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die neue Kirchenzeitung

 24. August 2024 

Lesungen:  Jos 24,1-2a.16-17.18b; Eph 5,21-32; Evangelium: Joh 6,60-69.

Geschichtsvergessenheit

Das ukrainische Parlament hat ein Gesetz zum Verbot der früher mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) angenommen. Beobachter vermuten, Kiew wolle offensichtlich die Vereinigung der UOK mit der im Dezember 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) erzwingen.
1945 ließ das sowjetische Regime in der besetzten Ukraine alle Bischöfe der griechisch-katholischen Kirche verhaften. Stalin wollte diese Kirche, die kleiner war als die heutige UOK, mit der russisch-orthodoxen Kirche vereinigen.


Bis Michael Gorbatschow war dann die griechisch-katholische Kirche in den Untergrund gedrängt; sie besaß kein einziges Gotteshaus.
Jetzt ergeht es der UOK ähnlich.
Das wird die Ukraine zutiefst spalten und ist kein gutes Omen für deren Zukunft.
Swjatoslaw Schewtschuk, der Kiewer Großerzbischof der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche, hat das neue Gesetzt verteidigt. Das ist eine Schande und zeugt von Geschichtsvergessenheit. Lernt man nirgendwo aus der Vergangenheit?             P. Udo

Schweizer Diözese St. Gallen befragt Gläubige vor Bischofswahl

Kurz nach dem 75. Geburtstag von Bischof Markus Büchel hat die Schweizer Diözese St. Gallen ihr weltweit einzigartiges Verfahren zur Wahl eines neuen Bischofs gestartet. Seit Dienstag läuft eine dreiwöchige Umfrage, die das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) erstellt hat. Die Gläubigen können darin ihre Erwartungen an den künftigen Bischof äußern. Später erstellt das örtliche Domkapitel eine Liste mit sechs Namensvorschlägen, die der Heilige Stuhl sichtet und kommentiert. In St. Gallen wählt das Domkapitel danach geheim einen neuen Bischof, den der Papst bestätigt. Ein knapp 200-köpfiges „Katholisches Kollegium" (Kirchenparlament) kann zuvor drei Kandidaten für „mindergenehm" erklären und damit quasi von der Liste streichen.
Das besondere Wahlverfahren in der Diözese St. Gallen wurde im 19. Jahrhundert von den beteiligten Kantonen mit dem Heiligen Stuhl vereinbart. Zum bereits dritten Mal gibt es nun vor den ersten Wahlschritten durch das Domkapitel auch eine Gläubigenbefragung im Sinne einer Konsultation. Dies war bereits bei der Wahl Bischof Büchels 2006 und seines Vorgängers Ivo Fürer 1995 der Fall, wie Generalvikar Guido Scherrer auf dem Online-Portal „kath.ch" erklärt.
Auf den von Diözesanbischof Büchel zu seinem 75. Geburtstag am 9. August angebotenen altersbedingten Rücktritt reagierte Papst Franziskus zuletzt prompt. Zwar bleibt der St. Galler Bischof vorerst im Amt. Das Domkapitel habe aber über den päpstlichen Nuntius in Bern, Erzbischof Martin Krebs, den Auftrag erhalten, mit den Vorbereitungen zur Bischofswahl zu beginnen, teilte die Diözese am 15. August mit.
Foto: Bischof Markus Büchel bei einem Gottesdienst in seinem Dom.

Kardinal Woelki: Ukrainer wollen eine Zukunft in Freiheit

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat eine sechstägige Solidaritätsreise in die Ukraine durchgeführt. Aus dem Interview mit dem Domradio:
 ZUR LAGE: „Die Sicherheitslage ist sehr divers gewesen. Wir haben in Kiew eigentlich jeden Tag mehrfach Raketenalarm gehabt. Und das Komische war eigentlich, dass viele Menschen sich augenscheinlich schon so sehr an diese Situation gewöhnt haben, dass sie einfach ihren Geschäften und Besorgungen weiter nachgegangen sind.“
 ZUM KRIEG: „Viele Menschen sind müde. Die meisten wollen einfach nur, dass dieser Krieg aufhört. Aber nicht um jeden Preis. Sie wollen Freiheit. Sie wollen Unabhängigkeit. Sie wollen Souveränität haben. Und sie berichten immer wieder davon, dass sie in ihrer Geschichte unterdrückt worden sind und dass ihnen diese Freiheit als Nation immer wieder genommen worden ist. Und das wollen sie so nicht mehr hinnehmen.
 Deshalb sind viele bereit, eigentlich alles zu geben um dieser Freiheit willen. Das heißt eben für viele tatsächlich auch ihr Leben. Und das Erschreckende ist, dass dann die Menschen, die zurückbleiben, natürlich ungeheuer darunter leiden und auf der anderen Seite dann auch die Gefallenen in einer Weise ehren, die uns eigentlich unvorstellbar ist, mit welcher Ehrfurcht sie diesen begegnen und mit welcher Hochachtung sie ihnen begegnen, weil es für sie wirklich Freiheitskämpfer sind. Und sie verehren sie eigentlich als Helden.“
ZU DEN ERWARTUNGEN: „Sie erwarten zunächst einmal natürlich, dass wir Solidarität üben, dass wir sie nicht vergessen. Dass wir uns nicht an diesen Krieg gewöhnen und nicht irgendwie aufstöhnen bei den Nachrichten und dann zur Tagesordnung übergehen. Sie erwarten und erhoffen sich auch die Unterstützung bei einem Friedensprozess. Sie erwarten und erhoffen sich vor allen Dingen, dass Sie tatsächlich dieselben Freiheiten genießen können oder erfahren, die uns so selbstverständlich sind, dass sie auch in der EU leben können. Selbstbestimmtheit, Souveränität, dass sie einen Frieden haben in Gerechtigkeit.“
ZU DEN WAFFEN: „Mich hat keiner darauf angesprochen, dass wir Waffen zu liefern haben. Ich bin hier nicht als Politiker. Das ist nicht meine Baustelle. Ich bin hier als Bischof, und ich kann den Menschen nur einen geistlichen Trost, einen Trost aus dem Glauben heraus geben und ihnen dort eine Hoffnung schenken.“

Kiewer Parlament: Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche

Das ukrainische Parlament hat am Dienstag ein Gesetz zum Verbot der früher mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) angenommen. Die Regierung wirft der Kirche unter dem Kiewer Metropoliten Onufrij vor, ihre Bindung an die Russisch-orthodoxe Kirche nicht aufgelöst zu haben und ein Einflussinstrument Russlands zu sein. Die Kirche hatte sich im Mai 2022 vom Moskauer Patriarchat losgesagt und weist die Anschuldigungen zurück. Mehrere Kleriker wurden jedoch zuletzt wegen des Vorwurfs der Kollaboration verurteilt.
265 Abgeordnete billigten den Gesetzentwurf, 226 Stimmen wären notwendig gewesen. Das neue Gesetz enthält Bestimmungen zum Verbot religiöser Organisationen, die mit der Russisch-Orthodoxen Kirche verbunden sein sollen. Konkrete Verbote müssen jedoch durch eine Gerichtsentscheidung durchgesetzt werden. Um die 10.000 Kirchengemeinden und die meisten Klöster des Landes gehören derzeit zur UOK.
Serbiens Patriarch verurteilt Verbot
Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije äußerte am Freitag seine „große Empörung" darüber, dass der Gesetzgeber in Kiew die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) verbieten wolle. In einem Brief an das Oberhaupt der UOK, Metropolit Onufrij, warf er den Verantwortlichen in der Ukraine „neuen Totalitarismus" vor und sagte der Schwesterkirche seine Unterstützung zu.
Ostkirchenexpertin kritisiert ukrainisches Gesetz gegen Kirche
Die Ostkirchenexpertin Regina Elsner ist zutiefst beunruhigt über das vom ukrainischen Parlament beschlossene Gesetz gegen Verbindungen von Religionsgemeinschaften zu Russland. „Dieses Gesetz öffnet die Tür für schwere Verletzungen der Religionsfreiheit und eine neue Spaltung in der Ukraine", sagte sie der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Es sei traurig, dass so Hass und Gewalt gegen Gläubige der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) „eine öffentliche Legitimation" fänden.
Ein schwerwiegendes Problem sieht die katholische Theologin auch darin, dass Gläubigen der UOK die Mitarbeit in politischen und zivilgesellschaftlichen Gremien verboten oder stark eingeschränkt werde. Auch die internationalen ökumenischen Beziehungen würden so limitiert. 
Kiew wolle offensichtlich die Vereinigung der UOK mit der im Dezember 2018 gegründeten Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU) erzwingen. "Es kann sein, dass sich Gemeinden oder auch Bischöfe darauf einlassen, einfach um das Verbot zu umgehen", so Elsner. "Aber das ist natürlich keine Art der Einigung, mit der man ein friedliches Auskommen miteinander beginnt, es verhindert eher die dauerhafte Versöhnung der Orthodoxie im Land." Ein Teil der UOK werde sich gar nicht darauf einlassen und „wohl in den Untergrund gehen, sich also privat treffen, eventuell radikalisieren".
Foto: In der UdSSR war die ukrainisch-katholische Kirche verboten. Ihr Gläubigen  beteten vor ihren eigenen - verschlossenen - Kirchen.

Schon 245 Geistliche aus Nicaragua ausgewiesen

Die Behörden in Nicaragua haben zwei weitere katholische Priester des Landes verwiesen. Wie das Portal „Vatican News" berichtet, stieg die Zahl der ausgewiesenen oder geflohenen katholischen Geistlichen damit auf 245. Die ersten Verhaftungen und Ausweisungen erfolgten im Jahr 2018.
Laut dem Vatikan-Medium wurden die beiden Priester Leonel Balmaceda und Denis Martinez am vergangenen Wochenende verhaftet und nun nach Rom ausgewiesen. Beide hätten dem bereits im Jänner ausgewiesenen Bischof Rolando Alvarez unterstanden. Ein weiterer Pfarrer namens Danny Garcia sei am 15. August verhaftet und dann wieder freigelassen worden. Er habe sich inzwischen ins Ausland abgesetzt.
Unter Berufung auf unabhängige Quellen in Nicaragua berichtete "Vatican News" (Montag) weiter, dass unter den seit 2018 ausgewiesenen oder geflohenen Geistlichen der Apostolische Nuntius, drei Bischöfe, 136 Diözesanpriester, drei Diakone, 11 Seminaristen und 91 Ordensleute seien. 14 Priester und zwei Bischöfe seien zudem zu „Vaterlandsverrätern" erklärt worden, die Staatsbürgerschaft wurde ihnen aberkannt. Zudem wurden katholische Hochschulen geschlossen, auch die Arbeit der Caritas wurde verboten.
Die linke Regierung unter Präsident Daniel Ortega (78), der seit 2006 ununterbrochen an der Macht ist, regiert das mittelamerikanische Land seit 2018 zunehmend repressiv und hat mehrere Aufstände blutig niedergeschlagen. Die katholische Kirche ist eine der wenigen noch verbliebenen Organisationen, die der Herrschaft Ortegas und seiner Familie Widerstand entgegensetzt.
 

Papst Franziskus ermutigt junge Christen in der Türkei 

Papst Franziskus hat christliche Jugendliche bei einem katholischen Sommercamp in Anatolien mit einem kurzen Brief der Aufmunterung bedacht. Sie sollten in allen Schwierigkeiten immer mit Freude und Hoffnung vorangehen, schrieb der Papst nach Anatolien. Franziskus interessiere sich sehr für die Türkei, sagte uns der örtliche Weihbischof. 
Die Jugendlichen hätten sich über den Brief des Papstes außerordentlich gefreut und ihm ihrerseits geantwortet, sagte Weihbischof Antuan Ilgit vom Apostolischen Vikariat Anatolien. Er werde den Brief bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit dem Kirchenoberhaupt übergeben. Nach dem Erdbeben im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei im Februar 2023, das insgesamt rund 50.000 Menschenleben forderte, habe Franziskus „sich sehr für das Apostolische Vikariat Anatolien interessiert und wollte immer über die Situation informiert werden, aber auch über unsere Aktivitäten in Bezug auf die Jugend“. So habe er den Papst über das christliche Sommercamp in Trabzon während der Maria-Himmelfahrts-Woche informiert.

Kurznachrichten 

Papst Franziskus hat eine für Samstag geplante Videoschaltung zum Europäischen Forum Alpbach (EFA) in Tirol abgesagt. Die Veranstalter sind enttäuscht. Einen Grund für die Absage nannte der Vatikan nicht. 

 

Die Südostasien-Reise von Papst Franziskus ist die längste im bisher elfjährigen Pontifikat von Jorge Mario Bergoglio. In den zwölf Tagen von 2. bis 13. September wird der 87-Jährige knapp 33.000 Kilometer zurücklegen und Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor sowie Singapur besuchen. 

 

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat Regierungen eindringlich dazu aufgerufen, Gewalthandlungen gegen Einzelpersonen und Gemeinschaften aufgrund ihrer Religion oder Weltanschauung zu stoppen. 

 

Israel. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem hat Israel vorgeworfen, Christen wiederholt an der Ausübung ihres Glaubens zu hindern. Hintergrund sind nach Kirchenangaben massive behördliche Einschränkungen bei der Feier des kirchlichen Verklärungsfests auf dem Berg Tabor in Nordisrael am 19. August.

 

Belgien. Die 35.000 Tickets für die Papstmesse im Brüsseler König-Baudouin-Stadion am 29. September waren in 90 Minuten vergeben.

 

In Russland wird in den orthodoxen Kirchen bei den Gottesdiensten für die Vertriebenen aus der Region Kursk gesammelt.

 

In Irland ist ein katholischer Militärseelsorger bei einem Messerangriff vor einer Kaserne verletzt worden. Er wurde schwer, aber nicht lebensbedrohlich verletzt. 

 

Pakistan. Der Vatikan hat den Erzbischof von Lahore, Sebastian Shaw, suspendiert. In der Vergangenheit waren Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und des Finanzbetrugs gegen Shaw lautgeworden. Lahore ist die Hauptstadt des Punjab, der bevölkerungsreichsten Provinz Pakistans. In Punjab leben rund 80 Prozent der 2,4 Millionen Christen des mehrheitlich islamischen Landes.

 

Estland. Die bisher zum Moskauer Patriarchat gehörende orthodoxe Kirche in Estland hat sich offiziell von der russischen Mutterkirche losgesagt. In Estland gehört die Mehrheit der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an. Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich 16 Prozent der Bürgerinnen und Bürger zum orthodoxen Christentum - nach Mitgliedschaft von beiden orthodoxen Kirchen wurde dabei nicht unterschieden. 

 

Frankreich. Filmlegende Alain Delon (88) bekommt ein katholisches Begräbnis. Dieses leitet auf seinen Wunsch hin der in Sachen Missbrauch umstrittene Bischof Di Falco (82), der auch 2017 die Trauerfeier für die Schauspielerin Mireille Darc geleitet hatte, die jahrelang mit Delon liiert war. 


Österreich

Niederösterreich. Österreichs größtes Kinderfestival NÖKISS findet wieder vom 23. bis 25. August und vom 30. August bis 1. September im Stift Herzogenburg statt. Motto: „Quarks, Quanten & Quasare“.

 

Vorarlberg. Die Äbtissin der Vorarlberger Zisterzienserinnen-Abtei Mariastern-Gwiggen, Hildegard Brem, ist am Freitag im Alter von 73 Jahren gestorben. 

 

Tirol. Mit einem Plädoyer für mehr „theologische Intelligenz" und ein Mehr an überraschungsbereiter Offenheit hat Erzbischof Franz Lackner den „Tiroltag" beim Europäischen Forum Alpbach (EFA) eröffnet. 

 

Tirol. Die Diözese Innsbruck hat erstmal einen Umweltpreis - den Pfarrer-Karlheinz-Baumgartner-Preis 2024 - ausgeschrieben und alle Pfarren und pfarrlichen Rechtsträger eingeladen, "aktiv zur Bewahrung der Schöpfung beizutragen". Benannt ist die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung nach einem „Vorreiter in Sachen Schöpfungsverantwortung" und 2020 verstorbenen Pfarrer aus dem Lechtal. 

 

Niederösterreich. Stift Göttweig braut künftig eigenes „Konventbier". Es wird ab Advent verkauft. 

33 Jahre unschuldig in Haft 

Ein besonderes Treffen gab es am Freitag in der Bibliothek des Apostolischen Palasts: Papst Franziskus empfing den italienischen Schafhirten Beniamino Zuncheddu. Der Sarde wurde aufgrund falscher Beschuldigungen verhaftet, als er 26 Jahre war. Inzwischen ist er 60 - und hat demjenigen vergeben, der ihn des Mords an drei Menschen bezichtigte - und später die Anschuldigung zurück zog. 

Die Anklage  wegen dreifachen Mords erfolgte im Jahr 1991; vergangenen Januar erst kam Zuncheddu frei. Wie es ist, so viele Jahre unschuldig im Gefängnis zu sein, das hat der Sarde in einem Buch verarbeitet - Titel: „Io sono innocente” (Ich bin unschuldig). Bei der Begegnung am Freitagmorgen gab es ein Exemplar für Franziskus. Zuncheddu war in den 33 Jahren in Haft in drei verschiedenen Gefängnissen, er habe teilweise mit elf weiteren Leuten eine kleine Zelle teilen müssen und es sei schwierig gewesen, unter diesen Bedingungen schlafen zu können oder sich zu waschen.


Auch das noch...

Mariazell: Superior zieht positive Pilgerbilanz

Der mitteleuropäische Wallfahrtsort Mariazell zählt heuer bereits mehr als 1.000 angemeldete Pilgergruppen. "Die Zahl der Gruppen ist damit so hoch wie letztes Jahr bis Ende Oktober, dabei nicht mitgezählt sind spontane Wallfahrtsgruppen", erklärte der Superior von Mariazell, Pater Michael Staberl, am Mittwoch im Interview der Nachrichtenagentur Kathpress. Insgesamt rechnet der Benediktiner mit rund 500.000 Pilgerinnen und Pilgern für 2024. 
Der Marienwallfahrtsort in der Steiermark wird laut dem Ordensmann verstärkt von Fußwallfahrtsgruppen aufgesucht. Besonders beliebt sind dabei die sogenannten verlängerten Wochenenden rund um Feiertage wie Fronleichnam oder Mariä Himmelfahrt. Auch Pilgergruppen aus den östlichen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei und Tschechien kehren nach den Coronajahren wieder nach Mariazell zurück. „Wir freuen uns, dass wir auch diese Wallfahrtsgruppen wieder begrüßen können", meinte P. Staberl.
 

Schmierereien auf Wiener Antonskirche: VP übernimmt Reinigungkosten

Die Sprüche, Graffitis und Schmierereien, die seit Mai auf der Fassade der Wiener Antonskirche unweit des Reumannplatzes prangen, sollen nun entfernt werden - mit finanzieller Unterstützung der Wiener Volkspartei. "Es ist uns ein besonderes Anliegen, der Kirche und ihrer Gemeinde zur Seite zu stehen. Es darf nicht sein, dass Gotteshäuser für die Reinigung solcher Schändungen selbst aufkommen müssen", erklärte der VP-Landesparteiobmann und Stadtrat Karl Mahrer in einer Aussendung am Montag. Darüber hinaus fordere die VP, dass die Stadt Wien „zukünftig die Verantwortung für die Entfernung solcher Schmierereien auf öffentlichen Gebäuden übernimmt", fügte Mahrer hinzu. 
Im Mai hatte das „profil" erstmals über Schmierereien auf den Backsteinziegeln beim Eingangsportal der Kirche berichtet. In schwarzer Schrift waren dort Sprüche wie „Der Islam wird siegen, mit dir oder ohne", „Deen over Dunya" ("Religion über weltliches Leben") oder auch „Bete, bevor es zu spät wird" zu lesen. 

Vatikanangestellte: „Unzufriedenheit wächst erbarmungs-los"

Privatisierung und Outsourcing, stagnierende Gehälter verbunden mit Mieterhöhungen, intransparente und nicht leistungsorientierte Beförderungen, unveröffentlichte Haushaltsbilanzen - die Liste der Vatikangewerkschaft ADLV zu mutmaßlichen Missständen ist lang. Deshalb hat sich die Vereinigung in einem Brandbrief nun erneut an den kirchlichen Arbeitgeber gewandt. Es mangele an Kommunikation über geplante Reformen. Die Unzufriedenheit wachse erbarmungslos, schreibt der Verband der Vatikanangestellten auf seiner Internetseite.
„Teil der Gemeinschaft der Vatikanangestellten zu sein, sollte bedeuten, Mitglied einer besonderen Familie zu sein, die sich durch spezifische Werte auszeichnet", so die ADLV. Doch beklagt sie eine zunehmende Auslagerung von Arbeitsplätzen. Dies würde einen „radikalen Kurswechsel" hin zu einem vollwertigen Unternehmen bedeuten: „Ein etwas klaustrophobischer multinationaler Konzern, dem viele der Boni, Belohnungen und Annehmlichkeiten fehlen, die stattdessen externe Mitarbeiter genießen."
 

Warnung vor Europa ohne Christentum bei Stephansfest in Budapest

Im Zeichen der Sorge vor einem „Europa ohne Christentum" stand der Gottesdienst zum Fest des ungarischen Nationalheiligen Szent Istvan Kiraly (Hl. König Stephan) in Budapest. Tausende Gläubige feierten am Dienstagabend mit Primas-Kardinal Peter Erdö und dem rumänischen Erzbischof Aurel Perca als Festprediger den traditionellen Gottesdienst zum Gedenken an den Patron Ungarns. Staatspräsident Tamas Sulyok, Vizepremier Zsolt Semjen und Aniko Levai, die Ehefrau von Ministerpräsident Viktor Orban, nahmen ebenfalls teil. 
Man sei heute Zeuge großer Kämpfe gegen die Kirche und Gott, sagte der Bukarester Erzbischof Perca während der Messe in der Stephansbasilika. Es sei, „als ob man die christlichen Spuren Europas auslöschen wollte", sagte er und fügte hinzu, dass Europa in Gefahr sei, solange manche „ein Europa ohne Gott und christliche Werte" anstrebten. 

Ein Muslim auf dem Jakobs-Pilgerweg

Der islamische Theologe Mouhanad Khorchide (52) berichtet über irritierende Erfahrungen als Pilger auf dem christlichen Jakobsweg. „Denn viele, mit denen ich gesprochen habe, waren gar keine Christen", sagte er dem kirchlichen Internet-Portal „domradio.de". "Irgendwann habe ich verstanden, dass es für die Mehrheit ein Pilgern nach innen ist, also ein Weg, das eigene Leben zu reflektieren und sich eine Auszeit aus unterschiedlichsten Erfahrungen zu nehmen."
Die Motive, den Weg ins spanische Santiago de Compostela zu gehen, seien überwiegend weltlicher, als dass sie mit Gott oder mit Religion zu tun hätten, sagte Khorchide. „Das hat mich wirklich irritiert." Ihm habe sich die Frage gestellt: „Wieso pilgern Menschen, wenn nicht aus religiösen Gründen?"
Khorchide flog zu Pfingsten 2023…
…„aus Neugierde" und unvorbereitet nach Santiago. „Ich wollte nur wissen, was Christen so machen." Er habe Rituale um das Grab des Heiligen Jakobus erwartet, so wie man in Mekka siebenmal um die Kaaba gehe. „Erst in Santiago habe ich verstanden, dass das eigentliche Pilgern aus dem Pilgerweg besteht", so der Theologe. „Man hat mir gesagt, man müsse mindestens 100 Kilometer zu Fuß gegangen sein, um als Pilger zu gelten." Daraufhin habe er beschlossen, den umgekehrten Weg für 100 Kilometer zu gehen.
Der Unterschied zu Mekka:
Khorchide hat es nach eigenen Worten geärgert, dass er die ganze Zeit nur mit Leuten und mit sich selbst gesprochen habe, aber sehr wenig mit Gott. „Für mich ist das der große Unterschied zu einer Pilgerfahrt nach Mekka: Dort spricht man aufgrund der vielen Rituale viel mit Gott. Ständig überlegt man sich, was man als nächstes tun muss, welches Gebet danach gesprochen werden muss." In Mekka wolle er aber künftig versuchen, nicht mehr nur die religiösen Rituale richtig auszuführen, sondern sich selbst auch nicht aus dem Blick zu verlieren. „Das habe ich auf dem Jakobsweg gelernt."
Khorchide berichtete von der Idee, vielleicht schon zu Pfingsten 2025 mit einer Gruppe aus Muslimen, Christen und Juden nach Santiago und irgendwann auch einmal nach Mekka zu pilgern. „Das wäre doch etwas Schönes." Seine Erfahrungen auf der Pilgerreise nach Santiago schildert Khorchide in seinem neuen Buch „Ein Muslim auf dem Jakobsweg" (Verlag Herder, 176 Seiten, 18,60 Euro).
Die angebliche Grabstätte des heiligen Jakobus entwickelte sich im Mittelalter neben Rom und Jerusalem zu einem der drei Hauptziele christlicher Pilger. Im vergangenen Jahr trafen dort 446.035 Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt ein. Laut Pilgerbüro war das ein neuer Rekord.
Mouhanad Khorchide ist der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster. Als Sohn von 1948 in den Libanon geflüchteten Palästinensern wurde er 1971 in Beirut geboren, verbrachte seine Kindheit und Schulzeit aber in Saudi-Arabien. Nach der Matura ging er nach Österreich und studierte Soziologie in Wien sowie islamische Theologie als Fernstudium. Seit 2010 lebt und arbeitet er in Deutschland.