JA 

die neue Kirchenzeitung

29. Januar 2023 

Lesungen:  Zef 2,3; 3,12-13 und  1 Kor 1,26-31. Evangelium: Mt 5,1-12a.

Unbequeme Wahrheiten

Zum diesjährigen kirchlichen Welttag der Sozialen Kommunikationsmittel ruft Papst Franziskus dazu auf, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Sein Wunsch ist mir Befehl, große Freude wird er aber wohl keine haben.
Die unbequeme Wahrheit: 
Franziskus ist kirchenpolitisch unberechenbar. Er fährt einen Schlingerkurs. Bezeichnendes Signal der letzten Tage aus Deutschland: Er  wird  gleichzeitig von konservativer wie von liberaler Seite scharf kritisiert.

Der Papst will mit der „Synode“ den Anschein erwecken, weltoffen zu sein und mitbestimmen zu lassen. Gleichzeitig trifft er Entscheidungen wie ein absolutistischer Monarch.
Der Eingriff in Montecassino, dem Mutterkloster der Benediktiner, ist ein „Menetekel“. Der von den Mönchen gewählte Abt darf sein Amt nicht antreten, der Papst bestimmt von oben herab einen anderen.
Ein Skandal für den Benediktinerorden, wo Äbte immer vom eigenen Konvent gewählt wurden – so wie in den ersten Jahrhunderten alle Bischöfe von den eigenen Leuten gewählt wurden.
Reform der Kirche? Zurück zu den Wurzeln? Offenkundig nicht mit einem Papst aus dem Jesuitenorden.  P. Udo 

Spanien: Islamistischer Marokkaner wollte einen Priester ermorden und tötete einen Mesner: „Für seinen Glauben gestorben"

Der in der südspanischen Hafenstadt Algeciras von einem bewaffneten Angreifer getötete Kirchenmesner Diego Valencia ist am Freitag beigesetzt worden. Die Totenmesse in der Kirche Nuestra Senora de La Palma leitete der Bischof der Diözese Cadiz und Ceuta, Rafael Zornoza. Der 65-jährige Valencia - ein Blumenhändler und Familienvater - sei „rücksichtslos ermordet" worden und „für seinen Glauben gestorben", sagte der Bischof nach Angaben des Nachrichtenportals „Vida Nueva". Für Gewalt und Terrorismus gebe es keine Rechtfertigung. Gleichzeitig betonte der Bischof, die Ereignisse verpflichteten dazu, eine Kultur des Zusammenlebens zu fördern und Hass zu vermeiden. „Es reicht nicht aus, Gewalt nur zu verurteilen, wir müssen ihre Ursachen entlarven und das Gute fördern."
Ein 25-jähriger Marokkaner hatte am Mittwochabend bei einem Angriff auf zwei katholische Kirchen den Mesner getötet und weitere vier Menschen verletzt; unter anderem attackierte er - laut Zeugenaussagen unter „Allahu-Akbar"-Schreien - einen 74-jährigen Salesianerpater, der in der Kirche San Isidro gerade die Messe feierte, und verletzte ihn schwer. Mehrere anwesende Gläubige konnten fliehen.
Laut Polizei ging der Mann dann zur nur wenige hundert Meter entfernten Kirche Nuestra Senora de La Palma, wo nach verschiedenen Angaben gerade die Abendmesse zu Ende gegangen sein dürfte. Laut Zeugen begann der Bewaffnete, Bilder, Kruzifixe und Kerzen auf den Boden zu werfen. Anschließend griff er den Berichten zufolge den Mesner Diego Valencia an, verfolgte diesen auf den Kirchenvorplatz und fügte ihm tödliche Verletzungen zu. Nach Informationen des Senders Cope wurde der Angreifer von Polizeikräften in einer Kapelle festgenommen, wo er versuchte, sich zu verstecken.
Der Pfarrer von Nuestra Senora de La Palma, Juan Jose Marina, sagte dem Fernsehsender SER, der Angreifer könnte den Mesner für den Priester gehalten haben. „Möglicherweise war dieser Tod für mich bestimmt und hat stattdessen ihn getroffen", sagte Marina unter Tränen.
Mörder war illegaler Migrant aus Marokko
Sicherheitsbehörden und der zuständige Ermittlungsrichter gehen nach ersten Untersuchungen davon aus, dass der Mann zwar als Einzeltäter keinem Terrornetzwerk angehörte, aber aus „religiösen Motiven" und mit „terroristischer Absicht" gehandelt hat. So fand die Polizei in der Wohnung des mutmaßlichen Täters Dateien mit „jihadistischem Inhalt". 
Wie die spanische Zeitung „El Mundo" berichtete, war der Marokkaner den Behörden bereits bekannt. Schon länger beobachtete die Polizei demnach den Migranten, der sich illegal in Spanien aufhielt und auf seine Abschiebung wartete. Er wurde mittlerweile in die spanische Hauptstadt Madrid gebracht, wo er kommende Woche einem Richter vorgeführt wird.
Algeciras an der Südspitze Spaniens ist für viele Migranten aus Nordafrika ein Anlaufpunkt nach Europa. Die Meerenge von Gibraltar zwischen Marokko und Spanien ist dort teilweise nur 14 Kilometer breit. Tausende Afrikaner versuchen, mit Booten oder auf Fähren illegal nach Spanien zu kommen. Viele von ihnen warten vor allem in der Hafenstadt Algeciras auf ihre Aufenthalts- oder Abschiebungspapiere, was bei vielen Migranten zu Frustration und Wut führt.
„Wir sind alle fassungslos über diese Taten", erklärte Bürgermeister Jose Landaluce. „Algeciras ist immer eine Stadt gewesen, in der Eintracht und Toleranz regiert haben - ungeachtet von Vorfällen wie diesen, die ein Bild schaffen, das nicht der Realität entspricht." Zahlreiche Einwohner, darunter auch viele Muslime, legten auf dem Platz vor der Kirche La Palma Blumen für den getöteten Mesner nieder.
Vor dem Hintergrund der Geschehnisse ist in Spanien eine erneute Debatte über die Migrationspolitik der sozialistischen Regierung entbrannt. Santiago Abascal, Vorsitzender der rechtspopulistischen Vox-Partei, erklärte mit martialischem Unterton: „Wir dürfen den Vormarsch des Islamismus auf unserem Boden nicht dulden." Ein bestimmendes Thema für die noch heuer bevorstehenden Parlamentswahlen, so sagen es politische Beobachter voraus, dürfte damit gesetzt sein.

 

Chef der deutschen Bischöfe kritisiert Papst Franziskus: Kein guter Führungsstil

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, kritisiert den Führungsstil von Papst Franziskus: „Diese Art, Kirchenführung durch Interviews wahrzunehmen, halte ich für äußerst fragwürdig", sagte der Limburger Bischof am Freitag im Interview der „Welt". Frustriert zeigte er sich auch über die römische Haltung zum Missbrauchsskandal. „Sowohl das jüngste Schreiben des Vatikans als auch unsere Gespräche in Rom lassen vermuten, dass man die systemischen Ursachen, Hintergründe und Faktoren dieses Skandals weiter einfach nicht sehen will."
Papst Franziskus…
… hatte zuvor den Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, den „Synodalen Weg", kritisiert. Dieser sei „keine Synode, kein echter synodaler Weg. Es ist nur dem Namen nach ein synodaler Weg; keiner, an dem das Volk Gottes als Ganzes beteiligt ist, sondern einer, der von einer Elite veranstaltet wird", sagte Franziskus in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Für den vom Papst ausgerufenen weltweiten Synodalen Prozess helfe die deutsche Erfahrung nicht weiter.
Als nicht nachvollziehbar…
… kritisierte Bätzing nun, dass der Papst dabei als Beispiel für angebliche deutsche Ideologie den Streit über den Zölibat, also die Pflicht zur Ehelosigkeit für Priester, genannt hatte. Diese Frage werde weltweit seit 60 Jahren diskutiert, und der Papst habe sie selbst auf der Amazonien-Synode zugelassen: „Das jetzt als ideologische Debatte zu bezeichnen, wo der Heilige Geist sozusagen fluchtartig den Raum verlässt - was soll das?"
„Kein direkter Gesprächskanal“
Der DBK-Vorsitzende beklagte zugleich, es gebe zurzeit „keinen direkten Gesprächskanal" zwischen ihm und dem Papst. Dabei hätte der offizielle Besuch aller deutschen Bischöfe im November in Rom ein solcher Kanal sein können: „Allein mit Papst Franziskus haben wir zweieinhalb Stunden zusammengesessen. Ich würde sagen: Das ist der Ort für den Papst, mit uns zu sprechen. Dann hätten wir antworten können."
„Grundverschiedene Vorstellungen von Synodalität“
Bätzing fügte hinzu, dass Rom und die Kirche in Deutschland offenbar „grundverschiedene Vorstellungen von Synodalität" hätten: „Der Papst versteht darunter ein breites Sammeln von Impulsen aus allen Ecken der Kirche, dann beraten Bischöfe konkreter darüber, und am Ende gibt es einen Mann an der Spitze, der die Entscheidung trifft. Das halte ich nicht für die Art von Synodalität, die im 21. Jahrhundert tragfähig ist."
Die Kirche in Deutschland dagegen suche Möglichkeiten des wirklichen gemeinsamen Beratens und Entscheidens, ohne dass die kirchenrechtlichen Regelungen zur Autorität des Bischofs außer Kraft gesetzt werden. Es gebe auch schon viele bewährte Beispiele für solche gemeinsamen Beratungen und Beschlüsse von Bischöfen, Priestern und Laien.
„Wir müssen miteinander reden, miteinander Kompromisse schließen"
Der Limburger Bischof zeigte sich überzeugt, dass es zu keiner Abspaltung komme: „Einfach, weil die niemand will. Wir müssen miteinander reden, miteinander Kompromisse schließen." Franziskus sage in dem Interview ja auch, die Spannungen seien zu heilen und Deutschland solle seine Themen einbringen in die aktuell laufende Weltsynode des Vatikans: „Genau das wollen wir auch."
Fünf Bischöfe legen sich quer
Kritik übte der Konferenzvorsitzende auch an den fünf deutschen Bischöfen, die sich an den Vatikan gewandt hatten: „Ich halte es nicht für gut und auch nicht für klug, so zu kommunizieren." Die (Erz-) Bischöfe von Köln, Augsburg, Passau, Regensburg und Eichstätt hatten im Dezember eine kritische Anfrage bezüglich der geplanten Reformen in Deutschland an den Vatikan gerichtet. Das sei, so Bätzing, geschehen, „ohne uns andere Bischöfe darüber zu informieren". Der Inhalt des Schreibens sei bis heute nicht genau bekannt.
Als Antwort darauf hatten führende Kardinäle aus dem Vatikan angeordnet, wichtige Elemente des „Synodalen Wegs" seien sofort zu stoppen. Dabei hatten sie sich auf die ausdrückliche Unterstützung des Papstes berufen.
 

Vatikan sagte Nein zum geplanten „Synodalen Rat" in Deutschland

Der Streit über das Reformprojekt „Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland geht weiter. Am Montagabend veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz einen Brief des Vatikans, in dem dieser der geplanten Errichtung eines „Synodalen Rates" eine Absage erteilt.
Der Rat soll sich laut Beschluss der Synodalversammlung des „Synodalen Wegs" als neues deutschlandweites Beratungs- und Leitungsorgan mit "wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft" befassen. Dabei sollen Bischöfe, Priester und Laien gemeinsam über kirchliche Grundsatzfragen und über den Einsatz finanzieller Mittel beraten und entscheiden.
Weder der „Synodale Weg" noch ein von ihm eingesetztes Organ noch eine nationale Bischofskonferenz seien befugt, ein solches Gremium einzurichten, das die Autorität der Bischöfe beschneide, heißt es in dem auf den 16. Jänner datierten Schreiben aus Rom. Unterzeichnet ist es von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und den Kurienkardinälen Luis Ladaria und Marc Ouellet. Sie betonen, dass Papst Franziskus den Brief „in forma specifica approbiert und dessen Übermittlung angeordnet" habe, dass er also inhaltlich dahinterstehe.
Wie dem aktuellen Schreiben weiter zu entnehmen ist, wandten sich im Vorfeld die Erzbischöfe und Bischöfe von Köln (Woelki), Eichstätt (Hanke), Augsburg (Meier), Passau (Oster) und Regensburg (Voderholzer) an Rom und fragten, ob sie an einem „Synodalen Ausschuss" teilnehmen müssten und ob sie teilnehmen dürften.
Bätzing will an Plänen festhalten
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, will trotz abschlägiger Antwort an den Plänen festhalten. Der vorbereitende „Synodale Ausschuss" sei „durch das römische Schreiben nicht infrage gestellt". Und auch der „Synodale Rat", der durch den Ausschuss vorbereitet werden solle, werde sich „innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen".
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken stellte sich hinter die Aussagen Bätzings. "Das Bischofsamt wird durch den geplanten Ausschuss gestärkt, nicht geschwächt. Ich bin froh zu sehen, dass die überwältigende Mehrheit der deutschen Bischöfe am Synodalen Weg festhält", erklärte Präsidentin Irme Stetter-Karp. 

Scharfe Kritik von Kardinal Müller an Papst Franziskus

Der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hat die Amtsführung von Papst Franziskus in mehreren Punkten scharf kritisiert. In einem Interview-Buch wirft Müller dem Papst vor, er habe mehrere Male rechtliche Grundsätze verletzt. Bei der Verfolgung von Missbrauchstätern habe Franziskus persönliche Freunde verschont. Zudem sei es vorgekommen, dass er angeklagte oder verurteilte Priester begnadigte, wenn sich ein befreundeter Würdenträger für sie einsetzte. Umgekehrt habe er andere, wie etwa Kardinal Angelo Becciu, ohne gerechtes Verfahren einfach abgesetzt. 
Das Interview-Buch mit dem Titel „In buona fede" (Deutsch: "Nach Treu und Glauben") erscheint kommende Woche. Es wurde von Franca Giansoldati, der Vatikan-Expertin der römischen Tageszeitung „Il Messaggero", verfasst. Italienische Tageszeitungen veröffentlichten in ihren Samstagsausgaben erste Auszüge.  
Im Zentrum der Kritik Müllers steht der „innere Zirkel" von Beratern des Papstes. Obwohl sie theologisch nicht ausreichend gebildet seien, nähmen sie Einfluss bei wichtigen Personalfragen und seien auch mitverantwortlich für kirchenpolitische und theologische Grundsatzentscheidungen. Es gebe neben dem offiziellen Kurienapparat einen parallelen Fluss von Informationen, so der Kardinal.  
Über seine eigene Versetzung in den Ruhestand im Jahr 2017 sagt Müller, lateinamerikanische Freunde des Papstes hätten ihn zu Unrecht in ein negatives Licht gerückt. 
Inhaltlich kritisiert der deutsche Kardinal in dem Buch unter anderem die Entscheidungen des Papstes zum weitgehenden Verbot der alten lateinischen Form der Heiligen Messe, die Kurienreform, die Ausweitung der Synodalverfassung und das Geheim-Abkommen mit der kommunistischen Regierung in China.
Dem Papst wirft Müller vor, er propagiere eine Dezentralisierung, konzentriere aber in Wahrheit oft die Entscheidungsgewalt allein auf die eigene Person. Die Kardinäle ruft Müller auf, zum Wohle der Einheit der Kirche den Papst „in kollegialer Weise zu kritisieren". 

Montecassino: Papst übergeht Mönche und ernennt neuen Abt

Montecassino, das Mutterkloster des Benediktinerordens, hat einen neuen Abt. Papst Franziskus ernannte den Italiener Antonio Luca Fallica zum neuen Chef der Territorialabtei. Dies teilte das vatikanische Presseamt mit. Der 63-Jährige stand bisher einem Kloster im norditalienischen Dumenza vor. 
Montecassinos Mönche hatten im August den deutschen P. Mauritius Wilde zum neuen Abt gewählt, der Papst hatte ihm aber die nötige Bestätigung verweigert. Dem Vernehmen nach lehnte der Vatikan Wilde deshalb ab, weil er nicht die italienische Staatsangehörigkeit besitzt. Der aus der Abtei Münsterschwarzach stammende Wilde ist derzeit Prior der römischen Benediktinerabtei San`Anselmo. Aus der Mitteilung des vatikanischen Presseamtes geht hervor, dass der Papst dieses Mal den Abt allein bestimmt hat - ohne vorherige Wahl der Mönche.
Der Vatikan soll auf die italienische Staatsbürgerschaft gepocht haben, weil das Kloster von Montecassino einen kirchenrechtlichen Sonderstatus hat. Es ist eine der wenigen noch verbliebenen Territorialabteien. So heißen Klöster, denen einem Bistum ähnlich ein Gebiet zur Seelsorge untersteht und deren Abt eine bischofsähnliche Stellung hat. Aufgrund dieses Sonderstatus muss der Papst die Abtwahl bestätigen. 
Kuriosum: Montecassinos  „Bistum“ besteht seit 2014 nur noch aus dem Klostergelände (19 Pfarrangehörige!). Damals hatte Franziskus die 53 zur Abtei gehörigen Pfarren aus- und dem neuen Bistum Sora-Cassino-Aquino-Pontocorvo eingegliedert.
Foto:  Antonio Luca Fallica; Abtei Montecassino.

Kyrill I. appelliert an Soldaten: „Aufstehen und dem Tod entgegengehen!"

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat seine Kirche erneut zur Unterstützung des Krieges in der Ukraine aufgefordert. Die russischen Soldaten an der Front bräuchten dringend spirituelle Unterstützung, sagte er laut Angaben des Moskauer Patriarchats vom Wochenende bei einem Gottesdienst. Sie müssten etwas gesagt bekommen, das sie stärke für den Moment, „wenn der Befehl zum Angriff ertönt".
Ohne diesen Befehl könne es keinen Sieg geben, so das Kirchenoberhaupt. Man müsse „aufstehen und dem Tod entgegengehen". Weiter fügte der 76-Jährige hinzu: „Und unsere Jungs machen das jetzt: Sie erheben sich aus den Schützengräben und gehen dem Tod entgegen." Kyrill rief zu Gebeten und Spenden für die Armee auf. Jede Pfarre solle Pakete mit Lebensmitteln und anderen Sachen an die Soldaten an die Front schicken oder, falls möglich, selbst zu ihnen bringen.
Russland steht nach Worten des Kirchenmanns jetzt vor der „größten Gefahr: Die westliche Welt zieht gegen uns zu Felde." Denn Russland sei „eine sehr attraktive Alternative", weil es die „schlimmsten Erscheinungsformen der Globalisierung" ablehne. „Die Menschen sehen Russland als ein Land, das die Treue zu traditionellen Werten wie Familie, Pflichtbewusstsein und Patriotismus vorlebt", so Kyrill I. 

Bischof: Überleben des Winters in Charkiw derzeit vorrangig

Von einem ständigen Überlebenskampf der Bevölkerung im ostukrainischen Charkiw berichtet der griechisch-katholische Bischof der im vergangenen Februar bis Mai von Russland belagerten Millionenstadt, Vasil Tutschapez (55). In der zweitgrößten Metropole der Ukraine sei die Zahl der Binnenflüchtlinge aus den zerstörten Kleinstädten an der russisch-ukrainischen Grenze seit Jahresbeginn stark gestiegen. Der schon Monate anhaltende russische Beschuss Charkiws mit S-300-Raketen und Raketenwerfern halte jedoch weiter an, wodurch es oft tagelang weder Strom und Wasser noch Heizung und Internet gebe. „In Charkiw geht es schlicht darum, den Winter zu überleben", schilderte der Bischof am Donnerstag im Interview mit Kathpress. 
Das Leben für die in Charkiw ausharrende Bevölkerung sei aus gleich mehreren Gründen schwierig: Auch aufgrund der Arbeitslosigkeit, die die Mehrheit der Menschen zusätzlich belastet. Der augenscheinliche Grund: Die großen Industriebetriebe sind durch die Kriegshandlungen zerstört, doch auch private Klein- und Mittelbetriebe können sich kaum über Wasser halten. "Die Menschen sind erschöpft, ihr einziger Wunsch ist ein möglichst baldiger Friede", beschrieb der Bischof die vorherrschende Stimmung. Gleichzeitig stelle aber niemand die Verteidigung der Ukraine infrage; das Gegenteil sei vielmehr der Fall. 
Für die Kirchen vor Ort sei die Situation ein Auftrag, bei den Menschen zu bleiben und Hilfe zu leisten, erklärte Tutschapez. Auch seine Bischofskirche wurde daher zu einem Umschlagplatz für humanitäre Dienste, an dem er gemeinsam mit freiwilligen Helfern Flüchtlinge versorgt. Eine wichtige Rolle haben auch die Priester, die in ihren Pfarren die Seelsorge mit der Caritas-Hilfe verbinden. Wie in den katholischen Ostkirchen üblich, seien viele von ihnen verheiratet, lebten aber derzeit getrennt von ihren Familien, die in den Westen der Ukraine oder ins Ausland flüchten konnten. Viele versorgten ihre Pfarren von der Stadt Charkiw aus, da ihre eigenen Häuser zerstört seien.

Kurznachrichten

   

Papst Franziskus hat zu Geduld mit China aufgerufen. Zu dem umstrittenen Vatikan-Abkommen mit der Volksrepublik erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur „Associated Press", die Hauptsache sei, „dass der Dialog nicht abbricht". 

 

Weltweit sind derzeit 110 Millionen Kinder auf humanitäre Hilfe angewiesen. Michael Landau, Präsident der Caritas Österreich: „Es ist ein trauriger Rekord". 

 

Israel. Die katholischen Bischöfe im Heiligen Land haben sich besorgt über zunehmende Gewalt in Jerusalem und wiederholte Angriffe auf Christen geäußert. Zuletzt hatte eine Gruppe jüdischer Extremisten am Neuen Tor zum christlichen Altstadtviertel Christen, christliche Restaurants und ihre Besucher angegriffen. 

 

Israel. Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem hat Medienberichte über Landverkäufe in Westjerusalem als falsch zurückgewiesen. 

 

Tschechien. Mit einem „Gottesdienst für die Heimat" hat die katholische Kirche vor der Stichwahl um das Amt des Staatspräsidenten einen konstruktiven Akzent gesetzt. Mit Ex-Premier Andrej Babis und dem früheren Generalstabschef Petr Pavel nahmen beide Kandidaten an der Messe mit dem Prager Erzbischof Jan Graubner am 22. Jänner im Prager Veitsdom teil. 

 

Honduras. Papst Franziskus hat den altersbedingten Rücktritt von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (80) als Erzbischof von Tegucigalpa angenommen. Von 2007 bis 2015 war er Präsident von „Caritas Internationalis". Im Vatikan gehört er dem Kardinalsrat von Papst Franziskus an. 

 

USA. Mehr als 100.000 Menschen haben sich am 21. Jänner  in Washington zum 50. „March for Life" (Marsch für das Leben) versammelt. Es war die erste derartige Kundgebung in den USA seitdem das Gerichtsurteil "Roe v. Wade" aus dem Jahr 1973, das landesweit Abtreibungen ermöglichte und Anlass der seither jährlichen Lebensmärsche war, vergangenen Juni gekippt worden war. 

 

Ukraine. Bei einer Hilfsmission der Caritas in der Ostukraine sind ein Priester und eine Ordensfrau nach Angaben der griechisch-katholischen Kirche des Landes von der russischen Armee angegriffen und verletzt worden. 

 

Italien. Kardinal Matteo Zuppi, Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), hat sich besorgt über die soziale Lage geäußert. Die Armut in Italien habe im Laufe der vergangenen 15 Jahre erheblich zugenommen. 

 

El Salvador. Die Kirche fordert die Freilassung dreier verhafteter Gewerkschafter. Die Inhaftierung sei nicht rechtens, wenn sich die Gewerkschafter nur für das eingesetzt hätten, was ihnen zustehe, sagte der Erzbischof von San Salvador, Jose Luis Escobar Alas. Die Gewerkschafter waren am 10. Jänner bei Protesten gegen das Ausbleiben von Lohn- und Weihnachtsgeldauszahlungen verhaftet worden.

 

Österreich

 

Niederösterreich. Kardinal Christoph Schönborn hat Josef Grünwidl (58), Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf, zum Bischofsvikar für das Wiener Vikariat Süd - Unter dem Wienerwald ernannt. Damit folgt er P. Petrus Hübner nach, der am 28. Oktober verstorben war. 

 

Wien. Im Winter 2022/2023 bietet die Caritas Wien zusätzlich zu den gemischten Wärmestuben erstmalig auch vier Wärmestuben ausschließlich für Frauen an. 

 

Oberösterreich. Rund 1,2 Millionen Euro an Spendengeldern konnte das in Linz ansässige Nahost-Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient" (ICO) im Jahr 2022 lukrieren und damit knapp 80 Projekte umsetzen. 

 

Wien. Lob für die beschlossene Ausweitung der Strompreisbremse bzw. die Berücksichtigung auch von größeren Haushalten und Familien mit mehreren Kindern kommt vom Katholischen Familienverband Österreichs (KFÖ). Präsident Alfred Trendl zeigte sich in einer Aussendung am Donnerstag erfreut, „dass unsere Forderung nach einer Verbesserung für Mehrkindfamilien Gehör gefunden und nun umgesetzt wird". 

 

Wien. Auch heuer war die Althandy-Sammelaktion in Form der „Ö3 Wundertüte" wieder ein Erfolg, dessen Erlöse der Caritas und „Licht ins Dunkel" zugutekommen werden: So wurden bei der Aktion, die heuer zum 18. Mal stattfand, über 360.000 alte Handys gesammelt, teilte Ö3 mit. 

Sally Azar ist erste palästinensische Pfarrerin in Jerusalem

Zum ersten Mal wird eine Frau als Pastorin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und dem Heiligen Land (ELCJHL) ordiniert. Am Sonntag führte Bischof Sani Ibrahim Azar in der Erlöserkirche der Jerusalemer Altstadt Sally Azar (26) in ihr neues Amt ein - seine Tochter. Sie wird künftig in der Gemeinde- und Seelsorgearbeit der Kirche mit ihren rund 3.000 meist arabisch- und englischsprachigen Gläubigen eingesetzt.
Bereits 2010 hatte die ELCJHL grundsätzlich die Ordination von Frauen ermöglicht. Jetzt endlich könne die Entscheidung umgesetzt werden, sagt die polyglotte palästinensische Pastorin in fließendem Deutsch. Schon ihr Elternhaus sei stark deutsch geprägt gewesen. Der Vater, 30 Jahre lang Pastor der ELCJHL-Gemeinde an der Erlöserkirche, bevor er 2018 sein Bischofsamt antrat, hatte in München Theologie studiert.
Sie selbst studierte zunächst im Libanon und dann in Göttingen und Hermannsburg. 
Nach ihrer Amtseinführung wird Azar zunächst für die englischsprachige Gemeinde ihrer Kirche in Jerusalem sowie in Beith Sahour nahe Bethlehem tätig sein. 

Auch das noch...

Papst reist wieder nach Afrika 

Papst Franziskus reist von 31. Jänner bis 5. Februar in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan. 
Beide Länder stehen seit Jahren auf der Besuchsliste des 86-jährigen Pontifex. Erst erlaubten Sicherheitsbedenken und politische Zustände keine Apostolischen Reisen in die beiden Staaten, dann das päpstliche Knie. Nun reist der Papst zunächst in die kongolesische Metropole Kinshasa. Am 3. Februar geht es weiter in die südsudanesische Hauptstadt Juba. Dort wird der Papst von Anglikanerprimas Justin Welby begleitet. 
Der Vatikan nennt die Reise eine „Pilgerfahrt für den Frieden". 
Der Südsudan, der als das ärmste Land der Welt gilt, ist seit 2013 Schauplatz eines immer wieder aufflammenden Bürgerkriegs; im Kongo herrscht vor allem im Osten des Landes seit Jahren ein blutiger Konflikt mit Milizen. 
Die rund 11 Millionen Einwohner des Südsudan gehören einer Vielzahl von Ethnien an. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen im Südsudan die Christen, mehrheitlich Katholiken und Anglikaner. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung wird mit 38 bis 40 Prozent angegeben. 
Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und das Land mit den meisten Katholiken auf dem Kontinent. Auf einem Gebiet, das etwa einem Viertel der Größe der USA entspricht, leben nach Schätzungen mehr als 100 Millionen Menschen, unter ihnen bis zu 45 Millionen Katholiken. 
 

Katholik neuer Regierungschef in Taiwan 

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen hat den Katholiken Philip Chen Chien-jen zum neuen Regierungschef ernannt. Chen (71) tritt die Nachfolge von Su Tseng-chang (75) an, der mit seinem Kabinett nach der Niederlage der Regierungspartei DPP bei den Kommunalwahlen Mitte Jänner zurückgetreten war, wie der asiatische Pressedienst „Ucanews" berichtete. In diesem Monat nahm Chen als Sondergesandter von Tsai an der Trauerfeier für den früheren Papst Benedikt XVI. im Vatikan teil. Die DPP hatte bei den Kommunalwahlen im November nur 5 von 21 Führungsposten in Städten und Kreisen gewonnen. 
Der neue Ministerpräsident Chen ist studierter Epidemiologe. Von 2003 bis 2005 war er Taiwans Gesundheitsminister, von 2006 bis 2008 Vorsitzender des Nationalen Wissenschaftsrates und von 2016 bis 2020 Vizepräsident des Landes. 

Südtiroler Bischof Muser: Firmung ab 16 bewährt sich 

Firmung erst ab 16 Jahren - ein Konzept, das immer mehr deutschsprachige Diözesen für sich entdecken. Auch in der Südtiroler Diözese Bozen-Brixen hat man sich dafür entschieden. Wie Bischof Ivo Muser der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost" sagte, lebt die für ein Jahr angesetzte Vorbereitung „von der Qualität der Begleitung". Junge Menschen sollten dabei glaubwürdige Christinnen und Christen erleben, die sie einführten in den Glaubensweg. Es gelte zu vermitteln: „Das, was du tust, ist sinnvoll, das hat Perspektiven und hat zu tun mit Freude am Glauben und an der Kirche." 
Der Akzent liegt laut Muser darauf, dass die Jugendlichen sich frei für diesen Schritt entscheiden: „Ich möchte keine Menschen verlieren, aber wir sind auch keine Zählsorger, sondern Seelsorger." Wenn die Zahlen stimmten, sage das noch nicht alles aus. 
Den „neuen Firmweg" hat die Diözese Bozen-Brixen vor vier Jahren eingeführt. Neu sind ein Mindestalter von 16 Jahren und eine Firmvorbereitung, die wenigstens ein Kalenderjahr dauert. 
 

Umfrage: Breite Unterstützung für Papst Franziskus in Italien 

Italien. Mehr als zwei Drittel der Italiener vertrauen Papst Franziskus. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts Demos hervor, über die die linksliberale Zeitung „La Repubblica" berichtete. Demnach hat der Papst mit 68 Prozent zusammen mit Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella die höchsten Zustimmungswerte. 
Bei der Zuordnung nach Parteipräferenzen sympathisieren unter den Wählern des linken Partito Democratico 85 Prozent mit Franziskus; bei den regierenden rechten Fratelli d'Italia sind es 73 Prozent. Die geringste Zustimmung findet der Papst unter den Wählern der gegen Einwanderung auftretenden Partei Lega (früher: Lega Nord). 
Die Umfrage zeigt auch, dass der Anteil der regelmäßigen Kirchgänger in Italien abgenommen hat. Er liegt mit 20 Prozent immer noch weit über dem Anteil in Österreich, hat aber in den vergangenen zehn Jahren um 10 Prozentpunkte und damit deutlich abgenommen. Unter den Frauen bezeichnen sich 21 Prozent als „regelmäßig religiös praktizierend", unter den Männern sind es nur 14 Prozent.