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die neue Kirchenzeitung

 26. Jänner 2025 

Lesungen:  Neh 8,2-4a.5-6.8-10; 1 Kor 12.12-31a;  Evangelium: Lk 1,1-4; 4,14-21;

Banges Warten

Mit einer großen Feier im Wiener Stephansdom wurde Kardinal Christoph Schönborn bedankt und verabschiedet. Wenige Tage zuvor ist Josef Hartmann gestorben, der es als erster wagte, sich als Opfer von Hans Hermann Groer öffentlich zu outen, und dem Schönborn es zu „verdanken“ hatte, 1995 Groer vorzeitig im Amt des Erzbischofs zu folgen.
Die Kirche des Landes hat Schönborn zu Recht gedankt.  Hartmann, der einen weitaus größeren Mut hatte, wurde nie gedankt.
Das von einer halben Million Österreichern unterzeichnete Kirchenvolksbegehren hat vor 30 Jahren Reformen gefordert - u.a. eine Mitsprache und Mitentscheidung der Ortskirchen bei Bischofsernennungen (Bischof soll werden, wer das Vertrauen des Volkes genießt!).
Trotz eines Papstes Franziskus rührt sich die Kirche jedoch kaum vom Fleck.



Mit 75 hat Schönborn seinen Rücktritt eingereicht. Der Vatikan hatte also genug Zeit, einen Nachfolger zu bestimmen. Fünf Jahre später erwartete man eine rasche – wenngleich  wie immer vollkommen intransparente – Entscheidung. Und? Nichts! Nur ein Verwalter wird bestellt.
Ein Medium titelte vor Wochen: „Banges Warten“.
Das Volk muss bangen und warten? Merkt am Tiber niemand, wie weit man sich von dem Mann aus  Nazareth entfernt hat?
In der apostolischen  Kirche der ersten Jahrhunderte haben die Gläubigen ihren Bischof selbst gewählt, in der neuen (auf wen beruft sie sich eigentlich dabei?) müssen sie zittern, wen ihnen eine geheimnisvolle Allmacht auswählt und vor die Nase setzt.
Das Volk gilt offenkundig gar nichts – anders als bei Jesus, wie der Evangelist Lukas eindeutig beweist.  Es lohnt sich, in den Evangelien nachzulesen.   P. Udo

Schwester Raffaella Petrini: Bald Regierungschefin im Vatikan

Eine Regierungschefin im Vatikanstaat - diese überraschende Neuerung hat Papst Franziskus am Sonntagabend in einer italienischen Fernseh-Talkshow angekündigt. Er erklärte, er wolle Schwester Raffaella Petrini (56) im März ernennen - wenn der bisherige Regierungschef, Kardinal Fernando Vérgez Alzaga, 80 Jahre alt wird.
Die am 15. Jänner 1969 in Rom geborene Petrini promovierte nach universitären Abschlüssen in Hartford (USA) und Rom an der Päpstlichen Dominikaner-Universität Heiliger Thomas von Aquin („Angelicum") in Rom in Sozialwissenschaften. Seit 2005 arbeitete sie als Beamtin in der vatikanischen Missionsbehörde. 2007 legte sie bei der US-Ordensgemeinschaft Franciscan Sisters of the Eucharist ihre Profess ab.
Von 2015 bis 2019 lehrte Petrini Katholische Soziallehre und Gesundheitssoziologie am Internationalen Institut für Theologie der Gesundheitspastoral „Camillianum" in Rom. Anschließend übernahm sie die Professur für Wohlfahrtsökonomie und Wirtschaftssoziologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften am Angelicum in Rom.
Vatikanstaat
Petrini ist seit 2021 Vizegouverneurin des Vatikanstaates. Seit Juli 2022 Mitglied der Kurienbehörde für Bischöfe, stimmt sie auch über weltweite Bischofsernennungen mit ab. Im Oktober berief Franziskus die Sozialwissenschaftlerin zudem in die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Apsa), bei der sämtliche Investment-Entscheidungen des Vatikans angesiedelt sind.
In ihrer neuen Funktion wird Petrini die Nummer Eins im Staat der Vatikanstadt - nicht an der Kurie. Vatikanstaat und Heiliger Stuhl sind, trotz der umgangssprachlichen Bezeichnung Vatikan - juristisch zwei verschiedene Völkerrechtssubjekte. An der Spitze beider steht der Papst.
Das Governatorat der Vatikanstadt ist die Staatsverwaltung. Es besteht aus einer Kommission von sieben Kardinälen, der ein Präsident als Regierungschef vorsteht. Erste Kritiker bemängeln, die geplante Besetzung widerspreche dem Grundgesetz des Staates der Vatikanstadt, das Papst Franziskus selbst 2023 verkündet hatte - denn Schwester Petrini sei ja eben kein Kardinal, wie es das Gesetz für den Regierungschef vorsehe.
Das Governatorat wiederum untersteht der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt. Es ist zuständig für die Vatikanischen Museen und alle Dienste im Vatikanstaat. Es beschäftigt knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Foto: Vatican Media.

Papst verurteilt Trumps Plan zur Massenausweisung von Migranten

Papst Franziskus hat die Ankündigung Donald Trumps zur massenhaften Ausweisung von Migranten scharf kritisiert. Wenn der künftige US-Präsident als eine seiner ersten Amtshandlungen illegale Zuwanderer zurückschicken würde, wäre das „eine Tragödie", sagte der Papst am Sonntagabend im italienischen Fernsehen. „Er lässt die Armen die Rechnung für die ungleiche Verteilung zahlen", so der 88-Jährige, der aus seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta zur italienischen Talk-Sendung „Che tempo che fa" (etwa: „Wie die Zeiten so sind") zugeschaltet war.

Der Papst hatte bereits vor einem Jahr an der populären Show von Moderator Fabio Fazio teilgenommen. Wenige Tage nach einem Sturz zeigte er sich in guter körperlicher und geistiger Verfassung; er antwortete rund 45 Minuten lang auf zahlreiche Fragen zu politischen und religiösen Themen.

Foto: Papst Franziskus in der Interview-Sendung mit Moderator Fabio Fazio (Vatican News)

US-Bischöfe: Trump-Dekrete zu Migration und Todesstrafe "zutiefst beunruhigend"

Die von Präsident Donald Trump unmittelbar nach Amtsantritt unterzeichneten Durchführungsverordnungen zu Themen wie Migration, Umwelt und Todesstrafe sind aus Sicht des Vorsitzenden der US-amerikanischen katholischen Bischofskonferenz (USCCB) "zutiefst beunruhigend". Das geht laut Online-Portal „OSV News" aus einer Erklärung von Erzbischof Timothy P. Broglio vom Mittwoch (22. Jänner) hervor. Gleichzeitig lobte Broglio Trumps neue Vorgaben in der Geschlechterpolitik, so zum Beispiel "die Anerkennung der Wahrheit über jede menschliche Person als männlich oder weiblich", so der USCCB-Vorsitzende.

Trump zum 47. Präsidenten der USA vereidigt - Ohne Hand auf der Bibel

Donald Trump ist am Montag als 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt worden. Den Amtseid legte der 78-Jährige in der Kuppelhalle des US-Kapitols in Washington vor dem Vorsitzenden Richter am höchsten US-Gericht, John Roberts, ab und sprach dazu die protokollarischen Worte „So wahr mir Gott helfe." Neben ihm stehend hielt Ehefrau Melania Trump während der Zeremonie zwei Bibeln in Händen: jene von Abraham Lincoln (1809-1865) und eine Bibel, die Trump von seiner Mutter Mary Anne MacLeod (1912-2000) geschenkt bekommen hatte. Während Trump beim Amtsantritt 2017 beim Eid noch seine linke Hand auf die Bibeln gelegt hatte, vergaß er dieses Mal offenbar darauf.

„Hier und jetzt beginnt das goldene Zeitalter der Vereinigten Staaten", sagte der neue US-Präsident danach in seiner halbstündigen Antrittsrede. "Von diesem Tag an wird der Niedergang Amerikas beendet sein." 

Schönborn-Rücktritt angenommen, Grünwidl Administrator 

Papst Franziskus hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Christoph Schönborn an dessen 80. Geburtstag angenommen. Mit 22. Jänner ist Schönborn damit emeritierter Erzbischof von Wien. Zugleich hat der Papst den bisherigen Bischofsvikar Josef Grünwidl zum Apostolischen Administrator der Erzdiözese Wien ernannt. Ein Administrator hat die Diözese zu verwalten und darf keine bedeutenden Änderungen vornehmen, die den künftigen Erzbischof präjudizieren würden. 

Kardinal Schönborn… 

…wird künftig seinen Hauptwohnsitz im Kloster der Schwestern vom Lamm im 20. Bezirk in Wien nehmen. Zudem hat er in Retz, wo sich früher ein Dominikanerkloster befand, eine Wohnung. Schönborn bleibt bis auf weiteres noch Ordinarius für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen in Österreich und hat noch zwei Aufgaben in Rom. Seit einem Jahrzehnt gehört er der Kardinalskommission der Vatikanbank IOR an, die zuletzt in ruhigere Fahrwasser gelangte. Mitte Oktober ernannte der Papst den Wiener Kardinal zum Präsidenten der Aufsichtskommission. Auch im Dikasterium für die Orientalischen Kirchen wird der Kardinal weiter mitwirken. 

Josef Grünwidl wurde am 31. Jänner 1963 in Hollabrunn in Niederösterreich geboren und wuchs im nahen Wullersdorf auf. Er besuchte das Erzbischöfliche Gymnasium Hollabrunn, wo er 1981 maturierte. Im Anschluss trat er in das Wiener Priesterseminar ein. 

Neben dem Theologiestudium an der Universität Wien absolvierte er zugleich auch ein Orgel-Studium (Konzertfach) an der Musikuniversität Wien. Anfangs noch hin- und hergerissen zwischen beiden Studien bzw. den damit verbundenen Lebenskonzeptionen, war ab dem Studienjahr 1983/84, das er als Auslandsjahr in Würzburg verbrachte, für ihn klar: „Musik ist mein Hobby, Priester werden meine Berufung." 

1987 wurde Grünwidl von Weihbischof Helmut Krätzl zum Diakon geweiht. Das Diakonatsjahr 1987/88 absolvierte er in Perchtoldsdorf. Am 29. Juni 1988 wurde er im Stephansdom von Kardinal Franz König zum Priester geweiht. 

Schönborn-Festmesse im Zeichen von Dank, Rechenschaft und Hoffnung 

Im Zeichen tiefer Dankbarkeit, nachdenklicher Rechenschaft und gläubiger Hoffnung hat Kardinal Christoph Schönborn am Samstag den Dankgottesdienst der Erzdiözese Wien angesichts der nahenden Emeritierung rund um seinen 80. Geburtstag am 22. Jänner gefeiert. Bei der Festmesse im Beisein der Spitzen von Staat, Kirchen und Religionen im Stephansdom richtete der Kardinal in seiner Predigt „einen dankbaren Blick auf unser Land, auf Österreich", aber auch auf die „tieferen Quellen der Hoffnung" anhand der biblischen Texte der Feier. „Ohne das gute, gelebte Miteinander hätte ich nie meinen Dienst tun, mein Amt aktiv ausüben können, aus dem ich mich nun bald verabschiede", sagte der Kardinal rückblickend auf seine fast 30 Jahre als Wiener Erzbischof. 

Ehrliche Bilanz 

„Ich empfinde heute besonders schmerzlich den Kontrast zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen, allein 2023 waren es 85.000", sagte der Kardinal eingangs in seiner betont nachdenklichen Predigt, in der er eine „ehrliche Bilanz" ziehen wolle. Auch er selbst schulde Gott gegenüber Rechenschaft über seinen Dienst. Nüchtern diagnostizierte Schönborn: "Wir nähern uns einem weit verbreiteten religiösen Analphabetismus", der aber auch eine Chance für ein neues Suchen nach Sinn und ein Entdecken des Glaubens sein könne. 

Trotz der zahlreichen Kirchenaustritte sei es dennoch „seltsam", dass sich zwei Drittel der Bevölkerung „wünschen, dass Österreich weiter ein christliches Land bleibt. Wie soll das alles zusammengehen?" Und Schönborn weiter: Was bedeutet es, dass ganz Österreich, die Menschen dieses Landes, den Dom nach dem Krieg - trotz allgemeiner Armut - in so schneller Zeit wieder aufgebaut haben, fast gleich schnell, wie ganz Frankreich, das säkulare Land, seine vom Brand schwer betroffene Notre-Dame wieder aufgebaut hat? Was zeigt sich da an Hoffnung, an Lebendigkeit?" 

Heimisches Hilfswerk will in Syrien Gefängnis in Schule umwandeln

Obwohl die Lage vor Ort in Syrien für die christliche Minderheit bei weitem nicht so rosig ist, wie Ankündigungen der neuen Machthaber glauben ließen, plant der Wiener melkitische Priester Hanna Ghoneim mit seinem Hilfswerk „Korbgemeinschaft" die Unterstützung gerade deshalb noch zu verstärken. Abwarten, wie sich die Lage entwickelt, sei keine Option, so Ghoneim in einem Schreiben, das Kathpress vorliegt. Die „Korbgemeinschaft" ist in verschiedenen Regionen Syriens tätig. Man überlege nun sogar, ein Gefängnisgebäude zu übernehmen und in eine Schule umzuwandeln, so Ghoneim.
Der Grundgedanke hinter dem Vorhaben: „Eine solide Bildung - mitmenschliche Herzensbildung, aber auch schulische und akademische Bildung - ist einer der wichtigsten Beiträge zu einer friedlichen, demokratischen Gesellschaft, die das positive Miteinander und das Wohl aller zum Ziel hat."
Die Menschen in Syrien…
… hätten große Sorge um die Zukunft ihres Landes. Sie fühlten sich verunsichert durch die vielen islamistischen Gruppierungen, „die auf die Vorgaben und Zielsetzungen der neuen Führung kaum Rücksicht nehmen". Diese Gruppierungen würden viele kriminelle Handlungen setzen: „Sie laufen in Militäruniformen und mit Gewehren auf dem Rücken umher, fahren maskiert mit Motorrädern oder mit lehmverschmierten Autos und drangsalieren und bedrohen Zivilisten. Sie rauben und plündern im Namen der Revolution und wenn sie jemanden kennen, der im Militär des alten Regimes tätig war, entführen sie ihn und verlangen horrendes Lösegeld." Es gebe auch erste Übergriffe auf Christen bzw. christliche Einrichtungen, die es früher in Syrien nicht gab. All dies werde aber, so Ghoneim, als „Einzeltaten" unbeherrschter Männer abgetan.
Die humanitäre Lage sei  nach der Revolution noch um ein Vielfaches schlimmer geworden.
Die Menschen müssten unter schwierigsten Verhältnissen leben: „Kein Strom, alles ist sehr teuer, es ist bitter kalt. Es gibt keine Jobs, auch die privaten Geschäfte laufen verständlicherweise in dieser Situation schlecht. Ehemalige Angestellte im Militär, Geheimdienst und in der Baath-Partei bekommen kein Gehalt mehr. Ihre Situation soll noch einzeln überprüft werden." Syrien sei ohne Armee, ohne Gerichtshof, ohne Polizei. Die Infrastruktur sei zerstört. Die Behörden würden nur provisorisch arbeiten, ohne Auszahlung von Gehältern an die Staatsangestellten, da der Staat keine Einnahmen hat.
Ghoneim: „Es gab anfangs vielerlei Versprechungen, doch bis jetzt ist davon nichts Konkretes zu sehen. Die Skepsis, ob die neue Führung es schaffen kann, das Land bald auf die Beine zu bringen, wird von Tag zu Tag größer, der Hunger greift immer stärker um sich." Die Frage sei, ob es TS-Chef Ahmed al-Sharaa zum einen ernst sei  mit seiner Ankündigung einer pragmatischen Politik, und ob er zweitens dann auch in der Lage sei, sich innerhalb der Islamisten durchzusetzen und das Land erfolgreich zu führen.
„Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien"
Die Hilfe der „Korbgemeinschaft" kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslimen zugute. Partner der „Korbgemeinschaft" vor Ort sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Gemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert oder ärztliche Versorgung vermittelt. Unter anderem hat die „Korbgemeinschaft" nahe bei Damaskus eine Großbäckerei errichtet, in der für bedürftige Menschen günstiges und zugleich hochwertiges Brot hergestellt wird.
Dr. Hanna Ghoneim (*Damaskus 10.05.1966) ist ein melkitischer Priester aus Damaskus (Priesterweihe in der Patriarchatskathedrale zu Damaskus 11.10.1996). Seit 2004 betreut er die melkitische Gemeinde (eine mit Rom unierte Kirche aus dem Orient), die dem Ordinariat der Gläubigen des byzantinischen Ritus in Österreich angehört. Nach dem Abschluss des Doktorats an der theologischen Fakultät der Universität Wien 2010 kehrte er im Juni 2011 nach Syrien zurück. Im Sommer 2012 kam er wieder nach Wien, um seinen Urlaub mit der von ihm gegründeten melkitischen Gemeinde zu verbringen. In dieser Zeit wurde seine Pfarre in Harasta  (8 km östlich von Damaskus) von islamistischen Bewaffneten erobert und alle Christen mussten in Gebiete flüchten, die unter der Macht der Regierung standen. Das veranlasste ihn, in Wien zu bleiben. Von hier aus begann er, den Menschen seiner Gemeinde in Syrien, die geflüchtet waren, zu helfen. 
 

Lateinisches Patriarchat warnt vor Annexionen durch Israel

Der Generaldirektor des Lateinischen Patriarchats in Jerusalem, Sami Al-Yousef, hat ein düsteres Bild der Lage im Heiligen Land gezeichnet. Es sei zu befürchten, dass der am Sonntag in Kraft getretene Waffenstillstand im Gazastreifen nur „eine temporäre Erleichterung" sei, sagte er laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) bei einem Treffen mit einer internationalen Bischofsgruppe in Jerusalem. Für die besetzten palästinensischen Gebiete im Westjordanland warnte er vor Plänen der rechtsnationalen israelischen Regierung für eine teilweise oder vollständige Annektierung. - Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem vertritt die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land.
Den zerstörten Gazastreifen bezeichnete Al-Yousef als „quasi unbewohnbar". Der Wiederaufbau werde sehr lange brauchen. Eine der Schwierigkeiten werde dabei sein, dass die internationale Gemeinschaft als Hauptgeber das Vertrauen in die Nachhaltigkeit von Investitionen in Gaza verloren habe.
Zerstörungen auch in der Westbank
Als Desaster bezeichnete der Patriarchatsdirektor die Lage im von Israel besetzten Westjordanland. Die gegenwärtige israelische Regierung betreibe eine Politik, die die wenigen verbliebenen Errungenschaften der Oslo-Abkommen zerstöre und darauf abziele, eine israelische Herrschaft über die palästinensischen Gebiete zu etablieren. Als ein Beispiel nannte er Zerstörungen palästinensischer Häuser durch Israel erstmals auch in den sogenannten A- und B-Gebieten.
Die größten Herausforderungen für die Palästinenser sind laut Al-Yousef die stark gestiegene Siedlergewalt und eine katastrophale Wirtschaftslage. Der Zusammenbruch des Tourismus und Pilgerwesens und die Aufhebung von rund 150.000 Arbeitserlaubnissen für Palästinenser in Israel sorgten für eine nie dagewesene Arbeitslosenrate, gerade unter palästinensischen Christen.

Kurznachrichten

 

  

Papst Franziskus hat einen seiner wichtigsten Experten für religionspolitische Fragen im Nahen Osten nach Syrien entsandt. Wie die vatikanische Ostkirchen-Behörde mitteilte, begann Kardinal Claudio Gugerotti am Donnerstag eine mehrtägige Reise in den Libanon und nach Syrien. 

 

Papst Franziskus hat einen seiner schärfsten innerkirchlichen Kritiker zu einem Gespräch empfangen: den deutschstämmigen Weihbischof in Astana, Athanasius Schneider (63). 

 

Italien. Als erste der 200 Diözesen Italiens hat die Südtiroler Diözese Bozen-Brixen eine unabhängige Untersuchung zu Missbrauchsfällen in ihrem Bereich vorgelegt. Aus den rund 1.000 gesichteten Personalakten ergaben sich laut dem Bericht für den von 1964 bis 2023 reichenden Untersuchungszeitraum 67 Hinweise auf Sachverhalte mit möglichen sexuellen Übergriffen, von denen 59 Personen betroffen seien. 

 

Kongo. Einen „Sozialpakt für Frieden und Zusammenleben" hat die katholische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo gemeinsam mit protestantischen und evangelikalen Kirchen in dem afrikanischen Land vorgelegt. Die Initiative zielt darauf ab,  den im umkämpften, rohstoffreichen Osten des Kongos Frieden wiederherzustellen. 

 

Tschechien. Die Bischofskonferenz hat bei ihrer Vollversammlung in Prag den Erzbischof von Olomouc (Olmütz), Josef Nuzik (58), zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Nuzik folgt in dieser Funktion auf den Prager Erzbischof Jan Graubner (76), der die Leitung der Bischofskonferenz seit 2020 und davor von 2000 bis 2010 innehatte. 

 

Italien. Die Ewige Stadt auf Rekordkurs: Mit 51,4 Millionen Übernachtungen und 22,2 Millionen Touristen verzeichnet Rom für 2024 einen historischen Höchststand. 

 

Frankreich. Im Südwesten Frankreichs hat sich ein nackter Mann in einer Kirche selbst verstümmelt. Als er von der Polizei gestellt wurde, griff er die Beamten mit seinem Messer an und wurde niedergeschossen, wie französische Medien laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft berichten. Er sei seinen Schussverletzungen erlegen. 


Österreich

 

Salzburg. In der Erzdiözese Salzburg stammen fast 40 Prozent der Kleriker aus nicht deutschsprachigen Regionen. Österreichweit sollen laut „Rupertusblatt" zwischen 20 und 25 Prozent aller in Österreich wirkenden Priester nicht österreichischer Herkunft sein. 

Bischof Paul Iby 90

Mit einem Dankgottesdienst hat der frühere Eisenstädter Bischof Paul Iby am Donnerstag im Martinsdom seinen 90. Geburtstag gefeiert. Der amtierende Bischof Ägidius Zsifkovics konnte Iby dabei gleich zu einem Dreifach-Jubiläum gratulieren: Zu seinem 90. Geburtstag, dem 32. Jahrestag seiner Bischofsweihe (am 24. Jänner 1993) sowie zu seinem Namenstag (Paul, 25. Jänner). 
In der Österreichischen Bischofskonferenz war Paul Iby von 1995 bis 2003 "Jugendbischof" und in den österreichweiten "Dialog X" eingebunden, woraus die bis heute erfolgreiche Sozialaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" erwuchs. Es folgten zwei in der Öffentlichkeit sehr beachtete Jugendbriefe, in denen Themen wie Frau in der Kirche, Zölibat, wiederverheiratete Geschiedene, Liebe und Sexualmoral der Kirche zur Sprache kamen. Iby nahm auch an den katholischen Weltjugendtagen in Paris, Rom und Toronto teil.

Auch das noch...

Polens Regierung halbiert Religionsstunden an Schulen

In Polen soll das Fach Religion ab nächstem Schuljahr nur noch in halbem Umfang unterrichtet werden. Die liberale Bildungsministerin Barbara Nowacka unterzeichnete am Freitag eine Verordnung, wonach nur noch eine Stunde pro Woche Religionslehre erteilt wird - statt zwei Stunden. Zudem sollen alle öffentlichen Lehranstalten mit Ausnahme von Grundschulen das Wahlfach nur noch in der ersten oder letzten Stunde am Tag anbieten, sodass nicht teilnehmende Schülerinnen und Schüler später zum Unterricht kommen oder früher nach Hause gehen können.
In Polen wählen seit Jahren immer weniger Schülerinnen und Schüler Religion als Fach. Vor allem in den höheren Klassen und in den Großstädten entscheidet sich vielfach die Mehrheit dagegen. Landesweit nahmen der Bischofskonferenz zufolge 78,6 Prozent aller Kinder und Jugendlichen im Schuljahr 2023/24 am Religions-unterricht teil. Zwei Jahre zuvor waren es demnach noch 82 Prozent.
 

Wie am Trevi-Brunnen: Viele Münzen in neuem Vatikan-Pilgerbrunnen

In Rom scheint sich ein neuer Brauch nach dem Vorbild des weltberühmten Trevi-Brunnens zu etablieren: In den beiden Wasserbecken auf der neuen Piazza Pia nahe dem Vatikan finden sich immer mehr Münzen - und schädigen den hellen Marmorboden durch Oxidation. Das Geld soll daher rasch eingesammelt und einer vatikanischen Wohltätigkeitsorganisation gespendet werden, wie die Zeitung „La Repubblica" am Mittwoch berichtete.
An der unlängst neu geschaffenen Piazza Pia nahe der Engelsburg versammeln sich Pilger, um über die Via della Conciliazione zum Petersdom und zur Heiligen Pforte zu gehen, wie es im Heiligen Jahr üblich ist. Roms Bürgermeister Roberto Gualtieri und Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatten die rund 85 Millionen Euro teure Fußgängerzone eingeweiht, unter der ein Autotunnel am Tiber gebaut wurde.

Rechtsextremismusbericht: Abgeordnete Kugler mit heftiger Kritik

„Mit rechtsextremem Gedankengut haben christliche und konservative Positionen nichts zu tun. Wer das behauptet, disqualifiziert sich selbst." - Mit diesen Worten hat die VP-Abgeordnete Gudrun Kugler am Freitag auf den neuen Rechtsextremismusbericht des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) reagiert. Das DÖW hat den Bericht am Freitag veröffentlicht. Kugler zeigte sich über manche Passagen empört.
Der Bericht enthalte „politische Agitation" und lasse wissenschaftliche Redlichkeit vermissen. Es sei "ein Armutszeugnis, wenn ein linkes Narrativ offenbar das Hauptmotiv der Präsentation ist", so die ÖVP-Abgeordnete auf ihrem Instagram-Account. Kugler wird wie einige weitere Kollegen der Volkspartei in dem Bericht erwähnt, und zwar in Zusammenhang mit dem Begriff „rechtskatholisches Milieu". Kuglers maßgeblich von diesem Milieu getragene Vorzugsstimmenwahlkampf bei den Wiener Gemeinderatswahlen 2015 sei von Erfolg gekrönt gewesen, heißt es. 2017 habe sie per Grundmandat den Einzug in den Nationalrat geschafft.
Kugler dazu wörtlich: „Christliche und konservative Positionen sind weder rechts noch extrem! Politiker und Wähler rechts der SPÖ und Grünen in einen solchen Kontext zu stellen, ist nicht nur rufschädigend. Es verharmlost vor allem den Rechtsextremismus und lässt Fragen zur Sinnhaftigkeit des ganzen Berichts aufkommen."
 

Trauerfeier für Otto Schenk am 29. Jänner im Stephans-dom

Otto Schenk, Schauspieler, Regisseur und ehemaliger Direktor des Theaters in der Josefstadt, wird am 30. Jänner (14 Uhr) in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beerdigt. Tags zuvor, am 29. Jänner, wird Schenk ab 13 Uhr im Stephansdom aufgebahrt. Um 15 Uhr findet ein Trauergottesdienst statt, dem Dompfarrer Toni Faber vorstehen wird. 

Studie: Psychische Belastungen Jugendlicher steigen weiter

Allgemein sind Kinder und Jugendliche in Österreich in den Bereichen Schule, Gesundheit, Familie und somit mit ihrem allgemeinen psychischen Wohlbefinden zufrieden. Das gaben 73 Prozent von 14.531 befragten Schülerinnen und Schülern im Vorjahr an, wie aus der neu veröffentlichten „mental-health days-Studie 2024" hervorgeht. „Wir steuern aktuell auf keine Wohlbefindenskatastrophe zu, aber der weltweite Trend bewegt sich in eine negative Richtung", erklärte Studienautor Tobias Dienlin (Uni Wien) bei einer Pressekonferenz am „Blue Monday" in Wien. Dass jedoch ein Drittel aller befragten Jugendlichen angab, in den letzten zwei Wochen an einzelnen Tagen daran gedacht zu haben, „dass sie lieber tot wären oder sich ein Leid zufügen möchten", sei besorgniserregend.
68 Prozent aller Befragten gaben in einem Online-Selbstbericht an, innerhalb der letzten zwei Wochen „an einzelnen Tagen Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit empfunden" zu haben. Paul Plener, Studienautor und Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des AKH Wien, erklärte, dass insbesondere der Klimawandel, Konflikte und soziale Ungleichheiten zur Belastung der Jugendlichen beitragen.
Es gäbe erste Hinweise für eine leichte Reduktion der psychischen Belastung seit Corona, "jedoch liegen die Werte weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie".
Negative Auswirkungen von Social Media
Einen Schwerpunkt der Studie bildete zudem die Erhebung der Nutzung digitaler Medien. Durchschnittlich verbringen Schülerinnen und Schüler laut Studie 221 Minuten und damit fast vier Stunden am Tag am Smartphone, davon 96 Minuten in sozialen Netzwerken. 
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass soziale Netzwerkseiten wie Instagram oder TikTok einen negativen Effekt auf die Lebenszufriedenheit der Schülerinnen und Schüler haben, betonte Dienlin. Die lange Zeit, die Jugendliche auf Social Media verbringen, „sind dann eben vier Stunden, die man beispielsweise nicht in der Kirche oder beim Sportverein verbringt, die Bewegung, das Gefühl von Sinnhaftigkeit und soziale Eingebundenheit fördern". Zudem lenke die Zeit am Smartphone vom Studieren und Arbeiten ab.