JA
die neue Kirchenzeitung
19. Februar 2023
Lesungen: Lev 19,1-2.17-18; 1 Kor 3,16-23. Evangelium: Mt 5,38-48
Der 24. Februar
Die österreichischen Bischöfe rufen zum ersten Jahrestag des Angriffs Russlands auf die Ukraine am 24. Februar zu einem österreichweiten „Tag des Gebets, Fastens und der Solidarität" auf.
In zahlreichen Kirchen wird es dazu Gottesdienste geben, in einigen Diözesen auch in ökumenischer Weise mit anderen christlichen Kirchen.
Im Salzburger Dom wird aus diesem Anlass erstmals eine Göttliche Liturgie im byzantinischen Ritus gefeiert.
Besondere Akzente setzen auch die katholischen Ostkirchen: So wird am 24. Februar um 18 Uhr die Göttliche Liturgie für die Verstorbenen des Krieges in der griechisch-katholischen Kirche St. Barbara (Postgasse 8a) in der Wiener Innenstadt gefeiert.
Die Kirche bleibt für viele ukrainische Gläubige an diesem Tag von 12 bis 20 Uhr zum Gebet und Gedenken offen. Am 25. Februar feiert der Generalvikar für die katholischen Ostkirchen, Yuriy Kolasa, um 18 Uhr eine Göttliche Liturgie im Stephansdom gemeinsam mit den ukrainischen Priestern.
Auch der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich nimmt den Jahrestag des Kriegsbeginns zum Anlass für ein gemeinsames Gebet für den Frieden. Es findet bereits am 23. Februar um 19 Uhr in der Wiener Kirche St. Barbara statt.
Auch Sie sind an diesem Tag zu Gebet, Fasten und Solidarität eingeladen. Und zur Mitfeier eines Gottesdienstes. P. Udo
Bischof Alvarez in Nicaragua muss für 26 Jahre ins Gefängnis
Das sandinistische Regime in Nicaragua geht immer härter gegen Kritiker in den Reihen der katholischen Kirche vor. Am 17. Februar wurde Rolando Alvarez, Bischof von Matagalpa, im Schnellverfahren zu 26 Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt. Der zuständige Richter bezeichnete Alvarez als „Landesverräter", der sich des „Ungehorsams" schuldig gemacht, die nationale Sicherheit untergraben und „Fake News" verbreitet habe. Zusätzlich zur Haftstrafe wurden dem 56-Jährigen die nicaraguanische Staatsbürgerschaft und seine zivilen Rechte entzogen. Er werde nun bis zum 13. April 2049 in Haft sitzen und müsse eine Geldstrafe zahlen, so das Gericht.
Am Donnerstag hatte sich Alvarez geweigert, sich gemeinsam mit 222 anderen politischen Häftlingen in die USA ausfliegen zu lassen. Die sandinistische Regierung hatte dafür eine Chartermaschine bereitgestellt. US-Außenminister Antony Blinken lobte den Schritt als Ergebnis einer diplomatischen Initiative der Vereinigten Staaten. Spaniens Außenminister Jose Manuel Albares kündigte überdies an, den abgeschobenen Dissidenten die spanische Staatsbürgerschaft anzubieten.
Als der Bischof sich weigerte, das Flugzeug zu betreten, reagierte Nicaraguas Machthaber Daniel Ortega verärgert und ließ ihn zurück in Gewahrsam bringen. Ortega warf dem Geistlichen öffentlich vor, sich der angeordneten Ausweisung widersetzt zu haben. Alvarez war bereits im August unter Hausarrest gestellt worden. Mit ihm wurden zahlreiche weitere Priester festgenommen. Sie hatten - ebenso wie er - wiederholt die herrschenden Zustände in dem mittelamerikanischen Land offen angeprangert.
Nicaragua erlebt seit 2018 eine schwere innenpolitische Krise. Bei landesweiten Protesten gegen die linksgerichtete Ortega-Regierung kamen zu Beginn rund 350 Menschen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Die Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien kritisierten immer wieder in scharfer Form die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Inzwischen sind rund 1.300 NGOs verboten worden. Mehrere Kirchenvertreter wurden in den vergangenen Wochen zu langen Haftstrafen verurteilt, weitere warten auf ihren Prozess. Der Weihbischof von Managua, Silvio Baez, lebt nach Morddrohungen seit Jahren im Exil.
Ortega schickt Bischof Alvarez in „die kleine Hölle“
Bischof Rolando Alvarez dürfte sich derzeit im Gefängnis „La Modelo" in Einzelhaft befinden: Darauf deutet ein Bericht der oppositionellen Plattform „Despacho 505" hin, der sich auf anonyme kirchliche Quellen und Leute aus der Haftanstalt beruft. Machthaber Daniel Ortega selbst habe verfügt, dass der Bischof von Matagalpa keinen Kontakt zu anderen politischen Gefangenen habe, hieß es.
Eine offizielle Benachrichtigung an die Kirche oder an die Verwandten über das genaue weitere Schicksal des am 11. Februar verurteilten Dissidenten-Bischofs habe es bisher nicht gegeben.
Der Bischof werde in der als „El Infernillo" (die kleine Hölle) bezeichneten Zelle 300 der in der Ortschaft Tipitapa bei Managua gelegenen Justizanstalt festgehalten, hieß es in dem Bericht. Unter Bezugnahme auf eine andere kirchliche Auskunftsperson wird erwähnt, dass Nicaraguas Vizepräsidentin Rosario Murillo gegenüber Kardinal Leopoldo Brenes angedeutet habe, dass der Fall Alvarez direkt in den Händen von Präsident Ortega - ihrem Ehemann - liege und nicht bei ihr.
Neben zahlreichen Ortskirchen weltweit verurteilte zuletzt auch der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Erzbischof Gintaras Grusas, das Vorgehen des Ortega-Regimes.
Foto: Vatican News.
Menschenrechtler: Religionsfreiheit in Belarus massiv eingeschränkt
Belarus verstößt in schwerem Ausmaß gegen die Menschenrechte und insbesondere gegen die Religionsfreiheit: Zu diesem Schluss kommt die norwegische Menschenrechtsgruppe „Forum 18" in einem aktuellen Länderbericht. Die Machthaber in Minsk haben ein Netz von „gesetzlichen" Beschränkungen eingeführt, die genau festlegen, welche Gemeinschaften sich wo unter wessen Führung und unter Verwendung welcher Literatur treffen können. Die Einschränkungen machten die Religionsausübung in Weißrussland weitgehend von staatlicher Genehmigung abhängig, so die Menschenrechtler. In jüngster Vergangenheit wachse der Druck auf die römisch-katholische Kirche, berichtete derweil die Website „New Eastern Europe" mit Sitz im polnischen Krakau.
Gläubige in Belarus und deren Gemeinschaften seien durch die Geheimpolizei KGB streng überwacht, heißt es in der Analyse von „Forum 18". Jede Religionsgemeinschaft sei von einer staatlichen Registrierung abhängig, doch selbst diese schütze nicht vor Behördenwillkür: Alles bei religiösen Versammlungen, also auch Ort, Thema und das mögliche Verhalten der Teilnehmer, werde vom Staat vorgegeben, Treffen zu privaten Gottesdiensten seien verboten. Obligatorisch sei mittlerweile eine staatliche Vorzensur sowie Beschränkungen für die Verbreitung der meisten religiösen Schriften und Gegenstände, bei denen stets gedroht werde, Texte oder Websites als „extremistisch" einzustufen.
Die Repressalien gehen laut dem Bericht noch weiter: So werden etwa die Zustimmung zu Vorhaben wie etwa die Baugenehmigungen oft willkürlich verweigert und Gotteshäuser enteignet.
Verboten sind dem Bericht zufolge auch Gebete für politische Gefangene, deren Zahl seit August 2020 deutlich gestiegen sei. Besonders diese würden in den Gefängnissen schwere Verletzungen der Menschenrechte - einschließlich der Religions- und Glaubensfreiheit - erleiden.
Nuntius: Russland missachtet Lehren aus beiden Weltkriegen
Mit deutlichen Worten hat der Apostolische Nuntius in Österreich den Krieg Russlands gegen die Ukraine verurteilt. Die russische Attacke auf die Ukraine sei zugleich “ein Angriff auf alle Lehren, die die Welt aus den beiden Weltkriegen des letzten Jahrhunderts gezogen hat" beklagte Erzbischof Pedro Lopez Quintana in seiner Ansprache beim Neujahrsempfang von Bundespräsident Van der Bellen für das Diplomatische Corps am Dienstag in der Wiener Hofburg. Russlands vor knapp einem Jahr begonnener „brutaler Angriffskrieg" habe die europäische Sicherheitsordnung in Schutt und Asche gelegt, Präsident Wladimir Putin habe internationales Recht gebrochen, Grenzen missachtet und Landraub begangen.
Der in seiner Funktion als Doyen der Auslandsdiplomaten sprechende Nuntius beklagte, dass es nach elf Monaten Krieg noch immer keine ernsthaften Friedensinitiativen gebe, die das Leid der ukrainischen Bevölkerung und die massiven Zerstörungen so schnell wie möglich beenden und die Voraussetzungen für einen gerechten und dauerhaften Frieden schaffen könnten.
Bundespräsident bewies „glückliche Hand"
Der Apostolische Nuntius beglückwünschte Bundespräsident Van der Bellen eingangs zu dessen Wiederwahl und wünschte ihm für seine zweite sechsjährige Amtszeit, Gottes Segen, Glück und Erfolg, gute Gesundheit und „eine glückliche Hand bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben". Sein Gruß galt neben den anwesenden Diplomaten besonders auch der Präsidentengattin Doris Schmidauer und Außenminister Alexander Schallenberg. Heuer kamen hundert Botschafterinnen und Botschafter in den Amtssitz des wiedergewählten Bundespräsidenten. Diplomatinnen und Diplomaten aus Russland, Belarus und dem Iran waren diesmal nicht eingeladen.
Syrien nach dem Erbeben: „Es gibt fast keine internationale Hilfe“
„Kirche in Not“ stellt eine halbe Million Euro Soforthilfe bereit
Das weltweite katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ stellt nach dem Erdbeben vom 6. Februar in einem ersten Schritt eine halbe Million Euro Nothilfe für die Betroffenen der Naturkatastrophe in Syrien bereit. Das Hilfswerk arbeitet bereits seit Jahren mit den lokalen Kirchen etwa in der Region Aleppo und Latakia zusammen.
Der Projektreferent von „Kirche in Not“, Xavier Stephen Bisits, ist noch am Tag der Katastrophe nach Syrien gereist. Er teilte mit, dass bereits Hilfsprojekte auf den Weg gebracht wurden, um die unmittelbare Not der Menschen zu lindern: „Wir arbeiten zum Beispiel mit den Franziskanern in Latakia zusammen, die Decken und Lebensmittel zur Verfügung stellen; die armenisch-orthodoxe Gemeinde hat ein Projekt vorbereitet, um Menschen mit Medikamenten zu versorgen.“ Es gebe auch Hilfen für ältere Menschen, die ihre Häuser nicht verlassen möchten und jetzt auf sich allein gestellt seien.
Der Projektreferent für Syrien des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN), Xavier Stephen Bisits, kritisiert, dass es auch mehr als eine Woche nach dem Erdbeben „fast keine Anzeichen für eine internationale Reaktion“ in Nordsyrien gebe: „Die einzigen Helfer, die ich gesehen habe, stammen aus dem Libanon. Die Welt darf Syrien nicht vergessen.“
Gute Zusammenarbeit der Konfessionen
In Aleppo seien neun christliche Konfessionen vertreten. Sie arbeiteten sehr gut zusammen, erklärte Bisits. So seien bereits zwei Tage nach dem Erdbeben Pläne für die Instandsetzung eingestürzter oder beschädigter Häuser entstanden: „Die katholischen Bischöfe von Aleppo haben ein Team aus Ingenieuren beauftragt, die Schäden an den Häusern der Gemeindemitglieder zu erfassen und die Kosten zu schätzen. Die orthodoxen Bischöfe werden sich dem ebenfalls anschließen, sodass unsere Hilfe wirklich alle Konfessionen umfasst.“
Foto: Xavier Stephen Bisits, Projektreferent von „Kirche in Not“, vor zerstörten Gebäuden in Aleppo. © Kirche in Not
Foto: Der Apostolische Nuntius in Syrien, Erzbischof Mauro Kardinal Zenari (3. v. rechts) spricht in Latakia mit Überlebenden des Erdbebens. © Kirche in Not
Österreicher in Homs: Kirchen im Einsatz für syrische Erdbebenopfer
In der zentralsyrischen Stadt Homs haben sich alle Kirchen zusammengeschlossen, um gemeinsam den Erdbebenopfern zu helfen. Das berichtet der oberösterreichische Jesuit Frater Gerald Baumgartner, der in Homs im Jesuitenkloster lebt und wirkt. Homs selbst wurde vom Beben bei Weitem nicht so stark getroffen wie etwa die nordsyrische Metropole Aleppo. Schon einen Tag nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. Februar seien die ersten obdachlosen Familien aus Aleppo in Homs angekommen. Er habe diese gemeinsam mit einigen weiteren Freiwilligen, darunter auch ein Muslim, besucht, so Fr. Baumgartner nach Angaben des Informationsdienstes der Stiftung Pro Oriente.
Die Not der Menschen habe ihn veranlasst, sofort eine vorerst kleine Hilfsaktion ins Leben zu rufen. "Wir haben kurzerhand beschlossen, für diese Menschen im Kloster zu kochen." Am Mittwoch, dem dritten Tag nach dem Beben, wurden bereits die ersten 50 Mahlzeiten ausgegeben, nun seien es bereits mehr als 750 pro Tag.
Salesianer beherbergen 500 Menschen
Unterstützung aus Österreich für die Nothilfe Aleppo kommt auch von der katholischen Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos, die seit 1948 in Syrien tätig sind und in der Stadt eine Niederlassung haben. 500 Menschen fänden dort derzeit Zuflucht und bekämen Essen, warme Kleidung und einen Schlafplatz.
Spanien verabschiedet umstrittene Abtreibungs- und Transgesetze
Nach langen politischen und gesellschaftlichen Debatten sind in Spanien am 23. Februar die umstrittenen Reformen der Transgender- und Abtreibungsgesetze verabschiedet worden. Das Gesetz, das unter anderem einen Rechtsanspruch auf Schwangerschaftsabbrüche festschreibt, wurde vom Parlament mit 185 Ja- und 154 Nein-Stimmen ohne Enthaltung gebilligt, wie die Zeitung „El Pais" berichtet. Das sogenannte Trans-Gesetz nahmen die Abgeordneten mit 191 Ja-Stimmen, 60 Nein-Stimmen und 91 Enthaltungen an.
Mit dem Trans-Gesetz ist die Änderung der Geschlechtsidentität in Spanien nur noch eine bürokratische Formalität, die mit einem einzigen Gang zum Amt vollzogen werden kann. Selbst 16-Jährige können ohne Einwilligung ihrer Eltern die Änderung im Personalausweis vornehmen lassen.
Das neue Abtreibungsgesetz gibt ebenfalls Minderjährigen ab 16 Jahren die Möglichkeit, ohne Erlaubnis der Erziehungsberechtigten einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Zudem sollen Abtreibungen demnächst an staatlichen Krankenhäusern garantiert und kostenlos sein. Eine medizinische oder psychologische Betreuung ist nicht mehr vorgeschrieben. Demgegenüber war bis dato eine dreitägige Überlegungsphase obligatorisch.
Die europaweit sehr progressiven Gesetzesreformen führten selbst innerhalb der links-sozialistischen Regierungskoalition zu vehement geführten Debatten und Meinungsverschiedenheit. Dennoch konnte sich Spaniens Gleichstellungsministerin Irene Montero größtenteils mit ihren Forderungen durchsetzen. Doch die Reformen, die vielen zu weitreichend sind, spalten selbst die feministischen Gruppierungen im Land.
Schulterschluss der Religionen für besseren Lebensschutz
Auch Spaniens katholische Kirche sprach sich strikt gegen die Reformen aus. Es könne nicht angehen, dass Minderjährige mit 16 Jahren noch nicht wählen dürfen, wohl aber abtreiben und ihr Geschlecht ändern dürfen, erklärte Bischofskonferenzsprecher Luis Arguello. Abtreibung könne zudem kein Rechtsanspruch sein, so der Bischof von Kastilien-Leon. Er nannte es einen gravierenden Fehler, die dreitägige Reflexionsphase sowie die Möglichkeit, abtreibungswilligen Frauen Alternativen und Hilfe anzubieten, abzuschaffen.
In einer großen gemeinsamen Stellungnahme hatten Religionsvertreter in Spanien die Politik aufgerufen, ungeborenes und bedrohtes Leben gesetzlich besser zu schützen. Die „Interreligiöse Erklärung zur Würde des menschlichen Lebens und zu den Menschenrechten" wurde am Tag zuvor von den Spitzen der Bischofskonferenz, der Islamischen Kommission, mehreren orthodoxen Kirchen, der reformierten Episkopalkirche und der Föderation Evangelikaler Körperschaften Spaniens unterzeichnet. Einzig die jüdische Gemeinde habe nicht teilnehmen wollen, wie das Portal „Vida Nueva" berichtete.
Die Religionen äußern in der Erklärung „Sorge über Gesetze, in denen das menschliche Leben ernsthaft ungeschützt bleibt". Man schätze und achte die demokratischen Institutionen, doch würden manche Gesetze offenbar „nicht nur gegen die Prinzipien des Schöpfers, sondern auch gegen die grundlegendsten Menschenrechte erlassen", mahnen die Unterzeichner.
Foto: Spanische Bischofskonferenz
Präsident der Palliativgesellschaft: Kein Recht auf Suizidbeihilfe
In Österreich gibt es trotz gegenteiliger Rhetorik von Befürwortern auch weiter kein Recht auf assistierten Suizid: Das hat der Präsident der Österreichischen Palliativgesellschaft (OGP), Dietmar Weixler, im Interview mit dem wissenschaftlichen IMABE-Informationsdienst „Bioethik aktuell" (Mittwoch) klargestellt. Der Mediziner zog Zwischenbilanz über das erste Jahr, in dem die umstrittene Praxis in Österreich erlaubt und auch durchgeführt wurde, und blickte besorgt in die Zukunft: Langfristig stehe das „juristische Konstrukt von Autonomie" klar im Widerspruch zu den Werten der Medizin, sagte er. Das bringe für die beteiligten Berufe viele Konflikte. Zudem blende die Betonung der Autonomie zahlreiche andere Faktoren für Suizidalität aus.
Immer wieder würden Befürworter behaupten, die Hürden auf dem Weg zur legalen Selbsttötung seien zu hoch und verunmöglichten die Umsetzung eines bestehenden „Grundrechtes", sagte Weixler, und wies dies zurück: Schließlich dürfe aufgrund der sogenannten Weigerungsklausel niemand zur Mitwirkung an Selbsttötung verpflichtet werden.
Das Sterbeverfügungsgesetz habe jedoch auch schon bisher Belastungen, Überforderungen und Dilemma-Situationen für die beteiligten Berufe gebracht. Die Palliativmedizin sei eigentlich ganz anderen Zielen verpflichtet wie etwa der Vorgabe, weder das Leben zu verkürzen noch den Tod hinauszuzögern. Letztere Problemstellung komme in der Praxis „100 Mal häufiger" vor als jene des assistierten Suizides, betonte Weixler.
Foto: Österreichische Palliativgesellschaft
Prager Versammlung: Bischöfe verpflichten sich zu Synodalität
Bischof Bätzing sieht Papst bei Reformen in der Pflicht
Europas Bischöfe haben sich zur Weiterentwicklung einer „synodalen Kirche" verpflichtet: Das geht aus dem Statement hervor, das der europäische Bischofsrat CCEE nach den Beratungen der Vorsitzenden der nationalen europäischen Bischofskonferenzen am Sonntag in Prag veröffentlicht hat. In den Tagen zuvor hatten sich die Bischöfe seit Montag bereits gemeinsam mit anderen Delegierten von insgesamt 39 europäischen Bischofskonferenzen in der tschechischen Hauptstadt eingefunden. Die Kontinentale Versammlung im Rahmen des weltweiten Synodalen Prozesses der katholischen Kirche mündete in einen vorläufigen Schluss-Text.
Thematisch fügt das Bischofs-Statement vom Sonntag dem Abschluss-Dokument, das durch ein Redaktions-Team auf Grundlage der Länderberichte und Wortmeldungen während der Prager Versammlung erstellt wurde, nichts hinzu, berichtete „Vatican News" am Wochenende.
Das europäische Schluss-Dokument soll in Kürze veröffentlicht werden.
Bischof Bätzing sieht Papst bei Reformen in der Pflicht
Nach der fünftägigen ersten Phase der „Europa-Etappe" der katholischen Weltsynode sieht der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, Papst Franziskus in Sachen Reformen in der Pflicht. „Ich wäre froh, wenn es auf Ebene der Weltkirche erlaubt würde, dass in einigen Ortskirchen Dinge möglich sind, die in anderen Teilen nicht oder noch nicht relevant sind", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Prag.
Dem Limburger Bischof zufolge zeigte sich in Prag eine „riesige Spannbreite von Lebenswirklichkeiten, kulturellen und politischen Realitäten und auch Spannung und Diversität". Entsprechend sei auch das vorläufige Schlussdokument nicht mehr als eine Bestandsaufnahme: „Es wurde treu protokolliert, was stattfand; aber das ist ja nur ein erster Schritt."
Tausende Missbrauchsfälle in Portugals katholischer Kirche
Mehr als 4.800 Kinder sind in den vergangenen 70 Jahren Opfer sexuellen Missbrauchs in den Reihen der katholischen Kirche Portugals geworden. Das ist das Ergebnis des am Montag vorgestellten Berichts einer unabhängigen Kommission unter Leitung des Experten Pedro Strecht. Der renommierte Kinderpsychiater gab bei einer Pressekonferenz in Lissabon zu bedenken, dass es sich um eine Mindestzahl handle. „Es ist nicht möglich, die Gesamtzahl der Verbrechen zu beziffern", sagte er. Die meisten Betroffenen seien mehrfach Opfer sexualisierter Gewalt geworden.
In dem Abschlussbericht, an dem über ein Jahr lang gearbeitet wurde, sind unter anderem 512 bestätigte Zeugenaussagen enthalten. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Betroffenen lag bei knapp über 11 Jahren. In den meisten Fällen (mehr als 70 Prozent) waren Priester die Täter.
Weil die in der Untersuchung behandelten Vorkommnisse überwiegend strafrechtlich verjährt sind, wurde nur in 25 Fällen die Staatsanwaltschaft informiert.
Aufarbeitungsstudie zu Missbrauch in Diözese Essen veröffentlicht
Die deutsche Diözese Essen verzeichnet wesentlich mehr Betroffene sexualisierter Gewalt und Täter als bisher bekannt. Seit der Gründung vor 65 Jahren gibt es mindestens 423 Fälle und Verdachtsfälle. Die Zahlen mit Stand Februar 2023 legte die Diözese selbst am Dienstag bei der Vorstellung einer sozialwissenschaftlichen Aufarbeitungsstudie vor.
Helga Dill (IPP) und Malte Täubrich (Dissens) führten aus, dass die Verantwortlichen der Diözese bis ins Jahr 2010 unzureichend oder gar nicht auf Verdachtsfälle reagiert haben. Wegen dieser mangelnden Verantwortungsübernahme und der Versetzung von Tätern sei die sexualisierte Gewalt nicht gestoppt worden und die Zahl der Betroffenen gestiegen.
Auch die betroffenen Kirchengemeinden hätten die Fälle oft verdrängt und sich mit den Tätern solidarisiert, so Dill. Es sei „etwas Spezifisches" der katholischen Kirche, dass der Pfarrer als geweihter Mann idealisiert werde. Diözesanverantwortliche hätten die Gemeinden aber oft auch im Unwissen gehalten.
Erst ab 2010 sei dann ein hartes Durchgreifen gegenüber den mittlerweile betagten Tätern zu erkennen. Ende 2009 hatte der aktuelle Bischof Franz-Josef Overbeck sein Amt in Essen angetreten.
Overbeck zeigte sich in einer ersten Reaktion selbstkritisch mit Blick auf die Institution Kirche: Es sei viel vertuscht und kleingeredet worden. Die Bischöfe hätten nicht nur Betroffene vernachlässigt, sondern auch Kirchengemeinden alleine gelassen. Missbrauch sei nicht nur Schuld der einzelnen Täter, sondern auch ein systemisches Problem der Kirche.
Umfrage: Junge Deutsche wünschen sich aktivere Rolle der Kirche
Junge Menschen wünschen sich eine deutlichere Positionierung der Kirchen bei gesellschaftlichen und politischen Themen. Das gaben 56 Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren in einer deutschen Umfrage an, die die Managementberatung Horvath veröffentlicht hat. Unter der Gesamtbevölkerung lag dieser Anteil demnach bei 52, unter Kirchenmitgliedern bei 61 Prozent. Dagegen sagten 48 Prozent aller Befragten, die Kirchen sollten sich "mehr auf ihren traditionellen Kern konzentrieren".
Die junge Generation steht nach der Studie der Kirche nicht so verschlossen gegenüber, wie oftmals angenommen wird. So seien 13 Prozent der 18- bis 29-Jährigen im vergangenen Jahr mit Social-Media-Angeboten der Kirchen in Berührung gekommen. Die Studienautoren rieten dazu, die Bedürfnisse dieser Zielgruppe stärker zu beachten, Online-Angebote zu optimieren und besser mit Offline-Angeboten zu verzahnen.
Am deutlichsten für Positionierungen der Kirchen in gesellschaftspolitischen Fragen sprachen sich Menschen aus, die regelmäßig Gottesdienste besuchen; 69 Prozent betrug die Zustimmung in dieser Gruppe. Je höher der Bildungsabschluss, desto deutlicher wurde diese Frage befürwortet, zeigte sich weiters. Überrascht äußerten sich die Studienautoren darüber, dass sich selbst 44 Prozent der Nicht-Religiösen für mehr Beteiligung der Kirchen an der gesellschaftspolitischen Debatte ausgesprochen haben.
Generell sehen die Autoren in den Ergebnissen eine Chance für die Kirchen. "In diesen Zeiten wünschen sich vor allem junge Menschen Orientierung und sehen die Kirchen als wichtige Stimme an", betonte Studienleiter Rainer Graf. Wichtig wären eine verbesserte Kommunikations- und Kampagnenfähigkeit, fügte er hinzu.
Übergangsrituale häufigste Kontaktform
Auch der direkte Kontakt in den Gemeinden ist laut Studie nicht zu unterschätzen. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, 2022 einen oder mehrere Berührungspunkte mit der Kirche gehabt zu haben. Die meisten Personen kamen dabei über Anlässe wie Taufe, Hochzeiten oder Beerdigungen (22 Prozent) in Kontakt mit der Kirche, insgesamt rund 17 Prozent besuchten Gottesdienste, wobei zu Weihnachten sieben Prozent mehr in die Kirche gehen als unter dem Jahr. Kirchliche Bildungsveranstaltungen (4 Prozent) und Social-Media-Angebote (6 Prozent) werden nur von wenigen Menschen wahrgenommen, Seelsorge-Gespräche von immerhin 4 Prozent.
Milieu-Studie: Kirche verliert „nostalgisch-bürgerliche Mitte"
Die Kirche in Österreich hat eine Gesellschaftsgruppe, die ihr eigentlich nahe steht, nämlich die „nostalgisch-bürgerliche Mitte", verloren. Darauf weist die „Sinus-Milieu-Studie 2022", die die Wertvorstellungen der Österreicherinnen und Österreicher analysiert, hin. Die Studie, die Menschen mit ähnlichen Werten und vergleichbarer sozialer Lage in Gruppen - sogenannte Milieus - zusammenfasst, gebe auch für die Seelsorge durchaus herausfordernde Hinweise, wie Martin Mayr, stellvertretender Geschäftsführer des mit der Studie befassten Integral-Marktforschungsinstitut, im Interview mit der Linzer „KirchenZeitung" darlegte.
Im Wesentlichen verfügten noch zwei der zehn Gruppen, die die Studie einteilt, nämlich das „konservativ-etablierte Milieu" und das „traditionelle Milieu" über eine engere Kirchenbindung. Beide machten ungefähr 21 Prozent der österreichischen Bevölkerung über 14 Jahre aus. Früher habe auch die bürgerliche Mitte, mit rund 14 Prozent dazugehört. „Das ist jetzt nicht mehr so", stellte Mayr klar.
Diese „nostalgisch-bürgerliche Mitte" sehe wahrscheinlich auch die Kirche als Institution ähnlich wie den Staat, der versagt habe und sie nicht verstehe, sagte der Marktforschungsexperte. Diese Gruppe habe das Gefühl, „dass die Kirche sie nicht ernst nimmt", viele hätten sich deshalb von ihr verabschiedet. Einen „ganz starken Auslöser" für dieses Verhalten ortet Mayr in der Corona-Pandemie. Die Kirche müsse der „nostalgisch-bürgerlichen Mitte" viel mehr das Gefühl geben, "dass sie ihre Anliegen aufgreift und dass ihre Meinungen und Werte etwas sind, das zählt", so Mayr.
Indonesien: Kurienkardinal Ayuso Ehrendoktor an islamischer Uni
Die Ehrendoktorwürde hat Kurienkardinal Miguel Angel Ayuso Guixot (70), Präsident des vatikanischen Dikasteriums für den interreligiösen Dialog und Direktoriumsmitglied des bis im Vorjahr in Wien stationierten Dialogzentrums KAICIID, von der staatlichen islamischen Universität Indonesiens erhalten.
Der hochrangige Vatikanvertreter werde für seinen Beitrag zur Förderung des interreligiösen Dialogs in der Welt geehrt, hieß es bei der Verleihungszeremonie an der Sunan Kalijaga State Islamic University in der Provinz Yogyakarta am Montag.
Kardinal Ayuso zeigte sich dankbar für die positive Aufnahme des „Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt". Papst Franziskus und Ahmed el-Tayyeb, der Großimam von Al-Azhar, hatten das Schreiben gemeinsam 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet. Für ihn, sagte Kardinal Ayuso, sei es ein Privileg gewesen, dabei zu assistieren.
Das Dokument sei „ein Meilenstein auf dem Weg zum interreligiösen Dialog" gewesen, was bedeute, dass es "weder der Anfang noch das Ende des Weges" sei. „Das bedeutet, dass wir auf verschiedene Weise zusammenarbeiten müssen, um die Geschwisterlichkeit zu fördern und in unserem täglichen Leben konkret zu leben", erklärte Ayuso. Die Ehrendoktorwürde vonseiten der islamischen Universität sei selbst „ein Beitrag zur Förderung und Stärkung der Geschwisterlichkeit", so der spanische Kurienkardinal und Comboni-Missionar.
Ayuso strich in seiner Rede das islamische Konzept der „wasaiyyah" hervor, das normalerweise mit „Mittelweg" oder „Mäßigung" übersetzt wird. Angesichts der Zunahme von religiösem Fundamentalismus und Extremismus in den vergangenen Jahren habe sich diese "relevante moralische Tugend" als ein wichtiges Element des gemäßigten Islams herauskristallisiert, mit dem das Gemeinwohl und die soziale Gerechtigkeit gefördert würden, sagte er.
Weiters würdigte Ayuso die indonesische Staatsphilosophie „Pancasila", die den riesigen Inselstaat mit seinen vielen Kulturen, Ethnien und Religionen zusammenhalte. Eine dauerhafte „multireligiöse Nation" sei darauf angewiesen, dass religiöse Unterschiede nicht nur akzeptiert, sondern auch bejaht und als Bereicherung verstanden würden, so der Kurienkardinal.
Foto: Vatican News.
Kurznachrichten
Papst Franziskus hat seinen Hilfsaufruf für die Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien via Twitter erneuert. Zugleich hat er selbst Hilfsgüter für beide Länder geschickt.
Papst Franziskus hat seinen Sonderkommissar für die Basilika Santa Maria Maggiore befördert. Er ernannte Rolandas Makrickas (50) zum Titularbischof von Tolentino und verlieh ihm zugleich den Titel eines Erzbischofs. Seit Ende 2021 kümmert sich der gebürtige Litauer um die in finanzielle Schwierigkeiten geratene Papstbasilika.
Vatikan. Angesichts eines unzureichenden Managements globaler Krisen ruft der Vatikan die Religionen zu stärkerer Beteiligung auf internationaler Bühne auf. Sie sollen sich ins UN-System einbringen.
In der Ukraine ist die Zahl der Menschen, die sich als religiös bezeichnen, deutlich angestiegen. Etwa drei Viertel (74,1 Prozent) der Bürgerinnen und Bürger sahen sich in einer jetzt veröffentlichten Umfrage als „gläubig" an. 62,7 Prozent der Befragten bekannten sich zum orthodoxen Christentum und 10,2 Prozent zur mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche, die dem byzantinischen Ritus folgt. Der römisch-katholischen Kirche gehören 1,9 Prozent an.
Myanmar. Das Militär der Junta sowie regimetreue Milizen haben seit dem Putsch im Februar 2021 landesweit mehr als 55.400 Häuser niedergebrannt. Mehr als zwei Millionen Menschen wurden bereits zu Binnenvertriebenen.
Mexiko bleibt auch weiterhin eines der gefährlichsten Länder weltweit für Priester: Erneut ist in dem mittelamerikanischen Land ein Geistlicher erschossen worden: Pfarrer Juan Angulo Fonseca (53).
In Libyen sind sechs koptische Christen aus Ägypten offenbar von Terroristen entführt worden.
USA. Die Diözese San Diego steht nach 400 Missbrauchsklagen vor dem Konkurs. Ein Diözesansprecher sagte, es wären voraussichtlich 550 Millionen Dollar nötig, um die Rechtsstreitigkeiten außergerichtlich beizulegen.
In Afrika gibt es Widerstand gegen den Beschluss der anglikanischen Church of England, künftig homosexuelle Paare zu segnen. „Es ist falsch und wir können es nicht akzeptieren", erklärte der Erzbischof der Church of Uganda, Stephen Samuel Kaziimba. Er kündigte angesichts des liberalen Kurses in Großbritannien eine Abspaltung von der Mutterkirche an.
Deutschland. Die katholische Kirche ist nach Ansicht der Freiburger Theologieprofessorin Ursula Nothelle-Wildfeuer für viele Studierende zu einem wenig attraktiven Arbeitsfeld geworden: „In der Kirche arbeiten - das können sich nur noch sehr wenige junge Menschen vorstellen."
Österreich
Österreich hat bei der Priester-Fußballeuropameisterschaft im rumänischen Temeswar den 10. Platz erreicht. Polen siegte im Finale gegen Portugal mit 3:2, Bosnien setzte sich gegen die Slowakei durch und errang somit Platz 3. Rund 200 Priester aus 16 Nationen waren in Rumänien vor Ort.
Wien. Der diesjährige Ökumenische Weltgebetstag der Frauen in Österreich (WGT) am 3. März nimmt Taiwan als Schwerpunktland in den Fokus.
Kärnten. Wegen einer religiös motivierten Messerattacke auf einen Landsmann ist am 20. Februar ein 19-jähriger muslimischer Iraker am Klagenfurter Landesgericht zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Das 52-jährige Opfer war ein zum Katholizismus Konvertierter.
Burgenland. Bei Bischof Ägidius J. Zsifkovics (59) wurde ein Knochenmarködem am rechten Kniegelenk diagnostiziert. Er wird ab 20. Februar eine mehrwöchige Therapie beginnen, "die voraussichtlich bis Ostern andauert".
Dominikaner-Predigten aus acht Jahrhunderten
Wiener Dominikaner lassen historische Predigten aufleben: Während der Fastenzeit wollen junge Ordensangehörige im Rahmen des Projekts „Old but Gold“ in der Innenstadtkirche St. Maria Rotunda (Postgasse 4) Kanzelworte aus acht Jahrhunderten zum Leben erwecken. An sechs Terminen ab 26. Februar wird zunächst jeweils eine kurze Einführung zur Predigt und ihrem Verfasser gegeben, ehe sie – teilweise im vollen Wortlaut, teilweise auf etwa 20 Minuten gekürzt – von der Kanzel gesprochen wird.
Berühmte Vertreter des Predigerordens kommen dabei in chronologischer Reihenfolge zu Wort: Zunächst Jordan von Sachsen mit einer Fastenpredigt aus seinem Todesjahr 1237, danach am 4. März der Mystiker Johannes Tauler, der 1361 verkündete: „Mein Joch ist süß und meine Bürde ist leicht“. Am 11. März folgt mit dem von Papst Alexander VI. 1497 als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Heiligen Stuhls“ exkommunizierten Girolamo Savonarola die umstrittenste Persönlichkeit, die wegen ihrer verbalen Geißelung irdischer Eitelkeiten berühmt und gefürchtet war. Er kommt mit Gedanken über die himmlische und die irdische Liebe zu Wort.
Die weiteren drei Dominikanerprediger: Cyrill Riga, der kurzzeitige Volksvertreter in der Pariser Nationalversammlung von 1848, Henri Lacordaire und der 1980 in Wien verstorbene Diego Goetz.
Auch das noch...
Heutiger Papst lehnte mehrfach seine Ernennung zum Bischof ab
Papst Franziskus hat im Gespräch mit Mitbrüdern der Jesuiten erstmals offenbart, dass er es vor Jahrzehnten und vor seiner späteren Ernennung zum Weihbischof in Buenos Aires zunächst zwei Mal abgelehnt hat, Bischof zu werden. Er sei dabei dem von Mitgliedern der Gesellschaft Jesu abzulegenden Gelübde gefolgt, nicht nach kirchlichen Titeln oder Aufgaben wie dem Bischofsamt zu streben.
Zu den von ihm abgelehnten Bischofsernennungen in Argentinien berichtete der Papst, ihm sei damals zunächst vorgeschlagen worden, Weihbischof von San Miguel zu werden. "Das habe ich nicht angenommen. Dann wurde ich gebeten, Bischof einer Region im Norden Argentiniens zu werden, in der Provinz Corrientes. Um mich zur Annahme zu ermutigen, sagte mir der päpstliche Nuntius, dass es dort die Ruinen der jesuitischen Vergangenheit gäbe. Ich antwortete ihm, dass ich nicht Hüter der Ruinen sein wolle."
Er habe diese beiden ersten Rufe ins Bischofsamt abgelehnt, „weil ich ein Gelübde abgelegt hatte", sagte Franziskus. Beim dritten Mal habe der Nuntius dann ein Schreiben des damaligen Jesuiten-Generaloberen Peter Hans Kolvenbach mitgebracht, in dem es hieß, er könne das Amt annehmen. „Ich sollte Weihbischof von Buenos Aires werden. Ich nahm also im Geiste des Gehorsams an."
Ende Juni 1992 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Weihbischof geweiht, wenige Jahre später übernahm er als Erzbischof die Leitung der argentinischen Hauptstadtdiözese und wurde 2001 auch ins Kardinalskollegium aufgenommen.
Älteste bekannte hebräische Bibel wird versteigert
Im britischen Auktionshaus Sotheby's kommt im Mai die laut Expertenangaben früheste vollständige hebräische Bibel unter den Hammer. Die Handschrift mit einem Schätzwert von 30 bis 50 Millionen Dollar (28 bis 46,5 Millionen Euro) „ist schätzungsweise das wertvollste Manuskript oder historische Dokument, das jemals bei einer Auktion angeboten wurde", kündigte das Auktionshaus auf seiner Internetseite an.
Der sogenannte „Codex Sassoon", benannt nach seinem prominentesten Besitzer David Salomon Sassoon (1880-1942), enthält alle 24 Bücher der hebräischen Bibel und stammt nach Angaben von Sotheby's aus dem späten 9. oder frühen 10. Jahrhundert. Bis auf zwölf Blätter ist die Handschrift vollständig erhalten. Sie galt rund 600 Jahre als verschollen, bevor sie 1929 wieder auftauchte. Der Codex befindet sich derzeit im Besitz des Schweizer Financiers und Sammlers Jacqui Safra.
Kolumbien: ELN-Guerilla bittet um Gebeine von Priester Torres
Die ELN-Guerilla hat im Rahmen der Friedensgespräche mit der kolumbianischen Regierung um das Auffinden und die Übergabe der Gebeine des katholischen Geistlichen Camilo Torres (1929-1966) gebeten. Verhandlungsführer Pablo Beltran sagte in Mexiko, die Regierung trage dafür die Verantwortung. Dies sei eine großartige Gelegenheit für Präsident Gustavo Petro, sein Engagement für die Geschichte unter Beweis zu stellen, wird Beltran in kolumbianischen Medien zitiert. Es sei an der Zeit, dass Camilo Torres ein christliches Begräbnis erhalte, so Beltran weiter.
Die ELN wurde 1964 von Studenten, katholischen Radikalen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet. Eine ihrer Ikonen war der aus einer angesehenen Arztfamilie stammende katholische Priester Torres. Das Verhältnis von Marxismus und Christentum kommentierte Torres einst mit dem Satz: „Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist?" Torres starb 1966 bei Kämpfen mit Regierungstruppen. Es war nach kolumbianischen Quellen sein erster Kampfeinsatz überhaupt.
Papst schafft Kontrollgremium für seine eigene Diözese Rom
Papst Franziskus strafft als Bischof von Rom die Zügel in der Verwaltung seiner eigenen Diözese: Im Zuge einer durchgreifenden Neuordnung sind sämtliche Abteilungen und Einrichtungen des Vikariats Rom künftig einem unabhängigen Aufsichtsgremium rechenschaftspflichtig. Dessen Zuständigkeit umfasst nach der am Mittwoch veröffentlichten Geschäftsordnung insbesondere die Prüfung von Haushaltsplänen und Bilanzen, Auftragsvergaben, Immobilienverwaltung und Arbeitsweisen. In den Ausschuss berief Papst Franziskus sechs Fachleute aus den Bereichen Recht, Wirtschaft und Rechnungsprüfung.
Laut der Ordnung dürfen die Prüfer von Diözesaneinrichtungen und verbundenen Organen Auskünfte, Berichte und Dokumenteneinsicht verlangen sowie Befragungen vornehmen. In seiner Tätigkeit ist jedes Mitglied autonom. Neben monatlichen Zusammenkünften erstellt der Ausschuss einmal im Jahr einen Bericht, der dem Papst vorzulegen ist. Die Ernennung für das Gremium gilt für drei Jahre und kann einmal verlängert werden; den Vorsitzenden wählen die Mitglieder aus ihrem Kreis und jeweils für die Dauer eines Jahres. Die Regelung trat bereits Dienstag in Kraft.
Polnische Familie versteckte Juden: Seligsprechung im September
Die 1944 in Polen von deutschen Besatzungspolizisten ermordeten neun Mitglieder der Familie Ulma werden am 10. September seliggesprochen. Das hat Papst Franziskus entschieden.
Der Landwirt Jozef Ulma, seine im siebten Monate schwangere Frau Wiktoria sowie die sechs Kinder im Alter von eineinhalb bis acht Jahren hatten auf ihrem Bauernhof Juden vor den deutschen Besatzern versteckt und waren deswegen erschossen worden.
Die Seligsprechungsmesse im einstigen Wohnort der Ulmas, dem Dorf Markowa, wird der Leiter der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen, Kurienkardinal Marcello Semeraro, feiern.
Die Familie hatte eineinhalb Jahre lang acht Juden und Jüdinnen auf ihrem Bauernhof im polnischen Karpatenvorland versteckt und sie so vor der Deportation in ein nationalsozialistisches Vernichtungslager geschützt. Verraten haben soll sie ein Mann aus einer benachbarten Kleinstadt. Ihm hatte eine versteckte jüdische Familie ihren Besitz anvertraut. Die Polizisten ermordeten die acht Juden und Jüdinnen noch vor der Familie Ulma.
Die Familie Ulma gilt in Polen als Symbol für die Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. 2016 eröffnete Staatspräsident Andrzej Duda in Markowa ein Familie-Ulma-Museum zu Ehren der Polen, die Juden vor dem Holocaust retteten. Seit 2018 ist der Jahrestag der Ermordung der Familie Ulma, der 24. März, auf Beschluss Dudas ein nationaler Gedenktag für die polnischen Judenretter. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern". Die Erzdiözese hatte das Seligsprechungsverfahren für die Familie 2003 eingeleitet.
Allein in der Region Vorkarpaten versteckten laut Historikern mindestens 1.600 Polen rund 2.900 Juden im Zweiten Weltkrieg vor den deutschen Besatzern. Die Nationalsozialisten sollen dort etwa 200 Polen ermordet haben, weil sie Juden retten wollten. Der Staat Israel zeichnete bislang mehr als 7.200 Polen für die Rettung von Juden als „Gerechte unter den Völkern" aus - so viele wie aus keiner anderen Nation.
Foto: Viktoria Ulma mit sechs Kindern. Wikipedia.