JA
die neue Kirchenzeitung
17. September 2023
Lesungen: Sir 27,30-28,7; Röm 14,7-9. Evangelium: Mt 18,21-35.
In Niederösterreich…
… gibt es das wunderbare Gesetz, dass Religionsvertreter wöchentlich bis zu einer Stunde Kindergarten-Gruppen besuchen können.
Eine grandiose Möglichkeit, auf die jedoch die Kirchenobrigkeit praktisch nie hinweist.
Es reicht ihr, Priester zu haben, die Sonntagsmessen lesen.
Kindergartenkinder, aber auch Schulkinder brauchen ihrer Meinung nach keine Priester mehr zu Gesicht bekommen.
Ich besuche seit 40 Jahren meine – derzeit fünf – Gruppen wöchentlich, jedoch nur jeweils 15 Minuten und rede von Jesus, Maria, den Heiligen und vom Kirchenjahr.
Das tun zu dürfen, empfinde ich als höchste Gnade. Unseren Politikern sei Dank!
Wo sonst treffe ich die Kleinsten?
Heuer darf ich in der Volksschule zwei Erstkommunion-Klassen unterrichten. Ein Bub hat sich im Sommer davor taufen lassen. Die Mutter begründete es damit, dass er im Kindergarten so schöne Geschichten gehört hat.
Ein Mädchen ohne religiöses Bekenntnis derselben Klasse, das im Kindergarten noch nichts erfahren hat, ließ sich offenkundig „anstecken“. Sie äußerte den Wunsch, am Religionsunterricht teilnehmen zu dürfen. Ihre Eltern gestatteten es. P. Udo
Vertuschungsvorwürfe: Vatikan ermittelt gegen Schweizer Bischöfe
Die Vorwürfe sind massiv: Sechs Bischöfe sollen aktiv Missbrauchsfälle vertuscht haben. Einem Bischof wird selbst Missbrauch eines Minderjährigen vorgeworfen. Diese Vorwürfe hat der „SonntagsBlick" jetzt veröffentlicht. Erhoben hat sie Nicolas Betticher (62), ehemaliger Generalvikar der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg und jetzt Pfarrer in Bern, in einem Schreiben an den Schweizer Apostolischen Nuntius Martin Krebs (66) im Mai 2023.
Dieser hat in der Folge den Vatikan eingeschaltet, der den Churer Bischof Joseph Bonnemain als Sonderermittler eingesetzt und mit der kirchenrechtlichen Voruntersuchung der Vorwürfe beauftragt hat. Das hat die Schweizer Bischofskonferenz am Sonntag bestätigt.
Studie: 921 Missbrauchsopfer in katholischer Kirche der Schweiz
Mindestens 921 Personen sind seit Mitte des 20. Jahrhunderts im Umfeld der katholischen Kirche in der Schweiz Betroffene sexuellen Missbrauchs gewesen. Eine am Dienstag vorgestellte Pilotstudie des Historischen Seminars der Universität Zürich geht jedoch davon aus, dass dies nur „die Spitze des Eisbergs" ist. Identifiziert wurden 1.002 Fälle und 510 Beschuldigte. Das Spektrum reiche von „problematischen Grenzüberschreitungen bis hin zu schwersten, systematischen Missbräuchen, die über Jahre hinweg andauerten", hieß es.
In der ganzen Schweiz und im gesamten Untersuchungszeitraum habe es sexuellen Missbrauch gegeben, geht aus dem Bericht hervor. Besonders drei "soziale Räume" mit spezifischen Machtkonstellationen seien betroffen: in der Seelsorge, dabei vor allem bei Beichtgesprächen, im Ministrantendienst und im Religionsunterricht.
Bischofskonferenz „erschüttert"
„Erschreckt und erschüttert" reagierte der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, auf die Veröffentlichung der Studie. Hinter jedem der dokumentierten 1.002 Fälle stehe ein Mensch, „ein Gesicht, ein Leben, das zerstört wurde", so der Basler Bischof. Die neun Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz würden dieses Leid anerkennen, ebenso wie „die Schuld der Kirche", deren Führungspersonen „jahrzehntelang verantwortungslos gehandelt" hätten. Die Bischöfe versicherten, „alles Menschenmögliche zu unternehmen, damit die Betroffenen Gerechtigkeit erfahren und sexuelle Missbräuche in Zukunft verhindert werden".
Schweizer Missbrauchs-Studie - Unabhängig von Vatikan-Ermittlungen
„Keinen Zusammenhang" gibt es nach Angaben des Leiters der Geschäftsstelle des Fachgremiums „Sexuelle Übergriffe im kirchlichen Umfeld" der Schweizer Bischofskonferenz, Stefan Loppacher, zwischen der Pilotstudie und den derzeitigen internen Ermittlungen des Vatikans gegen mehrere amtierende und emeritierte Schweizer Bischöfe sowie weitere Kleriker wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch.
Bonnemain: Werde mich beim Papst für Archiv-Öffnung einsetzen
Nach der Vorstellung der Schweizer Missbrauchsstudie hat der Churer Bischof Joseph Bonnemain eine Änderung der Archivierungspraxis in den Diözesen angekündigt. Aktenvernichtung werde künftig verboten, kündigte Bonnemain am Dienstag als Vertreter der Bischofskonferenz bei einer Pressekonferenz in Zürich an. Damit setzen sich die Schweizer Bischöfe über römisches Recht hinweg. Dieses sieht vor, dass Akten über Vergehen von Priestern in regelmäßigen Abständen vernichtet werden; stattdessen sollen schriftliche Zusammenfassungen angefertigt werden.
„Die kirchliche Vorschrift, Akten zu vernichten, wird aufgehoben", betonte Bischof Bonnemain. In einer Selbstverpflichtung müssen die Diözesen und kirchliche Organisationen in der Schweiz künftig unterzeichnen, keine Missbrauchsakten mehr zu vernichten.
Schweizer Abt lässt Amt ruhen
Der Abt des Schweizer Klosters Saint-Maurice, Jean Scarcella, lässt wegen Vorwürfen sexueller Übergriffe sein Amt vorerst ruhen. Das teilte der 71-jährige Ordensmann laut Portal „kath.ch" am Mittwoch mit. Die Ermittlungen im Zuge der von der vatikanischen Bischofsbehörde angeordneten kirchenrechtlichen Voruntersuchung wegen Verdachts auf sexuelle Übergriffe und deren Vertuschung durch Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz beträfen auch einen gegen ihn erhobenen Vorwurf, erklärte Scarcella. Um die Unabhängigkeit der Ermittlungen zu gewährleisten, habe er sich dafür entschieden, sein Amt als Abt bis zum Abschluss der Voruntersuchung ruhen zu lassen. Dem von Rom als Leiter der Untersuchung eingesetzten Churer Bischof Joseph Bonnemain sicherte Scarcella seine „volle Kooperation" zu.
Zollner: Schweizer Missbrauchsstudie zeigt Mängel der Kirche
Der Psychologe und Präventionsexperte Hans Zollner sieht die Schweizer Missbrauchsstudie als weiteren Beleg für den Reformbedarf in der katholischen Kirche. Der am Dienstag vorgestellte Bericht über sexuellen Missbrauch in der Kirche der Schweiz beweise „dieselben systemischen Fehler und Unzulänglichkeiten, die in der Kirche weltweit zu Verbrechen und ihrer Vertuschung geführt haben", schreibt der Jesuit auf der Website des Magazins „Forum" der Kirche im Kanton Zürich.
Der 56 Jahre alte Theologe und Psychotherapeut Zollner hatte im Frühjahr die päpstliche Kinderschutzkommission verlassen, weil es dort an Transparenz fehle. Er ist Leiter des anthropologischen Instituts der päpstlichen Universität Gregoriana.
Bischof Bätzing: Benedikt XVI. hätte sich entschuldigen sollen
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. für dessen Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch durch Priester kritisiert. „Ich wünschte, dass Joseph Ratzinger über seine Zeit als Münchner Erzbischof gesagt hätte: Ich trug damals Verantwortung, mir ist egal, ob ich in einer bestimmten Sitzung war. Ich entschuldige mich für das, was den Opfern durch die Versetzung eines Missbrauchstäters angetan wurde", sagte Bätzing im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit" (Ausgabe Donnerstag, 14.9.). Damit hätte der deutsche Papst auch seine Autorität stärken können.
Ein 2022 veröffentlichtes Missbrauchsgutachten wirft dem ehemaligen Kirchenoberhaupt für seine Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaftes Verhalten im Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen Priester vor. Zudem habe sich eine Aussage von Benedikt XVI. zu einem besonders brisanten Fall eines Wiederholungstäters als falsch erwiesen.
Gleichzeitig bedauerte Bätzing, dass Papst Franziskus dem ehemaligen Sekretär Benedikts, Erzbischof Georg Gänswein, keine feste Aufgabe zugewiesen hat. "Es ist keine einfache Situation, vor allem für ihn selbst", so der Limburger Bischof. Mit Gänswein gesprochen habe er seit dessen Rückkehr noch nicht, sagte Bätzing im Interview.
Woelki hat „Akzeptanz der Leute verloren"
Die anhaltende Vertrauenskrise in der Erzdiözese Köln wirkt sich aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz auf die Kirche in ganz Deutschland aus. Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki habe „die Akzeptanz der Leute verloren", sagte Bätzing im Gespräch mit der „Zeit": „Köln ist nicht nur ein Spitzenreiter bei Kirchenaustritten, jetzt treten überall im Land Menschen auch wegen Köln aus."
Theologe Halik: Christentum steht vor neuer Reformation
Das Christentum steht aus Sicht des tschechischen Theologen Tomas Halik vor einer neuen Reformation. Die von Papst Franziskus geplante synodale Reform der katholischen Kirche könne eine viel tiefergehende Wirkung haben als bisher angenommen, sagte Halik vor der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Krakau. „Ich bin überzeugt, dass wir es hier mit dem möglichen Beginn einer neuen Reformation des Christentums zu tun haben, die sowohl auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil als auch auf der pfingstlichen Neubelebung des weltweiten Christentums aufbaut."
Eine Reform der Kirche müsse viel tiefer gehen als eine bloße Reform der Institutionen, so der Theologe. Notwendig sei eine Neuentdeckung der spirituellen und existenziellen Dimensionen des Glaubens.
Der zu Zeiten des Kalten Kriegs im Untergrund zum Priester geweihte Halik gilt als einer der wichtigsten katholischen Intellektuellen und Schriftsteller der Tschechischen Republik. Er war Berater von Vaclav Havel, dem ersten tschechischen Präsidenten nach dem Fall der Berliner Mauer. Heute ist der 75-Jährige Professor für Soziologie und Leiter der Fakultät für Religionswissenschaften an der Prager Karls-Universität. Für sein Engagement für Menschenrechte, Religionsfreiheit und interreligiösen Dialog erhielt er international zahlreiche Auszeichnungen.
Putins „nationaler Messianismus"
Vor den Delegierten der 150 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds sagte Halik, Populisten, Nationalisten und religiöse Fundamentalisten nutzten die Angst der Menschen vor einem Identitätsverlust aus. In Ländern wie Russland, wo „die letzten Kommunisten zu den ersten Kapitalisten wurden", gebe es eine wirtschaftliche, moralische und demografische Krise.
Der Theologe verurteilte Russlands Angriff auf die Ukraine, einen „nationalen Messianismus" durch Präsident Wladimir Putin sowie die kremlnahe Haltung von Führern der russisch-orthodoxen Kirche. Kirchen, die von einem politischen Regime korrumpiert würden, beraubten sich selbst ihrer Zukunft.
Neue Wege der Verkündigung
Halik betonte, dass neue Wege der Verkündigung des Evangeliums zu den wichtigsten kirchlichen Aufgaben zählten. "Wir können aber nicht als arrogante Besitzer der Wahrheit auf andere zugehen", gab er zu bedenken. Nur Jesus selbst sei die Wahrheit. Das Ziel der Mission bestehe auch nicht darin, neue Kirchenmitglieder zu rekrutieren und sie in bestehende Strukturen hineinzupressen. Viel wichtiger sei ein gegenseitig bereichernder Dialog - nicht zuletzt mit Menschen anderer Glaubensrichtungen oder ohne Glauben.
Patriarch Kyrill: Mobilisierung aller Russen gegen böse Macht
Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill I., hat seine Landsleute aufgerufen, alle Kräfte für den Krieg gegen die Ukraine zu aktivieren. Russland stehe vor der Aufgabe, „als Siegerin aus dem Kampf hervorzugehen, den die Mächte des Bösen gegen uns entfesselt haben", sagte der Moskauer Patriarch laut Kirchenangaben bei einem Gottesdienst in St. Petersburg. „Heute ist die Mobilisierung aller notwendig - sowohl des Militärs als auch der politischen Kräfte; und natürlich muss in erster Linie die Kirche mobilisiert werden."
Kirchenbeitragseinnahmen stagnieren bei knapp 500 Millionen Euro
Die Finanzen der katholischen Diözesen in Österreich können für 2022 ein Stagnieren beim Kirchenbeitragsaufkommen verzeichnen. Das geht aus der österreichweiten kirchlichen Gebarungsübersicht hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Der vorgezogene Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits Mitte September ist neu, bislang wurden die Finanzzahlen erst im Jänner veröffentlicht. Der Großteil der Einnahmen der Diözesen stammt aus dem Kirchenbeitrag. 2022 waren es fast 499,98 Millionen Euro (75 Prozent der Gesamteinnahmen), 2021 lagen die Kirchenbeiträge bei 498,84 Millionen Euro. Die meisten Diözesen bilanzieren dennoch leicht negativ. Gründe dafür sind teuerungsbedingt erhöhte Aufwendungen und ein negatives Finanzergebnis infolge der Entwicklungen auf den Finanzmärkten.
Über das größte Budget verfügte auch 2022 die Erzdiözese Wien mit Einnahmen von 140,7 Millionen Euro (2021: 141,3 Millionen). Der Anteil des Kirchenbeitrags lag 2022 bei 109,8 Millionen Euro (2021: 109,5 Millionen). Laut Gebarungsübersicht bilanziert die Erzdiözese Wien mit einem negativen EGT von 6,9 Millionen (2021 positives EGT von 1,1 Millionen). Den größten Anteil an den Ausgaben haben auch hier mit 88,2 Millionen Euro die Personalkosten für die 1.608 Hauptamtlichen (2021: 82,9 Millionen).
Die Kennzahlen der weiteren Diözesen - absteigend sortiert - lauten:
Diözese Linz: 134 Millionen Euro Einnahmen (2021: 133,9 Millionen), davon 99,9 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 100,5 Millionen), negatives EGT mit 2,1 Millionen (2021: positives EGT mit 15,3 Millionen).
Diözese Graz-Seckau: 114,8 Millionen Euro Einnahmen (2021: 109,7 Millionen), davon 74,1 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 73,3 Millionen), positives EGT mit 4,4 Millionen (2021: positives EGT mit 1,1 Millionen).
Erzdiözese Salzburg: 67,7 Millionen Euro Einnahmen (2021: 63 Millionen), davon 52,6 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 51,6 Millionen), negatives EGT mit 12,7 Millionen (2021: negatives EGT mit 3,5 Millionen).
Diözese St. Pölten: 63,4 Millionen Euro Einnahmen (2021: 61,9 Millionen), davon 51,4 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 51,3 Millionen), negatives EGT mit 8,6 Millionen (2021: negatives EGT mit 3,1 Millionen).
Diözese Innsbruck: 53,4 Millionen Euro Einnahmen (2021: 53,9 Millionen), davon 38 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 36,7 Millionen), negatives EGT mit 2,5 Millionen (2021: positives EGT mit 1 Million).
Diözese Gurk-Klagenfurt: 39,3 Millionen Euro Einnahmen (2021: 39,1 Millionen), davon 29,2 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 29,4 Millionen), negatives EGT mit 5,8 Millionen (2021: positives EGT mit 0,5 Millionen).
Diözese Feldkirch: 32,6 Millionen Euro Einnahmen (2021: 33,1 Millionen), davon 26,8 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 27,1 Millionen), negatives EGT mit 1,7 Millionen (2021: positives EGT mit 1,2 Millionen).
Diözese Eisenstadt: 29,6 Millionen Euro Einnahmen (2021: 26,6 Millionen), davon 18,1 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2021: 18,9 Millionen), negatives EGT mit 4,8 Millionen (2021: negatives EGT mit 1,4 Millionen).
Militärdiözese: 2 Millionen Euro Einnahmen (2021: 2,1 Millionen), positives EGT mit 0,4 Millionen, (2021: positives EGT mit 1 Million).
Kirchenstatistik: Mehr Taufen, Trauungen, Austritte, Wiedereintritte
Die Österreichische Bischofskonferenz hat am Mittwoch die Kirchenstatistik für das Jahr 2022 veröffentlicht, die somit früher als bisher vorliegt. Die neuen Daten bestätigen, dass die Katholikenzahl in Österreich um 100.000 zurückgegangen ist.
Demnach gab es mit Stichtag 31. Dezember 2022 in Österreich 4,73 Millionen Katholikinnen und Katholiken. 2021 waren es laut amtlicher Kirchenstatistik 4,83 Millionen (2022: 4.733.085; 2021: 4.827.683). Das entspricht einem Rückgang von 1,96 Prozent. Ein Grund dafür sind gestiegene Kirchenaustritte im vergangenen Jahr: 2022 traten insgesamt 90.975 Personen aus der Katholischen Kirche aus. Allerdings ist die Zahl der Wiedereintritte, Taufen und Hochzeiten gestiegen.
Demnach wurden im letzten Jahr 4.771 Personen in die Kirche wieder oder neu aufgenommen. Das ist mehr als 2021 (4.520) und 2020 (4.068).
Die Zahl der Kirchenaustritte hat 2022 gegenüber den Jahren davor deutlich zugelegt. 2021 waren 72.222 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten, 2020 waren es 58.727.
Für die aktuell hohen Austrittszahlen dürfte bei vielen Menschen eine Distanz zur Kirche ausschlaggebend sein, die durch die Pandemie in den vergangenen Jahren größer geworden ist. Laut Angaben aus den Diözesen sei dieser Trend im letzten Jahr durch die angespannte wirtschaftliche Gesamtlage noch verstärkt worden.
Steigerungen bei Taufen und Trauungen
Die Zahl der Taufen lag 2022 bei 45.706. Das ist eine leichte Steigerung gegenüber 2021 (45.541). 2020 waren es coronabedingt nur 32.521. 2021 wurden wohl viele Taufen nachgeholt, die in der Pandemie nicht möglich waren. 2022 dürfte der Nachzieheffekt schon deutlich geringer ausgefallen sein.
Einen gewissen coronabedingten „Nachzieheffekt" dürfte es auch 2022 nochmals bei den kirchlichen Trauungen gegeben haben. Die amtliche Statistik weist für das Vorjahr 9.503 Trauungen aus. 2021 waren es 6.674 Trauungen, 2020 nur 3.595.
Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse betrug 2022 54.525. Das ist etwas mehr als 2021 (54.358) und etwas weniger als 2020 (54.621).
Priester, Diakone, Ordensleute
Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester betrug 2022 laut der amtlichen Kirchenstatistik 3.403. Damit ist die Zahl gegenüber 2021 (3.425) erneut zurückgegangen (2020: 3.548, 2019: 3.689, 2018: 3.783, 2017: 3.857, 2016: 3.920, 2015: 3.944).
Die aktuelle Gesamtzahl für 2022 setzt sich aus 1.692 Diözesanpriestern, 485 ausländischen Priestern und 1.226 Ordenspriestern zusammen. Die Zahl der Diözesanpriester ist damit wieder leicht zurückgegangen (2021: 1.740, 2020: 1.786), die Zahl der ausländischen Priester leicht gestiegen.
Gestiegen ist die Zahl der Ständigen Diakone, von denen die amtliche Statistik für 2022 767 aufweist (2021: 742, 2020 752, 2019: 744, 2018:750, 2017: 712, 2016: 719, 2015: 688). Damit gab es in Österreich noch nie so viele Ständige Diakone wie 2022.
Weniger Ordensmänner und -frauen
Die Zahl der Ordensbrüder ist mit 359 im Vergleich zu 2021 (366) leicht zurückgegangen (2020: 383, 2019: 386, 2018: 403, 2017: 462, 2016: 455, 2015: 470). Aus den vorliegenden Daten für 2022 ergibt sich daher, dass die Zahl der Ordensmänner in Österreich - dazu zählen Ordensbrüder und Ordenspriester - beständig abnimmt (2022: 1.585, 2021: 1.610, 2020: 1.708, 2019: 1.753, 2018: 1.814, 2017: 1.920, 2016: 1.970).
Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2022 2.828 Schwestern aus. Die Zahl der Ordensfrauen in Österreich nimmt seit Jahren leicht aber stetig ab (2021: 3.008, 2020: 3.088, 2019: 3.359, 2018: 3.453, 2017: 3.600, 2016: 3.715, 2015: 3.882, 2014: 4.073, 2013: 4.241, 2012: 4.359).
Hauptamtliche Laien im pastoralen Dienst
1.414 Frauen und Männer - hauptamtliche Laien - waren 2022 im pastoralen Dienst der Kirche tätig. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2021 (1.473).
P. Eckerstorfer: Kirchenkrise mit mehr Gelassenheit begegnen
Für den Rektor der Benediktinerhochschule Sant'Anselmo in Rom, P. Bernhard Eckerstorfer, ist die Kirche angehalten, ihrer aktuellen Krise mit mehr Gelassenheit zu begegnen. „Die Zeiten verändern sich, wir sind in einer großen Transformation. Das ist einfach der Gang der Geschichte, mit dem man sich aussöhnen muss", rät der Benediktinermönch des Stiftes Kremsmünster angesichts der zahlreichen Kirchenaustritte und der Krise der Orden.
Mit Blick auf das, was die Kirche in Österreich aktuell erlebt, braucht es aber Trauerarbeit, „es ist nämlich tragisch, was da zusammen- und wegbricht. Es sind spirituelle Verluste, wenn die Jesuiten aus Linz weg sind, wenn es kein Trappistenkloster mehr in Österreich gibt", gab der Ordensgeistliche in der Tageszeitung „Kurier" zu bedenken.
Kirche braucht Gleichstellung der Geschlechter
Im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalen Prozesses der Weltkirche hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) mehr als 600 österreichische Frauen dazu befragt, was sie sich für eine zukünftige Kirche wünschen. „Und sie sagten: Veränderung", wie die kfbö-Vorsitzende Angelika Ritter-Grepl am Donnerstag gegenüber Kolleginnen aus aller Welt mitteilte. Für die große Mehrheit sei dies „eine Kirche, die die Gleichstellung der Geschlechter in ihrer eigenen Realität sichtbar macht". Der bisherige Synodalprozess habe gezeigt, dass es insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Frau mehrere drängende Probleme gibt, die verhindern, dass die Kirche als ein für Gott transparentes Zeichen der Liebe gesehen werde, so Ritter-Grepl.
Syrien: Bischof Scheuer traf frühere IS-Geisel Erzbischof Mourad
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer und eine Delegation des Hilfswerks „Initiative Christlicher Orient" (ICO) sind zum Abschluss ihres einwöchigen Syrien-Besuchs am Wochenende in Homs mit dem syrisch-katholischen Bischof Jacques Mourad zusammengetroffen. Der Bischof zeigte sich bei der Begegnung zutiefst überzeugt, dass es zum Dialog zwischen Christen und Muslimen keine Alternative gibt, wie das Linzer Hilfswerk mitteilte. Daran habe auch sein traumatisches Erlebnis als Geisel des IS nichts geändert.
Mourad wurde 2015 von Terroristen des „Islamischen Staates" aus seinem Kloster Mar Elian in Syrien entführt und für mehrere Monate festgehalten. Der IS drohte ihm mehrmals mit der Hinrichtung, sollte er nicht zum Islam konvertieren. Mourad blieb standhaft. Nach rund viereinhalb Monaten gelang ihm mithilfe von Muslimen die Flucht. Einige der Fluchthelfer wurden deswegen später vom IS ermordet. Mourad hat seine Erfahrungen in der Gefangenschaft in dem Buch „Ein Mönch in Geiselhaft" festgehalten.
Jacques Mourad stammt aus Aleppo und gehört der syrischen Ordensgemeinschaft Deir Mar Musa el-Habashi (Kloster des Heiligen Moses des Abessiniers) an, deren Mitbegründer er ist und die sich ganz dem Dialog zwischen Christen und Muslimen verschrieben hat. Mourad kehrte einige Jahre nach seiner Gefangenschaft in sein Kloster Mar Elian in Syrien zurück. Das vom IS schwer beschädigte Kloster wurde wieder aufgebaut. Anfang März 2023 wurde Mourad schließlich zum Erzbischof von Homs geweiht.
Die Revitalisierung des Klosters Mar Elian bezeichnete der Erzbischof als Zeichen der Hoffnung. Auch viele örtliche Muslime hätten an den Feierlichkeiten teilgenommen.
Sehr besorgt zeigte sich der Erzbischof über die anhaltende Auswanderung christlicher Familien. Das sei angesichts des Elends im Land verständlich, schwäche aber die christliche Präsenz in Syrien. Mourad kritisierte in diesem Zusammenhang auch die internationalen Sanktionen gegen Syrien, die nur die einfache Bevölkerung treffen würden.
Die syrisch-katholische Diözese Homs hat so wie auch alle anderen Kirchen im Land in den vergangenen Jahren einen heftigen Aderlass erlitten. Noch zählt die Diözese in Summe rund 2.000 Familien, berichtete Bischof Mourad.
In Maskana, einem Vorort von Homs, besuchte die ICO-Delegation mit Bischof Scheuer eine Kinderklinik, die von der syrisch-katholischen Kirche betrieben und von der ICO finanziell unterstützt wird. Rund 300 Babys und Kinder werden hier jeden Monat kostenlos medizinisch untersucht. In Maskana erhalten zudem jeden Monat 60 bedürftige Familien mit behinderten Angehörigen kostenlos Windeln in lokalen Apotheken, die ebenfalls von der ICO finanziert werden.
Die ICO hat allein 2022 rund 335.000 Euro für 19 Hilfsprojekte in Syrien aufgewendet.
Scheuer: Sanktionen gegen Syrien treffen die einfache Bevölkerung
Zur Hilfe für die Menschen in Not in Syrien hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer nach seinem Besuch aufgerufen. Zugleich hat er die internationalen Sanktionen gegen Syrien kritisiert. Diese würden nur die einfache Bevölkerung treffen und diese ins tiefe Elend stürzen.
Erzabt Birnbacher: Hl. Benedikt bleibender Impulsgeber für Zukunft Europas
Wer auf die Frage „Europa - wohin?" heute Antworten finden will, der wird bleibend gültige Impulse beim Heiligen Benedikt finden. Das betonte der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher, am zweiten Tag der Maria Namen-Feier am Sonntag im Wiener Stephansdom. „Europa - wohin?" - dieses Thema des vom Rosenkranz-Sühnekreuzzug (RSK) veranstalteten Glaubensfestes begleite die Gebetsgemeinschaft schon seit ihrer Gründung 1947, hielt der Vorsteher der Salzburger Erzabtei St. Peter fest. Zum selben Thema gab der Erste Vizepräsident des Europaparlaments, Othmar Karas, so wie schon am Samstag einen Impuls. Der EVP-Politiker betonte dabei die Verantwortung von Christen für Europa, das untrennbar mit christlichen Werten verbunden sei.
Beten für Freiheit und Friede
Der RSK wurde 1947 unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs gegründet. Die Wiener Maria Namen-Feier geht ursprünglich aus der Dankesfeier für die Befreiung der österreichischen Hauptstadt von der Türkengefahr hervor und hat sich zu einem Friedensgebet gewandelt, das jährlich begangen wird. Ab 1958 war die Wiener Stadthalle Veranstaltungsort für die Tausenden Mitfeiernden, sowie schließlich ab 2011 der Stephansdom.
Der Gebetsgemeinschaft sind seit ihrer Gründung rund 2,3 Millionen Gläubige aus 132 Ländern beigetreten; heute hat sie ungefähr 300.000 Beterinnen und Beter. Wichtigstes Kommunikationsinstrument des RSK ist die Zeitschrift "Betendes Gottes Volk".
Foto: kathbild.at / Franz Josef Rupprecht.
Kurznachrichten
Papst Franziskus hat die Christen dazu aufgerufen, sich aktiv in sozialen Fragen und für den Frieden einzusetzen: „So viele sprechen über die großen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen unserer Zeit; viele zerreden sie, viele kritisieren und sagen, dass alles schlecht ist. Aber ein Christ (...) ist dazu aufgerufen, sich die Hände schmutzig zu machen."
Vatikan. Katholische Theologinnen und Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben den Vatikan in einem Offenen Brief um mehr Vertrauen gebeten und Transparenz gefordert.
Vatikan. Pater Antonio Spadaro (57), bislang Chefredakteur der Jesuitenzeitschrift „La Civilta Cattolica", wird mit 1. Jänner Untersekretär in der Vatikanbehörde für Kultur und Bildung.
Bei diesen Gesprächen gibt der Papst immer wieder theologische und kirchenpolitische Impulse, die für die gesamte katholische Kirche relevant sind.
Jerusalem. Die palästinensische Fahne ist der israelischen Polizei zunehmend ein Dorn im Auge. Zuletzt haben die Beamten begonnen, den Verkauf von Artikeln mit palästinensischen Fahnen in der Altstadt von Jerusalem zu verbieten, berichtet die Zeitung „Haaretz".
Armenien. Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) fordert ein sofortiges Ende der von Aserbaidschan verursachten Isolation von Berg-Karabach. Dort seien 120.000 Menschen eingeschlossenen, darunter 9.000 Menschen mit Behinderungen, 20.000 ältere Menschen und 30.000 Kinder, die alle besonders vom Hunger und seinen Folgen bedroht sind.
In Nepal versetzt eine Welle der Gewalt Christen in Sorge. In den vergangenen zwei Wochen hätten fanatische Hindus mindestens sieben Kirchen angegriffen, zitierte der asiatische katholische Pressedienst Ucanews christliche Vertreter. Die Gewalt begann, nachdem ein Video in den Sozialen Medien aufgetaucht war, das angeblich Mitglieder einer indigenen Gemeinschaft beim Rindfleischessen zeigte. Ein Sprecher der radikalen Hindu-Partei Rastriya Prajatantra Party betonte, das Schlachten von Kühen und der Verzehr von Rindfleisch hätten die religiösen Gefühle der Hindus verletzt.
Nigeria. Bei einem Entführungsversuch in Nigeria ist ein Priesterseminarist bei lebendigem Leib verbrannt, berichtete „Kirche in Not".
Vatikan. Katholische Theologinnen und Theologen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben den Vatikan in einem Offenen Brief um mehr Vertrauen gebeten und Transparenz gefordert.
Deutschland. In der Universitätsbibliothek Leipzig haben Forscher Reste der wohl ältesten bekannten Handschrift mit einem Text des berühmten Theologen und Mystikers Meister Eckhart entdeckt. Geschrieben wurde das Manuskript demnach um 1300 in Thüringen, wo Eckhart zeitgleich in Erfurt lehrte.
Italien. Der für seine Bibelauslegungen und ökumenischen Initiativen bekannte Mönch und Autor Enzo Bianchi (80) hat im Piemont eine neue Klostergemeinschaft gegründet, die aus fünf Männern und zwei Frauen besteht.
Österreich
Wien. Die Caritas warnt, dass die von der Bundesregierung am Mittwoch im Ministerrat beschlossene Erhöhung von 9,7 Prozent für Mindestpensionen für die Betroffenen nicht ausreicht, um die Ausgaben des täglichen Lebens bestreiten zu können.
Tirol. Das in Tirol geplante Register zu Schwangerschaftsabbrüchen „ist eine Maßnahme der Qualitätssicherung und Prävention, die selbstverständlich sein sollte": Das hat „Aktion Leben"-Präsident Johann Hager in einer Aussendung betont.
Kärnten. In Klagenfurt startet mit Oktober ein Kurs für mobile Hospizbegleiterinnen und -begleiter. Organisiert von der Caritas der Diözese Gurk werden interessierte Ehrenamtliche mit Befähigungskursen auf ihre Tätigkeit vorbereitet.
Steiermark. Mehrere hundert Polizistinnen und Polizisten haben am Freitag an der traditionellen Polizei-Wallfahrt nach Mariazell teilgenommen. Empfangen wurden die Wallfahrer mit Innenminister Gerhard Karner an der Spitze von Bischof Wilhelm Krautwaschl.
Wien. Ein Bibel-Pfad verwandelt die Wiener Innenstadt am 29. September in eine „kleine Welt der Bibel". Zwischen 14 und 21 Uhr öffnen zahlreiche Institutionen ihre Tore und bieten Veranstaltungen, Workshops, Konzerte oder Ausstellungen rund um den Stephansdom zu biblischen Themen an.
Schlüsselübergabe in Zwettl
Die Caritas der Diözese St. Pölten übernimmt den Standort der Franziskanerinnen in der Klosterstraße 10 und errichtet auf einem Teil des Areals eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen mit angeschlossenem Sozialmarkt und Carla Shop sowie die Sozialstation für Betreuen und Pflegen zu Hause. Der Schulbetrieb wird davon nicht beeinflusst.
Das gesamte Areal wurde von der Caritas der Diözese St. Pölten vom Orden gekauft.
Auf dem Gelände befinden sich das ehemalige Internatsgebäude Haus St. Klara mit angeschlossenem Turnsaal sowie der Mittelbau und das Haupthaus. Diese beiden Objekte werden vom Verein für Franziskanische Bildung (VfFB) gepachtet und weiterhin als Schulstandort sowie als Wohnraum für die Ordensfrauen genutzt.
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Argentiniens Bischöfe verteidigen Papst gegen Polemiken
Papst Franziskus ist von den Bischöfen seines Heimatlandes Argentinien gegen Polemiken eines rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten in Schutz genommen worden. Der ultraliberale Ökonom und Politiker Javier Milei verbreite „unsagbare Beleidigungen" und „Unwahrheiten" über das Kirchenoberhaupt, erklärte der Vorsitzende der argentinischen Bischofskonferenz, Bischof Óscar Vicente Ojea Quintana, am Montag. Zutreffend sei jedoch vielmehr, dass der Papst „ein Prophet der Menschenwürde in einer Zeit der Gewalt und Ausgrenzung" sei. Schon allein als Staatsoberhaupt gebühre Franziskus Respekt.
Javier Milei hatte Franziskus mehrfach als „Repräsentant des Bösen auf Erden, der den Thron des Hauses Gottes besetzt" sowie als „katastrophal" und „Idiot" bezeichnet und dem Pontifex vorgeworfen, "den Kommunismus zu fördern". Politische Brisanz erhalten seine Aussagen, zumal der Anführer der Partei La Libertad Avanza (LLA) am 13. August die Vorwahlen für das Präsidentenamt mit 29,8 Prozent der Stimmen für sich entschied und in Umfragen weiter die Nase vorne hat.
Spannungen in der Montenegrinischen Orthodoxen Kirche
In der von der Gesamtorthodoxie nicht anerkannten Montenegrinischen Orthodoxen Kirche (MOK) wird über die Führung der Kirche gestritten, wie der Nachrichtendienst Östliche Kirchen (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe berichtet. Am 3. September wählte demnach eine Kirchenversammlung Bischof Boris (Bojovic) von Ostrog und Niksic zum neuen Metropoliten der MOK. Das langjährige Oberhaupt der MOK, Metropolit Mihailo (Dedeic), wurde in den Ruhestand versetzt. Mihailo kritisierte die als „Allmontenegrinische Versammlung" bezeichnete Zusammenkunft jedoch als illegitim und auch ein Teil der Gläubigen der MOK erkennt die Wahl von Bischof Bojovic laut NÖK nicht an.
Einberufen wurde die Versammlung vom „Rat zur Bewahrung der Montenegrinischen Orthodoxen Kirche". Dessen Vorsitzender, Milenko Perovic, warf Metropolit Mihailo vor, die Arbeit des Hl. Synods zu blockieren und damit jede „legale und legitime Auseinandersetzung mit seiner Arbeit" zu verhindern. Mit seiner Absonderung von allen Organen der Kirche und von den Geistlichen und Gläubigen habe sich der Metropolit selbst "de facto in den Ruhestand versetzt", ob bewusst oder unbewusst.
Polen: Von den Nazis ermordete Familie Ulma seliggesprochen
Die katholische Kirche hat die polnische Familie Ulma seliggesprochen, die Juden während des Zweiten Weltkriegs auf ihrem Bauernhof versteckte und deshalb 1944 von den deutschen Besatzern erschossen wurde. Der Leiter der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen, Kardinal Marcello Semeraro, gab die Seligsprechung des Landwirts Jozef Ulma, seiner im siebten Monat schwangeren Frau Wiktoria sowie der sechs Kinder im Alter von eineinhalb bis acht Jahren am Sonntag bei einem Gottesdienst in Markowa im Südosten Polens, dem Heimatdorf der Familie, bekannt. Papst Franziskus hatte die Ermordung der neun Familienmitglieder als Martyrium anerkannt.
Rund 30.000 Menschen waren zu der Messe unter freiem Himmel gekommen, darunter etwa 1.000 Priester, 80 Bischöfe und Polens Oberrabbiner Michael Schudrich sowie Staatspräsident Andrej Duda und Regierungschef Mateusz Morawiecki. Semeraro sagte in seiner Predigt: „Im Zeugnis und im Martyrium der Ulmas und ihrer Kinder entdecken wir die Größe der Familie, den Ort des Lebens, der Liebe und der Fruchtbarkeit neu." Den neuen Seligen könnten als Fürsprechern bei Gott Hoffnungen, Freuden, Nöte und Sorgen anvertraut werden.
Die katholische Familie Ulma…
… schützte eineinhalb Jahre lang acht Juden und Jüdinnen auf ihrem Bauernhof vor der Deportation in ein nationalsozialistisches Vernichtungslager und der Ermordung. Verraten haben soll sie ein Mann aus einem Nachbarort. Ihm hatte eine versteckte jüdische Familie ihren Besitz anvertraut. Die Nazis ermordeten die acht Juden und Jüdinnen noch vor der Familie Ulma.
Die Familie gilt in Polen als Symbol für die Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. 2016 eröffnete Präsident Duda in Markowa ein Familie-Ulma-Museum zu Ehren der Polen, die Juden vor dem Holocaust retteten. Seit 2018 ist der Jahrestag der Ermordung der Familie Ulma, der 24. März, auf Beschluss Dudas ein nationaler Gedenktag für die polnischen Judenretter. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern". Die Erzdiözese hatte das Seligsprechungsverfahren für die Familie 2003 eingeleitet.
Laut dem Vizechef des staatlichen Instituts des nationalen Gedenkens, Mateusz Szpytma, ermordeten die deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg fast 1.000 Polen, weil sie Juden halfen und vor dem Holocaust retten wollten. Der Staat Israel zeichnete bislang mehr als 7.200 Polen für die Rettung von Juden als "Gerechte unter den Völkern" aus - so viele wie aus keiner anderen Nation.