JA 

die neue Kirchenzeitung

 2. April 2023 

Lesungen:  Jes 50, 4-7; Phil 2,6-11;. Evangelium: Mt 26,14 - 27,66.

 

Römische Lachnummer 

Frauen und nicht zum Priester geweihten Männern sei es weiterhin nicht gestattet, in Gottesdiensten mit Eucharistiefeiern zu predigen. Das hat dieser Tage der Leiter der Gottesdienstbehörde, Kardinal Arthur Roche, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, mahnend in Erinnerung gerufen. 
Ob sich Bätzing daran hält? Hoffentlich nicht - und sonst auch niemand. 

(Fast nur) Frauen vermitteln heute Kindern und Jugendlichen im Religionsunterricht die Frohe Botschaft. 
In Salzburg wurde vorige Woche  eine junge Theologin „Sub Auspiciis“ promoviert; der Bundespräsident war dabei. Schreiben darf sie, (fast) was sie will, doch in einer Kirche vor einer Handvoll Katholiken ist ihr eine Auslegung des Evangeliums untersagt. 
Herr Roche, legen Sie Ihr Amt zurück, bewerben Sie sich in einem Kabarett. Dort könnten Sie rasch Karriere machen. Sie bräuchten nicht viel dichten und reimen. Lesen Sie nur einfach vor, was Sie so  schreiben – die Leute werden sich vor Lachen biegen.  In der Kirche aber erzeugt das ein  Weinen vor Wut- nicht nur bei Frauen.  P. Udo 

Erster Rücktritt eines deutschen Bischofs im Missbrauchsskandal

Wiederholt hatte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode in den vergangenen Monaten einen Rücktritt abgelehnt. Und das, obwohl ihm eine Studie Fehler im Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs bescheinigt hatte. Die massive Kritik - auch von Betroffenen - hat den Bischof zum Umdenken und Verzicht auf sein Amt bewegt. Das Rücktrittsgesuch des dienstältesten deutschen Ortsbischofs hat Papst Franziskus am 25. März angenommen.
Damit ist der 72-Jährige der erste deutsche Bischof, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal wirklich das Handtuch wirft. Rücktrittsgesuche anderer Bischöfe hatte der Papst bisher abgelehnt, im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki steht die Entscheidung weiter aus.
Kritik seit Veröffentlichung einer Studie
Bode stand seit der Veröffentlichung erster Ergebnisse einer Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück im September in der Kritik. Die Autoren von der Universität Osnabrück werfen ihm und anderen Verantwortlichen vor, nicht pflichtgemäß oder unangemessen auf Hinweise zu sexuellem Missbrauch reagiert zu haben. Der Bischof bat damals zwar um Entschuldigung für sein Verhalten, wollte aber im Amt bleiben. Gerade weil der Bericht der Bistumsleitung für die vergangenen zehn Jahre „einen echten Lernprozess" bescheinige, wolle er „mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachgehen, die der Bericht aufzeigt", erklärte er im Herbst.
Inzwischen hat der Bischof aber gemerkt, dass ein Weiter-so nicht funktioniert. So zeigte der kürzlich gegründete Betroffenenrat der norddeutschen Bistümer Bode in Rom an: Er habe Schilderungen einer Betroffenen „gänzlich falsch eingeschätzt" und die Anzeige ihres Falls bei den vatikanischen Behörden verzögert, hieß es unter anderem zur Begründung.
„Manche haben jegliches Vertrauen in mich verloren"
„Manche haben jegliches Vertrauen in mich verloren", schreibt Bode nun in einer Erklärung zu seinem Rücktritt, auch wenn ihn einige ermutigt hätten, seine Aufgabe als Bischof fortzuführen: „Insgesamt jedoch habe ich das Ausmaß der Irritationen, insbesondere in der Mitarbeiterschaft des Bistums, unterschätzt."
In der Stellungnahme räumt Bode erneut gravierende Fehler im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker ein. Er selbst habe lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt: "Ich habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manchmal falsche Entscheidungen getroffen." Und weiter sagt er: "Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung und zu meinen persönlichen Fehlern. Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten."
Reformbefürworter im Synodalen Weg
Im Reformprojekt Synodaler Weg spielte er eine zentrale Rolle. Der gebürtige Paderborner setzte sich dafür ein, die Möglichkeiten einer Diakonenweihe für Frauen auszuloten und in bestimmten Fällen verheiratete Priester zuzulassen. Auch plädierte er für einen offeneren Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen und befürwortete Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare.
 

Experte Zollner kritisiert und verlässt Kinderschutzkommission

Der Kinderschutzexperte Hans Zollner (56) hat sich wegen „struktureller und praktischer Probleme" aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission zurückgezogen. "Während meiner Arbeit für die Kommission habe ich Probleme bemerkt, die dringend angegangen werden müssen und die mir ein weiteres Engagement unmöglich gemacht haben", teilte der deutsche Jesuit am 29. März mit. Sorgen äußerte er mit Blick auf die Bereiche Compliance, Verantwortungsübernahme und Transparenz. So seien etwa die Auswahlkriterien für die Kommissionsmitglieder sowie deren genaue Rollen und Aufgaben unklar.
Zollner befand zudem die finanziellen Rechenschaftspflichten des Gremiums als unzureichend. „Es ist von höchster Wichtigkeit für die Kommission, klar zu zeigen, wie sie Fonds in ihrer Arbeit nutzt", teilte der Jesuit mit. Zudem brauche es mehr Transparenz über konkrete Entscheidungswege und eine Regelung, die das Verhältnis zwischen der Kommission und der vatikanischen Glaubensbehörde klärt. Papst Franziskus hatte die Kinderschutzkommission vergangenes Jahr im Zuge der Kurienreform - der Neuaufstellung der vatikanischen Behörden - in die Glaubensbehörde eingegliedert.
Der Theologe und approbierte Psychotherapeut Zollner, der international als Fachmann für die Prävention von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gilt, war seit Gründung der Päpstlichen Kinderschutzkommission im Jahr 2014 durch Franziskus Mitglied des Gremiums. Er leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zudem berät er Bischöfe und Priesterausbilder in allen Erdteilen in Sachen Missbrauchs-Prävention. Seit Anfang dieses Monats ist der Experte zudem als Sachverständiger für die diözesane Fachstelle für Kinderschutz in der Diözese Rom tätig.
 

Französischer Erzbischof: Fehler im Umgang mit Missbrauch

Erneut räumte der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz im Interview der „Herder Korrespondenz" auch frühere Fehleinschätzungen im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche ein. „Ich habe das erst 2016 begriffen. Vorher hatte ich sogar noch in einem Artikel erklärt, warum das Phänomen in Australien und den USA ein größeres Problem ist als in Frankreich", sagte Moulins-Beaufort. Doch dann hätten die Betroffenen in Frankreich angefangen zu sprechen. „Vielleicht war ich blind, ich habe die Realität nicht gesehen - und die französische Bevölkerung auch nicht." Inzwischen sei klar, „wie auch in Deutschland", dass es viel mehr Fälle gibt als angenommen.
Wenig Interesse an Synodalem Prozess
Zum Thema Kirchenreform erklärte der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, er sehe Probleme bei der Mobilisierung der Gläubigen dafür. Schließlich sei es das erste Mal, dass eine solche weltweite Konsultation in der katholischen Kirche durchgeführt wird.

Vor 35 Jahren: Kerzendemonstration in Bratislava  - Jugendmagazin JA organsierte Unterschriftenaktion – 52.000 Unterzeichner

Vor 35 Jahren, am 25. März 1988, fand vor dem Gebäude des Nationaltheaters in Bratislava eine friedliche Versammlung von rund 5.000 Bürgerinnen und Bürgern statt. Die Gruppe betender und singender Gläubiger mit Kerzen in den Händen wurde von Angehörigen der Staatssicherheit gewaltsam aufgelöst.
Die Kerzendemonstration am 25. März 1988 in Bratislava war die bedeutendste Protestkundgebung vor 1989 gegen die kommunistische Herrschaft auf dem Gebiet der damaligen Tschechoslowakei.
Ein Redakteur des Jugendmagazins JA – Vorgängerpublikation der neuen Kirchenzeitung selben Namens – war damals mit dabei. Auch er wurde kurzfristig verhaftet: Leo Pfisterer, heute angesehener Ikonenmaler und Bronzekünstler.
JA initiierte daraufhin eine Unterschriftenaktion für die Freiheit der Kirche in der Tschechoslowakei. Zu den Unterzeichnern zählten die Bischöfe Franz Zak, Johann Werber, Egon Kapellari, Bruno Wechner und Alois Stöger, der „Presse“-Herausgeber Otto Schulmeister und die prominenten Sportler Pirmin Zurbriggen, Anita Wachter und Hubert Strolz.
Am 29. Dezember 1988 wurden die Listen mit 52.000 Unterschriften dem Prager Erzbischof Kardinal Frantisek Tomasek übergeben. Exakt am Tag genau ein Jahr später wurde - nach dem Ende des Kommunismus - in Prag Waclac Havel als Präsident angelobt.
Fotos: Leo Pfisterer; der noch leere Platz vor dem Nationaltheater; Übergabe der 52.000 Unterschriften an Kardinal Tomasek; Jugendliche Helfer beim Versand der Unterschriftenlisten.

Franziskaner in Aleppo: Unvorstellbare Herausforderungen

„Wir stehen vor unvorstellbaren Herausforderungen; nicht nur, um die materielle Not zu lindern, sondern auch, um die Seelen der Menschen zu heilen." Mit diesen Worten hat der Obere des Franziskanerklosters in Aleppo, P. Bahjat Karakach, die Situation im Erdbebengebiet in Nordsyrien beschrieben. In einem Beitrag in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Information Christlicher Orient" (ICO)  berichtete er einmal mehr, dass bis zu 200.000 Menschen in der Stadt bei dem Beben Anfang Februar ihr Zuhause verloren haben. „Wir Franziskaner konnten bisher allen, die bei uns Schutz suchten, helfen, und wir wollen in dieser Hilfe nicht nachlassen", so P. Bahjat.
In einem Schreiben an das Linzer Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient" (ICO), das der Nachrichtenagentur Kathpress vorliegt, berichtet der Franziskanerobere, dass Aleppo langsam wieder zur „Normalität" zurückkehre. Doch für unzählige Menschen sei nach wie vor nichts normal. Unzählige Häuser seien nach wie vor unbewohnbar, auch viele Schulen und sogar Universitätsgebäude schwer beschädigt.
Die Franziskaner haben vier Spezialisten aus Italien nach Aleppo geholt. Die Ingenieure begutachten die beschädigten Wohnungen und helfen mit ihrem Know-how bei den notwendigen Reparaturarbeiten. Einen Schwerpunkt setzen die Franziskaner dabei auch auf Ost-Aleppo. Hier sind fast ausschließlich Muslime betroffen, denen die Franziskaner ebenfalls materiell und psychologisch beistehen wollen. Der Orden hat in Ost-Aleppo vier kleine Sozialzentren im Laufen, wie P. Bahjat berichtete.
Die Franziskaner versuchen zudem, ihr normales soziales und pastorales Programm wieder hochzufahren. Dazu zählen etwa Hilfsprojekte für Alte und Alleinstehende, Bildungs- und Freizeitprojekte für Kinder oder auch Nachmittagsbetreuung für Schulkinder. Und natürlich laufe auch der Betrieb der Suppenküche weiter, so P. Bahjat. Seit Sommer 2021 betreibt die ICO gemeinsam mit den örtlichen Franziskanern diese Suppenküche für die Ärmsten der Stadt. Bis zu 1.200 Mahlzeiten wurden bereits täglich vor dem Beben ausgegeben, seit dem Beben sind es bis zu 5.000 pro Tag.
Die ICO hat nach ersten Hilfszahlungen für die Nothilfe dieser Tage weitere 150.000 Euro für die Instandsetzungsarbeiten der Wohnungen zur Verfügung gestellt, wie die neue ICO-Geschäftsführerin Michlin Alkhalil gegenüber Kathpress berichtete. Neben Aleppo soll ein Teil der Mittel auch in der Stadt Latakia eingesetzt werden. Insgesamt können damit rund 90 Wohnungen wieder "bewohnbar" gemacht werden. Weitere Spenden würden aber dringend benötigt.
Info: www.christlicher-orient.at bzw. www.facebook.com/initiativechristlicherorient
Foto: ICO.

Orthodoxe Patriarchen unterstützen die Kiewer Lawra 

Am Mittwoch ist die Frist, die die ukrainischen Behörden der lange dem Moskauer Patriarchat unterstehenden Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) zum Auszug aus dem Kiewer Höhlenkloster (Lawra) gesetzt haben, abgelaufen. In den vergangenen Tagen haben sich unterdessen die Unterstützungserklärungen und Solidaritätsbekundungen orthodoxer Kirchenoberhäupter für die UOK gehäuft. Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije hat beispielsweise in einer offiziellen Erklärung am Dienstag von einem „schrecklichen Unrecht" und „Staatsterror" gegen die UOK gesprochen. 

Ähnlich dem serbischen Patriarchen, wenn auch nicht mit einer so drastischen Wortwahl, hat der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Johannes X. Yazigi, die Vorgänge in Kiew verurteilt. 

Der georgisch-orthodoxe Patriarch Ilia II. hatte sich vor wenigen Tagen in einem Brief an Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel gewandt, das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie. In dem Schreiben bittet er Bartholomaios, sich für die UOK und die Mönchsgemeinschaft im Höhlenkloster einzusetzen.

Kloster ist Staatsbesitz

Das Höhlenkloster ist ein Wahrzeichen Kiews und umfasst rund 140 Gebäude. Es trägt den Ehrentitel „Lawra", wie insgesamt nur drei Abteien in der Ukraine und zwei weitere in Russland. Die UNESCO nahm das Kloster 1990 in ihre Liste des Welterbes auf. Das Kloster befindet sich in Staatsbesitz, war aber an die UOK verpachtet. In dem Kloster hat die Leitung der UOK ihren Sitz, die lange dem Moskauer Patriarchat unterstand und sich erst im Mai 2022 von diesem lossagte. Die zuständige ukrainische Behörde hatte kürzlich die UOK aufgefordert, das Höhlenkloster zum 29. März zur Gänze zu verlassen. Kulturminister Olexandr Tkatschenko begründete die Kündigung des Nutzungsvertrages der Kirche für das Kloster damit, dass diese gegen Regelungen verstoßen habe, indem sie etwa auf dem Klostergelände ohne Genehmigung Gebäude errichtet habe.

Nachdem bekannt wurde, dass die UOK das Kloster räumen muss, versammelten sich jeden Sonntag tausende Unterstützer der UOK zum Gebet im Kloster. Auch Mittwochfrüh sollen laut Internetportal „orthochristian.com" nochmals hunderte Gläubige zur vermeintlichen letzten Liturgie ins Kloster gekommen sein. 

Die Synode der Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) beschloss unterdessen auf ihrer Sitzung vom Dienstag, den ukrainischen Staat zu bitten, der OKU das Höhlenkloster zu überlassen. Zugleich appellierte die OKU einmal mehr an die Mönche im Höhlenkloster, sich der OKU anzuschließen, wie es in einer auf der Website der Kirche veröffentlichten Mitteilung heißt.

Feuilleton-Portal „Feinschwarz" bekam Herbert-Haag-Preis 2023

Das theologische Feuilleton-Portal Feinschwarz.net mit Sitz in Wien sowie die deutsche Theologin Julia Enxing (40) haben den „Herbert-Haag-Preis für Freiheit in der Kirche" 2023 erhalten. Damit werde das Bemühen der Preisträger gewürdigt, „den innerkirchlichen Bereich zu überwinden und Theologie in säkularen Kontexten zu betreiben", wie die gleichnamige Schweizer Stiftung dazu mitteilte. Die Preisverleihung fand am 26. März in Luzern statt, Laudatorin war die steirische Bibelwissenschaftlerin und Stiftungsrätin em. Prof. Irmtraud Fischer.
100.000 Leser pro Monat
Das österreichisch-schweizerisch-deutsche Online-Magazin feinschwarz.net wurde 2015 gegründet und erreicht nach Angaben der Juroren 100.000 Leser pro Monat. Damit gehöre das ehrenamtliche Redaktionsteam von aktuell 13 Personen - darunter neben Enxing u.a. die Pastoraltheologen Johann Pock, Christian und Rainer Bucher sowie die Bibelwerk-Österreich-Direktorin Elisabeth Birnbaum - zu den führenden unabhängigen Medien im kirchlich-theologischen Bereich.
Nach eigenem Bekunden will das Portal „Theologie unters Volk bringen". Es wolle Klartext sprechen und leiste einen wichtigen Beitrag dazu, dass „die kirchliche Öffentlichkeit diskussionsfreudiger und vielfältiger wird". Auch beteilige es sich aus theologisch-religiöser Perspektive „konsequent an außerkirchlichen Debatten".
Laudatorin Irmtraud Fischer würdigte Feinschwarz.net als eine Initiative von theologisch hoch gebildeten Frauen und Männern, „die egalitär organisiert eine Initiative gegründet haben, die den behauptet alternativlosen Wahrheiten eines klerikal-hierarchischen Systems theologisch fundierte Argumente gegenübersetzen".
Enxing, Professorin für Systematische Theologie an der Technischen Universität Dresden, betreibt laut Preiskomitee „Theologie mit einem klaren Gegenwarts- und Gesellschaftsbezug". Im Zentrum stünden insbesondere Fragen von ökologischer Gerechtigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Regelmäßig beziehe sie auch Stellung in Radio, Fernsehen, Presse und Internet.
Foto: Redaktionstreffen von «feinschwarz» in Erfurt 2021. Zur Redaktion gehören: Christian Bauer, Wolfgang Beck, Elisabeth Birnbaum, Daniel Bogner, Rainer Bucher, Julia Enxing, Birgit Hoyer, Helga Kohler-Spiegel, Franziska Loretan-Saladin, Kerstin Menzel, Johann Pock, Michael Schüssler, Teresa Schweighofer.
 

Vatikan setzt erneut Grenzen für Reformpläne in Deutschland

Der Vatikan hat sich gegen eine deutliche Aufwertung von Laien bei Taufen und Predigten in der katholischen Kirche ausgesprochen. In einem Brief, über den das Portal katholisch.de am Donnerstag berichtete, erteilte das vatikanische Amt für Gottesdienste und Sakramente entsprechenden Reformen des Synodalen Wegs eine Absage: Frauen und nicht zum Priester geweihten Männern sei es weiterhin nicht gestattet, in Gottesdiensten mit Eucharistiefeiern zu predigen.
Eine Predigt-Erlaubnis für Laien gehört zu den zentralen Forderungen des katholischen Reformprojekts "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland. Die von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufene Initiative ging Anfang des Monats zu Ende. Auf ihrer letzten Vollversammlung in Frankfurt hatten die Delegierten ein entsprechendes Papier verabschiedet.
Das von dem Leiter der Gottesdienstbehörde, Kardinal Arthur Roche, unterzeichnete Schreiben an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, stellt sich auch gegen die regelmäßige Spendung des Taufsakraments durch Laien: Dies sei nur in Ausnahmefällen möglich, etwa wenn ein "ordentlicher Amtsträger" nicht innerhalb eines Monats erreicht werden könne. Diese Umstände "scheinen in keiner Diözese im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz vorzuliegen, wenn man die Daten des Päpstlichen Jahrbuchs über die zur Verfügung stehenden Kleriker zugrunde legt".
Seit November dürfen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart Laientheologen taufen. Auch in der Diözese Essen dürfen Gemeinde- und Pastoralreferenten und -referentinnen das Sakrament spenden.
 

Kardinal Müller für schärfere Reaktion Roms auf deutsche Reformer

Der frühere Glaubens-Präfekt Kardinal Gerhard Ludwig Müller wirft dem Vatikan vor, nicht entschieden genug auf die beim Reformprojekt "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland verabschiedeten Beschlüsse reagiert zu haben. „Sie haben den ganzen Vorgang und den 'Furor teutonicus' von Anfang an unterschätzt, so dass man historische Parallelen ziehen muss", sagte Müller der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost". Dabei verwies er auf die Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert. Damals sei Rom durch sein Nichts- oder Zu-Spät-Tun mitverantwortlich für den Abfall großer Teile der katholischen Kirche in ganz Nordeuropa gewesen. 
Die zuständigen Stellen im Vatikan machten sich Illusionen über die deutschen Verhältnisse, kritisierte Müller. Sie kämen damit ihrer Verantwortung für die Einheit der Kirche nicht energisch genug nach. 
Müller warf den Reformkräften in Deutschland vor, grundlegende Regeln der kirchlichen Lehre zu brechen. Weltlich formuliert, handle es sich um Verfassungsbruch. Die Entscheidung etwa, die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erlauben, sei formal ungültig und „inhaltlich häretisch". 
Der Kardinal kritisierte auch Papst Franziskus. Er habe sein Verständnis von Synodalität nie erklärt. Vielmehr lasse er alles „sehr weit offen, so dass sich jeder irgendetwas darunter vorstellen kann, was er will". 

Rekordbilanz: Dreikönigsaktion „ersang"  19,2 Millionen Euro

Die 85.000 Kinder und Jugendlichen, die bei der Sternsingeraktion 2023 im Einsatz waren, haben österreichweit 19,2 Millionen Euro „ersungen". Das teilte die Dreikönigskation der Katholischen Jungschar (DKA) am Dienstag mit. Das Rekordergebnis liege damit 25,5 Prozent über dem des vergangenen Jahres (15,3 Millionen Euro) und auch deutlich über den „Vor-Corona-Ergebnissen", so die DKA. Das Hilfswerk finanziert mit der Sammelaktion, die jedes Jahr zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (6. Jänner) durchgeführt wird, rund 500 Hilfsprojekte in Armutsregionen der Welt. 
Knapp 4,2 Millionen Euro konnten die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Mädchen und Buben, die von Haus zu Haus ziehen, singen, den Segen bringen und um Spenden bitten, alleine in der Diözese Linz sammeln. Oberösterreich führt damit laut DKA die Spendenstatistik an, gefolgt von der Diözese Graz (über 3,2 Millionen Euro) und der Erzdiözese Wien (knapp 2,7 Millionen Euro). Den größten Zuwachs an Spenden konnte hingegen die Diözese Innsbruck verzeichnen, wo die Steigerung im Vergleich zum Vorjahr über 42 Prozent betrug.
 

Nazareth: Angriff radikaler Muslime auf Schule

Um Beruhigung und Vermeidung von Polemiken bemüht sind christliche Kirchenvertreter im Heiligen Land nach den jüngsten Zwischenfällen in Nazareth. Die Lage vor Ort sei durch den Streit um die Justizreform in Israel äußerst „gespannt" und stelle ein völliges „Novum" dar, berichtete Weihbischof Giacinto-Boulos Marcuzzo, der ehemalige Patriarchalvikar der Lateiner in Jerusalem, gegenüber dem römischen Portal „Asianews" (Montag). Dankbar zeigte sich Marcuzzo dafür, dass maßgebliche Imame der Stadt die Angriffe auf christliche Einrichtungen verurteilt haben.
Nach extremistischen  Juden hatten jetzt auch radikale Muslime christliche Einrichtungen angegriffen.
Angaben örtlicher Kirchenvertreter zufolge hatten vergangenen Donnerstag fünf mit Stöcken bewaffnete Maskierte versucht, sich gewaltsam Zutritt zu einer Schule der Don-Bosco-Schwestern in Nazareth zu verschaffen. Als eine Ordensfrau ihnen die Tür öffnete, wurde sie aufgefordert, einen frohen Ramadan zu wünschen und zum Islam zu konvertieren. Als die Ordensschwester dies ablehnte, sollen die Angreifer mit den Stöcken auf das Tor eingeschlagen haben. Sie flüchteten, als die Polizei verständigt wurde.
Schon eine Woche zuvor hatte es Schüsse auf die Schule und das Kloster der Franziskanerinnen gegeben. Und vergangenen Sonntag wurde laut dem emeritierten Weihbischof Marcuzzo ein Priester während der Messe von einem Eindringling aufgefordert, den Koran zu rezitieren. Der maronitische Geistliche habe sich geweigert, dem nachzukommen, worauf der junge Mann zu beten begonnen habe und schließlich von einer Gruppe sich ihm nähernder Leute überzeugt worden sei, „aufzuhören und nach Hause zu gehen", um weitere Spannungen zu vermeiden.
Nie zuvor seien in jüngster Vergangenheit christliche Schulen in Nazareth angegriffen worden, betonte Marcuzzo. 

Kurznachrichten

Papst Franziskus hat das Wirken des österreichischen Sozialethikers P. Johannes Schasching SJ (1917-2013) gewürdigt. Bei einer Begegnung mit Mitgliedern der Pater-Johannes-Schasching-Gesellschaft dankte er diesen, dass sie die wichtigen Botschaften Schaschings lebendig erhalten. 

 

Vatikan. Radio Vatikan überträgt ab 2. April erstmals weltweit das Werk „7" von Marcello Filotei. Das Stück ist inspiriert von Franz Joseph Haydns „Septem verba Christi in cruce" (Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze) aus dem Jahr 1787. 

 

Vatikan. Die katholische Kirche rückt von der historischen Idee der Entdeckung Amerikas durch die Europäer ab. In einer gemeinsamen Erklärung der Vatikanbehörde für Erziehung und Kultur sowie der vatikanischen Entwicklungsbehörde heißt es: „Die 'Entdeckungs-Doktrin' ist nicht Teil der Lehre der katholischen Kirche." 

 

Myanmar. Papst Franziskus hat den bisherigen Administrator (Verwalter) Celso Ba Shwe (58) zum neuen Bischof von Loikaw in Myanmar ernannt. Loikaw im Bundesstaat Kayah ist die am schlimmsten vom Bürgerkrieg betroffene katholische Diözese. 

 

Ukraine. Mit Empörung haben die Kirchen und religiösen Gemeinschaften auf einen Gesetzesentwurf reagiert, der eingetragene Partnerschaften mit der Ehe gleichsetzen und sie als "Familienverband" bezeichnen will. 

 

Kongo. In das Priesterseminar der Stadt Butembo drangen am 21. März zehn Bewaffnete in Militäruniform und Zivilkleidung ein, nahmen einen Priester und mehrere Seminaristen als Geiseln und plünderten die Räumlichkeiten.Nachbarn hätten die Angreifer jedoch in die Flucht geschlagen und dazu beitragen, dass auch die Geiseln freigelassen wurden.

 

Belarus. Papst Franziskus hat ein neues Kirchengebiet für die rund 5.000 griechisch-katholischen Christen in Belarus errichtet. Die Leitung übernimmt Jan Sergiusz Gajek (74), ein gebürtiger Pole.

 


Italien. Mit Plakaten und einer Presseerklärung haben katholische Traditionalisten in Rom eine Kampagne für den Erhalt der sogenannten Alten Messe gestartet. 

 

USA. Bei Schüssen an einer Grundschule der Covenant Presbyterian Church in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee sind am 27. März insgesamt sieben Menschen getötet worden. 

 

Deutschland. Die Zeitschrift „Christ in der Gegenwart" wurde 75. Sie erscheint seit 1948 in Freiburg und ordnet wöchentlich Entwicklungen und Fragestellungen in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft aus christlicher Perspektive ein. Derzeit liegt die Auflage bei knapp 30.000 Exemplaren. 

 

In Südafrika wurde nun der verstorbene Pastor einer Freikirche 579 Tage nach seinem Tod beerdigt, nachdem seine von ihm vorausgesagte „Auferstehung" offensichtlich ausgeblieben war. 




Österreich 

 

Wien. Mehr als 9.000 Anrufe beim Kältetelefon, über 17.500 Besuche in Wärmestuben und mehr als 1.000 Freiwillige im Einsatz: Diese Bilanz über einen „Rekordwinter" in der Hilfe für obdachlose Menschen hat die Caritas der Erzdiözese Wien gezogen. 

 

Salzburg. Die VinziWerke machen auf einen erhöhten Nachbetreuungsbedarf bei ehemaligen Obdachlosen in ihren Einrichtungen aufmerksam. 117 Personen wurden seit der Gründung von „VinziDach - Housing First Salzburg" im Jahr 2012 in ihre eigenen vier Wände begleitet.

 

Tirol. Das Innsbrucker Oberlandesgericht hat die Haftstrafe (dreieinhalb Jahre Gefängnis) gegen einen Tiroler Ordensmann wegen schweren sexuellen Missbrauchs bestätigt. 

Podcast „einfach beten!" startet zu Ostern

Unter dem Titel „einfach beten!" startet zu Ostern der neue Podcast der Jesuiten in Zentraleuropa. In kurzen Episoden von 10 bis 15 Minuten soll er Gottes Botschaft für den persönlichen Alltag greifbar machen, teilte der Orden mit. Die Bibeltexte des Tages lüden zusammen mit verschiedenen Musiktiteln und angeleiteten Fragen dazu ein, sich auf das Thema einzustimmen und ließen Raum für Reflexion und persönliches Gebet.
Zum Auftakt sei eine vierteilige Serie von Gründonnerstag bis Ostersonntag produziert worden, heißt es in der Ankündigung. Danach griffen die wöchentlichen Episoden das jeweilige Sonntagsevangelium auf. Dies solle die Möglichkeit bieten, auch unter der Woche mit dem Bibeltext des kommenden Sonntags zu beten. Langfristig sei geplant, dass der Podcast „einfach beten!" täglich erscheine. 

Auch das noch...

Kirgisistan: Polizeiaktion gegen Ordensfrauen

Vergangenen Sonntag waren laut einem Bericht des römischen Pressedienstes „Fides" Polizisten in einen katholischen Gottesdienst in der Stadt Talas eingedrungen und hatten zwei Angehörige der Kongregation der Schulschwestern des heiligen Franziskus zu einem Geständnis gezwungen, wonach sie illegal missionieren würden. Tatsächlich hätten die beiden Ordensfrauen gemäß geltenden Rechts gehandelt, erklärte der Leiter der Kurie der Apostolischen Verwaltung von Kirgisistan, Jesuitenbruder Damian Wojciechowski.
Im überwiegend muslimischen Kirgisistan leben nur rund 500 Katholiken, die regelmäßig die neun Pfarren der Republik besuchen. 
Laut „Fides" fand die Polizeiaktion nach Ende des Gottesdienstes statt, als die gerade die Kirche verlassenden Gläubigen von den bewaffneten Beamten dazu gezwungen wurden, wieder ins Gebäude zurückzukehren. Man habe sie eineinhalb Stunden dort festgehalten, bis die beiden Ordensfrauen eine Erklärung unterzeichneten, in welcher sie sich als schuldig bekannt hätten. Es seien dann Geldstrafen in der Höhe von jeweils 90 US-Dollar gegen sie verhängt worden im Rahmen eines Strafverfahrens wegen eines Verstoßes gegen die Rechtsvorschriften über die Religionsfreiheit und religiöse Organisationen. 
Kurienleiter Wojciechowski sprach von einem offensichtlichen "Versehen" der örtlichen Bediensteten. Sie hätten nicht korrekt unterschieden, dass der anwesende Priester für die Feier, Verkündigung und Predigt zuständig war, die beiden Ordensfrauen jedoch nur ordnungsgemäß die im liturgischen Kalender vorgesehenen Tageslesungen vorgetragen hätten. 
 

Ordensprojekt „YoungMum": 20 Jahren Hilfe für schwangere Teenager

Seit zehn Jahren erhalten Teenager-Mütter bei „YoungMum", einer Einrichtung des St. Josef Krankenhauses, eine umfassende Begleitung von der Schwangerschaft bis zum ersten Geburtstag des Babys. Hebammen, Gynäkologinnen und Gynäkologen, Psychologinnen sowie eine Sozialarbeiterin und ein Rechtsberater unterstützen die jungen Frauen unentgeltlich in dieser schwierigen Zeit. „YoungMum" hat bislang mehr als 2.000 schwangere Mädchen unter 20 Jahren in einer oft sehr schwierigen Zeit begleitet. „YoungMum" wurde 2003 im Krankenhaus Göttlicher Heiland gegründet, seit Jänner 2019 befindet sie sich im St. Josef Krankenhaus in Wien Hietzing. 

Spaniens Kirche zahlt demnächst Steuern für ihre Immobilien

Wie alle gemeinnützigen Einrichtungen in Spanien wird demnächst auch die katholische Kirche die üblichen Grund- und Liegenschaftssteuern für ihre Immobilien und Gebäude bezahlen, die nicht für den Gottesdienst bestimmt sind. Darauf habe sich die Regierung des linkssozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez mit der katholischen Bischofskonferenz geeinigt.
Bislang war die Kirche, die in Spanien über Tausende Immobilien verfügt, aufgrund einer Vereinbarung von 1976 zwischen Madrid und dem Heiligen Stuhl von diesen Steuern befreit. Um andere gemeinnützige Einrichtungen nicht länger zu benachteiligen, willige die Kirche nun in die Steuerzahlung ein, so die Erklärung.
Demnach entrichtet die Kirche demnächst eine rund vierprozentige Steuer auf Immobilien wie Pfarrhäuser, Schulen, Residenzen und alle anderen Gebäude, die nicht dem Gottesdienst dienen. 
 

Salzburger Theologin promovierte „Sub auspiciis"

Rund 20 Studierende pro Jahr werden in Österreich unter den Auspizien des Bundespräsidenten („sub auspiciis praesidentis") promoviert. In Salzburg wurde diese Ehre, für die überdurchschnittliche Leistungen von der Schulbildung bis zur Dissertation erbracht werden müssen, nun der Nachwuchstheologin Elisabeth Höftberger zuteil. 
Unter den Augen von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Rektor Hendrik Lehnert wurde sie vor wenigen Tagen am 25. März mit einer Arbeit über „Religiöse Traditionen in Bewegung" an der Universität Salzburg promoviert. Ihr Doktorvater, Prof. Gregor Maria Hoff, würdigte Höftbergers Arbeit an einem „Modell dynamischer Traditionsbildung" als „hoch aktuell" in „religionspolitisch angespannten Zeiten" und eines "immer wieder aufflammenden Antisemitismus". 
Die 1991 in Bad Ischl geborene Elisabeth Höftberger studierte Lehramt (Religion und Deutsch) und Fachtheologie in Salzburg. Währenddessen war sie als Studienassistentin am Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen tätig. Als Studierende war sie außerdem in der Katholischen Hochschuljugend als Vorsitzende aktiv und im Vorstand des Theologenzentrums Salzburg. Höftberger ist verheiratet, Mutter zweier Kinder und lebt im Salzkammergut.

Tschechischer Minister: Wie Schwester Restituta für den Rechtsstaat kämpfen

An die Aktualität des Lebensbeispiels der NS-Märtyrerin Sr. Maria Restituta - geboren als Helene Kafka - hat am 30. März zum 80. Todestag eine Gedenkfeier erinnert. Der „Kampf" der Ordensfrau um die für den Rechtsstaat zentralen Werte müsse auch heute geführt werden, sagte der neue tschechische Umweltminister Petr Hladik (38) bei der Veranstaltung, zu der neben Opferverbänden und Mitgliedern der Hartmannschwestern auch eine große Abordnung aus Brünn sowie aus der Wiener Pfarre Brigittenau zum Sterbeort der Seligen im Wiener Landesgericht für Strafsachen gekommen war. Nach einem Gedenkakt im großen Schwurgerichtssaal fand zur Todesstunde Restitutas um 18.21 Uhr an ihrer Hinrichtungsstätte ein Wortgottesdienst statt.
Totalitäre Regimes…
… seien darauf ausgerichtet, jegliches Denken, Glauben, den Ausdruck von Wertschätzung wie auch menschliche Werte mit Brutalität zu unterdrücken, sagte Minister Hladik. „Dennoch wachsen auf den Gräbern dieser Märtyrer neue Glaubenszeugen nach, weil Personen wie Sr. Restituta uns Entscheidendes zeigen: Die Existenz der Kraft Gottes, die die Kraft des Einzelnen übersteigt." Bei Sr. Restituta sei dies besonders deutlich zu spüren. „Wie sie gelebt und geglaubt hat, gibt uns Vorbild und Inspiration, um auch selbst bessere Menschen und bessere Christen zu sein."
Ähnlich wie das ukrainische Volk…
… sei die Selige eine Erinnerung daran, „dass der Rechtsstaat nicht vom Himmel fällt, sondern tagtäglich erkämpft werden muss", sagte Landesgerichts-Präsident Friedrich Forsthuber. Sr. Restituta sei ein Vorbild an Menschlichkeit, Stärke, Durchhaltevermögen und Gottvertrauen, habe sich vor allem aber auch von ihren Werten nicht abbringen lassen. Der Gastgeber des Gedenkens zog Parallelen zwischen der NS-Zeit und dem heutigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Ein Kampf um jene Werte des demokratischen Rechtsstaates sei im Gange, „und man muss sich entscheiden, ob man in diesem oder in einer Diktatur leben will", zitierte der Jurist aus der Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyji im österreichischen Parlament Stunden davor.
Rechtsstaat beruht auf christlichen Werten
Es bestehe kein Unterschied zwischen den Werten, für die Helene Kafka so tapfer gekämpft habe und jenen, die etwa in der EU-Verfassung im Vertrag von Lissabon zentral seien, sagte Forsthuber. Alles, was dort genannt werde - konkret „Achtung der Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Wahrung der Menschenrechte, Minderheitenschutz, Pluralismus, Nicht-Diskriminierung, Toleranz, Gerechtigkeit, Solidarität und Gleichheit von Frauen und Männern" - seien „zeitlose, christliche Werte, da die Werte des demokratischen Rechtsstaates und jene des Christentums nicht auseinander liegen. In beiden steht in der Mitte der Mensch und dessen Freiheit."
Auch der seit Herbst 2022 amtierende tschechische Botschafter in Österreich, Jiri Sitler, war bei der Gedenkstunde zugegen. Sr. Restituta Kafka sei ein bleibender Hinweis darauf, „dass die Wahrheit und Liebe die Lüge und den Hass besiegt", sagte der Diplomat und Historiker.
Lebendes Vermächtnis
Ausdruck des „lebenden Vermächtnisses" Sr. Restitutas waren neben der Anwesenheit von rund 120 Beteiligten beim Gedenkakt auch zahlreiche neue Initiativen. Minister Hladik verwies auf die 2019 erbaute Restituta-Kirche in Brünner Stadtteil Lesna sowie auf einen Park in unmittelbarer Nähe des Geburtshauses der Ordensfrau im Stadtteil Husovice, der den Namen der bisher einzigen selig- oder heiliggesprochenen Brünnerin trägt. Voraussichtlich im Jahr 2024 sei dort auch die Errichtung einer Statue geplant, wofür derzeit ein Künstlerwettbewerb laufe.
Zu den neuen österreichischen Initiativen zählt etwa die von Gerichtspräsident Forsthuber angekündigte Neugestaltung des Vorraums der Hinrichtungsstätte, bei der es geschichtliche Verweise zu den NS-Widerstandskämpfern wie auch zur Aufarbeitungsgeschichte geben wird.
Wehrhafte OP-Schwester
Helene Kafka wurde am 1. Mai 1894 in Husovice (Hussowitz) bei Brünn - inzwischen längst Teil der Hauptstadt Mährens - geboren. Sie kam im Alter von zwei Jahren mit ihrer Familie nach Wien und arbeitete zunächst als Hilfspflegerin im Krankenhaus Lainz. Mit 19 Jahren trat sie in den Orden der Franziskanerinnen der christlichen Nächstenliebe ein, wo sie den Ordensnamen "Maria Restituta" erhielt. Nach dem Ersten Weltkrieg kam sie als Krankenschwester ins Krankenhaus Mödling und brachte es bis zur leitenden Operationsschwester.
Vom Anschluss 1938 an Hitlerdeutschland blieb auch das Krankenhaus Mödling nicht verschont. Schwester Restituta wurden neben der Weigerung, Kruzifixe zu entfernen, auch zwei von ihr verfasste regimekritische Texte zum Verhängnis. Sie wurde am 18. Februar 1942 direkt aus dem Operationssaal von der Gestapo verhaftet und am 29. Oktober 1942 wegen „Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Pater Johann Ivanek feierte mit ihr am Hinrichtungstag - 30. März 1943 - in ihrer Zelle noch eine „letzte Erneuerung der Ordensgelübde" und begleitete sie anschließend zur Guillotine. Um 18.21 Uhr wurde Sr. Restituta im Landesgericht Wien gemeinsam mit zwei weiteren Frauen, sechs Straßenbahnern und zehn weiteren Verurteilten enthauptet. 
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