JA 

die neue Kirchenzeitung

 29. Oktober 2023 

Lesungen:  Ex 22,20-26; 1 Thess 1,5c-10. Evangelium: Mt 22, 34-40.

Ein Schritt

Dem Aufruf des Papstes folgend, sollten am Freitag weltweit Friedensgebete in der katholischen Kirche stattfinden. Wegen der Lage in Nahost hatte Franziskus den 27. Oktober zum „Tag des Fastens, des Gebets und der Buße" ausgerufen. Unser Foto (Vatican Media) zeigt das Gebet im Petersdom.

Kommunikation und Befolgung des Papst-Appells waren schwach.

Im Salzburger Dom gab es eine religionsübergreifende Feier, berichtete Kathpress. Und sonst? Die Pfarren erhielten von ihren Diözesanführungen keine Dringlichkeitsmails.


Erneut ein Beweis, dass bei vielen dieser Ebene der Papst nicht hoch im Kurs steht.

Am Samstag ist in Rom die mehrwöchige Weltsynode zu Ende gegangen.

Die einen sind frustriert, weil diese immer noch keine - dringendst notwendigen - Veränderungen bewirkt hat.

Die anderen, weil es sie – und das war ja das eigentlich Neue – überhaupt gegeben hat.

Die Synode war kein Marathon. Sie war ein Schritt – in die richtige Richtung.                                 P. Udo

Gaza/Jerusalem: Trauer und Schmerz – Gebet für den Frieden

Die Ordensfrau Maria del Pilar, Missionarin vom Institut „Fleischgewordenes Wort“, ist im Gaza-Streifen. Am Montagnachmittag nahm sie an der Beerdigung von 18 Christen teil, die bei einem Bombenangriff ums Leben kamen, bei dem ein Haus über ihnen einstürzte. „Vatican News“ sprach mit der Missionarin.
„Es war sehr traurig und schmerzhaft zu sehen, wie sich die Kinder von ihren Eltern verabschiedeten, und noch schmerzhafter war es, zu sehen, wie sich die Eltern von ihren Kindern verabschiedeten“, so Schwester Maria del Pilar gegenüber Radio Vatikan. Sie fügte an:
„Es war ein Bild, das sich nur sehr schwer vergessen lässt. Einige dieser Kinder nahmen an den verschiedenen Aktivitäten unserer Gemeinde teil. Sie waren vertraute Familien und standen uns sehr nahe. Hier in der Pfarrei Heilige Familie haben wir einige der Leichtverletzten zur Behandlung aufgenommen.“ 
Und später seien viele von denen gekommen, die in der orthodoxen Kirche Zuflucht gesucht hätten, so die Missionarin auf Spanisch.
„Wir sind fast 700 Gläubige, darunter die Mutter-Teresa-Schwestern mit 50 behinderten Kindern, die Schwestern von ,Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz', ein Pater vom ,Fleischgewordenen Wort', die Alten, die Kranken, die Kinder. Wir kümmern uns um alle. Im Moment haben wir keinen Strom und kein Trinkwasser.“
„In dieser Pfarrei feiern wir zweimal am Tag die Messe und beten ständig den Rosenkranz...“
Derzeit nutzten sie das Wasser aus dem Brunnen, von dem sie aber nicht wüssten, wie lange es noch reiche, so Schwester Maria del Pilar:
„Und das Trinkwasser mussten wir für das Dreifache des ursprünglichen Preises kaufen. Wir versuchen mit viel Nächstenliebe sicherzustellen, dass jeder das bekommt, was er braucht, und zwar auf die bestmögliche Art und Weise. In dieser Pfarrei feiern wir zweimal am Tag die Messe und beten ständig den Rosenkranz, um die Jungfrau und Gott um den Frieden zu bitten, den wir brauchen.“
Foto: Schwester Maria del Pilar (Vatican Media).

Papst telefoniert mit Präsident Biden und mit Präsident Erdoğan

Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden haben in einem Telefonat über die Kriege und Konflikte auf der Welt gesprochen. Das Telefongespräch am Sonntagnachmittag (22. Oktober) habe etwa 20 Minuten gedauert, teilte das vatikanische Presseamt am Abend mit. Es sei um Konfliktsituationen und um die Notwendigkeit gegangen, Wege des Friedens zu finden.
Der Heilige Stuhl und die USA standen wegen des Kriegs in der Ukraine bereits in Kontakt. Der Leiter der päpstlichen Friedensmission, Kardinal Matteo Zuppi, war im Juli nach Washington gereist und hatte dort Biden getroffen. Zuvor war Zuppi in Kiew und in Moskau; im September flog er dann nach Peking. Bei der Mission geht es vor allem darum, dass ukrainische Kinder aus Russland nach Hause zurückkehren können.
Auch in den aktuellen Krieg zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel hat sich der Vatikan diplomatisch eingeschaltet. Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bot vor Kurzem den Vatikan als Vermittler an, um die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln freizubekommen.
Papst Franziskus hat am Donnerstag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan telefoniert. Erdoğan hatte demnach das Gespräch erbeten. 
Bei dem Telefonat sei es „um die dramatische Lage im Heiligen Land" gegangen, heißt es in der Vatikanmitteilung. Papst Franziskus habe an die Position des Heiligen Stuhls erinnert,  „in der Hoffnung, dass man zu einer 2-Staaten-Lösung kommen kann und einem Sonderstatus für die Stadt Jerusalem", so Vatikansprecher Bruni. Die türkische Regierung hatte am Morgen mitgeteilt, dass Präsident Erdoğan gegenüber dem Papst große Besorgnis über die Geschehnisse in Gaza geäußert und diese als „Massaker" bezeichnet habe.

Jerusalemer Kardinal: Tragödien auf beiden Seiten sehen

Der Jerusalemer Kardinal Pierbattista Pizzaballa hat dem Konstrukt von Frieden durch Gewalt eine klare Absage erteilt. „Die anhaltenden schweren Bombardierungen, die Gaza seit Tagen erschüttern, werden nur noch mehr Tod und Zerstörung verursachen und Hass und Groll nur verstärken", schreibt der höchste katholische Würdenträger der Region in einem Hirtenbrief (Dienstag) an die Katholiken im Heiligen Land. Die Gewalt werde keine Probleme lösen, sondern vielmehr neue schaffen. „Es ist Zeit, diesen Krieg, diese sinnlose Gewalt zu beenden", so der Jerusalemer Patriarch.
Mit Blick auf die Terrorangriffe der Hamas auf Israel Anfang Oktober und die Luftangriffe, mit denen Israel darauf reagierte, schreibt Pizzaballa: „Seit über zwei Wochen werden wir mit Bildern des Grauens überschwemmt, die alte Traumata wieder erweckt, neue Wunden geöffnet haben und Schmerz, Frustration und Wut in uns allen explodieren lassen."
Er habe die Terrortaten der Hamas klar verurteilt, erinnert der Kardinal. „Es gibt keinen Grund für eine solche Gräueltat. Wir haben die Pflicht, dies festzuhalten und anzuprangern", so Pizzaballa zu den Angriffen vom 7. Oktober. Jedoch: „Das gleiche Gewissen, aber mit einer großen Last auf meinem Herzen, veranlasst mich heute, mit der gleichen Klarheit zu sagen, dass dieser neue Zyklus der Gewalt mehr als 5.000 Todesopfer nach Gaza gebracht hat, darunter viele Frauen und Kinder, Zehntausende Verwundete." Stadtviertel seien dem Erdboden gleichgemacht, es mangele an Medikamenten, an Wasser und an Grundbedürfnissen für mehr als zwei Millionen Menschen. Es handele sich um „Tragödien, die nicht verstanden werden können und die wir vorbehaltlos anprangern und verurteilen müssen", so der Patriarch.
Der Kardinal weiter: „Nur wenn die jahrzehntelange Besatzung und ihre tragischen Folgen beendet werden und dem palästinensischen Volk eine klare und sichere nationale Perspektive gegeben wird, kann ein ernsthafter Friedensprozess beginnen." Solange dieses Problem nicht an der Wurzel gelöst werde, „wird es niemals die Stabilität geben, auf die wir alle hoffen".
Pizzaballa fährt fort: "Die Tragödie dieser Tage muss uns alle, die religiöse, politische, zivilgesellschaftliche und internationale Gemeinschaft, zu einem ernsthafteren Engagement in dieser Hinsicht führen als bisher." Nur so könnten weitere Tragödien wie die derzeitige vermieden werden. „Wir sind es den vielen Opfern dieser Tage und der vergangenen Jahre schuldig. Wir haben nicht das Recht, diese Aufgabe anderen zu überlassen", so der Kirchenmann.
Die Christen erinnert Pizzaballa, dass Christus am Kreuz nicht mit Waffen oder politischer Macht gesiegt habe; „er gewann die Welt, indem er sie liebte". Der Frieden, von dem Christus spreche, habe nichts mit dem Sieg über andere zu tun. „Den Mut zu Liebe und Frieden hier und heute zu haben bedeutet, nicht zuzulassen, dass Hass, Rache, Wut und Schmerz den gesamten Raum unseres Herzens, unserer Sprache und unseres Denkens einnehmen", führt der Kardinal aus.
Es gelte, sich persönlich für Gerechtigkeit einzusetzen „und in der Lage zu sein, die schmerzhafte Wahrheit der Ungerechtigkeit und des Bösen, die uns umgibt, anzuprangern, ohne zuzulassen, dass es unsere Beziehungen verunreinigt". Pizzaballas Fazit: „Es erfordert Mut, Gerechtigkeit fordern zu können, ohne Hass zu verbreiten."
Foto: Lateinisches Patriarchat von Jerusalem.
 

Pakistans Katholiken schränken Liturgie wegen Gewalt in Nahost ein

Der katholische Erzbischof in der pakistanischen Provinz Punjab hat die Gläubigen zur Vermeidung von Hymnen und Psalmen aufgefordert, in denen Israel gelobt wird. Er befürchte eine Gegenreaktion in dem mehrheitlich muslimischen Land, wurde Erzbischof Sebastian Shaw vom asiatischen Pressedienst „Ucanews" (Freitag) zitiert. Die meisten Muslime betrachteten den Krieg zwischen Hamas und Israel als einen islamisch-jüdischen Kampf. Daher könne jegliche Unterstützung von Christen für den jüdischen Staat Israel zu feindlichen Reaktionen führen.
Mehr als 80 Prozent der rund fünf Millionen Christen in Pakistan leben in der Provinz Punjab. Kirchenchöre in seiner Erzdiözese Lahore habe Shaw angewiesen, "derzeit keine pro-israelischen Psalmen zu singen". Katholische Nutzer der Sozialen Medien habe er überdies aufgefordert, keinesfalls pro-israelische Inhalte zu posten und entsprechendes Material umgehend zu löschen.

Welt-Synode im Vatikan eröffnet Möglichkeiten für Kirchenreform

Nach vierwöchigen Beratungen hat die in Rom tagende „Welt-Synode zur Synodalität" am Samstagabend (28.10.2023) Grundlagen für mögliche künftige Kirchenreformen beschlossen. Die 346 abstimmenden Teilnehmer, unter ihnen mehr als 200 Bischöfe und etwa 50 Frauen, stimmten mit einer sehr breiten Mehrheit für die Prüfung theologischer und kirchenrechtlicher Veränderungen, die in einem nächsten Schritt konkrete Reformen ermöglichen. Die zweite Sitzung der Welt-Synode ist für Oktober 2024 geplant.
„Konsens der Gläubigen" als ein Kriterium für Glaubensfragen
In dem am späten Samstagabend veröffentlichten Text, der auf knapp 40 Seiten in Form eines Syntheseberichts die Beratungen der ersten Session der Synode zusammenfasst, wird der „Konsens der Gläubigen" als ein Kriterium für Glaubensfragen genannt. Ausdrücklich befürwortet die Synode das Bemühen um eine veränderte Sexualmoral sowie um eine verständliche und geschlechtergerechte Sprache bei Gottesdiensten. In der Frage des Zugangs von Frauen zu kirchlichen Weiheämtern hält die Synode unterschiedliche Meinungen fest, die nicht in einen Konsens mündeten.
Zu den verabschiedeten Vorschlägen der ersten Session zählt im Sinne einer Dezentralisierung die Stärkung nationaler und kontinentaler Bischofsversammlungen. Ferner soll die kirchliche Basis künftig stärker an Bischofsernennungen beteiligt werden.
Für eine grundlegende Änderung des Kirchenrechts
Mit sehr großer Mehrheit befürwortet die Synode die Überwindung von Rassismus in der Kirche, einen Bruch mit dem Kolonialismus früherer Jahrhunderte und den Abbau von Klerikalismus und Machismo. Außerdem bekennt sich die Versammlung nachdrücklich zur kulturellen Vielfalt innerhalb der Kirche. Die Verfolgung des sexuellen Missbrauchs von Klerikern soll dem Votum zufolge künftig nicht mehr allein in der Hand von Bischöfen liegen.
Um neue Formen der Entscheidungsfindung in der bislang hierarchisch von oben nach unten organisierten Kirche zu ermöglichen, votierte die Synode für eine grundlegende Änderung des Kirchenrechts. Eine Kommission von Theologen und Kirchenjuristen soll dazu bis zur nächsten Phase der Welt-Synode im Oktober 2024 die notwendigen Klärungen herbeiführen.
Die meisten Gegenstimmen erhielt die Einführung des Frauendiakonats
Alle Punkte erhielten eine Mehrheit von mindestens 80 Prozent der abgegebenen Stimmen. Erforderlich war lediglich eine Zweidrittelmehrheit. Die meisten Gegenstimmen (19,9 Prozent) erhielt der Absatz, in dem es um die Einführung des Frauendiakonats geht.
Der jetzt zu Ende gehenden ersten Sitzungsperiode der Synodenversammlung im Vatikan ging ein zweijähriger weltweiter Befragungs- und Beratungsprozess zunächst auf Ebene der Ortskirchen und dann der Kontinente voraus. Die zweite Versammlung, die im Oktober 2024 ebenfalls in Rom stattfinden wird, kann konkrete Empfehlungen beschließen, die dem Papst zur Entscheidung vorgelegt werden.
„Brief an das Volk Gottes"
Die Mitglieder der Welt-Synode hatten am Mittwoch zuvor eine gemeinsame Botschaft an die gesamte katholische Kirche veröffentlicht. In dem „Brief an das Volk Gottes" betonen die Synodalen, sie hätten sich in ihrer knapp vierwöchigen Versammlung von den Gebeten, Erwartungen, Fragen und auch Ängsten der Gläubigen getragen gefühlt.
Die Synode sei „eine noch nie dagewesene Erfahrung". „Zum ersten Mal waren auf Einladung von Papst Franziskus Männer und Frauen aufgrund ihrer Taufe eingeladen, an einem Tisch zu sitzen und nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den Abstimmungen dieser Bischofssynode teilzunehmen", heißt es in dem Text.
Ordensoberinnen skeptisch zu Bestrebungen von Frauen in Weiheämtern
Spitzenvertreterinnen katholischer Orden hatten sich zuvor skeptisch zu Bestrebungen geäußert, Frauen zu kirchlichen Weiheämtern zuzulassen. Damit würde sich nichts an der hierarchischen Struktur ändern, sagte Maamalifar Poreku vom Weltverband katholischer Ordensoberinnen (UISG) in Rom. Stattdessen gelte es, bestimmte hierarchische und auch im Westen immer noch verwurzelte patriarchale Denkmuster hinter sich zu lassen.
Papst schreibt Entschuldigungsbrief für Studenten
Wyatt Olivas (19), Student an der US-Universität Wyoming mit Erholungsbedarf, hat für seine Professoren ein Attest von Papst Franziskus erhalten. Der junge Mann habe sich als jüngster Teilnehmer der im Vatikan tagenden Weltsynode kräftig engagiert und eine Pause verdient. „Wir bitten daher freundlich, ihn kurzzeitig von seinen Unterrichtsveranstaltungen zu entschuldigen", heißt es in einem Brief des Papstes, den die Internetseite Vatican News (Donnerstag) veröffentlichte. Das Schreiben trägt die eigenhändige Unterschrift von Franziskus. 

Zulehner: Zu lange aufgeschobene Kirchenreform rächt sich nun

Die katholische Kirche ringt bei der laufenden Synode um Neuausrichtung und Zukunftsfähigkeit, dabei würde die aktuelle, von zahlreichen Krisen geprägte globale Lage gerade jetzt mehr Weltzugewandtheit und weniger Selbstbeschäftigung erfordern. Das hat der Wiener Pastoraltheologe Paul M. Zulehner in seinem jüngsten Buch herausgearbeitet. Der Autor fordert darin zu „Leidenschaft für die Welt" auf, so der Titel des bei Patmos erschienenen Bandes. Im Interview mit Kathpress kritisierte Zulehner die allzu langsame Umsetzung von Reformen im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils; die Kirche beschäftige sich zu sehr mit sich selbst. Er sei aber „überhaupt nicht gegen die Reformen, sondern sie hätten schon längst gemacht gehört, sodass wir die Kräfte frei haben."
Diese zu lange Aufschiebung falle „uns genau in dieser heutigen Weltsituation auf den Kopf", so Zulehner. Er erinnerte an die im Zuge des Synodalen Prozesses durchgeführte Versammlung der Europäischen Bischofskonferenzen im Frühjahr 2023 in Prag. Dort habe man sich über Genderideologie, den deutschen „Synodalen Weg" und andere kircheninterne Fragen gestritten, während zur gleichen Zeit das Europäische Parlament um Themen wie Krieg in der Ukraine, Klimakrise und Migration rang. „Und nichts davon auf der Synode in Prag", bemängelte der Theologe.
Zulehner nannte die Vorstellung einen Albtraum, dass die Kirche am Ende „durchreformiert" sei, während die Welt „in den Abgrund taumelt".
Der Band „Leidenschaft für die Welt. Wider die Gottvergessenheit" von Paul M. Zulehner erschien im Patmos Verlag und umfasst 176 Seiten.
 

Erneut weniger Priesteranwärter in Polen

In Polen haben in diesem Jahr 280 Männer ihre Ausbildung zum katholischen Priester begonnen - das sind 58 weniger als 2022. Der Vorsitzende der Regentenkonferenz der Priesterseminare, Jan Frackowiak, sagte der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI, der Abwärtstrend in den Seminaren der katholischen Diözesen und Orden halte an und spiegele wider, „dass für die junge Generation religiöse Angelegenheiten immer weniger Gewicht haben". 2019 traten noch 498 Seminaristen neu an, 2005 sogar 1.145.
Insgesamt bereiten sich in Polen aktuell 1.690 Seminaristen auf die Priesterweihe vor. Das sind fast 1.200 weniger als im Herbst 2019. Eine andere Vergleichszahl macht den Rückgang noch deutlicher: 1987, als die katholische Kirche die Gewerkschaft- und Freiheitsbewegung Solidarnosc gegen die kommunistischen Machthaber in Warschau unterstützte, gab es noch mehr als 9.000 Seminaristen. Dennoch entscheiden sich in Polen weiter mehr Katholiken für den Priesterberuf als in anderen europäischen Ländern.

Kurznachrichten 

  

Papst Franziskus hat überraschend eine neue Untersuchung im Fall des bekannten Mosaikkünstlers und slowenischen Priesters Marko Rupnik (68) angeordnet. Dem ehemaligen Jesuiten wird von mehreren Ordensfrauen vorgeworfen, er habe sie unter Ausnutzung seiner Autorität als Priester zu sexuellen Handlungen gebracht. 

 

Vatikan. Im früheren Alterssitz von Benedikt XVI., dem Kloster „Mater Ecclesiae" in den Vatikanischen Gärten, sollen nach unbestätigten Angaben zum Jahresende argentinische Benediktinerinnen aus Buenos Aires einziehen. 

 

Vatikan. Kardinal Victor Fernandez (61), seit rund einem Monat Leiter der Glaubensbehörde im Vatikan, wird künftig auch über die Auslegung kirchlicher Gesetzestexte mitberaten. 

 

Brasilien. Dieser Tage fand in Rio de Janeiro die Konferenz des Netzwerks der benediktinischen Ordensschulen „BENET" statt. Insgesamt 166 Vertreterinnen und Vertreter aus 18 Nationen, darunter Direktoren, Lehrer, Ordensleute und andere Verantwortungsträger, trafen sich in der Benediktinerabtei São Bento in Rio de Janeiro. 

 

Nicaragua. Die Repressalien gegen kirchliche Institutionen gehen offenbar weiter: Am Dienstag beschlagnahmte die Polizei in dem mittelamerikanischen Land Bildungseinrichtungen, Stiftungen und Vermögen des Franziskanerordens. 

 

Deutschland. Die frühere deutsche CDU-Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (52) ist zur neuen Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) gewählt worden. Dem Verband gehören etwa 145.000 Frauen an. 

 

Südafrika. Der Südafrikanische Kirchenrat (SACC) hat eine Serie von Angriffen auf Geistliche und Gemeinden verurteilt. Man könne die „Terrorisierung" durch Bewaffnete nicht länger hinnehmen. 

Zuletzt sorgten mehrere Überfälle für Aufsehen, bei denen Gottesdienstbesucher ausgeraubt und Geistliche attackiert wurden. 

 

Deutschland. Bischof Franz Jung hat sich für einen differenzierten Umgang mit der AfD ausgesprochen. Man müsse mit allen demokratisch gewählten Parteien reden, aber im Diskurs zugleich rote Linien markieren, sagte der Bischof von Würzburg. 

Ukraine. Ein Gericht hat einen Priester wegen Landesverrats zu 15 Jahren Haft verurteilt. Es sah es als erwiesen an, dass der Geistliche der Ukrainischen Orthodoxen Kirche dem russischen Geheimdienst FSB über einen Boten Informationen über die ukrainischen Streitkräfte in der Region gemeldet hat.

Spaniens Ombudsmann für kirchlichen Missbrauch, Angel Gabilondo, hat schwere Vorwürfe gegen den katholischen Klerus des Landes erhoben. „Den Opfern wurde selten geholfen", sagte er laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) bei der Vorstellung eines Untersuchungsberichts. Stattdessen seien Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch von der Kirchenhierarchie jahrzehntelang geleugnet worden. 

 
Ungarn. Die Tiroler Glockengießerei Grassmayr hat eine neue Glocke für Ungarns größte Kirche gegossen. Die 770 Kilogramm schwere Stephansglocke ergänzt künftig das Geläut der Basilika von Esztergom. 

Österreich

Österreichs Kirche trauert um den Rechtsexperten Walter Hagel, der im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Der St. Pöltner war jahrzehntelang Rechtsreferent der Bischofskonferenz, Rechtskonsulent der Diözese St. Pölten und auch nach seiner Pensionierung 2011 ehrenamtliches Mitglied des Kuratoriums der „Stiftung Opferschutz", des Hochschulrats der KPH Wien-Krems sowie im St. Pöltner Pressverein. 

 

Wien. Der Katholische Familienverband Wien zeigte sich solidarisch mit den am Dienstag in der Bundeshauptstadt streikenden Elementarpädagoginnen und –pädagogen: „Eine Aufwertung und ein Imagewandel der Elementarpädagogik sind dringend erforderlich!“ 

 

Wien. Die von der Katholischen Aktion Österreich (KAÖ) unterstützte Initiative „183 Stunden durchgehend für das Klima" fordert die österreichischen Parlamentsabgeordneten auf, endlich effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel zu beschließen. 

 

Wien. Das Institut für Ehe und Familie (IEF) ist vor kurzem mit einer umfassenden Webseite zum Themenkomplex „Gender" im Internet präsent: www.gender.at. Dem von der Österreichischen Bischofskonferenz getragenen Institut sei es „ein Anliegen, wichtiges Grundlagenwissen zu mitunter gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themenfeldern im Kontext von Ehe und Familie zu vermitteln und somit Beiträge für eine sachliche Debattenkultur zu leisten", erklärte IEF-Direktor Johannes Reinprecht. 

Benefizkonzert für den Frieden mit singenden Priestern

Ein Benefizkonzert im Zeichen des Friedens hat „Missio Austria" (Päpstliche Missionswerke) angekündigt: Vier Priester aus drei Kontinenten singen am 21. November um 19.30 Uhr im Wiener Konzerthaus. Der Reinerlös des jährlich stattfindenden Benefizkonzerts kommt diesmal notleidenden Menschen in Syrien zugute. Die vier Geistlichen aus Indien, den Philippinen, Nigeria und Rumänien bieten ein breites musikalisches Spektrum: Auf dem Programm stehen bekannte Pop-Songs, Rap, klassische Schlager und geistliche Lieder. Die musikalische Leitung des Konzertabends übernimmt Tonmeister und Musikproduzent Elias Stejskal.

Auch das noch...

US-Republikaner wählen Evangelikalen ins dritthöchste Staatsamt 

Der frisch gewählte Speaker hatte eine Erklärung für seinen plötzlichen Aufstieg aus der politischen Anonymität an die Spitze des US-Kongresses: „Die Bibel ist sehr eindeutig", sagte Mike Johnson bei seiner Antrittsrede am Donnerstag im Repräsentantenhaus. „Gott ist derjenige, der die Obrigkeit einsetzt." Tatsächlich hatten ihm 220 Mitglieder der republikanischen Fraktion - die nach 22 Tagen sichtlich erschöpft war von den innerparteilichen Streitereien - zu einer Mehrheit verholfen. 
Dass der außerhalb der evangelikalen Welt unbekannte Abgeordnete aus Shrevenport im US-Bundesstaat Louisiana für die christliche Rechte ein Hoffnungsträger ist, steht außer Frage. Brent Leatherwood, Chef der Ethik-Kommission der größten protestantischen Einzelkirche in den Vereinigten Staaten, den Southern Baptists, zeigte sich außer sich vor Freude über den Aufstieg des ehemaligen Vorstandskollegen. „Er vertritt die Prinzipien, die vielen Southern Baptists am Herzen liegen", gratulierte Leatherwood dem neuen Speaker zu dessen rasantem Aufstieg. 
Es kam so überraschend, dass es Johnsons Ehefrau und Mutter seiner vier Kinder gar nicht mehr rechtzeitig zur Übergabe des Speaker-Hammers nach Washington schaffte. Nachdem er seiner Frau Kelly für ihre Unterstützung gedankt hatte, gab er eine Erklärung für ihr Fehlen, die viele Demokraten zusammenzucken ließ. „Sie hat die vergangenen Wochen auf ihren Knien zu unserem Herrn gebetet", sagte Johnson voller Ernst. „Sie ist jetzt ein wenig erschöpft." 
 

Papst-Vertraute Wanda Poltawska gestorben 

Die über Jahrzehnte mit Papst Johannes Paul II. (1978-2005) befreundete Psychiaterin Wanda Poltawska ist in Krakau gestorben. Sie führte über 50 Jahre eine intensive Korrespondenz mit Karol Wojtyla, dem späteren Papst, der sie als seine „Schwester" bezeichnete. Am 2. November wäre sie 102 Jahre alt geworden.
Der Schriftwechsel mit Johannes Paul II. fand auch Eingang in dessen Seligsprechungsprozess. Beim Tod des Papstes 2005 gehörte Poltawska zu den wenigen Vertrauten an seinem Sterbebett. 1967 hatte sie das Institut für Familientheologie an der Päpstlichen Theologischen Akademie in Krakau, der heutigen Päpstlichen Universität Johannes Paul II., gegründet. Das Institut leitete sie 33 Jahre lang.
Als Poltawska 1962 an Darmkrebs erkrankte, wandte sich Wojtyla, damals Weihbischof in Krakau, über einen Boten brieflich an den als wundertätigen Priester verehrten Pater Pio (1887-1968) und bat ihn um besondere Fürsprache für seine Freundin. Diese war noch vor der Operation geheilt; eine medizinische Erklärung dafür gab es nicht. 

Polens Bischöfe schweigen zum Wahlsieg der liberalen Opposition 

Die Zeiten, in denen sich polnische Bischöfe offen für einen Kandidaten oder eine Partei aussprachen, sind lange vorbei. Für den heutigen Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, war die Parlamentswahl vom vergangenen Sonntag quasi ein Tabuthema. Der 74-Jährige sagte weder in den Wochen vor dem Urnengang noch in den Tagen danach etwas zur Wahl. Auch der Pressesprecher der Bischofskonferenz äußerte sich trotz Anfrage bisher nicht. Offensichtlich will die katholische Kirche so ein Zeichen für parteipolitische Neutralität setzen. Bischöfen wurde in den vergangenen Jahren eine Nähe zur bis dato regierenden PiS vorgeworfen. 
Laut Franziskanerpater Lech Dorobczynski hat sich bereits 1995 herausgestellt, dass eine kirchliche Wahlempfehlung kontraproduktiv sei. Damals hätten Journalisten Polens Kardinalprimas Jozef Glemp so lange befragt, bis er schließlich verraten habe, er werde bei der Präsidentschaftswahl für Amtsinhaber Lech Walesa stimmen. Walesa wurde dann jedoch abgewählt. 
 

Salzburger Caritas pocht auf Maßnahmen zur Wohnkosten-Senkung 

Vor weitreichenden Folgen der hohen Mietpreise in Salzburg warnt die Caritas der dortigen Erzdiözese. 13 Prozent der Bevölkerung des Bundeslandes seien derzeit von Armut oder Ausgrenzung gefährdet, wobei teure Wohnkosten absehbar noch mehr Menschen in die Armutsfalle zu drängen drohten. 
Sowohl der Bund wie auch die Landesregierung müssten dringend strukturelle Lösungen zur Senkung der Wohnkosten finden, da sich schlechte Wohnverhältnisse negativ auf die gesamte Lebensführung auswirkten. „Wohnen ist eine Notwendigkeit, ein zentrales menschliches Grundbedürfnis", mahnte Caritas-Direktor Johannes Dines in einer Aussendung. 
Von allen Bundesländern leben in Salzburg laut Caritas die wenigsten Hauseigentümer - was bedeutet, dass der Großteil mietet. Salzburg weist laut der Caritas nach Wien die durchschnittlich höchsten Wohnkosten Österreichs auf, mit einem Mietpreis in der Stadt Salzburg von derzeit durchschnittlich 17,50 Euro pro Quadratmeter inklusive Betriebskosten. 
Konkret fordert das kirchliche Hilfswerk eine Mietpreisbremse, mit welcher erst die Mietpreissteigerungen eingedämmt werden könnten. Die Sozialhilfe und die Wohnzuschüsse sollten dahingehend reformiert werden, dass es künftig wieder Mindeststandards statt Höchstsätzen gebe. 

Pflege: Neues Vorzeige-Bauprojekt der CS in Wien-Kalksburg

Wien verfügt über ein neues Vorzeigezentrum im Bereich Pflege: Im Pflegezentrum CS Kalksburg, das Gesundheitsstadtrat Peter Hacker am Dienstag auf Einladung der Trägerinnen von der Caritas Socialis (CS) eröffnete, finden 152 Personen mit Unterstützungsbedarf professionelle Pflege, bestmögliche schmerzmedizinische Betreuung, psychosoziale und spirituelle Unterstützung. Bis zu 25 Personen können täglich das CS Tagezentrum nutzen, ab 2026 wird auch Betreutes Wohnen angeboten, wie die CS in einer Aussendung mitteilte. Die hohe fachliche Kompetenz gerade im Bereich Demenzerkrankungen und die palliative Unterstützung stehe "ab sofort allen Wienerinnen und Wienern offen".
Das Haus der Caritas Socialis werde „allen Anforderungen der modernen Pflege gerecht", lobte Hacker bei der Eröffnung. Beim Bau sei auch besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit und schonenden Umgang mit Ressourcen gelegt worden.
Die Caritas Socialis ist eine langjährige Partnerorganisation des Fonds Soziales Wien (FSW). Dessen Geschäftsführerin Susanne Winkler attestierte „höchste Lebensqualität" für die künftig hier Lebenden.
CS-Geschäftsführer Robert Oberndorfer legte dar, dass in das zwischen August 2021 und September 2023 umgesetzte Bauprojekt das Know-how der Caritas Socialis aus mehr als 100 Jahren Pflege- und Betreuungserfahrung eingeflossen sei. Die 1919 von Hildegard Burjan gegründete geistliche Schwesterngemeinschaft sei Pionierin auf dem Gebiet der Palliativen Betreuung im CS Hospiz Wien, der Demenzbetreuung und der Begleitung von Menschen mit MS. 
Aktuell betreuen 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 78 Pflegebedürftige im wohl modernsten Pflegezentrum Wiens. Bis zum Vollausbau mit maximal 152  Betreuten werden noch Pflegekräfte aufgenommen.