JA
die neue Kirchenzeitung
4. August 2024
Lesungen: Ex 16,2-4.12-15; Eph 4,17.20-24; Evangelium: Joh 6,24-35.
Bedeutung der Sprache
„Der Glaube kommt vom Hören“. Das stellte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom (Röm 10,17) fest.
Der deutsche Theologe und Religionsphilosoph Prof. Hans-Joachim Höhn ist jüngst mit dem „Theologischen Preis" der Salzburger Hochschulwochen für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden.
In seinen Dankesworten skizzierte Höhn Eckpunkte einer „aphoristischen Theologie". Eine zeitgemäße Rede von Gott müsse nicht nur provokativ sein, sondern ihrer Form nach von aphoristischer „Kürze und Würze" geprägt sein.
Die Sprache sei schließlich das „wichtigste Handwerkszeug" der Theologie - entsprechend komme es auf jedes einzelne Wort an. Dies müsse sitzen, irritieren, provozieren und dürfe dabei auch humorvolle Brechungen enthalten.
Die Bedeutung der Sprache ist so manchen unserer Oberhirten nicht bewusst. Sie schicken bisweilen ausländische Priester in eine Pfarre, deren Worte nur schwer oder kaum verständlich sind.
Die Mutter einer Ordensfrau sagte mir vor einiger Zeit, wenn sie sich nicht das Evangelium zuvor in der Kirchenzeitung durchlese, verstehe sie selbst dieses in der Messe nicht – die Predigt sowieso nicht… P. Udo
Hilfswerk: Großteil geflohener Christen zurück in Ninive-Ebene
Zehn Jahre nach der Vertreibung durch Terroristen des „Islamischen Staates" (IS) ist nach Hilfswerksangaben ein großer Teil der vertriebenen Christen in die irakische Ninive-Ebene zurückgekehrt. Das teilte die katholische Organisation „Kirche in Not" am Donnerstag in München mit. Sie berief sich auf Angaben des chaldäisch-katholischen Erzbischofs von Erbil, Bashar Warda. Er sagte demnach: „2014 waren 13.300 christliche Familien in der Ninive-Ebene registriert, von ihnen sind 11.000 im Land geblieben." 9.000 seien in die Ninive-Ebene zurückgekommen.
Bei jenen Christen, die den Irak verlassen hätten, gebe es indes kaum Hoffnung auf eine Rückkehr, fügte Warda hinzu. Viele von ihnen hätten im Libanon, in Jordanien, der Türkei und in westlichen Ländern eine neue Heimat gefunden. Junge Christen hätten dort Familien gegründet und kämen nur noch in den Irak, um Verwandte zu besuchen. Andere hätten Angst vor einer neuen Eskalation im Irak, die durch den aktuellen Konflikt im Heiligen Land und im Libanon geschürt werde.
50.000 Ministranten aus 20 Ländern in Rom
Papst Franziskus ist am Dienstagabend (30. August) von Tausenden jungen Menschen auf dem Petersplatz gefeiert worden. „Der Petersplatz ist immer schön, aber mit Euch ist er noch viel schöner", sagte der Papst unter dem Beifall der Teilnehmer der Internationalen Ministrantenwallfahrt. „Danke, dass ihr nach Rom gekommen seid", sagte Franziskus auf Italienisch. Zuvor hatte der 87-Jährige die jungen Pilger auch mit einem deutschen „Guten Abend" und „Willkommen" begrüßt. Ebenso schloss er auf Deutsch: „Danke, liebe junge Freunde! Und einen guten Weg zusammen mit Jesus!"
An der 13. Ministrantenwallfahrt…
… nahmen rund 50.000 Messdienerinnen und Messdiener aus 20 Ländern teil, allein 35.000 aus Deutschland, 800 aus der deutschsprachigen Schweiz und 3.200 aus Österreich. Die fünftägige Wallfahrt bis Samstag steht unter dem Motto „Mit Dir" aus dem biblischen Buch Jesaja.
Das Leitwort „Mit Dir" beeindrucke ihn, weil es in zwei Worten das Geheimnis des Lebens und der Liebe enthalte, sagte der Papst. In der Kommunion sei Jesus geistlich und körperlich „mit uns", so Franziskus. Auf diese Weise könnten auch Ministrantinnen und Ministranten, die beim Altar ihren Dienst verrichten, das biblische Liebesgebot erfüllen, nicht mit Worten, sondern mit Taten: „mit jemandem weinen, der weint, sich mit jemandem freuen, die sich freut, ohne Urteile und Vorurteile, ohne Verschlossenheit, ohne Ausgrenzung".
Ausdrücklich dankte er…
… den Ministrantinnen und Ministranten, dass sie nach Rom gekommen seien, „um miteinander die Freude zu teilen, zu Jesus zu gehören, Diener seiner Liebe zu sein, Diener seines verwundeten Herzens, das unsere Wunden heilt, das uns vor dem Tod rettet, das uns das ewige Leben schenkt", schloss der Papst. Den Abschlusssegen nach der rund 90-minütigen Feier erteilte der Papst wiederum auf Deutsch - die Sprache hatte er bei einem Studienaufenthalt als junger Mann in Frankfurt gelernt, doch nutzt er sie in der Öffentlichkeit sehr selten.
Foto: Das große Weihrauchfass auf dem Petersplatz stammt aus Augsburg. Es ist das größte in Europa.
Foto: Vatican Media.
Papst dankt in Ostia Zirkusartisten und besucht alte Bekannte
Der Papst zwischen Kettenkarussel und Wurfbuden: Franziskus nutzt seinen Sommerurlaub und besucht einen Freizeitpark bei Rom. Wie der Vatikan mitteilte, fuhr er am Mittwochnachmittag nach dem Treffen mit den Teilnehmern der Ministrantenwallfahrt in den Lunapark nach Ostia. In einer kurzen Begegnung mit Zirkusartisten dankte er diesen für ihre Arbeit – „für alles was Sie tun, um Menschen zum Lächeln zu bringen. Danke, dass Sie helfen, Freude zu bringen", sagte der Papst.
Unmittelbar im Lunapark wohnt in einem alten Wohnwagen eine gute Bekannte des Papstes, die französische Ordenschwester Genevieve Jeanningros. Die beiden über 80-Jährigen kennen sich noch aus Argentinien, wo das heutige Kirchenoberhaupt einst Erzbischof von Buenos Aires war. Nach seiner Wahl zum Papst trafen sich Genevieve und Franziskus in Rom wieder und blieben in Verbindung. Schon einmal 2015 besuchte der Papst die Ordensfrau in ihrem acht Meter langen Bauwagen. Seitdem heißt der Kiesweg, an dem Genevieve und die Schausteller des kleine Freizeitparks wohnen, „Viale Papa Francesco".
Seit über 14 Jahren lebt die Französin, die zum Orden der Kleinen Schwestern Jesu gehört, im römischen Lunapark. Zuvor waren andere Kirmesplätze ihr Zuhause. Anders als andere Gemeinschaften leben die Schwestern ihres Ordens nicht in Klostergebäuden, sondern oft in einem nichtreligiösen Umfeld. Ihren Lebensunterhalt erwirtschaften sie meist als einfache Arbeiterinnen, etwa in Fabriken oder eben in Kirmesbuden.
Kritik an Verhöhnung des Christentums beim Olympia-Start
Die Bischöfe Frankreichs haben Kritik an einer Szene der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris geäußert, bei der es „Spott und Verhöhnung des Christentums" gegeben habe. In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme drücken sie ihr „tiefstes Bedauern" über einen bestimmten Teil der vierstündigen Show aus. Christen auf allen Kontinenten seien durch die Provokation und Übertreibung verletzt worden, so die Bischöfe. Zugleich dankten sie Vertretern anderer Religionen, die nach der Zeremonie ihre Solidarität bekundet hätten.
Bei der umstrittenen Szene hatten Drag Queens gemeinsam mit Tänzern und Performern auf einer Brücke über die Seine offenbar das letzte Abendmahl Christi mit seinen Jüngern in der Version von Leonardo da Vinci nachgestellt - und zwar parodierend als Transgender-Party und Modeschau. Prominenteste Darstellerin war Nicky Doll, bekannt für die Moderation des Drag Race France, die bereits im Vorfeld der Spiele die Olympische Fackel ein Stück getragen hatte.
Allen, die sich von der Darstellung angegriffen fühlten, wolle man vermitteln, dass das "Fest" der Olympischen Spiele weit über „ideologische Parteinahme einiger Künstler" hinausreiche, betonen die Kirchenführer. Sport sei ein „wunderbarer Akt, der die Herzen der Athleten und Zuschauer tief berührt", es würden wichtige Werte und Prinzipen dabei vermittelt. Erst recht könnten die Olympischen Spiele zu mehr Einheit, Zusammenhalt, Frieden und gegenseitiger Achtung unter den Menschen beitragen.
Abseits der kritisierten Szene habe die Eröffnungszeremonie „wunderbare Momente der Schönheit, der Freude und des Glücks" geboten, hoben die Bischöfe hervor. Die dabei ausgelösten Emotionen seien zurecht von vielen gelobt worden.
Kardinal Paglia: „Blasphemische Verspottung eines der heiligsten Momente des Christentums"
Nach den französischen Bischöfen haben auch der vatikanische Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, weitere Bischöfe sowie auch Politiker Teile der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris kritisiert. Die Oberhirten Frankreichs hätten Recht mit ihrem Einspruch an der Parodie des Letzten Abendmahls, es handle sich dabei um die „blasphemische Verspottung eines der heiligsten Momente des Christentums", sagte der Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben laut dem Portal Vatican News im Interview mit der italienischen Zeitung „Il Giornale". Die Szene habe das „hohe olympische Ideal" von Brüderlichkeit, Freiheit, Gleichheit und Respekt „besudelt", so Paglia.
„Zurschaustellung des amerikanischen Kulturimperialismus“
Ihre Empörung bekannten auch Vertreter politischer Rechtsparteien mehrerer Länder. Italiens Vizepremier und Lega-Chef Matteo Salvini wetterte auf der Plattform X gegen die „Beleidigung von Millionen von Christen" und den „wirklich schrecklichen Anfang" der Spiele. Familienministerin Eugenia Roccella von der Partei „Fratelli d'Italia" um Premierministerin Giorgia Meloni kritisierte die „Zurschaustellung des amerikanischen Kulturimperialismus mit den klassischen Anhängseln Transgender, Fluidität, Multikulturalismus". Auch die russisch-orthodoxe Kirche, das Außenministerium in Moskau sowie der Milliardär Elon Musk reagierten ähnlich.
Seitens der Olympia-Organisatoren wurde die Kritik zurückgewiesen und die Kunst- und Meinungsfreiheit betont.
Mit Besorgnis blickt der Wiener Dogmatiker Prof. Jan-Heiner Tück…
… auf jüngste Vorkommnisse bei den Olympischen Spielen: Zum einen auf die queere Inszenierung der Eröffnungsfeier der Spiele, zum anderen auf weitere Vorfälle, die eine wachsende Distanz gegenüber christlichen Symbolen zeigen würden. In einem Gastkommentar in der Tageszeitung „Die Presse" schreibt Tück: „Die Anbindung an das, was früheren Generationen heilig war, soll diskret gekappt werden und gleichzeitig wird übersehen, dass ein Drittel der Menschheit auch in der Gegenwart sich als christlich versteht." Ein negatives Verständnis von Religionsfreiheit habe ein positives Verständnis absorbiert.
Tück erinnert daran, dass es bereits vor Beginn der Olympischen Spiele Dissonanzen gegeben habe: „Zuerst wurde bei Plakaten des Olympischen Dorfes das Kreuz wegretuschiert. Historische Wahrzeichen von Paris, darunter der Eiffelturm, der Arc de Triomphe und eben auch die Kuppel des Invalidendoms sind auf dem farbenfrohen Bild von Ugo Gattoni zu sehen, aber ohne das Kreuz."
Bayerns Innenminister: Olympia-Eröffnungsfeier gefährdet Frieden
Bayerns Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) sieht in der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele eine Friedensgefahr. "Dieser Auftritt mag vom Recht auf Kunst- und Meinungsfreiheit gedeckt sein. Aber es ist ein extrem schlimmes Beispiel für mangelnden Respekt vor der religiösen Überzeugung anderer. So etwas gefährdet den inneren Frieden in unserem Land", sagte Herrmann in einem am Freitag veröffentlichten Interview des katholischen Magazins „innehalten" aus München.
Der Minister fügte an: „Es ist unglaubwürdig, ganz bewusst das Abendmahl als sexualisiertes Trinkgelage zu inszenieren und dann zu behaupten, eine Verletzung religiöser Gefühle habe man nicht gewollt. Wie ungeheuer sensibel reagieren diese Leute, wenn jemand ihre vermeintlich geschlechtergerechte Sprache infrage stellt oder die zahlreichen beliebigen geschlechtlichen Orientierungen nicht sofort versteht." - Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt.
Salzburg: „Theologischer Preis" an Hans-Joachim Höhn verliehen
Der deutsche Theologe und Religionsphilosoph Prof. Hans-Joachim Höhn ist mit dem „Theologischen Preis" der Salzburger Hochschulwochen für sein Lebenswerk ausgezeichnet worden. Höhn erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Preis am Mittwochabend in Salzburg. Höhn sei „eine der prägenden Stimmen zeitgenössischer katholischer Theologie" und zugleich ein „engagierter Anwalt für eine vernunftgemäße Rede von Gott", heißt es in der Jury-Begründung, aus der Hochschulwochen-Obmann Prof. Martin Dürnberger bei der Verleihung am Mittwochabend in der Großen Aula der Universität Salzburg zitierte.
Anwesend waren bei der Verleihung u.a. Erzbischof Franz Lackner, Erzabt Korbinian Birnbacher (St. Peter), Abt Theodor Hausmann (Abtei St. Stephan), Abt Johannes Perkmann (Abtei Michaelbeuern), Alterzabt Jeremias Schröder (St. Georgenberg), sowie Erzabt Wolfgang Öxler (Erzabtei St. Ottilien) und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft. Der Preis wurde heuer vom Benedikterkloster St. Georgenberg gestiftet.
Schmidt: Höhn treibt „Theologie, die an der Zeit ist"
Die Laudatio auf Höhn hielt der Frankfurter Religionsphilosoph Prof. Thomas M. Schmidt. Schmidt, den eine lange, bis in die gemeinsame Studienzeit zurückreichende Freundschaft mit Höhn verbindet, würdigte den Preisträger als brillanten Denker, der sich stets um eine Synthese von Theologie und Philosophie bemühe und damit für Generationen von Studierenden zum „Vorbild und Rollenmodell in jeder Hinsicht" geworden sei. Wolle man Höhns Schaffen auf einen Nenner bringen, so sei dies sein Ringen um eine „Theologie, die an der Zeit ist", so Schmidt unter Verweis auf eine gleichnamige Publikation Höhns aus den 1990er-Jahren.
Höhn schaffe es in seinen Arbeiten stets, „gegenüber den Glaubenden die Sache der Vernunft und gegenüber der Vernunft die Sache des Glaubens zu vertreten", so Schmidt.
Höhn: Plädoyer für aphoristische „Kürze und Würze"
In seinen Dankesworten skizzierte Höhn Eckpunkte einer „aphoristischen Theologie". Eine zeitgemäße Rede von Gott müsse nicht nur provokativ sein, sondern ihrer Form nach von aphoristischer „Kürze und Würze" geprägt sein. Die Sprache sei schließlich das „wichtigste Handwerkszeug" der Theologie - entsprechend komme es auf jedes einzelne Wort an. Dies müsse sitzen, irritieren, provozieren und dürfe dabei auch humorvolle Brechungen enthalten.
Mit zahlreichen Beispielen zeigte Höhn auf, was ihn derzeit auch in einer kommenden Publikation umtreibt: die Suche nach einer neuen, knappen Sprachform für die Theologie, um so sowohl gegen eine „Banalisierung von Glaubensaussagen" als auch gegen eine Dogmatisierung vorzugehen. Aphorismen seien geeignet, um „religiöse Sprechblasen zum Platzen zu bringen" - etwa, indem sie der Rede von einer „knienden Theologie" die Frage entgegenhalten, was denn herauskommen könne, wenn das Knie zum Denkorgan werde: „Zuerst in die Knie gegangen, dann auf den Kopf gefallen", so eines der Beispiele, die Höhn anführte.
Was nicht in kurze Texte passe, sei „auch nicht der Rede wert", zeigte sich der Theologe überzeugt. In einer Zeit, in der Sätze von und zu Gott „kaum noch Abnehmer" fänden, sei es notwendig, sich als „Wortschatzgräber" zu betätigen und sich „nach poetischen Claims der Gottesrede umzuschauen", so Höhn abschließend. „Gott kommt zu Wort, wenn wir darum ringen".
Foto: Kathpress / Henning Klingen.
Lateinische Pfarrei in Gaza erhält weitere Hilfsmittel
Zwei Monate nach der Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem und dem Malteserorden hat eine neue Hilfslieferung die palästinensische Bevölkerung im Norden Gazas erreicht. Es handelt sich um die zweite Lieferung dringend benötigter Güter für die Pfarrei in der palästinensischen Enklave, berichtete Vatican News.
Darunter sind vor allem lang haltbare Lebensmittel wie Nudeln und Reis, Salz, Zucker, Milchpulver und Speiseöl. Mit der etwa 40 Tonnen schweren Hilfslieferung könnten etwa 1000 palästinensische Familien unterstützt werden, wie Malteser International, das internationale Hilfswerk des Malteserordens mit Sitz in Köln, in dieser Woche mitteilte. Ziel des Hilfskonvois war das neue Verteilungszentrum, das das Lateinische Patriarchat in der Nähe seiner Räumlichkeiten im Norden von Gaza eingerichtet hat. Ein Hilfspaket kann eine fünfköpfige Familie einen Monat lang ernähren, so die Schätzung des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem.
„Es fehlt an allem“
„Die Situation der Bevölkerung in Gaza ist kaum in Worte zu fassen. Es fehlt an allem. Im Umfeld unserer Partnergemeinde gibt es kein intaktes Gebäude mehr, im gesamten Gazastreifen zeichnet sich ein Bild der Verwüstung und massiver Zerstörung ab. Der Zugang zu lebensnotwendigen Hilfsgütern ist eingeschränkt“, berichtet Thomas Weiss, Leiter der Nahostabteilung bei Malteser International. Man sei „froh und dankbar“, dass es möglich gewesen sei, dank der Zusammenarbeit mit dem Lateinischen Patriarchat eine neue Hilfslieferung auf den Weg zu bringen, zeigt er sich dankbar für die Kooperation.
Fortsetzung der gemeinsamen humanitären Mission
Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hatte im Mai zum ersten Mal seit Ausbruch des Krieges am 7. Oktober die katholische und die orthodoxe Gemeinde in Gaza besucht. Der Besuch war die erste Etappe dieser gemeinsamen humanitären Mission des lateinischen Patriarchats und des Souveränen Malteserordens in Zusammenarbeit mit Malteser International und anderen Organisationen.
WFP reduziert Hilfspakete
Unterdessen werden die UN-Hilfspakete mit Lieferungen für notleidende Familien im Gazastreifen kleiner. Man sei gezwungen, die Rationen zu kürzen, „um eine breitere Versorgung der neu vertriebenen Menschen zu gewährleisten“, teilte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) am Freitag auf der Plattform X mit.
Verantwortlich für die Krise macht das WFP die anhaltenden Vertreibungen durch die israelische Kriegführung. „Kein Ort in Gaza ist sicher.“ Zudem seien bestehende Lebensmittelvorräte ebenso wie Hilfslieferungen nach Zentral- und Süd-Gaza sehr begrenzt, während die Einfuhr kommerzieller Güter fast vollständig zum Erliegen gekommen sei.
Hilfswerk: Angriffe auf Christen in Israel nehmen zu
Christen im Heiligen Land leiden unter einer "beunruhigenden Zunahme" von Angriffen: Sie werden bespuckt, physisch belästigt, ihr Eigentum und ihre Friedhöfe werden beschädigt und ihre religiösen Feiern gestört. Darauf hat das Hilfswerk "Kirche in Not" am Freitag in einer Aussendung aufmerksam gemacht. "Kirche in Not" bezog sich dabei auf einen Bericht des in Jerusalem ansässigen Rossing Center.
Demnach hat der Bericht den Anstieg der Feindseligkeiten gegenüber Kirchen und deren Mitgliedern im Jahr 2023 zum Gegenstand. Hierzu zähle ein „besorgniserregender Anstieg an schweren Sachbeschädigungen und schweren körperlichen Angriffen", von denen Gemeinden in der Altstadt von Jerusalem betroffen sind.
Die gewalttätigen Angriffe und Sachbeschädigungen gegen kirchliche Einrichtungen würden meistens von „marginalisierten, jungen, ultraorthodoxen Männern mit extrem-nationalistischer Einstellung durchgeführt", so Hana Bendcowsky vom Rossing Center. Sogar unter den Ultraorthodoxen sei ein solches Verhalten nicht die Regel; „die meisten von ihnen würden niemals eine Kirche betreten, um eine Jesus-Statue in Trümmer zu schlagen".
Kurznachrichten
Papst Franziskus hat den Teilnehmenden der „Outreach"-Konferenz für LGBTQ-Katholiken seine geistliche Nähe zugesichert.
Der Vatikan verzeichnet für das vergangene Jahr laut Medienberichten ein Haushaltsdefizit von 83 Millionen Euro. Das seien fünf Millionen mehr gewesen als im Jahr zuvor, berichtet die Zeitung „La Repubblica“. Laut der kürzlich vom Wirtschaftsrat unter Leitung von Kardinal Reinhard Marx verabschiedeten Bilanz des Heiligen Stuhls standen Einnahmen von 1.152 Millionen Euro Betriebsausgaben von 1.236 Millionen Euro gegenüber.
Vatikan. Aus der Veröffentlichung des APSA-Jahresabschlusses geht hervor, dass die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls 37,9 Millionen zur Mission des Papstes beigetragen hat. Zudem hat sie ihr Vermögen um 7,9 Millionen erhöht – und dies ohne den Verkauf institutioneller Immobilien und ohne eine Beeinträchtigung des Vermögens des Heiligen Stuhls.
Palästina. Auf den sogenannten Hirtenfeldern von Beit Sahur wenige Kilometer südöstlich von Bethlehem ist diese Woche nach vier Jahren Bauzeit die kroatische Kapelle als Teil einer internationalen Pilgerstätte feierlich eröffnet worden.
Venezuela. Im Zuge landesweiter Proteste gegen Venezuelas Präsident Nicolas Maduro wegen Wahlbetrugs-Anschuldigungen haben die Bischöfe des Landes ihren Aufruf für die Achtung des Wählerwillens erneuert.
Südafrika. Daniel Omer Verstraete, einer der letzten Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und bis 1994 Missionsbischof in Klerksdorp/Südafrika, hat am 31. Juli seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Indonesien. In der neuen Hauptstadt Nusantara, die am 17. August anlässlich des Unabhängigkeitstages des Inselstaates eingeweiht wird, ist auch ein großes katholisches Kirchengebäude geplant – eine „Franz-Xaver-Kathedrale". Das gab das Religionsministerium bekannt.
Palästina. Die griechisch-orthodoxe Porphyrios-Kirche in Gaza ist erneut von Raketen getroffen worden. Dabei wurden drei Menschen mittelschwer verletzt, wie das Nachrichtenportal „Orthochristian" berichtete.
Ungarn. Die Katholische Peter-Pazmany-Universität (PPKE) bekommt einen neuen Campus im Stadtzentrum von Budapest. Für die renommierte Hochschule wurde infolge des großen Andrangs von Studierenden der bisherige Standort im Pazmaneum im Budapester Vorort Piliscsaba zu klein. Das Budget für das Projekt wird auf 200 bis 250 Milliarden Forint (500 bis 630 Millionen Euro) geschätzt.
Österreich
Österreich. Die Bundesregierung hat den 2. August zum nationalen Gedenktag an die während des Nationalsozialismus ermordeten Roma und Sinti erklärt.
Österreich. Knapp 645.000 Euro hat der Orden der Grabesritter in Österreich im vergangenen Jahr für Hilfsprojekte im Heiligen Land aufgebracht. Die Grabesritter finanzieren etwa den Unterhalt von Kirchen, Schulen, Kindergärten, Sozialstationen und Altenheimen in Israel, Jordanien und Palästina.
Salzburg. Philipp Hochmair (50), gefeierter „Jedermann" der Salzburger Festspiele 2024, betrachtet die Rolle derart, als wäre ihm ein religiöses Amt angetragen worden. Das sagte der Schauspieler der „Süddeutschen Zeitung".
Niederösterreich. Über jenen Pfarrer, der im Waldviertel gegen das Suchtmittelgesetz verstoßen haben soll, ist laut APA die Untersuchungshaft verhängt worden. Der 38-Jährige Priester der Erzdiözese Warschau wird verdächtigt, Methamphetamin für den Weiterverkauf hergestellt zu haben.
Steiermark. Mehr als 50 Bischöfe aus Europa, Afrika, Asien und Amerika, die der Fokolar-Bewegung nahestehen, kamen jüngst zum traditionellen Bischofstreffen zusammen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern, zu beten und zu meditieren und sich über kirchliche und gesellschaftspolitische Fragen und Themen auszutauschen.
Oberösterreich. Mehr als 500 Jugendliche und junge Erwachsene haben sich von 20. bis 25. Juli im Stift Kremsmünster zum Jugendtreffen versammelt. Das oberösterreichische Benediktinerkloster ist der neue Austragungsort des katholischen Events mit Teilnehmenden aus Österreich, Schweiz, Südtirol und Deutschland; zuvor hatte es von 1992 bis 2023 im steirischen Pöllau stattgefunden.
Maronitischer Patriarch wird seliggesprochen
Patriarch Stephan Doueihy (1630-1704) gilt als Reformer der Maronitischen Kirche, Förderer der Bildung und Pionier der Ökumene im Orient. Am 2. August wurde er am Amtssitz des amtierenden libanesischen Patriarchen, Kardinal Bechara Rai, seliggesprochen, wie das maronitische Patriarchat mitteilte.
In seiner Amtszeit unterstützte er laut Bericht der Zeitung "Orient le Jour" die Gründung des ersten maronitischen Mönchsordens sowie weiterer Orden. Eine entscheidende Rolle spielte er sowohl bei der Förderung von Bildungseinrichtungen als auch der arabischen Sprache. Unter anderem setzte er sich für Arabisch als Liturgiesprache ein, um die Christen im orientalischen Umfeld stärker zu verwurzeln.
Doueihys Vision von in gegenseitigem Respekt zusammenlebenden Gemeinschaften hätten „den Grundstein für einen zukünftigen multikommunalen Libanon" gelegt, erklärte Professor Tanios Njeim von der katholischen Universität Kaslik gegenüber der Zeitung. Den Maroniten habe er dabei die Rolle als „Werkzeug der Kommunikation und Begegnung in der Region" zugeschrieben.
Auch das noch...
Österreichische Regierung setzt Zeichen gegen Christenverfolgung
Österreichs Regierung will künftig jedes Jahr eine Million Euro speziell für Hilfsprojekte aufwenden, die verfolgten religiösen Minderheiten in aller Welt zugutekommen. Das hat Ministerin Susanne Raab am Freitag gegenüber „Kathpress" angekündigt. Die Hilfe ist vor allem, aber nicht nur, für verfolgte Christinnen und Christen gedacht. Am Freitagvormittag hatte der Ministerrat einen entsprechenden (Umlauf-)Beschluss gefasst.
Raab hob gegenüber „Kathpress" die Bedeutung der Religionsfreiheit hervor, die in vielen Ländern der Welt nicht oder nicht ausreichend gewährleistet sei. Es sei deshalb „unsere besondere Verantwortung, uns auch international gegen die Verfolgung von religiösen Minderheiten einzusetzen". Christinnen und Christen seien dabei weltweit die größte verfolgte Minderheit und bräuchten besonderen Schutz und Unterstützung.
Fußball: Generationenwechsel bei Priester-Nationalmannschaft
Generationenwechsel bei Österreichs Priesterfußball-Nationalelf: Seit 2011 war der Pfarrer von Opponitz (Diözese St. Pölten), Hans Wurzer (62), Präsident der Priester-Fußballnationalmannschaft. Nun folgt ihm Michael Semmelmeyer, 29-jähriger Kaplan im niederösterreichischen Perchtoldsdorf (Erzdiözese Wien). Er hat sein „Amt" mit Anfang August angetreten.
Semmelmeyer stammt aus Schöngrabern im Weinviertel, schon seit der Volksschule spielt er in einem Fußballverein. Er möchte zwei Gruppen von Priesterspielern für West- und Ostösterreich bilden, damit aufgrund der regionalen Nähe öfters trainiert werden kann, wie es in einer Aussendung der Priesternationalelf heißt. Damit sollen die Ergebnisse bei den jährlichen Europameisterschaften verbessert werden.
Ökumenischer Patriarch übt scharfe Kritik an Russischer Kirche
Mit scharfen Worten hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. einmal mehr den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill bzw. die gesamte Hierarchie der Russisch-orthodoxen Kirche (ROK) kritisiert. In einem Schreiben an den Patriarchen von Alexandrien, Theodoros II., prangerte er u.a. das Eindringen der ROK in Afrika, das traditionell Jurisdiktionsgebiet des Patriarchats von Alexandrien ist, als „unbrüderlich" und „antichristlich" an.
Die Verantwortlichen der ROK mit Patriarch Kyrill an der Spitze würden sich wie ein „Mob" verhalten und die rassische Dominanz über die kirchliche Einheit stellen. „Sie gehorchen nicht dem demütigen Christus, sondern dem mächtigen Gold", so Bartholomaios I.
Orthodoxer Bischof begrüßt neue europäische Syrien-Politik
Der aus Syrien stammende antiochenisch-orthodoxe Bischof Isaak (Barakat) begrüßt den Vorstoß westlicher Außenminister, sich Syrien diplomatisch anzunähern. „Wir sehen hierin die Chance, durch Dialog und diplomatische Annäherung den leidenden Menschen in Syrien konkret zu helfen", sagte der Metropolit des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Antiochia für Deutschland und Mitteleuropa am Dienstag gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Barakat nannte ausdrücklich die Wiedereröffnung der italienischen Botschaft in Damaskus und die Forderungen nach einer neuen Syrien-Politik. Der Bischof ist auch für die beiden antiochenisch-orthodoxen Gemeinden in Österreich (Wien und Tirol) zuständig.
Zuletzt hatten acht EU-Länder unter Führung Italiens und Österreichs einen Kurswechsel gegenüber dem Assad-Regime gefordert. Sie plädierten für die Ernennung eines Syrien-Beauftragten, um die Beziehungen neu auszuloten.
Ordensvertreter: Von den Christen im Tur Abdin lernen
Ein „christliches Volk, das nicht aufgibt, das für sich und seine Identität einsteht, komme was wolle" haben Vertreter der österreichischen Ordenskonferenz im südosttürkischen Tur Abdin gefunden. Dass viele Bewohner der einst christlichen Region ermordet oder vertrieben worden waren oder sich zur Auswanderung - viele als Gastarbeiter in deutschsprachige Länder - entschlossen hätten, sei wenig bekannt, hieß es in einem Bericht über einen einwöchigen Besuch zu Monatsbeginn. Die wenigen Verbliebenen - darunter auch Ordensleute - gäben mit ihrer Freude und Lebensenergie dennoch Anlass zum Staunen.
Ein Kloster mit nur einem Mönch ist keine Seltenheit
„Klosterleben wird im Tur Abdin anders gedacht als bei uns im Westen", resümieren die Teilnehmer der Delegation, der aus den Reihen der Ordenskonferenz Generalsekretärin Sr. Christine Rod, Geschäftsführer Peter Bohynik sowie die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Renate Magerl, angehörten, sowie außerdem Vertreter der „Initiative Christlicher Orient" (ICO) und von „Biblisch Reisen". „Ein Kloster mit nur einem Mönch ist keine Seltenheit. Für uns zuerst unvorstellbar, erklären uns die Mönche mit einer Selbstverständlichkeit, dass sie ja nicht allein seien. Es kommen Gäste, es sind Studenten hier, die Aramäisch lernen, und in vielen Klöstern leben auch Nonnen."
Von den einst 80 Klöstern im Tur Abdin sind nur noch wenige erhalten und bewohnt
Die Lebensgeschichten der besuchten Mönche und Bischöfe seien allerdings "teilweise sehr hart", heißt es in dem Bericht; sie reichten von Verhaftungen und Gefängnisaufenthalten bis hin zu Landraub und Gerichtsverfahren, die sich ewig hinziehen, und auch das Erdbeben vom 6. Februar 2023 habe etliche Kirchen zerstört. Von den einst 80 Klöstern im Tur Abdin seien heute nur wenige erhalten und bewohnt. Sie würden dennoch renoviert und erhalten - mit viel Einsatz und Engagement von einzelnen Mönchen und Bischöfen, aber auch mit Spenden, die vorrangig von den ausgewanderten Christen stammten.
Klöster aus dem 3. Jahrhundert
Der Tur Abdin ist das spirituelle und kulturelle Zentrum des syrisch-orthodoxen Christentums, dessen Kirchen und Klöster teils bis ins 3. oder 4. Jahrhundert nach Christus zurückreichen. Besucht wurden von der Österreicher-Delegation u.a. die Klöster Mor Gabriel, welches als „Herz des Tur Abdins" gilt und Sitz von Erzbischof Timotheos Samuel Aktas ist, sowie das Kloster Mor Augin nahe an der syrischen Grenze, das Mor-Yakub-Kloster in Karno und das gleichnamige Kloster bei Salah, weiters das Kloster Mor Malke im Izlo-Gebirge sowie der Sitz von Erzbischof Mor Grigorios Malke Ürek, dessen Kirche in Adiyaman beim Erdbeben zerstört wurde.
Von den einst 200.000 Christen…
… im ständig umkämpften Tur Abdin 1900 seien infolge des Völkermords von 1915, der Unterdrückung und des Hasses gegen Christen sowie auch wegen des anhaltenden Konflikts zwischen Kurden und der Türkei heute nur noch 2.600 bzw. rund 650 christliche Familien übrig, hieß es in dem Bericht. Die überwiegende Mehrheit der syrisch-aramäischen Christen, mehrere Hunderttausend, würden heute im Ausland leben und jedes Jahr für einige Wochen oder Monate in die alte Heimat zurückkehren, zudem schickten sie aus der Ferne großzügige finanzielle Unterstützung.
Viele offene Fragen
Viele Fragen stellten sich angesichts der Situation der Verbleibenden, zeigten sich die österreichischen Ordens-Vertreter in ihrem Resümee nachdenklich, etwa: „Welche Perspektiven und Zukunft haben die Christen im Tur Abdin? Gelingt es, den Glauben, die Kultur und die Identität auch im fernen Ausland, in einer ganz anderen Umgebung zu bewahren? Und was können wir von den Christen im Tur Abdin lernen?" Besonders die große Gastfreundschaft gegenüber Fremden, die enge Verwurzelung auch der Ausgewanderten mit ihrer Heimat sowie die vielen Bemühungen um die Weiterführung von Glaube, Traditionen und der aramäischen Sprache - jener, die auch Jesus Christus sprach - hätten sie beeindruckt, geht aus dem Reisebericht hervor.
Foto: Zu Besuch bei Timotheos Samuel Aktas, Erzbischof des Tur Abdin, im Kloster Mor Gabriel. Peter Bohynik und Sr. Christine Rod überreichen ihm einen Bildband über die Klostertradition in Österreich. (c) ÖOK