „nicht Exil, sondern Befreiung", denn in der Diaspora sei bei ihm der Glaube und auch die Hoffnung gestärkt worden.
Trotz der schweren politischen und gesellschaftlichen Umstände Nicaraguas lebe das Volk Gottes dort „weiter in Hoffnung und Glauben", sagte der Bischof. Besondere Bedeutung habe dabei ein Hirtenbrief gehabt, den Papst Franziskus im Vorjahr an die Gläubigen in Nicaragua geschrieben habe, mit der Ermutigung, „in die göttliche Vorsehung zu vertrauen, selbst in den dunkelsten Momenten". Sein Volk seien „Menschen der Hoffnung", so der Bischof.
Papst kritisiert Abschiebungen von Trump-Regierung scharf
Ungewöhnlich deutlich hat Papst Franziskus die Abschiebungen unter der neuen US-Regierung von Donald Trump kritisiert und die unantastbare Würde jedes Menschen betont. „Eine echte Rechtsstaatlichkeit zeigt sich gerade in der würdigen Behandlung, die alle Menschen verdienen, insbesondere die Ärmsten und am stärksten Ausgegrenzten", so der Papst in einem Brief an die US-Bischöfe. Das am Dienstag vom Vatikan auf Englisch und Spanisch veröffentlichte Schreiben ist datiert auf den 10. Februar 2025.
„Ein richtig gebildetes Gewissen kann nicht umhin, ein kritisches Urteil zu fällen und seine Ablehnung gegenüber jeder Maßnahme zum Ausdruck zu bringen, die stillschweigend oder ausdrücklich den illegalen Status einiger Migranten mit Kriminalität gleichsetzt", schreibt er mit Blick auf die „Einleitung eines Programms von Massenabschiebungen" durch die Trump-Regierung. Abgesehen von Fällen, in denen Migranten Gewalttaten und schwere Verbrechen begingen, verletze eine Abschiebung die Würde vieler Männer, Frauen und ganzer Familien.
In aller Deutlichkeit weist der Papst auch die Vorstellung zurück, wonach es verschiedene Klassen von Menschen gebe, die je nach empfundener ethnischer, religiöser oder auch geografischer Nähe unterschiedliche Grade von Zuwendung verdienten. „Die christliche Liebe ist keine konzentrische Ausdehnung von Interessen, die sich nach und nach auf andere Personen und Gruppen erstrecken", stellt Franziskus klar.
Der katholische US-Vizepräsident James David Vance hatte es vergangene Woche unter Berufung auf den Kirchenvater Augustinus als christliche Auffassung bezeichnet, erst die eigene Familie zu lieben, dann den Nachbarn, gefolgt von der örtlichen Gemeinschaft und weiteren Mitbürgern und sich erst danach auf den „Rest der Welt" zu konzentrieren.
Demgegenüber empfiehlt Papst Franziskus in seinem Brief an die US-Bischöfe die Betrachtung des berühmten biblischen Gleichnisses vom "Barmherzigen Samariter" und das Nachdenken über die Liebe im christlichen Sinn, „die eine ausnahmslos für alle offene Geschwisterlichkeit aufbaut". Hier könne man die wahre Ordnung der Liebe („ordo amoris") entdecken, die es zu fördern gelte, so der Papst.
Den US-Bischöfen dankt Franziskus in dem dreiseitigen Brief für ihr Engagement für Migranten: „Gott wird all das, was Sie für den Schutz und die Verteidigung derer tun, die als weniger wertvoll, weniger wichtig oder weniger menschlich angesehen werden, reichlich belohnen!"
Religiöse US-Organisationen klagen Regierung
Unterdessen reichten 27 religiöse Organisationen, darunter mehrere protestantische Kirchen und die Union für Reformjudentum, Klage gegen die US-Regierung ein. Wie Medien unter Berufung auf die beim US-Bezirksgericht in Washington eingereichte Klageschrift berichten, wollen sie damit gegen eine Anordnung Trumps vorgehen, die US-Einwanderungsbeamten mehr Spielraum an sensiblen Orten wie etwa Gotteshäusern einräumt. Damit würden Gläubige unter anderem davon abgehalten, Gottesdienste zu besuchen - dies sei eine Verletzung der Religionsfreiheit.
Zu den ersten von der Trump-Regierung verkündeten Maßnahmen gehörte, dass illegal eingewanderte Personen künftig auch in Kirchen, Schulen und Krankenhäusern festgenommen werden können. Eine Sonderregelung sah bislang vor, dass Beamte der US-Einwanderungspolizei nicht ohne spezielle Genehmigung an solch „sensiblen Orten" tätig wurden.
Kräutler: Sr. Dorothy Stang sah Folgen der Amazonas-Zerstörung voraus
Amazonas-Bischof Erwin Kräutler hat zum 20. Jahrestag der Ermordung von Sr. Dorothy Stang an die visionäre Weitsicht der US-Ordensfrau und ihr unermüdliches Engagement für den Schutz des Amazonasgebietes erinnert. Die Missionarin der Schwestern von Notre Dame de Namur habe bereits in den 1980er und 1990er Jahren als „moderne Prophetin" die dramatischen ökologischen und sozialen Folgen der Abholzung und Umweltzerstörung in der Region vorausgesehen, sagte der 85-jährige emeritierte Bischof der inzwischen zur Diözese erhobenen Prälatur Xingu am Mittwoch bei der Gedenkmesse im brasilianischen Anapu.
Kräutler erinnerte in seiner Predigt, dass Stang 1982 in die Bezirkshauptstadt Altamira im Bundesstaat Para gekommen sei, um „mit den Ärmsten der Armen" zu leben. Damals seien die Probleme an der Transamazonica-Ost vor allem Malaria, Hunger und Gewalt gewesen. Schon früh habe die US-Missionsschwester ihren hingebungsvollen Kampf für die Rechte der Landbevölkerung und gegen den Raubbau an der Natur durch illegale Holzfäller und Großgrundbesitzer aufgenommen.
„Schwester Dorothy liebte die Armen, aber sie liebte auch unsere Mit-Welt, die Gott geschaffen hat, unser 'gemeinsames Haus', das stöhnt und um Erbarmen fleht, weil es angegriffen und misshandelt wird", sagte der aus Vorarlberg stammende Bischof, dessen engste Mitarbeiterin Stang war und deren Begräbnis er im Februar 2005 geleitet hatte. Stang habe den Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und Umweltschutz bereits klar erkannt und bleibe durch ihren Einsatz eine Inspiration bis heute.
Leben für den Amazonas
Dorothy Stang, 1931 in Ohio geboren, hatte sich ab 1966 für die Rechte von Brasiliens Kleinbauern und für den Umweltschutz eingesetzt, insbesondere gegen die illegale Abholzung des Regenwaldes. Ab 1982 lebte und arbeitete sie in der Kleinstadt Anapu, wo sie sich mit anderen Ordensschwestern für die landlosen Bauern starkmachte. In ihren „Projekten für nachhaltige Entwicklungen" (PDS) verband sie Waldschutz mit nachhaltiger Landwirtschaft. Den Großgrundbesitzern war sie damit ein Dorn im Auge, weshalb es mehrfache Drohungen und Einschüchterungsversuche gab.
Am Tag ihrer Ermordung war die damals 73-Jährige auf dem Weg zu einer neuen Siedlung und wurde von Auftragsmördern erschossen. Die Mörder und deren Auftraggeber wurden zwar verurteilt, jedoch nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Der Kampf um Landrechte und den Schutz des Amazonasgebiets in der Region dauert weiter an, denn der Landraub und die Abholzung setzen sich fort, weiterhin verbunden mit Gewalt und Drohungen.
USAID: Caritas-Weltverband sieht „katastrophale“ Folgen
Der Caritas-Weltdachverband Caritas Internationalis (CI) warnt vor „katastrophalen Folgen“ der geplanten Zerschlagung der US-Entwicklungsbehörde USAID durch die Regierung von Präsident Donald Trump.
Es handle sich um eine „rücksichtslose“ Entscheidung der neuen Regierung in Washington und einen „Affront gegen die Menschenwürde, der unermessliches Leid verursachen wird“, erklärte CI-Generalsekretär Alistair Dutton am Montag in Rom. Die plötzliche Einstellung von USAID werde „Millionen Menschen das Leben kosten und Hunderte Millionen weitere zu einem Leben in unmenschlicher Armut verurteilen“, warnte Dutton. Der Schritt drohe jahrzehntelange Fortschritte in der Entwicklungshilfe zu untergraben und Regionen, die auf Unterstützung angewiesen sind, zu destabilisieren.
Caritas Internationalis ist die Dachorganisation von mehr als 160 nationalen Caritasverbänden, die in mehr als 200 Ländern und Gebieten weltweit tätig sind. Das internationale Caritas-Netzwerk bildet nach dem Roten Kreuz das zweitgrößte humanitäre Hilfsnetzwerk der Welt.
In den Vereinigten Staaten war das Caritas-Auslandshilfswerk „Catholic Relief Services (CRS)" bislang der Hauptempfänger von USAID-Geldern. Wie US-Medien vergangene Woche berichteten, bereitet sich die Organisation bereits auf massive Kürzungen - bis zu 50 Prozent in diesem Jahr - vor, die sich aus den Kürzungen der US-Auslandshilfe ergeben.
Debatte um Aussetzen der US-Hilfen gegen AIDS in Afrika
Mehrere prominente Pro-Life-Aktivisten haben US-Außenminister Marco Rubio aufgefordert, die Mittel für das "President's Emergency Plan for AIDS Relief" (PEPFAR) wieder freizugeben. Dieses 2003 gestartete Programm hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Mutter-Kind-Übertragung von HIV in Afrika zu verhindern. Unterstützer des Programms argumentieren, dass die Trump-Regierung durch das Einfrieren von Auslandsbeihilfen entscheidende Hilfsgelder für die Bekämpfung von AIDS in vielen Ländern Sub-Saharas zurückgehalten hat, was bereits zu Schließungen von Kliniken geführt hat und das Leben unzähliger Mütter und Kinder gefährdet. Das berichtet das US-Nachrichtenportal „National Catholic Register".
Hilfswerk: Viele Tote bei Überfällen auf Pfarre in Burkina Faso
Mehrere Dörfer im westafrikanischen Burkina Faso sind nach Angaben des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not" erneut Ziel von terroristischen Angriffen geworden. Terroristen hätten mehrere Dörfer seiner Pfarre überfallen und dabei zahlreiche Menschen getötet und Häuser in Brand gesteckt, berichtete der Pfarrer der Gemeinde in Tansila, Jean-Pierre Keita. Die Überfälle ereigneten sich demnach bereits Ende Jänner.
Die Pfarre Tansila liegt in der Diözese Nouna im Nordwesten Burkina Fasos und umfasst 37 Dörfer, von denen etwa ein Drittel der Bewohner Christen sind. Am 25. Jänner griffen den Schilderungen Keitas zufolge mehr als 200 Terroristen die genannten Dörfer an. Mindestens 26 Personen wurden getötet, darunter sechs Christen. Am selben Tag töteten bewaffnete Männer in der Diözese Dédougou, ebenfalls im Nordwesten des Landes, zwei Katecheten, die von einer Fortbildung zurückkehrten.
Am 31. Jänner ereignete sich ein weiterer Überfall in der Pfarre Tansila, bei dem erneut mehrere Menschen ums Leben kamen, darunter der Vater und mehrere Familienmitglieder des Pfarrers. Laut „Kirche in Not" war die Pfarre in den vergangenen Jahren wiederholt Ziel von Terroranschlägen.
Foto. Verwüstete Sakristei in einer Kirche in der Pfarre in Tansila (Archivbild von Mai 2024). © KIRCHE IN NOT
Demokratische Republik Kongo: Lage im Osten des Landes spitzt sich dramatisch zu
Rund zwei Wochen nach der Besetzung der Stadt Goma im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda herrschen dort dramatische Zustände und andauernde Kämpfe. Wie der portugiesische Missionar Pater Marcelo Oliveira, der in der Region tätig ist, in einer Nachricht an das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ berichtete, seien bereits mehr als zweitausend Menschen getötet und Tausende verletzt worden. „Die Krankenhäuser sind überfüllt, und selbst Flüchtlingslager wurden angegriffen“, so der Comboni-Missionar.
In und um Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo, bekämpfen sich die kongolesische Armee und die mutmaßlich von Ruanda unterstützte Rebellengruppe M23. Das Ziel von M23 sei, die wichtige Stadt unter Kontrolle zu bringen, erläuterte Pater Marcelo. Die Lage sei äußerst ernst, denn es bestehe die Gefahr, dass die Rebellengruppen auch in die Nachbarprovinz Süd-Kivu vorrücken. Derzeit gibt es diplomatische Bemühungen, um einen Waffenstillstand zu erreichen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Auch der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, rief zur Beendigung des Konflikts auf.
Konflikt droht sich auszuweiten
Pater Marcelo berichtete von chaotischen Zuständen. So sei beispielsweise während der Kämpfe vielen Gefangenen aus dem Männerflügel des Zentralgefängnisses die Flucht gelungen. Viele von ihnen hätten den Frauenflügel angegriffen und die Insassinnen vergewaltigt. „Viele Frauen und Kinder wurden ermordet. Einige Gefangene setzten auch die Einrichtungen in Brand, und viele konnten den Flammen nicht entkommen.“
Auch die humanitäre Situation rund um Goma ist dramatisch. Der Flughafen, über den die Hilfen in die Stadt gelangten, ist geschlossen, nachdem er verwüstet wurde. Möglicherweise befinde sich auf dem Gelände auch noch Sprengmaterial, das noch nicht explodiert sei, erläuterte der Priester.
Die Arbeit der Kirche gehe trotz der enormen Herausforderungen weiter, betonte Pater Marcelo. „Die Menschen müssen ständig fliehen. Selbst die Flüchtlingslager sind nicht sicher. Wir sind weiterhin bei den Menschen und versuchen, inmitten von Angst und Schmerz ein Zeichen der Hoffnung zu sein.“
Foto: Flüchtlingsfamilie in Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu. © MONUSCO/Sylvain Liechti
Myanmar: Luftangriff zerstört jüngst zur Kathedrale erhobene Kirche
Das myanmarische Militär hat mit Luftangriffen die katholische Kirche vom Heiligen Herzen Jesu in Mindat im Westen des Landes getroffen und schwer beschädigt. Die Kirche, die jüngst zur Kathedrale der neuen Diözese Mindat erhoben wurde, erlitt durch mehrere Sprengkörper schwere Schäden am Dach und an den Fenstern und sei nun unbenutzbar, geht aus einem Bericht des römischen Pressediensts „Fides" hervor.
Die Diözese Mindat war erst am 25. Jänner von Papst Franziskus offiziell errichtet worden, indem das Gebiet von der Diözese Hakha abgetrennt wurde. In den vergangenen Monaten war das Gebiet von Mindat Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen den Chinland Defence Force (CDF) und dem myanmarischen Militär. Die lokalen Milizen, die im Unionsstaat Chin in Opposition zur Militärjunta entstanden sind, haben schließlich die Kontrolle über das Gebiet übernommen und es im Jänner als „befreite Zone" deklariert.
In den vergangenen Tagen hatten die örtlichen Priester Inspektionen durchgeführt und die Organisation der nächsten liturgischen Feierlichkeiten zur Weihe des neuen Bischofs, Augustine Thang Zawm Hung, vorbereitet, berichtete „Fides". Die Zerstörung der Kirche habe bei den lokalen Gläubigen bittere Gefühle hinterlassen, sie wollten sich aber nicht entmutigen lassen und die Kirche wiederaufbauen.
„Wir sind sehr traurig, dass unsere Kirche bombardiert wurde. Es ist eine Wunde in unserem Herzen. Aber wir werden uns nicht entmutigen lassen. Wir werden sie wiederaufbauen", sagte der örtliche Priester P. Paulinus. „Und wir sind sicher, dass der Herr uns mit seiner Gnade und seinem Segen 'bombardieren' wird: Das wird unserem Volk Frieden und Wohlstand bringen."
Die Diözese Mindat, im südlichen Teil des Staates Chin gelegen, umfasst etwa 360.000 Einwohner, darunter 15.000 Katholiken. Die Diözese besteht aus 23 Pfarreien, 48 Diözesanpriestern, drei Ordensleuten, 21 Ordensschwestern sowie 40 Seminaristen im Vorseminar und sieben Seminaristen im Hauptseminar. Chin ist der einzige Unionsstaat von Myanmar mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit.
Kurznachrichten
Vatikan. Ein Mann, der am 7. Februar auf den Hauptaltar des Petersdoms geklettert war und dort Kerzenleuchter und das Altartuch herunterriss, wurde nach Angaben des Vatikans später der italienischen Polizei übergeben. Der Rumäne sei vermutlich psychisch krank, so ein Vatikansprecher.
Russland. Das Moskauer Außenministerium ist nach eigenen Angaben zu einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Heiligen Stuhl im „Interesse des Friedens in der Ukraine" bereit. Es lobte zugleich, dass der Vatikan von Anfang an eine „ausgewogene und neutrale Position" zum Ukraine-Krieg eingenommen habe.
In Großbritannien wollen jüdische und muslimische Gemeinschaften künftig enger zusammenarbeiten. Dazu unterzeichneten Vertreter beider Glaubensgemeinschaften am Dienstag ein Versöhnungsabkommen. Anschließend empfing sie König Charles III. im Buckingham Palace, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) meldet.
In Indien ist die Zahl der Hassreden gegen religiöse Minderheiten im Jahr 2024 dramatisch angestiegen. Laut einem Bericht des US-amerikanischen Think-Tanks India Hate Lab (IHL) gab es eine Zunahme um 74,4 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Besonders betroffen seien Muslime, die in rund 98,5 Prozent der dokumentierten Fälle Ziel solcher Äußerungen gewesen seien.
Italien. Scharfe Kritik an dem erstmals in einer italienischen Region verabschiedeten Gesetz zum assistierten Suizid in der Toskana hat der Vorsitzende der toskanischen Bischofskonferenz, Kardinal Augusto Paolo Lojudice, geäußert. Die Neuregelung sei „wirklich eine Niederlage für alle".
Deutschland. Im Münchner Liebfrauendom ist am 9. Februar ein Mahnmal gegen das Vergessen des Missbrauchs errichtet worden. Anwesend waren Betroffene, Vertreter des Klerus und der Politik. Das 60 Zentimeter hohe Werk „Heart" des Münchner Künstlers Michael Pendry soll bis Ostern am Altar und danach dauerhaft auf einer Stele in der Krypta des Gotteshauses stehen.
USA/Italien. Der Teenager Carlo Acutis (1991-2006), der am 27. April in Rom von Papst Franziskus als erster „Millennial" heiliggesprochen wird, steht im Mittelpunkt eines Kinofilms, der am selben Tag in den US-Kinos erscheint.
Österreich
In Österreich sind über 1.000 Seelsorgerinnen und Seelsorger in Spitälern im Einsatz, um Kranken und ihren Angehörigen in schweren Stunden beizustehen. Insgesamt leisten diese einen Einsatz von nahezu 450.000 Stunden pro Jahr.
Österreichs Priester haben bei der Priester-EM in Ungarn Platz 8 erreicht.
Tirol. Mit Martina Hausmann hat Anfang Februar erstmals eine Frau die Leitung des bischöflichen Sekretariats der Diözese Innsbruck übernommen. Die gebürtige Burgenländerin lebt mit ihrer Familie in Birgitz, wo sie vor allem bei der dortigen Musikkapelle ehrenamtlich stark engagiert ist. Vor ihrer Anstellung in der Diözese Innsbruck war sie im Kulturbereich tätig, namentlich als Projektmitarbeiterin im Tiroler Kunstkataster und beim Bundesdenkmalamt.
Salzburg. Tägliche Messen und zusätzliche Gebetszeiten, an den Wochenenden mehrere Messen gibt es in den Pfarrkirchen in Saalbach, Viehhofen und Maishofen. Pfarrer Rudolf Weberndorfer bemüht sich, den Gästen der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm auch ein ordentliches spirituelles Angebot zu bieten.
Niederösterreich. Der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz wird dem neu gewählten Abt von Stift Göttweig, P. Patrick Schöder, am 22. Februar die Abtbenediktion erteilen. Die Feier beginnt um 10 Uhr und wird live auf „Servus TV" übertragen.
Mutter Teresa erhält weltweiten Gedenktag
Mutter Teresa von Kalkutta (1910-1997) erhält im weltweiten liturgischen Kalender der katholischen Kirche einen eigenen Gedenktag. Wie der Vatikan am Dienstag bekanntgab, wird ihr Todestag, der 5. September, weltweit „nicht gebotener Gedenktag" im Römischen Generalkalender. Der neue Gedenktag solle nun in alle liturgischen Kalender und Bücher für die Feier der Messe und der Stundenliturgie eingefügt werden, so das Dekret aus der vatikanischen Gottesdienstbehörde.
Mutter Teresa wurde als "Mutter der Armen" bekannt. In Kalkutta hatte sie die Gemeinschaft der „Missionarinnen der Nächstenliebe" gegründet. Die Gemeinschaft führt Häuser für Kinder mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen sowie auch Heime für Obdachlose. Sozialarbeiter versuchen, deren Familien ausfindig zu machen und mit ihnen wieder zusammenzuführen. Mutter Teresa bekam 1979 den Friedensnobelpreis und wurde 2016 heiliggesprochen.
Auch das noch...
Hohe Nachfrage nach Schwangerenberatung bei Aktion Leben
962 Frauen aus 33 Nationen haben 2024 Unterstützung bei der Beratungsstelle von Aktion Leben Österreich gesucht: Die Beraterinnen führten im psychosozialen Zentrum in Wien persönlich sowie per Telefon, Mail und Videotelefonie 2.265 psychosoziale und 192 psychologische Beratungen durch, wie aus den aktuell veröffentlichten Zahlen des Vereins hervorgeht. Zudem erhielten 198 Frauen eine intensive Bindungsanalyse zur Stärkung der Mutter-Kind- bzw. Eltern-Kind-Beziehung. Auch die Väterbeteiligung nahm zu, so wurden etwa 169 Paarberatungen durchgeführt. Diese neuerlich hohen Beratungszahlen „zeigen den Bedarf an Schwangerenberatung", betonte Martina Kronthaler, Generalsekretärin der Organisation, in einer Aussendung am Dienstag.
„In unserer Beratungsstelle bildet sich das Weltgeschehen im Kleinen ab", so Kronthaler. Neue Informationsmaterialien sollen nun den Zugang zum Beratungsangebot erleichtern. So liegen nun neue Informationsfolder neben Deutsch auch auf Englisch, Arabisch, Ukrainisch und Italienisch auf.
Messbesuch in den USA wieder auf Vor-Pandemie-Niveau
In den USA hat sich die Zahl der wöchentlichen Gottesdienstbesucher nach der COVID-19-Pandemie wieder auf das frühere Niveau eingependelt. Laut einer aktuellen Analyse des Center for Applied Research in the Apostolate (CARA) von der Georgetown University nehmen derzeit 24 Prozent der Katholiken regelmäßig an der Sonntagsmesse teil.
Zahlen zum Gottesdienstbesuch im Jahresvergleich wurden am Donnerstag auch aus England und Wales bekanntgegeben. Dieser sei 2023 gestiegen, liege aber weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der COVID-19-Pandemie, teilte die dortige katholische Bischofskonferenz mit.
Heiliges Land: Delegation aus Österreich will Friedensinitiativen stärken
Eine hochrangige Delegation des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) hält sich dieser Tage im Heiligen Land auf. Der Delegation gehören der armenisch-apostolische Bischof und ÖRKÖ-Vorsitzende Tiran Petrosyan, der katholische Linzer Bischof Manfred Scheuer, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld sowie der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura an. Der Besuch dient der Begegnung mit Personen bzw. Vertretern von Organisationen und Institutionen, die sich für Frieden und Versöhnung im Heiligen Land einsetzen, wie es vonseiten des ÖRKÖ am Mittwoch hieß. In besonderer Weise wolle man auch Solidarität und Nähe zu den Christen im Heiligen Land zeigen.
„Dämonen" zum Wissenschaftsbuch des Jahres gekürt
Das Buch "Dämonen. Besessenheit und Exorzismus in der Geschichte Österreichs" ist vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) am Dienstag zum besten Wissenschaftsbuch des Jahres gewählt worden. Die erste, mit zahlreichen Illustrationen versehene Gesamtdarstellung über Dämonen, Dämonenglaube, Besessenheit und Praktiken des Exorzismus in Österreich des Historikers Gerhard Ammerer, der Religionswissenschaftlerin Nicole Bauer und des Soziologen Carlos Watzka konnte in der Kategorie Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften überzeugen. Bundesminister Martin Polaschek gratulierte auch den übrigen Autorinnen und Autoren der Siegerbücher aus den Kategorien Naturwissenschaft und Technik, Medizin und Biologie sowie Junior-Wissensbücher.
Die rituelle Austreibung von Dämonen aus angeblich vom Teufel besessenen Menschen habe in Österreich eine lange Geschichte. Eine umfassende Gesamtstudie zu Exorzismen, die hierzulande bereits seit 1600 belegt sind, habe bisher aber gefehlt, hieß es in der Laudatio. Ammerer, Bauer und Watzka hätten mit ihrer Studie „von beachtlichem Umfang" diese große Forschungslücke geschlossen.
Orient- und Liturgie-Experte Hans Hollerweger 95
Einer der profiliertesten Kenner des orientalischen Christentums, Prof. Hans Hollerweger, feierte am 13. Februar seinen 95. Geburtstag. Hollerweger gründete vor rund 35 Jahren die „Initiative Christlicher Orient" (ICO). Auch als Liturgie-Experte hat sich Hollweger einen Namen gemacht. So lehrte er viele Jahre als Professor für Sakramententheologie und Liturgiewissenschaft an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Linz (nunmehr Katholische Privatuniversität Linz/KU).
Auch im hohen Alter setzt sich Hollerweger immer noch für ein Überleben der Christen im Nahen Osten ein. Am Rande einer Feierstunde in Linz hob er im Gespräch mit Kathpress die Verantwortung der Christen im Westen hervor, ihre Glaubensgeschwister im Orient nicht im Stich zu lassen. Erst vor einem guten Jahr hat Hollerweger auch sein bislang letztes Buch veröffentlicht, das die Christen im Turabdin in der Türkei zum Inhalt hat. Derzeit arbeitet er an einem weiteren Buch über den Irak, wie er sagte.
Theologe und Liturgie-Experte
Hans Hollerweger wurde am 13. Februar 1930 in St. Georgen im Attergau geboren. Er studierte in Linz Theologie und wurde 1954 zum Priester geweiht. 1972 habilitierte er sich für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Graz. Ab 1967 lehrte er als Dozent und ab 1971 als Professor Sakramententheologie und Liturgiewissenschaft an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Linz. Maßgeblich war er am Aufbau der Hochschulbibliothek beteiligt, deren Direktor er ebenfalls war. Außerdem unterrichtete er an der Religionspädagogischen Akademie der Diözese Linz. 1996 emeritierte Prof. Hollerweger. In Folge konnte er sich noch intensiver seiner Arbeit bei der ICO widmen.
Pionierarbeit im Turabdin
1989 begann Hollerweger mit seinem Einsatz für die bedrängten christlichen Gemeinden in der Südosttürkei („Turabdin"), später hat sich sein Einsatz auf den gesamten Orient ausgeweitet. Hollerweger hat den Turabdin - eine der klassischen altchristlichen Landschaften im Vorderen Orient - bekannt gemacht. Die Christen drohten in den Auseinandersetzungen zwischen den kurdischen Kämpfern und dem türkischen Militär zerrieben zu werden. Rund zwei Jahrzehnte leistete er Hilfe zur Dorfentwicklung in diesem Gebiet. Er wurde dabei regelmäßig von Polizei und türkischem Militär, vom Geheimdienst, kurdischen Dorfwächtern und der Guerillabewegung PKK kontrolliert und verhört.
Später weitete Hollerweger seine Arbeit auf den Nordirak aus. Insbesondere im kurdischen Nordirak leistete er Pionierarbeit. Eine langjährige persönliche Freundschaft verbindet ihn mit dem chaldäisch-katholischen Patriarchen von Bagdad, Louis Raphael I. Sako. 2006 verlieh ihm Sako den Titel „Chorepiskopos der Chaldäischen Kirche von Kirkuk". 2010 wurde Hollerweger von Papst Benedikt XVI. mit dem Titel „Päpstlicher Ehrenprälat" ausgezeichnet.
Weitere Schwerpunktländer Hollerwegers bzw. der ICO waren und sind Syrien und der Libanon. Hollerweger begann zudem als Erster im großen Stil Olivenholzarbeiten von Handwerkern aus Bethlehem in Österreich zu verkaufen. Der Reinerlös floss und fließt zurück ins Heilige Land. Konkret werden Hilfsprojekte der Caritas Jerusalem unterstützt. 2014 legte Hollerweger sein Amt als ICO-Obmann zurück und übergab die Leitung des Vereins an den damaligen Welser Dechant Slawomir Dadas.