JA
die neue Kirchenzeitung
27. April 2025
Lesungen: Apg 5,12-16; Offb 1,9-11a.12-13.17-19; Evangelium: Joh 20,19-31).
Die letzten Stunden unseres Papstes Franziskus
Gründonnerstag: Franziskus besucht das Regina-Coeli-Gefängnis in Rom. Die 30-Minuten Begegnung mit 70 Häftlingen war seine letzte „Audienz“.
Karsamstag: Franziskus telefoniert wie an jedem Samstag mit dem Pfarrer von Gaza. Sein letztes Telefonat.
Ostersonntag: Franziskus trifft gegen 11.30 Uhr im Gästehaus Santa Marta zum letzten Mal mit einem Politiker zusammen. „Einige Minuten“ lang spricht er mit dem ultrakonservativen katholischen US-Vizepräsidenten JD Vance, dessen politische Ansichten er nicht teilt.
Bereits am Samstagvormittag war der US-Vize zu Gesprächen im Vatikan empfangen worden. Mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und dem vatikanischen Außenbeauftragten, Erzbischof Paul Richard Gallagher, sprach er über verschiedene Themen von gemeinsamem Interesse, darunter auch Migration und Flucht.
Zuletzt war es bei diesem Thema zu Spannungen zwischen dem Vatikan und Washington gekommen.
Papst Franziskus hatte in einem Brief die Abschiebungen von Menschen ohne gültige Aufenthaltspapiere unter der neuen US-Regierung scharf kritisiert.
Zu Mittag erteilt er mit brüchiger Stimme den Segen „Urbi et orbi“. In seiner - verlesenen - Osteransprache erinnert er auch an vergessene Kriege und Konflikte und ruft zu Dialog und Frieden auf. Scharf kritisiert er den Antisemitismus sowie den Krieg in Gaza.
Danach fährt Franziskus rund 20 Minuten lang im offenen Wagen über den Platz, grüßt und segnet die jubelnden Gläubigen. Es ist das erste - und das letzte - Mal seit seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, dass der Papst so auf dem Petersplatz zu sehen ist.
Es ist, als wollte er sich von seinen geliebten Gläubigen verabschieden.
12 Stunden später kehrt er in das „Haus seines Vaters“ zurück.
Die Kronenzeitung schrieb treffend: „Johannes Paul II. war die Seele, Benedikt der Geist, Franziskus das Herz“.
Franziskus war einer der glaubwürdigsten Zeugen des Auferstandenen. Beinahe pausenlos trat er für die Armen ein, war die Stimme der Sprachlosen.
Er war unser Papst der Herzen! P. Udo
Die letzte Osterbotschaft des Papstes: Für Frieden und gegen Antisemitismus und Krieg
In seiner Osterbotschaft hat Papst Franziskus Antisemitismus sowie den Krieg in Gaza scharf kritisiert. „Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe", so das katholische Kirchenoberhaupt am Ostersonntag. Die Ansprache vom Balkon des Petersdoms ließ er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli verlesen. Zuvor grüßte Franziskus die Menschen auf dem Petersplatz und wünschte ein frohes Osterfest. Anschließend spendete er den Ostersegen „Urbi et orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis).
Der Papst bezeichnete das „wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet" als besorgniserregend. „Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht", so Franziskus. „Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!"
Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten „verlängerten" humanitären Krisen der Welt durchlebten. Franziskus bat um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und für die Menschen in Afrika, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan.
Für Religionsfreiheit, gegen Aufrüstung
Zugleich gedachte Franziskus jener Menschen, die ihren Glauben nicht frei leben können. „Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit oder keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt", mahnte der Papst.
Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, dürfe nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. „Die 'Waffen' des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen!", so der Papst. Er appellierte an politisch Verantwortliche, verfügbare Ressourcen zu nutzen, um Bedürftigen zu helfen, Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die Entwicklung vorantrieben. „Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen." Weiter rief er auf, das Osterfest im aktuellen Heiligen Jahr als Anlass zu nehmen, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen.
Gemeinsames Osterdatum aller christlichen Kirchen
Der Papst erinnerte an das gemeinsame Osterdatum aller christlicher Kirchen und Traditionen in diesem Jahr. In der Regel feiern Ost- und Westkirche an unterschiedlichen Terminen Ostern. „Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt."
Ostermontag: „Franziskus ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt"
Der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche, Kevin Farrell, hat am Ostermontag, 21. April 2025, kurz vor 10 Uhr den Tod von Papst Franziskus bekannt gegeben. Der Camerlengo wandte sich dazu in einer von den Vatikanmedien live übertragenen Botschaft aus der Kapelle der vatikanischen Casa Santa Marta auf Italienisch an die Welt. Kathpress dokumentiert die Worte von Kardinal Farrell im Folgenden im Wortlaut in einer eigenen Arbeitsübersetzung auf Deutsch:
„Liebe Brüder und Schwestern, in tiefer Trauer muss ich den Tod unseres Heiligen Vaters Franziskus bekannt geben. Heute Morgen um 7.35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, in das Haus des Vaters zurückgekehrt. Sein ganzes Leben war dem Dienst des Herrn und seiner Kirche gewidmet.
Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, besonders im Einsatz für die Ärmsten und Ausgegrenzten. In großer Dankbarkeit für sein Vorbild als wahrer Jünger des Herrn Jesus, empfehlen wir die Seele von Papst Franziskus der unendlichen barmherzigen Liebe des einen und dreifaltigen Gottes."
Papst Franziskus ist an einem Schlaganfall und irreversiblem Herzversagen gestorben.
Der 88-Jährige litt zuvor unter anderem an einer akuten Insuffizienz der Atmungsorgane bei beidseitiger Lungenentzündung sowie Bluthochdruck und Diabetes Typ II.
Foto: Vatican News.
Zwölf Jahre an der Spitze der Kirche
Papst Franziskus stammte aus Argentinien und war der erste Lateinamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Er wurde am 13. März 2013 zum Papst gewählt und führte die katholische Kirche zwölf Jahre lang. Zuvor war er Erzbischof von Buenos Aires.
Franziskus leitete eine umfassende Reform der römischen Kurie ein und warb für eine flexiblere Anwendung der katholischen Sexualmoral. Für seinen Einsatz für Flüchtlinge, Arme und Andersgläubige genoss Franziskus auch außerhalb der Kirche großes Ansehen. Als erster in 2.000 Jahren Kirchengeschichte gab er sich den Papstnamen Franziskus, in Erinnerung an den „Heiligen der Armen", Franz von Assisi.
Das Reformprojekt einer neuen Kirchenverfassung, die den Laien mehr Mitbestimmungsrechte geben sollte, bleibt durch Franziskus' Tod unvollendet. Seine Amtszeit war überschattet von der andauernden Krise um sexuellen Missbrauch in der Kirche sowie einer verschärften Polarisierung zwischen Reformern und Konservativen in der Kirche. Auch die drei Jahre der weltweiten Corona-Pandemie (2020-2022) fielen in sein Pontifikat.
Guterres: Franziskus war ein „Bote der Hoffnung“
UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat seine Anteilnahme zum Tod von Papst Franziskus bekundet. Er trauere um einen „Boten der Hoffnung, Demut und Menschlichkeit", teilte Guterres am Montag in New York mit. Der verstorbene Papst sei „ein Mann des Glaubens für alle Glaubensrichtungen" gewesen, der mit Menschen aller Religionen und Herkünfte zusammengearbeitet habe, um Wege nach vorn zu finden. Er habe die Vereinten Nationen mit seinem Engagement inspiriert, so der Generalsekretär.
Guterres würdigte Franziskus als „herausragende Stimme für Frieden, Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit". Besonders hob er den Einsatz des Papstes für den Klimaschutz hervor. Franziskus habe „verstanden, dass der Schutz unseres gemeinsamen Hauses im Kern eine zutiefst moralische Aufgabe und Verantwortung ist". Sein päpstliches Lehrschreiben „Laudato si" von 2015 habe mit zu dem bahnbrechenden Pariser Abkommen über den Klimawandel beigetragen, erklärte Guterres.
Auch der Dalai Lama bekundete sein Beileid für Franziskus, „der sich stets für seine Mitmenschen eingesetzt und vielen als Vorbild gedient hat". Der Papst habe sich "dem Dienst an anderen verschrieben" und durch sein eigenes Handeln gezeigt, „wie man ein einfaches, aber sinnvolles Leben führt".
250.000 Menschen am offenen Sarg von Franziskus
Rund eine Viertelmillion Menschen sind laut Vatikan-Mitteilung in den Petersdom gekommen, um dort Abschied von Papst Franziskus zu nehmen. Die Aufbahrung dauerte von Mittwoch, 11 Uhr bis Freitagabend, 19 Uhr.
Lateinamerika verabschiedet sich von „seinem" Papst
Große Trauer vor allem im linken politischen Lager
In Lateinamerika, im Heimatkontinent von Papst Franziskus und auch der meisten Katholiken weltweit, stieß die Nachricht vom Tod des ersten Kirchenoberhaupts aus der Region auf große Betroffenheit. Kirchenführer wie der aktuelle Nachfolger von Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Garcia Cuerva, stellten fest: „Der Papst der Armen ist von uns gegangen." Franziskus habe sich für die Armen, die Kranken, die Alten und die Migranten eingesetzt. Doch auch in den Stellungnahmen der Regierungsvertreter dominierte die Trauer.
Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei hob „trotz der Differenzen, die heute geringfügig erscheinen" die „Güte und Weisheit" des Verstorbenen hervor. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Kirchenoberhaupt war von politischen Spannungen geprägt. Der Papst hatte die Spar- und Kürzungspolitik des Präsidenten kritisiert, dieser warf ihm wiederum vor, ein „Modell der Armut" zu bevorzugen. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten sei es eine Ehre gewesen, ihn kennengelernt zu haben, so Milei, der ihn zudem als „spirituellen Führer" bezeichnete.
Auch in anderen Ländern des Papst-Heimatkontinents sorgte die Todesnachricht für große Anteilnahme. Mexikos linksgerichtete Präsidentin Claudia Sheinbaum würdigte Franziskus als einen „Humanisten, der sich für die Armen, den Frieden und die Gleichheit entschieden hat". Sie fügte hinzu: "Er hinterlässt ein großes Vermächtnis der wahren Nächstenliebe. Für Katholiken und Nicht-Katholiken gleichermaßen ist es ein großer Verlust. Es war eine große Ehre und ein Privileg, ihn gekannt zu haben. Möge er in Frieden ruhen."
Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva betonte, dass „die Menschheit heute eine Stimme des Respekts und des Willkommens für unsere Nachbarn verliert". Franziskus habe die Liebe, die Toleranz und die Solidarität gelebt und propagiert, die Grundlage der christlichen Lehren sei. „Der Heilige Vater ist von uns gegangen, aber seine Botschaften werden in unseren Herzen bleiben", so Lula.
In Caracas meldete sich Venezuelas sozialistischer Machthaber Nicolas Maduro zu Wort. „Papst Franziskus war ein innovativer geistlicher Führer, dessen klare und mutige Stimme die Ungleichheiten des herrschenden Systems anprangerte", lobte der De-facto-Diktator. Aus seiner lateinamerikanischen Herkunft heraus habe er einer Kirche Impulse gegeben, die sich für die Belange der Armen, den Schutz der Mutter Erde und den Dialog zwischen den Kulturen und Religionen einsetze. "Sein Pontifikat wird in Erinnerung bleiben - für seine tiefgehende Berufung für die Ausgeschlossenen, für seinen pastoralen Mut und für seine Fähigkeit, die Hoffnung der Menschen zu erneuern", so Maduro. Venezuela werde Franziskus immer als einen aufrichtigen Freund in Erinnerung behalten.
Die staatlich kontrollierte Nachrichtenagentur „Prensa Latina" im kommunistischen Kuba betonte, der Papst habe „immer seinen Respekt und seine Freundschaft für Kuba gezeigt" und die Wirtschaftssanktionen der USA verurteilt.
Auch Evo Morales, von 2006 bis 2019 der erste indigene Präsident Boliviens, dem ein enges Verhältnis zum Papst nachgesagt wird, äußerte sich. "Bruder Papst Franziskus ist von uns gegangen und wird nun in der Gegenwart Gottes sein. Er war ein ständiger Diener des Evangeliums, aber auch ein Verteidiger der Menschenrechte, der geistigen Werte, des Humanismus und vor allem der Gerechtigkeit", lobte der Sozialist.
Von den rechtsgerichteten oder wirtschaftsliberalen Regierungen des Kontinents fielen die Beileidsbekundungen für Franziskus weit knapper aus. El Salvadors autoritär-konservativer Präsident Nayib Bukele bezeichnete den verstorbenen Pontifex als „Mann, der mit Demut, Tapferkeit und Liebe das Herz von Millionen geprägt hat", nannte den Lebensweg von Franziskus eine „gute Schlacht" und „vollendete Aufgabe" und würdigte den Beitrag zum Weltfrieden und zu globaler Solidarität. Der paraguayische Präsident Santiago Peña bekundete seine Trauer und würdigte Franziskus als moralische Instanz in der Region.
Wer scharfe Kritik an Papst Franziskus und an der Kirche sucht, findet sie beim Diktatoren-Ehepaar Daniel Ortega und Rosario Murillo in Nicaragua. Ihr als "Beileidsbotschaft" betiteltes Schreiben enthält statt Bedauern Hinweise auf eine "schwierige, wechselhafte" Beziehung zum "ersten Papst unseres amerikanisch-karibischen Kontinents", geprägt von "Manipulationen, die alle kennen", und einer „gestörten Kommunikation". 2023 hatte Franziskus das Regime als „grobe Diktatur" bezeichnet und mit autoritären Systemen des 20. Jahrhunderts verglichen, worauf Ortega die diplomatischen Beziehungen abbrach. Seither eskalierte die Verfolgung der Kirche, mit Verhaftungen und Verbannungen ihrer Vertreter und Beschlagnahmungen ihres Besitzes.
Unter Nicaraguas Katholiken gab es indes inständige Gebete für den verstorbenen Papst. Kardinal Leopoldo Brenes ordnete landesweite Gedenkgottesdienste und Glockenläuten an.
Gemischte Reaktionen in Nahost nach Papsttod
Das Heilige Land, das er zum Ziel einer seiner ersten offiziellen Reisen machte, reagierte gespalten auf den Tod des Papstes. Jordanien hat eine dreitägige Trauerbeflaggung angeordnet, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas beklagte den Verlust eines „treuen Freundes des palästinensischen Volkes". Doch in Israel herrscht weitgehend Zurückhaltung.
Öffentliches Bedauern äußerte zwar Präsident Isaac Herzog, der Franziskus als Mann des Friedens und des interreligiösen Dialogs würdigte. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierter erst vier Tage später.
Totenmesse für Franziskus mit Friedensappell an die Welt
Mit einer großen Totenmesse auf dem Petersplatz haben am Samstagvormittag Hunderttausende Menschen sowie Vertreter aus mehr als 150 Staaten Abschied von Papst Franziskus genommen. Vor Gästen wie US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Russlands Kulturministerin Olga Ljubimowa wie auch Vertretern mehrerer Nahoststaaten erinnerte Kardinaldekan Giovanni Battista Re (92) an Franziskus' unaufhörliche Appelle zu Frieden und Vernunft, „in ehrlichen Verhandlungen mögliche Lösungen zu finden". Als er an den Einsatz des Papstes für Flüchtlinge erinnerte sowie seine Warnungen vor Kriegen, erhob sich mehrfach spontaner Applaus.
Mit „seiner starken Persönlichkeit" habe Franziskus schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt: direkter Kontakt mit einzelnen Menschen und Völkern sowie Nähe besonders zu Menschen in Not und Ausgegrenzten, sagte Re. Gleichzeitig habe er mit seinem „charakteristischen Vokabular" und bilderreicher Sprache stets versucht, aktuelle Probleme „mit der Weisheit des Evangeliums zu beleuchten" und eine Antwort aus dem Glauben zu geben.
„Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme" der vergangenen Tage zeigten, wie sehr Franziskus die Menschen berührt habe, sagte Re. "Er war sehr spontan und hatte eine ungezwungene Art, sich allen zuzuwenden, auch den Menschen, die der Kirche fernstanden."
Schon im frühen Morgengrauen…
… hatten sich auf den Straßen zum Petersplatz lange Schlangen gebildet, ebenso auf dem Weg nach Santa Maria Maggiore, wo der Papst am Mittag beigesetzt wird. Seit Freitagabend sind Roms Straßen in weiten Teilen abgesperrt, über der Stadt kreisen beständig Hubschrauber.
Zwölf gekrönte Häupter, 52 Staatsoberhäupter und zahlreiche Regierungschefs
Vor Beginn der Messe konnten sich die Staatsgäste, darunter zwölf gekrönte Häupter, 52 Staatsoberhäupter und zahlreiche Regierungschefs, im Petersdom noch einmal vor dem Sarg von Franziskus verabschieden. Anschließend wurde der schlichte Holzsarg durch das mit einem Bild des auferstandenen Christus geschmückte Hauptportal des Petersdoms auf den Petersplatz getragen. Auf den Sarg wurde ein aufgeschlagenes Evangelium gelegt.
„Die Kirche ist ein Zuhause für alle“
In seiner immer wieder vom Applaus der Gläubigen unterbrochenen Predigt betonte Re das Leitmotiv des Pontifikats von Franziskus: „dass die Kirche ein Zuhause für alle ist; ein Haus mit stets offenen Türen". Indem er die Kirche als „Feldlazarett" charakterisierte, habe er an die Christen appelliert, "sich entschlossen um die Probleme der Menschen und die großen Nöte, die die heutige Welt zerreißen, zu kümmern".
Aus Österreich: Kardinal, Bundespräsident und Bundeskanzler
Der emeritierte Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn war einer der rund 200 Kardinäle bei der Totenmesse. Aus der katholischen Kirche in Österreich feierten u.a. auch der Bischofskonferenz-Vorsitzende und Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl, der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics, der Feldkircher Bischof Benno Elbs sowie der frühere St. Pöltner Bischof Klaus Küng den Gottesdienst mit. Das offizielle Österreich wurde durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und dessen Gattin Doris Schmidauer sowie Bundeskanzler Christian Stocker vertreten.
Hochrangige Vertreter aus Kirchen und Diplomatie
Nach Vatikan-Schätzung nahmen rund 250.000 Menschen vor Ort an der Totenmesse für Franziskus teil. Unter ihnen waren 224 Kardinäle und 750 Bischöfe und zahlreiche hochrangige Vertreter aus Politik und Diplomatie aus rund 130 Ländern.
Aus Italien feierten Staatschef Sergio Mattarella und Premierministerin Giorgia Meloni, aus Franziskus' Heimatland Argentinien Präsident Javier Milei den Gottesdienst mit. Ebenso fanden sich UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Antonio Costa, US-Präsident Donald Trump, sein Vorgänger Joe Biden und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf dem Petersplatz ein.
Als Vertreter Deutschlands nahmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz teil und zahlreiche weitere Staatsoberhäupter u.a. aus der Ukraine (Wolodymyr Selenskyj), Brasilien (Luiz Inácio Lula da Silva), Polen (Andrzej Duda), Kroatien (Zoran Milanovic), Philippinen (Ferdinand Marcos), Indien (Draupadi Murmu) und Indonesien (Joko Widodo) sowie Regierungschefs wie Keir Starmer (Großbritannien), Viktor Orban (Ungarn), Robert Golob (Slowenien), Petr Fiala (Tschechien) oder Muhammad Yunus (Bangladesch).
Zur Feier nach Rom kamen auch der britische Prinz William, König Felipe und Königin Letizia von Spanien, Carl XVI. Gustaf und Silvia von Schweden, Mary von Dänemark, Philippe und Mathilde von Belgien, Haakon und Mette-Marit von Norwegen sowie Jordaniens König Abdullah II. in Begleitung von Königin Rania.
Hochrangige Vertreter der christlichen Kirchen
Aus der Welt-Ökumene waren u.a. der orthodoxe Ökumenische Patriarch Bartholomaios, Metropolit Antonij (Sevrjuk) als Außenamtsleiter des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchats, der anglikanische Erzbischof von York Stephen Cottrell, und Heinrich Bedford-Strohm als Vorsitzender des Zentralausschusses des Weltkirchenrats (ÖRK) präsent.
Auch der syrisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Ignatius Aphrem II., der Oberste Patriarch und Katholikos aller Armenier, Karekin II., und der Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens, Mar Awa III., nahmen teil. Unter den insgesamt rund 85 Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedensten christlichen Kirchen waren auch der frühere Wiener Bischof Andrej (Cilerdzic) für das serbisch-orthodoxe Patriarchat in Belgrad und der Präsident des Lutherischen Weltbunds, Henrik Stubkjaer.
Papst Franziskus nahm letzten Weg durch Roms Innenstadt
Nach der Feier wurde der Sarg mit dem Leichnam des verstorbenen 88-jährigen Kirchenoberhaupts in einem offenen Papamobil durch die römische Innenstadt zur Basilika Santa Maria Maggiore unweit des römischen Hauptbahnhofs Termini überführt. Den Weg säumten Zehntausende Menschen. Viele applaudierten und warfen Blumen.
Letzter Wille des Papstes: Schlichtes Grab in S. Maria Maggiore
In seinem Testament hat der Papst einen einzigen Wunsch festgehalten: Er möchte nicht im Vatikan bestattet werden und wünscht sich ein einfaches Erdgrab in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore.
Das Grab von Papst Franziskus ist aus Materialien der italienischen Region Ligurien gefertigt. Es wird nur die schlichte Inschrift „Franciscus“ tragen und eine Nachbildung seines Brustkreuzes zeigen.
Wie von Papst Franziskus in seinem geistlichen Testament verfügt, wird das Grab in einer Nische im Seitenschiff zwischen der Paulinischen Kapelle (Kapelle der „Salus Populi Romani“) und der Sforza-Kapelle der Basilika Santa Maria Maggiore eingerichtet. Damit befindet sich das künftige Grab des argentinischen Papstes direkt neben der Kapelle mit seiner Lieblingsikone. Vor dem Marienbild „Salus populi romani" betete Franziskus häufig, zuletzt gut eine Woche vor seinem Tod. Die Marienikone gilt als Schutzpatronin der Römer.
Papst-Beerdigung fand im kleinen Kreis statt
Die Grablegung von Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore fand im kleinen Kreis statt.
Der für den Ablauf in der Basilika zuständige Erzpriester-Koadjutor, Kardinal Makrickas, sagte dem Portal „domradio.de", der Papst habe die Kirche zu Lebzeiten 126 Mal besucht. Nach einem dieser Besuche habe er ihm anvertraut: „Maria hat mir gesagt: Bereite dein Grab vor."
Eine Gruppe armer und bedürftiger Menschen bekam ein besonderes Privileg: Sie erhielten einen Platz auf den Stufen der Basilika Santa Maria Maggiore, wo sie Franziskus vor seiner Grablegung die letzte Ehre erweisen konnten, teilte der Vatikan am Donnerstag mit. „Die Armen haben einen besonderen Platz in Gottes Herzen - so auch im Herzen und im Lehramt des Heiligen Vaters, der den Namen Franziskus gewählt hatte, um sie nie zu vergessen", hieß es.
Österreichische Kirchenreformbewegungen trauern um Papst Franziskus
Die österreichischen Kirchenreformbewegungen „Wir sind Kirche", „Pfarrerinitiative", „Laieninitiative" und „Priester ohne Amt" haben in einer Aussendung ihre Trauer um Papst Franziskus bekundet. Man sei dankbar „für die zahlreichen Reformschritte, die er in seiner zwölfjährigen Amtszeit gesetzt hat". Mit unzähligen symbolischen Gesten, spontanen Wortmeldungen, Apostolischen Schreiben, Päpstlichen Enzykliken und anderen Statements habe Franziskus versucht, die Katholische Kirche weiter zu entwickeln. In mancherlei Hinsicht habe er sich dabei als „Türöffner" erwiesen, in anderen Belangen sei er hinter den in ihn gesetzten Erwartungen und Hoffnungen „leider auch deutlich zurückgeblieben".
Das schlichte „Buona sera", mit dem er am 13. März 2013 nach seiner Wahl die Menschen am Petersplatz und in aller Welt grüßte, sei der Auftakt zu einem Pontifikat gewesen, „das den Menschen zugewandt war und das die Kirche aus Erstarrung und Selbstbezogenheit herausführen wollte", hieß es. Sein Plädoyer für eine „verbeulte Kirche", die sich verletzt und beschmutzt, indem sie auf die Straßen hinausgeht, habe heftige Widerstände ausgelöst.
Laut den österreichischen Kirchenreformbewegungen habe kein anderer Papst „die Finger so sehr in die Wunden des kirchlichen Lehramtes gelegt wie es Papst Franziskus getan hat". Helmut Schüller, Gründer und Vorstandsmitglied der „Pfarrer-Initiative" erklärte sich „dankbar, dass er verkrustete Kirchenstrukturen aufgebrochen hat". Jetzt seien seine Nachfolger und Kirchenmitglieder gefordert, „da weiter zu tun, wo er aufgehört hat".
„Versammlung des Volkes Gottes"
Fortschritte habe es auch in der Frage des Kommunionempfangs für Geschiedene Wiederverheiratete oder im Umgang mit homosexuellen Menschen gegeben, hieß es seitens der Kirchenreformbewegungen. Die Ernennung von Frauen in höchste kirchliche - nicht sakramentale - Ämter wie etwa als Präfektin eines vatikanischen Dikasteriums (Jänner 2025) oder als Regierungschefin des Vatikanstaates (März 2025) - werde „die Kirche nachhaltig verändern und auch frauenfreundlicher machen".
Das „unbestritten größte Erbe" des Papstes sei seine „Neuaufsetzung des kirchlichen Synodalitätsverständnisses", mit dem er „nicht weniger als eine kirchengeschichtliche Wende eingeleitet" habe. Die Synode sei im Unterschied zu früher nun keine „Insiderveranstaltung von ausgewählten Bischöfen mehr", sondern eine „Versammlung des Volkes Gottes", bei dem auch nicht-geweihte Christinnen und Christen ihre Stimme erheben und auch abgeben können. „Der Prozess der letzten Synode unter Beteiligung von getauften Frauen und Männern aus der ganzen Welt hat deutlich gemacht, dass wir in der Kirche viele Probleme regional lösen könnten. Die Frage ist, warum wir das nicht endlich tun", erklärte Harald Niederhuber von der „Laien-Initiative".
Kritischere Töne…
… schlug etwa die Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche", Martha Heizer, an. Franziskus sei in der Frauenfrage „weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben". „Das mag auch mit ihm als altem Mann einer südamerikanischen Kultur zu tun haben", so ihr Urteil. Viele Schritte seien noch notwendig, die auch von Frauen und Männern an der Basis selbst gegangen werden müssten. Herbert Bartl („Priester ohne Amt") bemängelte, dass Franziskus das Zwangszölibat „leider nicht angetastet" habe. Die Empfehlung der Amazonas-Synode 2019, das Priestertum nicht mehr unbedingt an die Ehelosigkeit zu binden, habe Franziskus nicht aufgegriffen.
Foto: Papst Franziskus am Ostersonntag im Papamobil. Vatican News.
Kurznachrichten
Russland. Für den orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill I. ist Kreml-Chef Wladimir Putin ein Beweis dafür, dass Gott mit Russland sei: „Es gibt natürlich verschiedene Erklärungs-möglichkeiten dafür, wie das geschehen konnte, aber ich erkläre es allein so: Es ist die Vorsehung Gottes."
Estland. Staatspräsident Alar Karis hat sein Veto gegen ein vom Parlament angenommenes neues Kirchengesetz eingelegt, das Russland-Kontakte von Kirchen stoppt. Der Gesetzestext verstoße gegen die Landesverfassung, weil er die Religions- und Vereinigungsfreiheit unverhältnismäßig einschränke.
Deutschland. Der katholische Papst-Maler Michael Triegel erhält am 29. April die Ehrendoktorwürde der evangelisch-theologischen Fakultät der Uni Leipzig. Damit werde seine herausragende künstlerische Aufnahme und Interpretation biblischer, christlich-religiöser und antiker Motive und Symbole gewürdigt.
In Deutschland gibt es nun Regeln, wie wiederverheiratete Geschiedene und Homosexuelle kirchlich gesegnet werden können. Wie die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken am Mittwoch mitteilten, wurde dazu nun von der aus Bischöfen und ZdK-Vertretern besetzten Gemeinsamen Konferenz eine Handreichung für Seelsorgerinnen und Seelsorger verabschiedet.
Österreich
Wien. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder hat im Vorjahr mit rund 7.800 Katarakt-Operationen die meisten Augenoperationen in ganz Österreich durchgeführt.
Steiermark. Die Diözese Graz-Seckau und die Grazer Philatelisten feierten ihren langjährigen Generalvikar, Prälaten und Briefmarkensammler Leopold Städtler anlässlich seines 100. Geburtstags am 23. April.
Argentinien nimmt Abschied vom Papst - gemeinsam mit den Ärmsten
Argentiniens Armenpriester haben sich für einen besonderen Abschied von Papst Franziskus entschieden. „Wir werden (...) die Orte besuchen, die uns an die Schritte von Franziskus an die Ränder der Gesellschaft erinnern: Plätze, Krankenhäuser, Gefängnisse, Elendsviertel", schrieben die „Curas Villeros" in einer am Donnerstag verbreiteten Einladung.
Mittagessen mit Obdachlosen
Auch in der Kathedrale von Buenos Aires ist eine Trauerfeier geplant; danach soll es ein großes gemeinsames Mittagessen auf der Plaza de Mayo geben. Bei dem Mittagessen sollen die Menschen aus den "Pfarren und Kapellen der Arbeiterviertel und Armenviertel" am Tisch sitzen. „Die Ärmsten, die Vergessenen, die Ausgestoßenen, die Gefangenen, die Kranken, die Großeltern, die Kinder, die Menschen auf der Straße (...) sind das Vermächtnis von Franziskus", schreiben die Armenpriester. Die beste Anerkennung für Franziskus werde darin bestehen, seine Lehre in die Praxis umzusetzen. „Jetzt wollen wir mehr denn je bei den Menschen sein und unsere organisierten Gemeinschaften dabei begleiten, Gutes zu tun."
Foto: Der Armenpriester Pepe.
Auch das noch...
Franziskus gab in unveröffentlichtem Interview Einblicke in Psyche
Eine bisher unveröffentlichte Interview-Audioaufnahme von Papst Franziskus ist nach dem Tod des Pontifex in seinem Heimatland Argentinien vom TV-Kanal Telenoche gesendet worden. Franziskus spricht darin über seine mentale Gesundheit, seine Schlafgewohnheiten und eine Konsultation bei einer Psychiaterin während der Zeit der argentinischen Militärdiktatur. Das Interview führte der argentinische Journalist und Arzt Nelson Castro bereits 2019 im Rahmen seiner Recherchen für ein Buch über die Gesundheit der Päpste. Franziskus hatte jedoch verfügt, dass das Gespräch erst nach seinem Tod gesendet werden dürfe. Teile des Interviews veröffentlichte Castro 2021 in einer argentinischen Zeitung.
In dem rund 50-minütigen Gespräch, von dem Telenoche bislang sechs Minuten öffentlich machte, sprach Franziskus unter anderem über die Tage rund um seine Wahl zum Papst im Jahr 2013. Nach seiner Wahl habe Kardinal Cláudio Hummes ihm ins Ohr geflüstert: "Vergiss die Armen nicht" - ein Moment, der ihn zur Wahl des Namens Franziskus inspirierte.
Auch über seine psychische Gesundheit kam Franziskus in der mit „Die Geheimnisse von Franziskus" titulierten Sendung sehr offen zu reden. Er betonte, keine Albträume zu haben und ohne Medikamente oder Schlaftabletten auszukommen. "Ich schlafe wie ein Baumstamm", sagte er. Der Pontifex erklärte, täglich um 21 Uhr zu Bett zu gehen, bis 22 Uhr zu lesen und sich dann um 4 Uhr morgens - meist drei Minuten vor dem Weckerklingeln - zu erheben.
Einmal - während der Militärdiktatur Argentiniens - habe er die Psychiatrie zu Rate gezogen. Als damaliger Provinzial der Jesuiten habe er in dieser gefährlichen Zeit Menschen versteckt und über Grenzen gebracht. „Es gab Dinge, mit denen ich nicht gut zurechtkommen konnte", so Franziskus. Eine Psychiaterin, die er nur als „die großartige Frau Dr. Rubel" bezeichnete, habe ihm mit „klaren Worten und Ratschlägen" geholfen, schwierige Emotionen und Ängste zu verarbeiten.
Im Interview mit Nelson Castro reflektierte Franziskus zudem über persönliche Trauer und existenzielle Themen: „Traurigkeit habe ich oft empfunden - durch den Tod meiner Eltern, schwierige Zeiten, menschliches Leid." Besonders nahe seien ihm der Hunger leidender Kinder „in Ländern, die das Problem lösen könnten", sowie das Schicksal von Kindersoldaten und von einsamen alten Menschen gegangen.
Noch vor der Papst-Beerdigung positionieren sich Kardinäle
Noch bevor der verstorbene Papst Franziskus beigesetzt ist, haben in Rom mehrere Kardinäle die Lücke genutzt, um sich vor der Wahl seines Nachfolgers zu positionieren.
Als einer der ersten hat der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller die Chance genutzt. Als ehemaliger Präfekt der Glaubenskongregation hat der bekannte Theologe bis heute internationale Prominenz - auch wenn er seit seiner Ausbootung durch Papst Franziskus in den vergangenen sieben Jahren nur noch eine Nebenrolle im Vatikan spielte. Er gilt als Vertreter der „Ratzinger-Linie" im Vatikan und wird auch über das konservative Lager hinaus beachtet.
In einem Interview der italienischen Tageszeitung „Repubblica" stellte er fest: „Es ist ein Kapitel in der Geschichte der Kirche abgeschlossen." Damit machte er eine klare Ansage an jene, die im nächsten Pontifikat an die Linie von Franziskus anknüpfen und diese vielleicht sogar weiterentwickeln wollen. Müller spart nicht mit Kritik am soeben beendeten Pontifikat: „Es war in einigen Momenten etwas zweideutig."
Weniger ausführlich als Müller, aber mit ähnlicher Stoßrichtung, äußerte sich der New Yorker Kardinal Timothy Dolan. Dem Sender NBC sagte er, der Nachfolger müsse wie Franziskus ein „warmes Herz" haben, aber „mehr Klarheit in der Lehre" und mehr Vertrautheit mit der Lehre der Kirche und mit den Schätzen der kirchlichen Tradition.
Ganz anders äußerten sich zwei prominente italienische Kardinäle, die sich beide in der Linie des Franziskus-Denkens positionieren. Kardinal Roberto Repole, sozial engagierter Erzbischof der Industriemetropole Turin, sagte gegenüber „Vatican News": "Ich betrachte das Pontifikat von Franziskus als eine Art Wiederbelebung des Erbes des Zweiten Vatikanischen Konzils." Die große Reformversammlung der katholischen Kirche (1962-1965) habe in der Lehre der Kirche Christus ins Zentrum gestellt und klar gemacht, dass alle Fragen aus dieser Perspektive betrachtet werden müssten. Franziskus habe klargemacht, dass dies nicht bloß eine Idee sei. Vielmehr habe er das konkret mit seiner Existenz und seinem Leben umgesetzt.
Ähnlich äußerte sich der italienische Kardinal Matteo Zuppi, Vorsitzender der größten Bischofskonferenz Europas, und Erzbischof von Bologna. Franziskus habe die Verkündigung Jesu wieder ins Zentrum der Kirche gerückt und sie von manchem kirchlichen Ballast befreit. Ihm sei es um eine Kirche gegangen, die die Menschen „versteht, begleitet und umarmt." "Die Worte und Gesten des verstorbenen Papstes weisen uns weiterhin den Weg", so Zuppi, der in Medien oft als ein möglicher Nachfolger von Franziskus genannt wird.
Neues Stadion in Buenos Aires wird „Papa Francisco" benannt
Papst Franziskus liebte den Fußball und hat einem Verein ganz besonders die Daumen gedrückt: San Lorenzo in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires. Der Club hat seine Fanbasis im Arbeiter-Viertel Boedo im Herzen der Stadt. Der am Ostermontag verstorbene Franziskus ist dort überall zu sehen: Sein Konterfei ziert die Wände der Sportstätte. Jetzt ehrt San Lorenzo ihn auf eine ganz besondere Art: Vereinspräsident Marcelo Moretti gab bekannt, dass die neue Arena mit 55.000 Plätzen den Namen „Papa Francisco" tragen wird. Baubeginn ist im kommenden Jahr.
Die Entscheidung fiel dabei noch zu Lebzeiten des Papstes - und mit dessen Zustimmung. Moretti berichtete, er habe bei einem Besuch im Vatikan Franziskus um Erlaubnis gebeten, das neue Stadion nach ihm zu benennen. Der Papst habe bewegt zugestimmt. Das Stadion soll auf jenem Terrain entstehen, wo eine frühere Spielstätte des Vereins lag, die während der Militärdiktatur enteignet wurde. Sie trug den Namen „Viejo Gasometro" (Alter Gasometer).