JA 

die neue Kirchenzeitung

 23. April 2023 

Lesungen:  Apg 2,14,22b-33; Petr 1, 17-21. Evangelium: Joh 21,1-14.

Risiken in Kauf nehmen

Die „Zeit“ publizierte am 5. April auf Seite 1 einen Artikel, dass in Deutschland den Niederknüpplern der Revolution 1848 Denkmal um Denkmal gesetzt wurde, jene für die Opfer fehlen bis heute. Jochen Bittner: „Nicht nur das, was die ´48er´hätten verhindern können, sollte zu denken geben, sondern auch das, womit sie das Land hätten bereichern können. Ein Kerngedanke, der leider mit ihnen ausgewandert zu sein  scheint, lautet: Wer eine demokratische Moderne will, muss Risiken in Kauf nehmen. 



Immer wieder. Geschenkt oder gar ohne Gewohnheitsstörungen gibt es weder Freiheit noch Wohlstand.“
Und Österreich? Hier ist es wohl ähnlich.
Franz Guschl, der einzige Pfarrer, der 1848 wegen Eintritts für die Republik ins Gefängnis musste und abgesetzt wurde, fehlt heute noch in Berichten über diese Zeit.
Eigentlich wäre er ein Idol für Kirchenreformer und für alle, die lieber in einer Republik leben als in einer Monarchie.   P. Udo

Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag" feiert 175-Jahr-Jubiläum

Am 14. April berichtete Kathpress: „Die Wiener Kirchenzeitung ´Der Sonntag´, die älteste Wochenzeitung Österreichs, feiert heuer ihr 175-Jahr-Jubiläum.“ Mit einem 84-seitigen Magazin.
Doch was ergibt ein Faktencheck?
Vor 175 Jahren hat die Erzdiözese für die Ihren keine Kirchenzeitung gegründet. Damals wurde nur der Name „Wiener Kirchenzeitung“ erfunden – vom 34-jährigen Dr. Sebastian Brunner für sein damals gegründetes  Privatblatt, das so gar nicht im Sinn des Erzbischofs war.
Es erschien nicht als Wochenblatt, sondern als halbe Tageszeitung: am Samstag, Dienstag und Donnerstag - mit anfangs bescheidenen vier Seiten.
Die Zeitung erschien auch nicht 175 Jahre ununterbrochen. 1874 eingestellt, wurde sie erst 1919 neu gegründet.
Brunner selbst leitete das Blatt 17 Jahre lang.
Das „Magazin“ widmet zwei Drittel seines Beitrags Brunners Antijudaismus – er war ein Kind seiner Zeit - und betont „Der Vertiefung des christlich-jüdischen Gesprächs weiß sich der SONNTAG aufgrund seiner Geschichte heutzutage besonders verpflichtet.“
Mehr als ein satirischer Schriftsteller
Brunner schrieb zahlreiche Bücher: Romane, historische und kunstgeschichtliche Abhandlungen, Reiseberichte und Gedichte.
Mit 42 Jahren 1856 gab er seine kirchlichen Ämter auf und wirkte nur mehr als Schriftsteller bis zu seinem Tod mit 79 Jahren.
1842/43 war er kurzfristig Provisor der Pfarre Wienerherberg. Sein Nachfolger Franz Guschl rühmt sein „kluges, wohlanständiges Verhalten“, weil er Armen und Verlassenen  ohne Rücksicht auf ihre Stellung geholfen habe. Als ein Taglöhner von herrschaftlichen Beamten schwer misshandelt wurde und der Arzt aus Angst vor dem Grafen sich weigerte, eine Einweisung ins Allgemeine Krankenhaus zu schreiben, habe Brunner nicht gezögert, dem Betroffenen ein „Armuts-Zeugnis“ auszustellen. Die Wienerherberger, so Guschl, seien Brunner zu höchstem Dank verpflichtet, da er es wagte, sich gegen die Beamten des Schlosses zu stellen.
Im sonst ausgezeichneten Magazin-Beitrag über das Revolutionsjahr fehlt Franz Guschl leider.
„Revolutionspfarrer“ Franz Guschl befürwortete die Republik
Zahlreiche Studenten, Arbeiter und Professoren haben sich an der Revolution des Jahres 1848 beteiligt, nur ein einziger Pfarrer ist wegen ihrer Unterstützung verhaftet und abgesetzt worden: der 50-jährige Franz Guschl.
Franz Guschl, geboren 1798 im südmährischen Dürnholz, war 10 Jahre  Kaplan an der kaiserlichen Hofkirche St. Augustin, wo einst Abraham a Sancta Clara gepredigt hatte.
Auch sein Kanzelvortrag wurde als „ziemlich gut“ eingestuft, er selbst als „gut gesittet“. Daher erhielt er Anfang 1843 die – auch von Abraham a Sancta Clara in einer Predigt verewigte – Pfarre Wienerherberg, um die sich 10 Kandidaten beworben hatten. Seine Investitur nahm der soeben zum Diözesanbischof von St. Pölten ernannte Wiener Weihbischof Anton Buchmayr vor.
An der kaiserlichen Hofkirche muss er Kaiser, Hof und Adelige in einer Weise erlebt haben, dass er später zum ersten Pfarrer wurde, der offen für eine Republik eintrat.
Schon im ersten Jahr lag er mit dem Baron von Ebergassing wegen eines Zehents im Clinch, erst recht im Revolutionsjahr 1848.
Solidarität mit Aufständischen
Am 13. März 1848 kam es in Wien zu Studentendemonstrationen und Arbeiterunruhen, Geschäfte wurden geplündert, Fabriken zerstört. Der gefürchtete Staatskanzler Metternich trat zurück und flüchtete nach England.
Tags darauf wurde die Zensur aufgehoben, die Pressefreiheit verkündet und die Umwandlung Österreichs in einen konstitutionellen Staat bekannt gegeben.
In dieser Situation zeigte sich  Guschl mit den Aufständischen solidarisch. Er zelebrierte am 25. März, dem Hochfest Mariä Verkündigung, ein Hochamt und predigte: „Bei Veränderung der weltlichen Regierungsreform verändert sich unsere Religion nicht, und niemand braucht zu fürchten, dass er das große Kleinod, welches er besitzt, die Religion verlieren würde.“
Ein anonymer Mann – vermutlich sein entsetzter adeliger Kaplan Adolph von Baudis – erstattete beim Erzbischof Anzeige: Guschl hätte sich gegen Dogmen gewandt, die Minister Kegelspieler genannt, die „mit dem Volk nicht wie mit einer Kegelkugel verfahren sollten“, und behauptet, in Amerika sei alles besser.
Der Pfarrer bestritt die Vorwürfe, erhielt jedoch vom Dechant einen schweren Verweis.
Daraufhin übergab er den Predigttext dem Wiener Universitätsprofessor Anton Füster, der als „Feldkaplan" der Akademischen Legion auf die Barrikaden gestiegen ist und an den Gräbern der im März 1848 gefallenen Revolutionäre eine Rede gehalten hatte.
Provokanter Dank für Bauernbefreiung
Am 7. September kam es – auf Antrag des Studenten Hans Kudlich zur „Bauern-Befreiung“ von allen bisherigen Untertänigkeitsverhältnissen.
„Um den Ebergassinger Bauern Gelegenheit zur Danksagung für dieses Dekret zu geben“, feierte er am 15. September, dem Fest der 7 Schmerzen Mariens, nicht in der Pfarrkirche, sondern in der Ebergassinger Schlosskapelle des Barons ein Hochamt.
Wieder gab es eine Anzeige. Er soll gepredigt haben: „Das Fest der 7 Schmerzen Mariens ist ein Fest der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit…Es darf keine Unterschiede zwischen Armen und Reichen geben. Alle sind Brüder…Gott wollte, wie Lactantius sagte, als er Menschen schuf, alle gleich haben…Vor ihm ist niemand Proletarier, niemand Herr…(auch Chrysostomus wurde zitiert). Freut euch, jubelt und frohlockt, über die Einrichtungen, durch welche Millionen zur Freiheit gelangen…“
Erzbischof Milde suspendierte Brunner wegen Guschl
Auf eine Anzeige hin, dass das Manuskript der Predigt bei der erst wenige Monate zuvor gegründeten „Wiener Kirchenzeitung“ vorliege, wurde deren Gründer DDr. Sebastian Brunner vor ein geistliches Gericht zitiert. Brunner weigerte sich, den Text auszuliefern, woraufhin Erzbischof Milde ihn vom Dienst suspendierte.
Guschl wurde am 4. November 1848 von 15 Kavalleristen verhaftet  und in ein Spezialgefängnis für Geistliche gebracht. Sein Kaplan behauptete, Guschl habe den Kaiser ermorden wollen, den Adel beschimpft und republikanische Äußerungen getan. Er wurde vor ein Kriegsgericht gestellt. Später wurde er vom Erzbischof persönlich verhört. Am 7. März 1849 enthob ihn das Innenministerium der Pfarre Wienerherberg. Ein halbes Jahr später verstarb er als Aushilfspriester in Gaming.
Gegen deutschen Nationalismus und gegen Irrungen in der Kirche
Sebastian Brunner schrieb auch gegen Deutschnationalismus an: „Ihr großen deutschen Geister, ihr kritisiert nicht schlecht. Ihr nennt einander Lumpen, und – jeder von euch hat recht.“
Oder: „Wo ist des deutschen Vaterland? Wo einer´s Pulver einst erfand und jeder jetzt noch glaubt dabei, dass er der Miterfinder sei, das ist des Deutschen Vaterland.“
Auch Irrungen in der Kirche nahm Brunner aufs Korn. Besonders verhasst war ihm das sich oft unter dem Mantel der Demut versteckende kriecherische Streben nach höheren Ämtern: „Ihr erzeugt euch gegen jene nur in Gnaden wohlgewogen, die vor euch stehen – gleich der Bittschrift, in der Mitte eingebogen.“
Fotos: DDr. Sebastian Brunner, Erstausgabe der Wiener Kirchenzeitung, Wienerherberg um 1800, SONNTAG-Magazin. 

Feuerwunder in Jerusalem zu orthodoxem Osterfest eingetreten 

In Jerusalem ist am Samstagmittag das Feuerwunder zu Ostern erwartungsgemäß eingetreten. Später als in Vorjahren verkündeten die Glocken der Grabeskirche gegen 14.54 Uhr das Herabkommen des Feuers. Unter lautem Jubel der Gläubigen wurde während der orthodoxen Zeremonie das „Heilige Feuer" aus dem Grab Jesu an die Wartenden weitergereicht. Unter Verweis auf beengte Verhältnisse in der Grabeskirche und fehlende Notausgänge hatte die israelische Polizei den Zugang zu der Feier strenger reglementiert als in früheren Jahren.
Nach dem Volksglauben entzündet sich die Flamme alljährlich auf übernatürliche Weise in der Kapelle, die als Ort der Grablegung und Auferstehung Jesu verehrt wird. In den ersten 33 Minuten nach seinem Entzünden soll das Feuer laut Volksglauben keine Verbrennungen verursachen. Die Feier wurde auch live im Internet übertragen.
Zusammenstöße in Altstadt
Die Polizei hatte die Zugänge zur Jerusalemer Altstadt seit den frühen Morgenstunden abgeriegelt sowie Dutzende Absperrungen innerhalb der Altstadt errichtet. An verschiedenen Absperrungen kam es zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Gläubigen. Die Beamten gingen teils gewaltsam gegen Pilger und einheimische Christen vor, die versuchten, in die Gassen des christlichen Viertels der Altstadt vorzudringen. 
Die von der Polizei in diesem Jahr zugelassene Höchstzahl von 1.800 Personen in der Grabeskirche sowie weiteren 1.000 auf den umliegenden Dächern hatte im Vorfeld für scharfe Kritik der Kirchen gesorgt. Sie warfen den Sicherheitskräften vor, die Feier „in noch nie dagewesener Weise" einzuschränken. In den Jahren vor der Pandemie waren jeweils 10.000 Gläubige in der Kirche zugelassen.
Die 1.200 Jahre alte Tradition des Feuerwunders gilt als Höhepunkt der alljährlichen Osterfeiern in Jerusalem. Das Feuer wird anschließend in Sonderflügen in verschiedene Länder gebracht.
Foto: Orthodoxes Patriarchat von Jerusalem.
 

Papst führt Altersgrenze für Hierarchen in Ostkirchen ein

Papst Franziskus hat für das Führungspersonal der mit Rom verbundenen Ostkirchen eine neue Altersgrenze eingeführt. Per Gesetz bestimmte er, dass künftig die ehemaligen Patriarchen und Bischöfe dieser Kirchen nach Vollendung des 80. Lebensjahres bei Synoden nicht mehr stimmberechtigt sind und zudem ihr Wahlrecht verlieren. Ausgenommen sind jene Hierarchen, die auch jenseits der 80 noch aktiv ihr kirchliches Leitungsamt in einer Ortskirche ausüben.
 

Mexiko: Solalinde kann als Politiker Priesteramt nicht mehr ausüben

Heftige Kritik in Mexikos Kirche hat die Nachricht ausgelöst, der Priester und Menschenrechtsaktivist Alejandro Solalinde (78) werde künftig die neue nationale Migrationsbehörde leiten. Sollte Solalinde tatsächlich ein öffentliches Amt bekleiden, könne er nicht weiter als Priester wirken, sagte der Bischof von Veracruz, Carlos Briseno Arch, gegenüber dem Portal „Xeu Noticias". Nationale wie auch kirchliche Gesetze würden dies verbieten.
Der Priester Solalinde, der für die Migrantenunterkunft „Hermanos en el camino" im Bundesstaat Oaxaca zuständig ist und dafür 2012 von der mexikanischen Regierung den Menschenrechtspreis erhielt, war bereits bei Amtsantritt des linkspopulistischen Präsidenten Lopez Obrador 2018 als Migrationsbeauftragter im Gespräch, winkte dann jedoch ab. Mexikanische Medien vergleichen den in den Medien sehr präsenten Priester mit Ernesto Cardenal (1925-2020), der als katholischer Priester in Zeiten der Revolution im sandinistischen Nicaragua von 1979 bis 1987 Kulturminister war und dafür von Papst Johannes Paul II. von seinen priesterlichen Diensten suspendiert wurde. 

Umgang mit Missbrauchsfällen: Schwere Vorwürfe gegen Zollitsch

Eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung zu sexualisierter Gewalt und Verschleierung von Missbrauchstaten in der deutschen Erzdiözese Freiburg sieht bei den früheren Erzbischöfen Robert Zollitsch (84) und Oskar Saier (1932-2008) schweres Fehlverhalten und gravierende Rechtsverstöße im Umgang mit Straftaten durch Priester.
Der Schutz der Institution Kirche und der Täter habe über allem gestanden, sagte Studienautor Eugen Endress bei der Vorstellung des 600-Seiten-Berichts. Für Betroffene und Angehörige habe es keine Hilfen gegeben: „Sie wurden allein gelassen." Der 2014 als Freiburger Erzbischof emeritierte Zollitsch war von 2008 bis 2014 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Der amtierende Freiburger Erzbischof Stephan Burger zeigte sich erschüttert. Das Verhalten seiner Vorgänger mache ihn fassungslos, sagte Burger, der die Erzdiözese Freiburg seit 2014 leitet. Er teilte mit, kirchenrechtliche Schritte gegen Zollitsch eingeleitet zu haben. Der Vatikan müsse Konsequenzen prüfen.
Auch Betroffene äußerten sich schockiert. Die Untersuchung dokumentiere schwarz auf weiß, dass der Kirche „missbrauchte Kinder und verletzte Kinderseelen über Jahrzehnte gleichgültig waren", so der Betroffenenbeirat in der Erzdiözese. Dagegen seien die Täter grausamster Verbrechen geschützt worden. Unter Zollitschs Führung sei die Kirche ein „Schutzraum für Täter" gewesen und eine „Hölle für Kinder, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren und keine Hilfe erhalten haben".
Erzbischof Zollitsch leitete die Erzdiözese Freiburg von 2003 bis 2014. In der Untersuchung wird ihm Versagen in mehrfacher Hinsicht bescheinigt. Das sei bis hin zum bewussten Verschleiern und Vertuschen gegangen, erklärten die Studienautoren. Dabei habe er Kirchenrecht ignoriert und bewusst übergangen. Beispielsweise gab es keine Meldungen von Missbrauchsverdachtsfällen an den Vatikan, obwohl das ab 2002 verpflichtend gewesen sei. „Selbst als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ignorierte Erzbischof Zollitsch geltendes Recht." Auch seien Akten manipuliert worden.
Beim amtierenden Erzbischof Stephan Burger (seit 2014) fanden die Autoren der Untersuchung keinen Hinweis auf Vertuschung.
600-seitige Studie unabhängiger Experten
Die rund 600-seitige Studie wurde von unabhängigen Experten erarbeitet, darunter Juristen und Kriminologen. Die Untersuchung analysiert beispielhaft 24 Fälle aus der Zeit von 1945 bis in die Gegenwart. Die vier Autoren hatten Zugang zu allen Personalakten der Priester des Erzbistums. Zusätzlich werteten sie Protokolle der diözesanen Leitungsrunde aus. Schließlich wurden 180 Zeugen befragt - darunter Betroffene und Beschuldigte.
Bericht abrufbar auf der Website der Aufarbeitungskommission: https://ge-kommission-freiburg.de)
 

Zollner nennt Gründe für Ausstieg aus Kinderschutzkommission

Der kirchliche Kinderschutzexperte Hans Zollner hat betont, dass sein viel beachtetes Ausscheiden aus der Päpstlichen Kinderschutzkommission kein polemischer Akt sei. Ihm gehe es darum, die Arbeit der Kommission zu verbessern, sagte Zollner in einer Pressekonferenz in Rom. Unerlässlich seien Transparenz, Regelerfüllung und klare Verantwortlichkeiten. Wenn diese drei fehlten, gebe es in jeder Institution die Gefahr von Missbrauch und Verschleierung.
Zollner erklärte, er habe zunächst mehrere Male versucht, seine Warnungen intern und schriftlich einzubringen; darauf habe er aber keine Antwort erhalten. Zugleich wies er darauf hin, dass vor ihm auch schon andere Mitglieder die Kommission unter Protest verlassen hätten. Ihre Stimmen seien nicht hinreichend zur Kenntnis genommen worden.
Der aus Deutschland stammende Jesuit kritisierte die Tatsache, dass der Kommissionsvorsitzende Kardinal Sean O'Malley die Mitteilung an die Medien über das Ausscheiden Zollners ohne Abstimmung mit ihm publiziert habe.
Er verneinte, dass die Probleme in der Kommission erst mit ihrer Zuordnung zur vatikanischen Glaubensbehörde begonnen hätten. Aber sie hätten sich seither verschärft. Insbesondere seien die Kompetenzen und Zuordnungen unklarer geworden, unter anderem sei die Berufung neuer Mitglieder wenig transparent gewesen. Es fehle seither an Kompetenz im wichtigen Bereich Kirchenrecht.
Die Erfahrung mit der Vertuschung von Missbrauchsfällen lehre, dass klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten unverzichtbar seien, sagte Zollner. Viele Verantwortliche in der Kirche hätten begriffen, wie wichtig der Kampf gegen den Missbrauch sei, andere behinderten ihn. Die Kinderschutzkommission sei eine "geniale Idee" von Papst Franziskus gewesen, schon ihre Existenz sei ein Erfolg. Sie sei wichtig und so sichtbar, dass sie keine strukturellen Fehler haben dürfe. Die Kirche müsse endlich geeignete Wege finden und Räume schaffen, um den Opfern zuzuhören.
Der Theologe und approbierte Psychotherapeut Zollner, der international als Fachmann für die Prävention von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gilt, war seit Gründung der Päpstlichen Kinderschutzkommission im Jahr 2014 durch Franziskus Mitglied des Gremiums. Er leitet das Institut zum Schutz vor Missbrauch an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zudem berät er Bischöfe und Priesterausbilder in allen Erdteilen in Sachen Missbrauchs-Prävention. Seit Anfang März ist der Experte zudem als Sachverständiger für die diözesane Fachstelle für Kinderschutz in der Diözese Rom tätig.

Religionsforscher: Säkularisierung schreitet auch in Ungarn voran

Auch in Ungarn sind aus religionssoziologischer Sicht Prozesse einer voranschreitenden Säkularisierung klar zu erkennen. „Wie in anderen europäischen Staaten schrumpft die Volksreligiosität und die Kirchen sind noch auf der Suche nach neuen Wegen der Glaubensweitergabe", sagt der Theologe und Religionswissenschaftler András Máté-Tóth von der Universität Szeged im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Im Land zu beobachten sei aber auch eine tiefe Veränderung von Religiosität, da die politische Massenkommunikation seit Jahren stark darauf setze, das Christentum zu einer Marke für bestimmte politische Einstellungen zu machen, erklärt Máté-Tóth in dem Gespräch über Religion, Gesellschaft, Christentum und Regierung in Ungarn vor dem Besuch von Papst Franziskus.
Zwei Drittel sind katholisch getauft
9,6 Millionen Menschen leben in Ungarn. Rund zwei Drittel von ihnen sind katholisch getauft und bei einer Eurobarometer-Umfrage 2019 bezeichneten sich rund 60 Prozent als katholisch.
Zur Volkszählung 2011 freilich identifizierten sich nur 39 Prozent als Katholiken, dahinter folgten 11,6 Prozent Reformierte (Calvinisten) und 2,2 Prozent Lutheraner. Neben wenigen Orthodoxen, Baptisten oder Zeugen Jehovas gibt es im Land auch die wachsende pfingstlich-charismatische "Gemeinschaft des Glaubens". Zu beachten ist, dass beim Zensus mehr als ein Viertel der Befragten (27,2 Prozent) die Möglichkeit nutzte, die Frage zur Religionszugehörigkeit nicht zu beantworten. 18,2 Prozent bezeichneten sich ausdrücklich als konfessionslos.
Weniger als 50 Prozent Religionszugehörigkeit?
Religionsdaten aus der jüngsten Volkszählung im Herbst 2022 sind noch nicht öffentlich. „Unter Experten gibt es die Vermutung, dass wir weniger als 50 Prozent Religionszugehörigkeit haben werden", berichtet der Religionswissenschaftler Máté-Tóth, der insbesondere zum religiösen und kirchlichen Wandel in Ostmitteleuropa und neuen Formen von Religiosität forscht. „Und das ist sozusagen eine Schmerzgrenze, zu sagen, dass sich die Hälfte der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft mehr zugehörig fühlt."
Einen Grund für die weniger werdende Volksreligiosität sieht Máté-Tóth im Trend, dass immer mehr Menschen aus ländlichen Regionen in die Städte ziehen. „Dort verlieren sie die Routine der Glaubenspraxis, den regelmäßigen Kirchgang, auch den lebendigen Kontakt mit den Großeltern, die noch eine volkskirchliche Religiosität bewahren." Die nachfolgende Generation der Enkelkinder habe dann gar keine Beziehung mehr zu religiösen Gebräuchen.
Jugend ist nicht so unreligiös wie die Vierzigjährigen 
Laut Máté-Tóth zeigen Daten zur Religiosität auch eine Kurve in U-Form über die Generationen hinweg. Auf die religiöse ältere Generation folgen heute um die 40 Jahre alten Menschen, die sehr wenig religiös sind. Anders als man erwarten würde, gibt es dann wieder eine jüngere Generation, die ein bisschen religiöser ist. Warum das so ist, darüber rätseln die Religionssoziologen noch, so Máté-Tóth, denn: „Die großen kirchlichen Gemeinschaften haben die Gesprächsbasis mit den jüngsten Generationen vollkommen verloren. Aber das ist nicht nur in Ungarn, sondern auch in anderen Ländern so."
Orbán-Regierung „nicht nur schwarz-weiß sehen"
Zur Religionspolitik der ungarischen Regierung und deren Betonung des „Christlichen" plädiert Máté-Tóth gleichzeitig dafür, über ein Schwarz-Weiß-Denken hinaus die "sehr komplexe Realität" wahrzunehmen. Regierung und Staat unterstützten die Kirchen finanziell großzügig. Es würden Gotteshäuser renoviert, Kirchengemeinden sowie Schulen aufgebaut und auch andere Einrichtungen, „in denen Solidarität und kirchliche Projekte des Gemeinwohls erlebbar sind", so Máté-Tóth. „Das ist also nicht alles schlimm."
Auch zur insbesondere von der politischen Opposition, aber auch in Kreisen in der Kirche artikulierten Kritik an der Orbán-Regierung, wonach all dies kein Ausdruck echter Religiosität, sondern nur aus politischen Gründen vorgeschoben sei, ist der Religionsforscher zurückhaltend. „Ich bin mir da nicht ganz sicher. Ich erlebe seitens der wichtigsten Politiker und Funktionsträger der Regierung auch wahrhaftige Gesten religiösen Glaubens, die man nicht strategisch eingeübt hat", so Máté-Tóth.
Tatsache ist, dass sich nicht nur die katholischen, sondern auch die reformierten Bischöfe Ungarns heute nur selten zu gesellschaftspolitischen Themen zu Wort melden. Máté-Tóth sieht die Hintergründe dafür auch in der Geschichte.
Papst eine Persönlichkeit mit Strahlkraft
Auf den bevorstehenden Besuch von Papst Franziskus im Land blickt Máté-Tóth nüchtern. Ungarns katholische Kirche sei zu Recht sehr stolz und freue sich darauf, dass der Papst kommt. Nachhaltige Auswirkungen für die Religiosität erwartet der Experte aber nicht. Für die meisten Ungarn sei der Papst vor allem eine berühmte Persönlichkeit, der sie im Prinzip positiv gegenüberstehen. "Sie sehen ihn als einen weltweit bekannten Opa, der viel lächelt und dem man gut zuhören und auch seinen Humor genießen kann. Das ist die allgemeine Stimmung hier."
Die Geschichte Ungarns
… ist eng mit der katholischen Kirche verknüpft. Der heiliggesprochene König Stephan I. (997-1038) begründete nicht nur den ungarischen Staat, sondern auch zehn Diözesen und mehrere Benediktinerabteien, darunter die heutige Erzabtei Pannonhalma. 
Der Anteil der Nicht-Religiösen ist im Osten des Landes deutlich höher als im Westen.
Landesweit gibt es mehr als 2.000 katholische Pfarren. Eines der großen Probleme der Kirche ist wie auch andernorts ein zunehmender Priestermangel; etwa 2.000 Diözesan- und Ordenspriester leben in Ungarn. 

Armutsstatistik: Caritas sieht „Alarmstufe Rot" in Österreich

Alarmiert hat die Caritas auf die am Donnerstag von der Statistik Austria veröffentlichten Zahlen zur Armut in Österreich 2022 reagiert. Aus diesen geht hervor, dass die Armut im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist. „Die Not in Österreich breitet sich aus" und es herrsche „Alarmstufe Rot", sagte Caritas-Präsident Michael Landau in einer ersten Reaktion und forderte dringend strukturelle Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.
1,3 Millionen Menschen in Österreich sind laut den aktuellen Zahlen armutsgefährdet. 2,3 Prozent der Bevölkerung konnten sich im Vorjahr mehrere Ausgaben wie neue Möbel, einen Urlaub oder eine angemessen warme Wohnung nicht leisten.
Frauen und Alleinerziehende höchstes Risiko
Den Daten der Statistik Austria zufolge sind Frauen und Alleinerziehende tendenziell am meisten von materieller und sozialer Benachteiligung betroffen. Frauen ab 18 Jahren machten mit 95.000 oder 47 Prozent die größte Gruppe aus, weiters gehören 70.000 Männer ab 18 Jahren (35 Prozent) sowie 36.000 Kinder und Jugendliche (18 Prozent) zu dieser Gruppe. Das höchste Risiko für absolute Armutslagen hatten Personen in Einelternhaushalten, die im Vorjahr mit 12,7 Prozent fünfmal häufiger einer erheblichen materiellen und sozialen Deprivation ausgesetzt waren als die Gesamtbevölkerung.
 

„Fairtrade"-Vorstand Schüller: Der billigste Preis kostet anderswo

Der Vorstandsvorsitzende von "Fairtrade Österreich", Pfarrer Helmut Schüller, ist überzeugt, dass fairer Handel "eines Tages der Normalfall sein" wird. Der Verein setzt sich in Österreich seit nunmehr 30 Jahren für faire Löhne und Arbeitsbedingungen für Bauern in den Herkunftsländern von Produkten wie Kakao, Kaffee oder Bananen ein. Bis zum angepeilten Ziel sei es aber noch ein weiter Weg und die ausgewiesenen Fairtrade-Produkte seien eine Erinnerung an diese Aufgabe, sagte der ehemalige Caritas-Präsident im Interview mit den „Salzburger Nachrichten“. Fest stehe: „Der billigste Preis kostet anderswo, durch unmenschliche Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit oder Umweltzerstörung", so Schüller.
Trotz Inflation und anderer aktueller Krisen sieht Schüller keinen Einbruch bei fair- und somit zu einem höheren Preis gehandelten Produkten. „Entgegen der Annahme verstärken Krisen nicht nur den Egoismus, sondern auch das Verständnis für Notsituationen anderer Menschen", so der Vorstand. Auch wenn viele Menschen aktuell zum Sparen gezwungen seien, kauften viele weiterhin bewusst, "und interessanterweise keineswegs nur die mit den besseren Einkommen".
Letztlich gehe es um die Frage, welches Wirtschaftssystem man unterstützen wolle. „Fairtrade einkaufen, heißt aussteigen aus einem unfairen System, bei dem man für sich selbst Nutzen zieht auf Kosten anderer", dieses Prinzip sei nach wie vor vielen Konsumenten ein wichtiges Anliegen. „Fairtrade"-Landwirte seien keine Almosenempfänger, unterstrich Schüller, „sondern Menschen, die einfach nur gerecht behandelt werden müssen". Als Glied in der Kette trage jeder einzelne Konsument Verantwortung.
Politik muss mehr beitragen
Fest steht für den Pfarrer, der seit über 15 Jahren Vorstand von „Fairtrade" Österreich ist, dass nach wie vor ein zu großer Teil des Globalen Südens abgehängt sei. Dass durch die Coronakrise oder den Krieg in der Ukraine die Stimmung gekippt sei, hält er aber für ein Pauschalurteil: „Ich treffe viel zu häufig Leute, bei denen das Gegenteil der Fall ist. Aber natürlich ist es nicht leicht, solidarisch zu sein, wenn die öffentliche, politische Luft dazu nicht gut ist". So fehle es weniger an der Bereitschaft der Menschen, sondern viel mehr an der Unterstützung durch die Rahmenbedingungen in der Politik.
„Fairtrade" Österreich (voller Name: Verein zur Förderung des fairen Handels mit den Ländern des Südens) ist ein 1993 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wien.
Der frühere Caritas-Präsident Helmut Schüller hat seit 2007 den Vorsitz im Vorstand des Gütesiegel-Vereins inne. Mit 70 Jahren will er diese Funktion im Sommer zurücklegen. (Info: www.fairtrade.at)

Kurznachrichten

 Israel. Wer die Welt von Milliarden von Menschen verstehen will, kommt nach Ansicht des Handschriftenexperten Adolfo Roitman nicht an der Bibel vorbei. „Sie hat die Welt geformt", sagte der Kurator des „Schreins des Buches" am Israel-Museum Jerusalem im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

 

Die Schweiz hat seit 22. April offiziell eine Botschaft am Heiligen Stuhl. Der Vatikan hat seit 1586 in Form einer Nuntiatur eine diplomatische Vertretung in der Schweiz, mit einer Unterbrechung zwischen 1873 und 1920. Die Schweiz ist ihrerseits erst seit 1991 beim Heiligen Stuhl vertreten. 

 

Ukraine. Russlands Streitkräfte haben nach Kirchenangaben am orthodoxen Ostersonntag ein Gotteshaus zerstört. Eine russische Rakete habe die Kirche in einem Dorf bei Orichiw in der Region Saporischschja gegen 2.30 Uhr getroffen. Zu diesem Zeitpunkt habe sich kein Mensch in der 1906 erbauten Kirche befunden, weil der Ostergottesdienst erst um 5.00 Uhr beginnen sollte. 

 

China. Der neue Bischof von Hongkong, Stephen Chow, ist zu seinem ersten Besuch in Peking eingetroffen. Während des fünftägigen Besuchs auf Einladung von Erzbischof Joseph Li Shan von Peking sind Chow und seine Delegation mit Bischöfen und Ordensleuten zusammengetroffen, um die Zusammenarbeit zwischen Katholiken in Hongkong und Festlandchina zu fördern.

 

Deutschland. Bischof Franz-Josef Overbeck kritisiert Schulterschlüsse rechter katholischer Kreise mit demokratiefeindlichen Fronten: „All diese Dinge auf der rechten Seite, die will ich nicht". Ob es nun um Kirchen, Religionen oder Staaten gehe – „die größte Gefahr im Moment in allen Gruppen kommt von rechts". Weltweit gesehen zeige sich das derzeit etwa in Russland.

 

Deutschland. Für den Direktor des Tübinger Weltethos-Instituts, Ulrich Hemel, gehört Papst Franziskus zu den Vorreitern eines umfassenden wirtschaftlichen Transformationsprozesses.

Frankreich. Nach langen Querelen hat der Straßburger Erzbischof Luc Ravel (65) am Donnerstag bei Papst Franziskus seinen Rücktritt vom Amt eingereicht. Vorausgegangen waren monatelange Auseinandersetzungen um Ravels Amtsführung sowie eine vatikanische Überprüfung (Visitation) im Juni 2022.

 

Nicaragua. Der Dissidenten-Bischof Rolando Alvarez (56) erhält von der spanischen Ordenskonferenz den diesjährigen „Charisma Award". Der Bischof wird für sein soziales Engagement für die vom Regime Daniel Ortegas verfolgte Kirche in Nicaragua in der Kategorie „Mission und Zusammenarbeit" geehrt.

In Israel wohnen aktuell knapp 147.200 Holocaust-Überlebende. 


Österreich 

  

Tirol. Im Jahr 2023 jährt sich der Todestag von Pater Jakob Gapp, der von den Nationalsozialisten ermordet und von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wurde, zum 80. Mal. Im Tiroler Wattens wird mit einem Theaterstück und zwei weiteren Veranstaltungen an den NS-Märtyrer erinnert. 

 

Steiermark. Bei der spirituell-solidarischen Bewegung „Weizer Pfingstvision" steht in diesem Jahr die Hoffnung auf Frieden für die Ukraine im Zentrum.  Den geistlichen Höhepunkt bildet der vom ORF übertragene Gottesdienst am Pfingstsonntag (28. Mai, 10.00 Uhr) in der Wallfahrtsbasilika am Weizberg, den der Wiener Theologe Paul Zulehner leiten wird.

 

Niederösterreich. In unmittelbarer Nähe zum St. Pöltner Schloss Ochsenburg gibt es ab sofort die Möglichkeit zur Waldbestattung. Bischof Alois Schwarz hat am Donnerstag in Ochsenburg die Segnung des neuen Klosterwaldes vorgenommen. 

 

Kärnten. Das Gurker Domkapitel, Österreichs zweitältestes Domkapitel nach Salzburg, feiert heuer sein 900-jähriges Bestehen. 

Papst auch für Gläubige anderer Religionen „eine Inspiration"

Papst Franziskus ist mit seinen Gesten und Handeln im Bereich des interreligiösen Dialogs auch eine „Inspiration" für Gläubige anderer Religionen. Das haben Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften bei der Präsentation eines neuen Buches über Franziskus und den interreligiösen Dialog deutlich gemacht. Jorge Mario Bergoglio sei schon seit seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires ein „erfahrener Praktiker" des interreligiösen Dialogs, betonte der Theologe und Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger. Er hat in seinem Buch „Handwerker der Hoffnung" die zentralen Texte des Papstes zum interreligiösen Dialog analysiert. Die Wahl von Franziskus bezeichnete der Experte als einen über die katholische Kirche hinausreichenden "Glücksfall" für den Religionsdialog.
Franziskus versuche, nicht nur in seinen eigenen, persönlichen Beziehungen zu Juden eine „Theologie des Shaloms" zu praktizieren, sagte der Geschäftsführer des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Yuval Katz-Wilfing. „Er macht das auch zu einem festen Bestandteil des Glaubens für alle Katholiken, wenn er lehrt: Es ist ein Widerspruch, dass ein Christ Antisemit ist." 

Auch das noch...

Hindu-Aufruf in Indien: „Kauft nicht bei Christen und Muslimen"

Religiöse Minderheiten im indischen Bundesstaat Chhattisgarh wehren sich gegen eine Kampagne unter dem Slogan „Kauft nicht bei Christen und Muslimen". In Petitionen an verschiedene Behörden fordern sie Maßnahmen gegen die hinduextremistischen Initiatoren des Boykottaufrufs, wie der asiatische Pressedienst „Ucanews" laut Katholischer Nachrichten-Agentur KNA berichtet. Die zuständigen Stellen hätten eine Prüfung zugesagt, so ein Sprecher der Inter-Denominational Church Fellowship, der 18 christliche Gruppen angehören.
In dem Aufruf forderten die Hindu-Hardliner, dass Geschäftsinhaber der eigenen Glaubensrichtung an ihren Läden Schilder mit dem Hinweis „Im Besitz von Hindus" anbringen sollten. Ein christlicher Geschäftsmann beklagte gegenüber „Ucanews", dass bisherige Stammkunden seit dem Boykottaufruf nicht mehr bei ihm einkauften.
 

Experten: Protestantische Geschichte in Österreich zu wenig bekannt

Die Vertreibung der evangelischen Deferegger im 17. Jahrhundert und die Ausweisung der Salzburger oder der Zillertaler sind in Österreich weniger bekannt als die Massenvertreibung der französischen Hugenotten: Diesen kritischen Befund hat der Kirchenhistoriker Rudolf Leeb zu Beginn einer interdisziplinären Tagung in Wien über protestantische Erinnerungskulturen gestellt. Die Erinnerung an den Protestantismus sei in der katholischen Kirche oder auf regionaler Ebene mehr beheimatet als beim österreichischen Staat auf Bundesebene, erklärte der Experte, der sich für ein öffentlich gefördertes Museum des Protestantismus starkmachte. 
Vonseiten des österreichischen Staates habe es bis dato keine entsprechenden Initiativen gegeben, sich an die protestantische Tradition öffentlich zu erinnern, konstatierte Leeb. 
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hatte in seinen Eingangsworten ein Museum des Protestantismus gefordert.

Ethikerin: Österreich hat bei IVF Hausaufgaben nicht gemacht

Über 4.000 Versuche der künstlichen Befruchtung (IVF) mit Samen- und Eizellspende gab es in Österreich seit dem Fortpflanzungsmedizingesetz von 2015, aus denen mehrere hundert Kinder hervorgingen - wie viele genau, ist nicht bekannt. Das damals versprochene Spenderregister wartet jedoch weiter auf Umsetzung, ebenso wie auf diese Weise gezeugte Kinder laut einer deutschen Studie meist nicht oder erst viel zu spät über ihre genetische Herkunft erfahren. Kritik daran hat die Direktorin des Bioethikinstituts IMABE, Susanne Kummer, geäußert. „Kinder haben ein Recht zu wissen, wer ihr leiblicher Vater ist. Statt die Regelung auszuweiten, sollte die Regierung endlich ihre Hausaufgaben erledigen und das angekündigte Zentralregister umsetzen", so die Expertin am Dienstag gegenüber Kathpress.
Dass durch Samenspende gezeugte Kinder in Österreich erst ab 15 Jahren ein Recht darauf haben, Informationen über ihren genetischen Vater einzuholen, sei „viel zu spät", betonte Kummer. Auch die Psychologie plädiere für möglichst frühzeitige Aufklärung in dieser Hinsicht, doch würden Betroffene die Ungereimtheiten in der Familienherkunft oft nur zufällig - immer häufiger über DNA-Kits - entdecken. 
 

Heimische Orden bewahren 4.5 Millionen Bücher

Österreichs Orden haben im Vorfeld des Welttags des Buches am 23. April auf den „Bücherschatz" der österreichischen Ordensbibliotheken aufmerksam. In Summe wird der Bestand aller in den rund 200 österreichischen Ordensbibliotheken aufbewahrten Bücher auf mehr als 4,5 Millionen Bände geschätzt. Manche Ordenshäuser verfügten über Bibliotheken mit über 100.000 Bänden. Die Sammlungen stellten somit einen wichtigen Teil der österreichischen Kulturgeschichte dar.
Auch das älteste Buch Österreichs befindet sich in Ordensobhut. Dabei handelt es sich um den frühmittelalterlichen Ambrosiuscodex aus dem 5. Jahrhundert, der in der Benediktinerabtei St. Paul im Lavanttal in Kärnten aufbewahrt wird. 

Musical über „Missio"-Gründerin Pauline Jaricot feiert Premiere

Das Musical „Pauline - Mut verändert die Welt" über die 2022 seliggesprochene Gründerin der päpstlichen Missionswerke „Missio", Pauline Marie Jaricot (1799-1862), hat am 15. April im ausverkauften Stadtsaal von Vöcklabruck Weltpremiere gefeiert. Laut Aussendung von „Missio" feierten 700 Premierengäste aus dem In- und Ausland, darunter auch der Linzer Bischof Manfred Scheuer, die Aufführenden mit Standing Ovations.
Verantwortlich für das Musical zeichnet Autorin und Komponistin Birgit Minichmayr. Aufgeführt wird die Produktion von KISI „God's Singing Kids" unter der Leitung von Regisseurin Patricia Nessy. Mit der Weltpremiere sei der Auftakt zur großen Österreich-Tournee gelungen, heißt es in der Aussendung. Die rund 50 Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller touren mit dem Musical nun bis Oktober durch ganz Österreich.
Zur Weltpremiere war auch Familie Tran aus Frankreich angereist. Mayline, die 14-jährige Tochter, wurde vor 11 Jahren auf die Fürsprache von Pauline Jaricot wundersam geheilt. Ihr Vater, Emanuel Tran, wandte sich vor Beginn der Aufführung mit der Geschichte seiner Tochter an das Publikum. „Das Musical hat all meine Erwartungen übertroffen. Ich hatte die ganze Zeit Tränen in den Augen und war berührt vom Tiefgang der jungen Darstellerinnen und Darsteller", sagte Tran nach der Premiere. (Termine und Tickets: www.pauline-musical.org)