JA
die neue Kirchenzeitung
27. Oktober 2024
Lesungen: Jer 31,7-9; Hebr 5,1-6; Evangelium: Mk 10,46-57.
Training & Nachhilfe
Jesus hat seine Jünger eingeladen, den Herrn der Ernte zu bitten, Arbeiter für seine Ernte zu senden. Daher beten die Gläubigen regelmäßig um Priester, auch in Österreich.
Warum gibt es hierzulande dennoch immer weniger Priester? Wird zu wenig intensiv gebetet? Oder will Gott nach den von Menschen aufgestellten Regeln nicht berufen?
In der Diözese St. Pölten, die wie andere Bistümer auch unter schwindenden Finanzen zu leiden hat, schuf man jüngst ein neues Berufsfeld: sogenannte "Pastoralcoaches", die im Rahmen des
laufenden „Zukunftsprozesses" und den damit verbundenen Umstrukturierungen entwickelt wurden und für jeweils eine Region der Diözese zuständig sind.
Das englische Coaching bedeutet Training und Nachhilfe. Den weniger werdenden Arbeitern im Weinberg des Herrn - haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – lässt man Training und Nachhilfe angedeihen.
Wäre es nicht an der Zeit, sich im Lande und auf Weltebene für echte Kirchenreformen einzusetzen? P. Udo
„Vater" der Befreiungstheologie: Gustavo Gutierrez gestorben
Vor mehr als einem halben Jahrhundert schrieb Gustavo Gutierrez das Buch "Theologie der Befreiung". Weltweit sorgte er damit für Aufsehen. Jetzt ist der berühmte peruanische „Kleine-Leute-Priester" und Mitbegründer der Befreiungstheologie tot. Er starb am Dienstag im Alter von 96 Jahren.
Die vom Vatikan teils kritisch beurteilte Befreiungstheologie reagierte seit den 1960er Jahren auf extreme soziale Missstände in Lateinamerika. Gutierrez' 1971 erschienenes und in viele Sprachen übersetztes Buch "Theologie der Befreiung" gab der Bewegung ihren Namen. Sie interpretierte die Botschaft Jesu als einen Aufruf, die Unterdrückung und Entrechtung von Menschen zu überwinden. Auch Anhänger linker Guerillabewegungen beriefen sich in ihrem Kampf auf sie.
In ihrem Mittelpunkt steht die "Option für die Armen". Neu dabei war, dass sich der christliche Glaube mit diesem Ansatz im Hier und Jetzt verwurzelt, orientiert an den Armen, den Opfern der Systeme - egal, ob rechts- oder linksdiktatorisch oder oligarchisch ausgerichtet. Im Vordergrund steht nicht ein abstraktes religiöses Lehr- und Ideengebäude, sondern das Bemühen der einfachen Menschen vor Ort, ihr Leben im Sinne des Evangeliums zu deuten.
Gutierrez' persönlicher Lebensweg…
… begann in Europa: Er studierte in Lyon, Löwen, Rom und Paris Medizin, Kunst, Philosophie, Psychologie - und dann auch Theologie, weil erst allmählich der Wunsch in ihm gereift war, Priester zu werden. Dominikaner war er erst seit 1999. Der Eintritt in den Orden hat mit den Problemen zu tun, die ihm der frühere Erzbischof von Lima bereitete, der erzkonservative Kardinal Juan Luis Cipriani Thorne vom Opus Dei. Für Gutierrez war klar: lieber Schutz durch einen Orden, als weiter Cipriani ausgeliefert zu sein.
Von Kardinal Müller geschätzt
Gutierrez konnte auch zu eigenen Fehlern stehen. Knapp 20 Jahre nach Erscheinen seiner "Theologie der Befreiung", die in konservativen Kreisen unter Marxismusverdacht stand, hatte er die Größe, eine neue, teils "revidierte und korrigierte" Fassung dieses Stücks theologischer Weltliteratur zu veröffentlichen. Die Glaubenskongregation in Rom arbeitete sich an seinem Werk lange, aber am Ende ergebnisfrei ab. Nicht zuletzt, weil der frühere Chef der Vatikanbehörde, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, Gutierrez' Arbeit an der Basis sehr schätzte und sich in Rom für ihn starkmachte.
Papst Franziskus hat den verstorbenen Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez als „großen Mann der Kirche" gewürdigt. Die Erzdiözese Lima veröffentlichte am Donnerstag eine emotionale Videobotschaft mit einem Nachruf des Papstes in den sozialen Medien. Den Angaben zufolge habe der Papst sich ausdrücklich trotz anderer Verpflichtungen für den Nachruf während der Weltsynode Zeit genommen.
„Heute denke ich an Gustavo, Gustavo Gutierrez, einen großen Mann, einen Mann der Kirche, der es verstand, still zu sein, wenn er still sein musste, der es verstand, zu leiden, wenn er leiden musste, der es verstand, so viel apostolische Frucht und so viel reiche Theologie weiterzugeben", sagte Franziskus wörtlich.
Synoden-Teilnehmende fordern Bischofsversammlung zur Frauenweihe
Teilnehmende der aktuell im Vatikan tagenden Weltbischofssynode haben eine ähnliche Versammlung zur Frage der Frauenweihe gefordert. Während eines Treffens von etwa 80 Synodalen und dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Viktor Fernandez, sagte ein Beteiligter: „Anstatt das Thema einer Studiengruppe zu geben, sollte es Gegenstand der nächsten Synode sein." Das vatikanische Nachrichten-Portal „Vatican News" veröffentlichte am Freitag einen Mitschnitt der 90-minütigen Veranstaltung, die am Abend zuvor in Rom stattgefunden hatte. Nach Ansicht des Synodalen solle es bei der geforderten Versammlung auch um die Öffnung des Priesteramtes und andere damit verbundene Themen gehen.
Die Begegnung zwischen dem Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde und Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Weltsynode war von Fernandez kurzfristig anberaumt worden, nachdem Synodale dem Kardinal Dialog-Verweigerung in der Frauenfrage vorgeworfen hatten.
Papst hält Tür für Frauendiakonat offen
Fernandez (Foto: Vatican News) dementierte im Austausch mit den Synoden-Teilnehmenden auch Berichte, wonach Papst Franziskus entschieden habe, dass Frauen in der katholischen Kirche definitiv nicht zum Diakonat zugelassen werden können. Der Papst habe die Tür zum Frauendiakonat nicht geschlossen, so der Präfekt des Glaubensdikasteriums. Zu sagen, dass „eine Entscheidung über den Diakonat noch nicht reif ist", bedeute nicht, dass Franziskus unter das Thema einen Schlussstrich ziehen wolle.
Am Montag hatte Kardinal Fernandez bei der Weltsynode eine Erklärung verlesen. Darin hieß es, der Standpunkt des Papstes zum Frauendiakonat sei bekannt. Franziskus halte die Frage zum jetzigen Zeitpunkt „noch nicht für reif", habe aber schon frühzeitig das Glaubensdikasterium damit beauftragt, Möglichkeiten einer Entwicklung auszuloten, ohne sich auf das Weiheamt zu konzentrieren. Diese Worte waren in manchen Medienberichten zunächst als eine klare Absage an ein Frauendiakonat interpretiert worden.
Kardinal Ambongo: Afrika offen für Diakonat der Frau
Kardinal Fridolin Ambongo kündigte an, dass sich die afrikanische Kirche der Öffnung des Diakonats für Frauen nicht verschließen würde. Er begrüßt, dass Papst Franziskus die Frage nach dem Diakonat der Frau weiter untersuchen lässt, sagte der Präsident der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) auf Journalisten-Nachfrage bei einem Vatikan-Medienbriefing am Dienstag in Rom am Rande der Weltsynode. Jedoch seien davor einige Fragen zu klären, so der Kardinal.
Ambongo betonte, dass der Diakonat der Frau in der frühen Kirche ein Dienstamt und kein Weiheamt war.
Ambongo gilt als die wichtigste Stimme der katholischen Kirche in Afrika. Der Erzbischof von Kinshasa (Demokratische Republik Kongo) gehörte weltweit zu den Wortführern unter den Kritikern der Erklärung des Vatikans zum Segen für gleichgeschlechtliche Paare.
Indonesischer Bischof Syukur verzichtet auf Kardinalswürde
Der indonesische Bischof Paskalis Bruno Syukur verzichtet auf die Kardinalswürde. Papst Franziskus werde den Bischof von Bogor gemäß dessen Wunsch nicht am 7. Dezember zum Kardinal erheben, teilte der Vatikan nun mit. Syukur (62) habe diesen Schritt gewählt, weil er „im Priesterleben, im Dienst an der Kirche und am Volk Gottes weiter wachsen" wolle, hieß es zur Begründung.
Damit werden beim sogenannten Konsistorium am 7. Dezember im Petersdom lediglich 20 Männer neu ins Kardinalskollegium aufgenommen. Der Papst hatte die Namen der designierten Kardinäle am 6. Oktober beim Mittagsgebet im Vatikan bekanntgegeben.
Syukur trat 1989 in den Franziskanerorden ein und wurde drei Jahre später zum Priester geweiht. Ab 2001 war er Provinzial seines Ordens in Indonesien und ab 2009 der Asien- und Ozeanienbeauftragte des Generalrats der Franziskaner in Rom. Im November 2013 ernannte ihn Franziskus zum Bischof von Bogor. 2019 wurde er für fünf Jahre zum Mitglied der vatikanischen Kurienbehörde für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens berufen.
Ein Leben für die Menschen im Kongo
In tiefer Trauer nahmen die Salesianer Don Boscos Abschied von Pater Johann Kiesling, der am 22. Oktober 2024 um 14.30 Uhr in Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo in die Ewige Heimat gerufen wurde.
Johann Kiesling wurde am 16. Juli 1934 in Grafendorf in Südmähren geboren. Nach der Vertreibung im Jahr 1945 fand er in Wien eine neue Heimat. In Wien-Stadlau kam er erstmals mit den Salesianern Don Boscos in Kontakt. Der gelernte Stahlbauschlosser trat 1959 als Spätberufener in den Salesianer-Orden ein und legte 1960 die Erste Profess ab.
Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1966 arbeitete er als Religionslehrer und Erzieher in Landeck und Fulpmes in Tirol. Sein innigster Wunsch, als Missionar in Afrika zu wirken, ging 1982 in Erfüllung, als er in die Demokratische Republik Kongo entsandt wurde. Seitdem lebte und arbeitete Pater Kiesling in der Region rund um Lubumbashi im äußersten Osten des Landes.
Mit außergewöhnlicher Hingabe wirkte „Père Johann“, wie er liebevoll von der Bevölkerung genannt wurde, in den ärmsten und entlegensten Gebieten. Sein Wirken zeichnete sich durch Solidarität mit der armen Landbevölkerung aus. Durch die geschickte Verbindung seines technischen Talents mit der Seelsorge stand stets der hilfesuchende Mensch im Mittelpunkt seiner Arbeit.
Pater Johann war weithin bekannt als Priester, Brunnenbauer und Organisator bei der Errichtung von Schulen, Waisenhäusern und Krankenstationen. In stundenlangen Fahrten brachte er Schwerkranke und Schwangere aus den entlegensten Buschdörfern in die Krankenstationen. Oft brachte er sich in Gefahr, um den Menschen in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen beizustehen.
Die Missionsstationen wurden während seiner Zeit im Kongo mehrmals von Rebellen überfallen und geplündert, doch Pater Johann verzagte nie. Mit starkem Gottvertrauen begann er immer wieder von Neuem.
Foto 1: Pater Johann Kiesling SDB (©Simon Kupferschmied_Missio)
Vatikan und China verlängern Geheimabkommen um vier Jahre
Der Vatikan und die Volksrepublik China haben ihr Geheimabkommen über die Ernennung von Bischöfen um weitere vier Jahre verlängert. Das teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls am Dienstag mit. In der Erklärung heißt es, angesichts der erreichten Übereinstimmungen und nach den geeigneten Beratungen und Bewertungen seien beide Seiten übereingekommen, das „provisorische Abkommen über die Ernennung von Bischöfen" um vier Jahre zu verlängern.
Wenige Stunden zuvor hatte die von der Regierung in Peking kontrollierte Zeitung „China Daily" die Verlängerung bereits unter Berufung auf den Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lin Jian, gemeldet. Das Abkommen wurde 2018 geschlossen und seither zweimal um je zwei Jahre verlängert.
Zuletzt hatte es auf Grundlage des Abkommens Anfang dieses Jahres drei Bischofsweihen und eine neu errichtete Diözese in China gegeben.
Der Vatikan verfolgt seit Jahren eine Annäherung an Peking, mit dem bis heute keine regulären diplomatischen Beziehungen bestehen. Das Abkommen, dessen Wortlaut unter Verschluss gehalten wird, steht in der Kritik, weil es das Leben katholischer Christen in der Volksrepublik nicht verbessere. Zudem würden Angehörige der nicht von Peking beherrschten sogenannten Untergrundkirche weiter ins Abseits gedrängt.
Trump laut Umfrage bei katholischen Wählern in Swing States voran
Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump führt laut einer Umfrage bei katholischen Wählern in fünf von sieben Swing States vor seiner Herausforderin Kamala Harris. Diese kann jedoch bei Schwarzen und Hispanics punkten, wie aus einer repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Mercury Analytics für das Portal „National Catholic Reporter" (NCR) hervorgeht. Zwei Drittel der katholischen Hispanics und Latinos sowie mehr als drei Viertel der schwarzen katholischen Wähler sprechen sich demnach für Harris aus.
Trump liege hingegen bei den weißen Katholiken mit 56 Prozent vorne. Da sie den größten Anteil an der Bevölkerung ausmachen, zeigt sich dieser Vorsprung auch in den Gesamtergebnissen in Arizona (51 Prozent), Georgia (51), Michigan (53), North Carolina (47) und Wisconsin (57). Nur in Nevada und Pennsylvania führt Harris demnach mit 50 und 49 Prozent. Erhoben wurden die Daten zwischen 3. und 8. Oktober.
Drei Viertel der Trump-Unterstützer gaben an, ihn wegen seines strengen Anti-Migrationskurses zu wählen. Die Hälfte der Harris-Wähler nannte liberalere Abtreibungsgesetze als Grund für ihre Stimme.
Am meisten beschäftige Wähler ihre wirtschaftliche Situation (75 Prozent), gefolgt von Migration (60 Prozent) und der Gesundheitsversorgung (53 Prozent). Für 37 Prozent ist Abtreibung eines der wichtigsten Themen, die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten für jeweils 20 Prozent der Befragten.
Indigener Priester und Menschenrechtsaktivist in Mexiko getötet
Entsetzen in Mexiko nach der Ermordung des indigenen katholischen Priesters Marcelo Perez (51): Wie lokale Medien berichten, wurde der Menschenrechtsaktivist am Sonntag nach einem Gottesdienst in Cuxtitali in der südmexikanischen Unruheprovinz Chiapas in seinem Auto von mutmaßlichen Auftragsmördern erschossen. Pressefotos zeigen Einschusslöcher auf Kopfhöhe in der Fensterscheibe seines Fahrzeugs. In den Berichten ist von zwei mutmaßlichen Tätern die Rede.
In einem seiner letzten Interviews hatte der in den Medien stets präsente Geistliche über die wachsende Macht der organisierten Kriminalität in der Region gesprochen: „Chiapas ist eine Zeitbombe, es gibt viele Verschwundene, viele Entführte, viele Ermordete aufgrund der Präsenz des organisierten Verbrechens", sagte Perez Mitte September am Rande eines Friedensmarsches, an dem mehrere Tausend Personen aus den drei Diözesen von Chiapas teilgenommen hatten. Wegen seines Engagements hatten bereits 2015 Menschenrechtsorganisationen Schutzmaßnahmen für den Priester aus der Diözese San Cristobal de las Casas gefordert.
Papst Franziskus veröffentlicht sein geistliches Vermächtnis
Unter dem Titel „Er hat uns geliebt" („Dilexit nos") hat Papst Franziskus am Donnerstag sein viertes päpstliches Lehrschreiben veröffentlicht. In dem in fünf Kapitel gegliederten Text der Enzyklika, die in Kirchenkreisen als „geistliches Testament" des 87-Jährigen bezeichnet wird, erklärt der Papst, aus welchen Quellen er seinen Glauben und sein Engagement für eine solidarische Welt schöpft.
Franziskus geht dabei von einer Erneuerung der Herz-Jesu-Frömmigkeit aus, die die unmittelbare Erfahrung der Liebe Jesu als Quelle des Glaubens und der tätigen Nächstenliebe betont, und verweist auf deren gemeinschaftliche, soziale und missionarische Dimension. „Wenn unser Herz mit dem Herzen Christi vereint ist, ist es zu diesem sozialen Wunder fähig", hält der Papst unter anderem fest. „Das Herz ernst zu nehmen hat soziale Konsequenzen."
Wörtlich schreibt der Papst: „Wenn wir aus dieser Liebe schöpfen, werden wir fähig, geschwisterliche Bande zu knüpfen, die Würde jedes Menschen anzuerkennen und zusammen für unser gemeinsames Haus Sorge zu tragen." Sehr kritisch setzt sich Franziskus mit der gegenwärtigen geistigen Verfassung der Welt auseinander und ruft die Kirche dazu auf, die Liebe wieder als den eigentlichen Kern der christlichen Botschaft zu verkünden und zu leben.
Die Konsumgesellschaft als abartiges Räderwerk
Dazu heißt es am Ende der Enzyklika: „Heute ist alles käuflich und bezahlbar, und es scheint, dass Sinn und Würde von Dingen abhängen, die man durch die Macht des Geldes erwirbt. Wir werden getrieben, nur anzuhäufen, zu konsumieren und uns abzulenken, gefangen in einem entwürdigenden System, das uns nicht erlaubt, über unsere unmittelbaren und armseligen Bedürfnisse hinauszusehen. Die Liebe Christi steht außerhalb dieses abartigen Räderwerks, und er allein kann uns von diesem Fieber befreien (...). Er ist in der Lage, dieser Erde ein Herz zu verleihen und die Liebe neu zu beleben, wo wir meinen, die Fähigkeit zu lieben sei für immer tot."
Auch die Kirche brauche die Konzentration auf die Liebe Christi, damit nicht an deren Stelle „vergängliche Strukturen, Zwangsvorstellungen vergangener Zeiten, Anbetung der eigenen Gesinnung oder Fanatismus aller Art treten", so der Papst in der Enzyklika. Vielmehr sei es sei die bedingungslose Liebe Gottes, „die befreit, belebt, das Herz erfreut und die Gemeinschaften nährt".
Franziskus mahnt die Kirche, sich nicht in Ritualen und nebensächlichen Debatten zu verlieren, sondern sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Kurznachrichten
Papst Franziskus hat die Kriegsführung gegen Palästina „unmenschlich" genannt.
Der Vatikan wirft sechs Schweizer Bischöfen Fehlverhalten im Umgang mit Meldungen über sexuellen Missbrauch vor. Es habe sich herausgestellt, „dass die im kanonischen Recht vorgesehenen Verfahren nicht ordnungsgemäß befolgt wurden".
Australien. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat einen rund zweiwöchigen Australien-Besuch abgeschlossen. Anlass war das 100-Jahr-Jubiläum der Griechisch-orthodoxen Kirche in Australien.
Russland. Patriarch Kyrill I. unterstützt in einem neuen Buch den Krieg gegen die Ukraine. Er ruft darin laut Angaben seiner Kirche die Gesellschaft zu Patriotismus auf und erklärt, das bedeute in erster Linie „Treue zum göttlichen Plan" für Land und Volk.
Ungarn. Pater Imre Kozma, während des Falls des Eisernen Vorhangs als „Flüchtlingspfarrer" bekannt gewordener Gründungspräsident des Ungarischen Malteser-Hilfsdienstes und Träger des Bürgerpreises des Europäischen Parlaments, erhält ein Ehrengrab in der Stephansbasilika von Budapest. Er war am 17. Oktober im 85. Lebensjahr verstorben.
Deutschland. Mit einer soziologisch-historischen Studie wollen deutsche Forscher die Vorwürfe sexualisierter Gewalt gegen den früheren Bischof von Essen, Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991), wissenschaftlich aufarbeiten. Die von mehreren kirchlichen Stellen beauftragte Studie ist auf drei Jahre angelegt.
Italien. Geschäftsleute und Anwohner rund um den Vatikan schlagen Alarm wegen der zahlreichen Baustellen für das Heilige Jahr 2025. Die Arbeiten dürften keinesfalls während des katholischen Großereignisses fortgesetzt werden, zu dem rund 32 Millionen Besucher erwartet werden, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Petition der Händler im Viertel Borgo Pio nahe dem Petersplatz.
Frankreich. Der Besuch der Kathedrale Notre-Dame in Paris soll kostenlos bleiben. Dafür hat sich die katholische Kirche am Donnerstag ausgesprochen. Anlass war ein Interview mit Kulturministerin Rachida Dati, in dem sie gefordert hatte, ein Eintrittsgeld in Höhe von fünf Euro für jeden touristischen Besuch zu erheben.
In Papua-Neuguinea lässt sich der Klimawandel nicht ignorieren: Das betont der Kardinal der dortigen Erzdiözese Port Moresby, John Ribat. „Wir verlieren ganze Inseln an das Meer."
Österreich
Österreich. In mehr als 250 Pfarren findet am 31. Oktober 2024 zum 20. Mal die „Nacht der 1.000 Lichter" statt.
Wien. Die 23 Ordensspitäler Österreichs, die jährlich rund zwei Millionen Patientinnen und Patienten versorgen, haben am Donnerstag fünf zentrale Forderungen an die Politik gestellt. Notwendig sei etwa eine Reform der Krankenhaus-finanzierung, eine langfristige Planungssicherheit sowie Maßnahmen zur Bekämpfung des Pflegenotstands.
Wien. Im Alter von 91 Jahren ist am Dienstag in Würzburg Prof. Ernst Christoph Suttner verstorben. Suttner lehrte von 1975 bis 2002 an der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien Patrologie und Ostkirchenkunde und war einer der bedeutendsten Ostkirchen-Experten der jüngeren Vergangenheit.
Papst und Diakon
Der Präsident von Liberia, Joseph Nyuma Boakai, war an diesem Freitag im Vatikan zu Besuch. Dabei führte er Gespräche mit Papst Franziskus und den Spitzenleuten des Staatssekretariats.
Boakai gehört der christlichen Gemeinschaft der Baptisten an und ist Diakon; er ist seit Januar 2024 Staatschef des westafrikanischen Landes. Über sechzig Prozent der Liberianer sind Christen, die meisten davon Protestanten. Der Anteil der Angehörigen von Stammesreligionen wird auf 19 Prozent geschätzt, die Muslime liegen bei 15 Prozent.
Ein Statement aus dem Vatikan betont die guten Beziehungen zu Liberia sowie den Beitrag der dortigen Kirche zum Schul- und Gesundheitswesen. Zu den Themen der Gespräche hätten vor allem die Lage in der Region und „das Phänomen der Migration“ gehört.
Auch das noch...
Sieben Nationalratsabgeordnete gelobten „so wahr mir Gott helfe"
Die vom Gesetz erlaubte Möglichkeit, bei der Angelobungsformel Bezug zu Gott mit einem "so wahr mir Gott helfe" herzustellen, haben beim Start der neuen Legislaturperiode am Donnerstag sieben der 183 Parlamentarier genützt.
Sechs von ihnen - Martina Diesner-Wais, Wolfgang Gerstl, Gudrun Kugler, Norbert Sieber, Klaudia Tanner und Agnes Totter - stammen aus den Reihen der ÖVP, mit Norbert Hofer gibt es auch einen Mandatar der FPÖ.
Gründe für die Verwendung der religiösen Formel hat die Abgeordnete Kugler am Freitag auf ihrer Homepage dargelegt. Es werde dadurch unterstrichen, "dass die Demokratie von Werten lebt, die sie nicht selbst hervorbringen kann; und dass staatliche Macht Grenzen anerkennen muss, wie zum Beispiel die Unverletzlichkeit der Würde des Menschen", so die VP-Mandatarin. Transzendenz sei der beste Schutz gegen Ideologien und autoritäre Herrschaft.
ICO mit „Intercultural Achievement Award 2024" ausgezeichnet
Das Linzer Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient" ist am Dienstag im Rahmen eines Festakts in Wien mit dem „Intercultural Achievement Award 2024" ausgezeichnet worden. Der Preis wird vom österreichischen Außenministerium vergeben. Die ICO wurde in der erstmals vergebenen Kategorie „Religious Freedom" mit einem Hauptpreis prämiert. Bei dem vom Hilfswerk eingereichten Projekt geht es um christliche Schulen im Libanon, in denen christliche und muslimische libanesische Kinder gemeinsam unterrichtet werden und aufwachsen. Dazu kommen auch einige syrische Flüchtlingskinder.
Die ICO unterstützt die Bildungseinrichtungen auf vielfältige Weise: durch die Bezahlung des Schulgelds, die Finanzierung von Schuljausen, Renovierungsarbeiten oder Freizeitaktivitäten sowie durch den Kauf von Heizöl und der Installation von Photovoltaikanlagen, damit es im Winter zumindest ein wenig Strom und Wärme in den Einrichtungen gibt.
Tiroler Engelbert Kolland vom Papst heiliggesprochen
Österreich hat seit Sonntag einen neuen Heiligen. Papst Franziskus hat den Tiroler Engelbert Kolland (1827-1860) in einem Festgottesdienst auf dem Petersplatz in Rom im Rahmen des diesjährigen „Sonntags der Weltmission" heiliggesprochen, gemeinsam mit elf weiteren Männern und zwei Frauen. Der Franziskanerpater aus dem Zillertal war Missionar in Damaskus, wo er mit seinen Gefährten 1860 in Damaskus in einem an Christen verübten Massaker getötet wurde. Eine über 300-köpfige Delegation aus Österreich nahm an der Heiligsprechungsfeier teil, darunter Erzbischof Franz Lackner sowie die Bischöfe Hermann Glettler, Wilhelm Krautwaschl und Hansjörg Hofer.
In seiner Predigt würdigte der Papst die neuen Heiligen als „treue Diener", die den Stil Jesu gelebt hätten. Die Gläubigen rief Franziskus dazu auf, es ihnen gleichzutun und ein Leben im Dienst für andere zu führen.
Sohn aus protestantischer Familie
Engelbert Kolland, geboren als Michael, stammte aus Ramsau im Zillertal. Sein Geburtshaus, das „Lochhäusl", steht noch heute, seine Taufkirche ist jene von Zell am Ziller. Seine Familie war jedoch ursprünglich protestantisch. Sein Vater Kajetan, ein Holzknecht, war Sprecher der im Untergrund lebenden Lutheraner und wurde Opfer der Vertreibungen im Zillertal im Jahr 1837, woraufhin die Familie in die „Toleranzgemeinde" Rachau in der Steiermark übersiedelte. Kolland ging in Salzburg zur Schule, trat dort den Franziskanern bei und erhielt die Ordensausbildung, lernte Fremdsprachen in Hall und wurde in Trient zum Priester geweiht.
Nach seiner Priesterweihe studierte Kolland mehrere Jahre in Bozen, bevor er 1855 als Missionar ins Heilige Land entsandt wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche kam er an seine letzte Wirkstätte, zum Paulus-Kloster in Damaskus. Während der Drusenaufstände kam es dort 1860 zu Ausschreitungen, bei denen etwa 8.000 Christen im Viertel ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst, über das Dach zu fliehen, doch am Morgen wurde er gestellt. Dreimal wurde er gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert bereits gekannt haben.
Die Verehrung Engelbert Kollands, der mit seinen Gefährten bereits am 10. Oktober 1926 seliggesprochen worden war und bei einem Seitenaltar der Pauluskirche in Damaskus begraben ist, hat in seiner Heimat bereits Tradition. Zu seinem 150. Todestag im Jahr 2010 wurde eine Engelbert-Kolland-Gemeinschaft gegründet und eine „Granatkapelle zum seligen Engelbert Kolland" auf 2.087 Metern Höhe errichtet, die Tirol demnächst in der ORF-Sendung „9 Plätze - 9 Schätze" vertritt.