JA
die neue Kirchenzeitung
1. Oktober 2023
Lesungen: Ez 18,25-28; Phil 2,1-11. Evangelium: Mt 21,28-32.
Die nächste Aktualisierung erfolgt am 15. Oktober 2023!
Franz von A. und Petrus von L.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka hat jüngst bei der Synode der Waldenser im italienischen Torre Pellice das „protestantische Abenteuer in einem katholischen und säkularen Umfeld" betont.
Sie waren einander ähnlich: der reiche Kaufmannssohn aus Assisi und der reiche Kaufmann aus Lyon - beide verschenkten Hab und Gut und predigten den armen Jesus.
Franziskus wurde zwei Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen. Als er geboren wurde, wurde Petrus Waldes gerade exkommuniziert…
Dessen Anhänger hielten Besitzlosigkeit, Bibelstudium, Beichte und Predigt des Evangeliums hoch und lehnten Hierarchien, Ablässe,
Heiligenverehrung, Schwören und Todesstrafe ab.
Heute gibt es rund 100.000 Waldenser weltweit. Um 1315 sollen es allein in Österreich um die 80.000 gewesen sein – mit Zentren in und um Steyr, Krems, St. Pölten und Wien.
Bereits 50 Jahre nach dem Tod des Gründers soll es um 1260 in Österreich an die 40 waldensischen Pfarren gegeben haben.
Die radikalen Vorgänger des Luthertums wurden bitter verfolgt, viele verbrannt – allein bei Steyr 1397 etwa 80 bis 100 Gläubige.
Vermutlich konnten sich einige Jahrzehnte nach der endgültigen Eliminierung der Waldenser die Ideen Martin Luthers in Ober- und Niederösterreich deshalb so rasch ausbreiten, weil deren Gedankengut im Untergrund immer noch virulent war. P. Udo
Zwei deutsche Kirchenhistoriker sehen Weltsynode skeptisch
Die deutschen katholischen Kirchenhistoriker Hubert Wolf und Andreas Holzem blicken skeptisch auf die bevorstehende Synodenversammlung im Vatikan. Sie glauben nicht, dass das Treffen vom 4. bis 29. Oktober im Vatikan echte Reformen in Gang setzen kann.
„Es braucht weder einen Synodalen Weg noch eine Weltbischofssynode", sagte der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA: „Das wird ein weiterer Debattierclub ohne rechtliche Vollmachten."
„Papst nimmt Synodalität nicht ernst“
Eine Weltbischofssynode sei ein reines Beratungsinstrument, so Wolf weiter: „Entschieden wird nichts. Zwar spricht Franziskus den ganzen Tag über Synodalität und Subsidiarität - aber faktisch nimmt er beides nicht ernst." Als Beispiel nannte er die Amazonas-Synode 2019: „Am Ende stimmen vier Fünftel für die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt - und trotzdem übergeht der Papst das in seinem Schlusstext."
„Frauen können den absolutistischen Herrscher nur demütig bitten“
Wolf widersprach auch der Aussage, Laien und sogar Frauen könnten bei der Synode etwas entscheiden: "Tatsächlich können sie den absolutistischen Herrscher nur demütig bitten, irgendetwas zu ändern." Dabei seien die großen Streitpunkte aus historischer Sicht geklärt, fügte er hinzu: "Es gibt in der Tradition verheiratete Priester - lasst uns sie also wieder zulassen. Es gibt in der Tradition Diakoninnen - lasst uns also wieder welche weihen. Es gibt in der Tradition alternative Leitungsmodelle für Gemeinden - lasst sie uns also praktizieren. Meine Befürchtung ist indes eine andere: Nach der Weltbischofssynode wird es wieder viele Enttäuschungen geben."
„Abflauen des Erneuerungswillens“
Der Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem ergänzte im KNA-Interview, die Kirche befinde sich in einer historischen Situation, in der das Festhalten am hierarchischen Denken und an alten Machtpraktiken unglaubwürdig geworden sei - selbst bei den meisten überzeugten Katholiken.
Er betonte weiter, es gebe ein Abflauen des Erneuerungswillens nach Papst Johannes XXIII. (1958-1963). Dafür seien vor allem „die lange Amtszeit von Johannes Paul II. und das Wirken von Benedikt XVI." verantwortlich, die „den Zentralismus gestärkt und den Einfluss der Bischöfe zurückgedrängt" hätten: „Mit dem menschenzugewandten Papst Franziskus kommt dieser Zentralismus zwar in einem freundlichen Gesicht daher; aber die römischen Behörden praktizieren ihre Rolle in aller Konsequenz."
Forderung nach im Kirchenrecht verankerter Selbstbeschneidung
Reformen kann es aus Holzems Sicht nicht ohne eine „im Kirchenrecht verankerte Selbstbeschneidung" geben - sonst bleibe Synodalität nur eine „vom Herrscher gewährte Gnadengabe". Echte Synodalität brauche aber „mehr Beteiligung aller - die Laien eingeschlossen". Dringend erforderlich, so Holzem weiter, sei mehr Spielraum für die einzelnen Ortskirchen: „Während sich einige Ortskirchen Frauen am Altar nicht vorstellen können, ist genau das in anderen Ortskirchen das Gebot der Stunde."
Hilfswerke: Mehr als 450 Kirchen in Ukraine zerstört
Durch den russischen Angriffskrieg sind in der Ukraine bisher 450 Kirchen zerstört worden. Das geht aus einem aktuellen Länderbericht hervor, den die beiden katholischen deutschen Hilfswerke „Renovabis" und „missio Aachen" am Dienstag veröffentlicht haben. Meist handle es sich um orthodoxe Gotteshäuser. Dies widerlege die russische Propaganda, wonach es Präsident Wladimir Putin um die „Rettung der orthodoxen Zivilisation" gehe.
Bemerkenswerte Gründung einer neuen Pfarre
1952 wurde die Pfarre Krems-Lerchenfeld errichtet. Die Zahl ihrer Gläubigen ist in den letzten Jahren stark geschrumpft. Am 17. September wurde sie daher mit der 1974 gegründeten Pfarre Krems-St. Paul zusammengelegt, die derzeit von Nikolaus Vidovic geleitet wird.
Der in Deutschland geborene 50-jährige Geistliche wuchs zweisprachig in seiner Familie mit kroatisch/ungarischen Wurzeln auf. Mit achtzehneinhalb Jahren trat er bei den Franziskanern in Zagreb (Kroatien) ein. 2000 zum Priester geweiht, wurde er nach St. Pölten versetzt, wo er 2005 dem Diözesanklerus beitrat.
Seit September 2020 ist Vidovic auch Subregens des Priesterseminars in Wien für die Diözesen St. Pölten, Wien und Eisenstadt.
Sein Vorgänger als Pfarrer von Krems-St. Paul war 16 Monate lang Christoph Weiss. Der 36 jährige Priester - Mit-Autor des „YOUCAT for KIDS“ – wurde 2021 Generalvikar der Diözese St.Pölten.
Unter dem Ehrenschutz einer FPÖ-Landesrätin
Die festliche liturgische Eröffnung der neuen Pfarre „St. Paul Lerchenfed - Mitterau - Winzierl“ nahm Bischof Alois Schwarz anlässlich des traditionellen Kirchweihfestes von Krems-St. Paul am 17. September vor. Ähnliches ist auch in anderen Diözesen so üblich, daher eigentlich nichts Berichtenswertes.
Aufmerksamkeit bis Empörung erregte jedoch bei vielen die Tatsache, dass dieses Fest - entgegen der sonst üblichen Äquidistanz der katholischen Kirche zu Parteien - erstmals mit einem politischen Ehrenschutz beworben wurde. Gewonnen wurde dafür die FPÖ-Landesrätin Susanne Rosenkranz.
Erste profanierte Pfarrkirche
Die Diözese St. Pölten kann sich die Kirche St. Severin in Lerchenfeld nicht mehr leisten. Sie wird die erste Pfarrkirche der Diözese sein, die profaniert oder abgerissen werden muss.
Aber auch die Pfarre Krems-St. Paul erfährt demnächst einen Aderlass. Die neben der Kirche angesiedelte Kirchliche Pädagogische Hochschule wird nach St. Pölten übersiedeln – vermutlich in das Bildungshaus St. Hippolyt.
Papst in Marseille: „Nicht länger Tragödien von Ertrinkenden mitansehen"
Papst Franziskus hat das Ertrinkenlassen von Migranten im Mittelmeer mit eindrücklichen Worten verurteilt. Bei einer Begegnung mit Religionsführern an einem Denkmal für Ertrunkene in Marseille sprach er von einem inakzeptablen „Fanatismus der Gleichgültigkeit", Seenotrettung sei ein „Gebot der Zivilisation“, erklärte Franziskus. Berichtete Vatican News.
Das Monument für Ertrunkene auf einer Anhöhe über dem Meer ist eine Skulptur, die ein Kreuz, ein Herz und einen Anker vereint. Franziskus legte einen Kranz nieder, vorher aber hielt er in Gegenwart anderer Religionsführer eine eindringliche Rede. „Gewöhnen wir uns nicht daran, Schiffbrüche als Schlagzeilen und die Toten auf See als bloße Zahl zu betrachten: Nein, es sind Namen und Nachnamen, es sind Gesichter und Geschichten, es sind zerstörte Leben und zerbrochene Träume. Ich denke an die vielen Brüder und Schwestern, die in Angst ertrunken sind, zusammen mit den Hoffnungen, die sie in ihren Herzen trugen,“ so Franziskus bei der Andacht an der Stele der auf See verschollenen Seeleute und Migranten in Marseille. Auch zu einer Schweigeminute lud er ein.
Foto: Vatican Media.
Papst fordert in Europa Umdenken bei Migration
Papst Franziskus hat seine Forderungen nach einer neuen Migrationspolitik in Europa bekräftigt. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz betonte er am Mittwoch, das Mittelmeer verbinde Menschen, Kulturen und Religionen. Es dürfe weder zu einem Grab noch zu einem Ort der Konflikte werden.
Rückblickend auf seine Reise nach Marseille am vergangenen Wochenende forderte er ein gerechtes und friedliches menschliches Zusammenleben. Dazu gehöre auch, dass Menschen selbst über Auswandern oder Bleiben entscheiden könnten. Politik und Gesellschaft müssten sich dafür einsetzen, dass Menschen in ihrem Herkunftsland in Frieden, Sicherheit und Wohlstand leben könnten. Für diejenigen, die migrierten, forderte das katholische Kirchenoberhaupt Strukturen für eine sichere Einreise und die anschließende Integration.
Letztere sei möglich, wenn die eigene Jugend in Europa eine Perspektive habe. Nur so könnten sie sich für Begegnungen und Austausch mit anderen Menschen öffnen. Die Mittelmeer-Region müsse wieder zu dem werden, wozu sie schon immer berufen war: ein Mosaik der Zivilisation und der Hoffnung, so Franziskus.
Am Samstagabend war der Papst von einer zweitägigen Reise in die französische Hafenstadt Marseille zurückgekehrt. Dort hatte er am „Mittelmeer-Treffen" teilgenommen, bei dem junge Menschen, Kommunalpolitiker und Religionsführer aus allen Anrainerstaaten des Mittelmeers über aktuelle Herausforderungen berieten.
Französischer Kardinal Ricard vom Vatikan suspendiert
Wegen eines Falls von sexuellem Missbrauch einer Minderjährigen in den 1980er Jahren hat der Vatikan dem früheren Erzbischof von Bordeaux und Kardinal Jean-Pierre Ricard (79) eine weitere öffentliche Ausübung des Priestertums dauerhaft untersagt. Ausgenommen sei die Diözese, in der er seinen Wohnsitz hat, in diesem Fall Digne (Alpes-de-Haute-Provence), berichtete die Zeitung „La Croix" (online Mittwochnachmittag). Ricard befindet sich seit 2019 als Bischof im Ruhestand. Ein staatliches Ermittlungsverfahren gegen den Kardinal wegen schwerer sexueller Nötigung war im Februar 2023 von der Staatsanwaltschaft Marseille aufgrund von Verjährung eingestellt worden.
Ricard ist einer von rund einem Dutzend amtierenden oder emeritierten französischen Bischöfen, denen sexuelle Verfehlungen oder schwere Fehler im Umgang damit zur Last gelegt werden. Das öffentliche Ansehen und Wort der Bischöfe in Frankreich hat durch Enthüllungen um sexuellen Missbrauch oder den Umgang damit stark gelitten.
Missbrauchsopfer: Papst soll Glaubenspräfekt Fernandez absetzen
Missbrauchsbetroffene haben Papst Franziskus aufgefordert, den neuen vatikanischen Chefdogmatiker Victor Fernandez abzusetzen. „Erzbischof Fernandez muss weg! Sie müssen ihn aus dieser Position entfernen", sagte Peter Isley von der US-amerikanischen Initiative SNAP am Donnerstag in Rom.
Vor der Engelsburg unweit des Vatikans demonstrierten er und rund 20 weitere Vertreterinnen und Vertreter von Betroffenenorganisationen gegen den neuen Präfekten des Glaubensdikasteriums. Sie präsentierten drei Fälle mutmaßlichen Missbrauchs durch Priester in Argentinien. Fernandez, damals Erzbischof von La Plata, habe als zuständiger Vorgesetzter nicht angemessen auf diese Fälle reagiert, sagten die Sprecher. Der Papst dürfe ihn daher nicht wie geplant am Samstag zum Kardinal erheben.
VinziMärkte: Lebensmittel spenden statt wegwerfen
Anlässlich des Tags gegen Lebensmittelverschwendung (29. Oktober) baten die österreichischen „VinziMärkte" um Lebensmittelspenden und riefen dazu auf, wertvolle Waren zu retten. Trotz steigender Preise und Inflation würden noch immer 500.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln jährlich in österreichischen Haushalten im Abfall landen: „Es ist angesichts der Teuerungen erschreckend, dass noch immer so viel wertvolles Gemüse, Obst und Frischwaren weggeworfen werden, während eine zunehmende Zahl an Menschen an die Armutsgrenze rückt", mahnte Amrita Böker, Koordinatorin der „VinziWerke", in einer Aussendung am Donnerstag. Aktuell können Warenspenden in allen VinziMärkten abgegeben werden, zusätzlich gibt es Sammelaktionen, so etwa am 7. Oktober in Graz.
Aktuell verzeichnen die „VinziMärkte" an ihren 10 Standorten in der Steiermark, Wien und Niederösterreich eine steigende Zahl an Kundinnen und Kunden. Die Sozialmärkte würden aktuell rund 20 Prozent mehr Kundschaft mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln als noch vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs versorgen, hieß es. Auch zu Schulbeginn würden einkommensschwache Familien mit den nötigsten Schulsachen unterstützt.
Rund zehn Tonnen Lebensmittel verkaufen die „VinziMärkte" pro Tag, dabei werden die Waren zu maximal 30 Prozent des normalen Verkaufspreises angeboten.
Landau-Kritik an Nehammer-Video: „Keine Ahnung von Wirklichkeit"
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Caritas-Präsident Michael Landau auf ein Video mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) reagiert, das seit Mittwochnachmittag in Sozialen Netzen die Runde macht. In dem Video spricht der Bundeskanzler u.a. zu Teilzeitbeschäftigung und Kinderarmut. Letztere stellt Nehammer in Österreich indirekt infrage. „Wer sagt, dass in Österreich niemand hungert oder friert, hat von der Wirklichkeit der Menschen keine Ahnung", kritisierte nun Landau auf X (vormals Twitter) die Worte des Kanzlers.
ICO: Im vergangenen Jahr 72 Hilfsprojekte im Nahen Osten umgesetzt
Mehr als 1,05 Millionen Euro hat das Linzer Hilfswerk „Initiative Christlicher Orient" (ICO) im vergangenen Jahr für Hilfsprojekte im Nahen Osten aufgewendet. Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht 2022 hervor, den die ICO auf ihrer Jahrestagung in Salzburg (25./26. September) vorgestellt hat. 72 Projekte wurden damit verwirklicht; 26 im Libanon (ca. 376.000 Euro), 19 in Syrien (334.000 Euro), 23 im Irak (284.000 Euro), zwei in Palästina (53.000 Euro) und zwei in der Türkei (5.500 Euro).
Rund ein Drittel der Mittel floss in Schul- und Bildungsprojekte, ein Fünftel in Nahrungsmittelhilfe, der Rest u.a. in die Winternothilfe oder Sommeraktivitäten für Kinder. Die Hilfe kommt - je nach Projekt - Christen und/oder Muslimen zugute, die Projektpartner sind stets christliche Einrichtungen oder Kirchen.
Im Libanon unterstützte die ICO vor allem kirchliche Privatschulen. Sie zahlte das Schulgeld für die Kinder verarmter Familien oder finanzierte Heizöl, damit die Kinder im Winter in der Schule nicht frieren müssen. Da der Libanon eine rasante wirtschaftliche Talfahrt durchläuft und immer mehr Menschen in bitterem Elend leben, unterstützte die ICO u.a. auch eine Suppenküche in Beirut.
In bitterer Armut leben auch 90 Prozent der Menschen in Syrien. Ein ICO-Hauptprojekt war hier 2022 die Suppenküche der Franziskaner in Aleppo, wo täglich mehr als 1.000 Bedürftige mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. In Latakia unterstützte das Hilfswerk eine Schule für muslimische Mädchen, die noch nie eine Schule besuchen konnten und nun als Teenager oder junge Frauen Lesen, Schreiben, Rechnen und Englisch nachholen.
Im Irak unterstützte die ICO beispielsweise Kindergärten in der an die Türkei angrenzenden Diözese Zakho. In abgelegenen Dörfern der Region wurde im Rahmen der Winternothilfe Heizöl an die verarmte Bevölkerung geliefert und in der Metropole Dohuk hat die ICO ein kirchliches Altersheim unterstützt. Im Gazastreifen wurde schließlich ein von der Caritas Jerusalem abgewickeltes Corona-Gesundheitsprojekt abgeschlossen.
„Gut zu wissen, nicht allein zu sein"
Im Jahresbericht kommen zahlreiche Partner der ICO zu Wort. So schreibt etwa Pfarrer Boutros Hazzouri aus Al-Mouzineh in Syrien: „Heutzutage ein Syrer zu sein bedeutet, dass man sich daran gewöhnen muss, oft ohne Wasser, Nahrung, Strom, Kommunikationsmöglichkeiten oder einer fixen Arbeit zu leben. Aus diesem Grund versuchen wir als Pfarre nach besten Kräften, einen sicheren Raum für alle Notleidenden zu schaffen und ihnen die Hoffnung zu vermitteln, dass die Zukunft besser wird. Es ist gut zu wissen, dass wir in dieser schwierigen Situation nicht allein sind."
Kurznachrichten
Vatikan. Die Vatikanischen Museen wollen ihre Öffnungszeiten wegen des anhaltenden Ansturms von Touristen verlängern. Ab Jänner lauten die Öffnungszeiten 8 Uhr bis 19 Uhr, mit dem letzten Einlass um 17 Uhr.
Der Vatikan will mit der Diktatur in Nicaragua erneut das diplomatische Gespräch aufnehmen.
Jerusalem. Vor dem traditionellen „Jerusalem-Marsch" am 4. Oktober hat der stellvertretende Bürgermeister Arieh King vor christlichen Missionaren gewarnt. Unter den Zehntausenden Teilnehmern werden auch "mehrere Hundert und vielleicht sogar noch mehr christliche Missionare sein."
Armenien. Nach der Einnahme Berg Karabachs durch Aserbaidschan sind binnen weniger Tage 90.000 der 120.000 Einwohner nach Armenien geflohen.
Irak. Bei dem Brand in einer Hochzeitshalle in Karakosch kamen laut irakischen Medienberichten in der Nacht zu Mittwoch mindestens 100 Menschen ums Leben. Weitere 150 Personen wurden verletzt. Karakosch ist die größte Stadt in der christlich geprägten Ninive-Ebene. In ihr leben vorwiegend syrisch-katholische Christen.
Russland. Das Außenministerium hat den bulgarischen Botschafter in Moskau einbestellt und die Ausweisung von drei russisch-orthodoxen Geistlichen scharf verurteilt. Der Inlandsgeheimdienst in Sofia warf den drei Männern vor, an der „gezielten Beeinflussung der gesellschaftlichen und politischen Prozesse in der Republik Bulgarien zugunsten russischer geopolitischer Interessen" zu arbeiten.
Deutschland. In der deutschen Stadt Essen ist die Statue des früheren Bischofs Franz Hengsbach (1910-1991) entfernt worden. Die Ruhrdiözese hatte vorige Woche Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal bekannt gemacht.
Deutschland. Bischof Ulrich Neymeyrvon von Erfurt hält eine AfD-Mitgliedschaft für kaum vereinbar mit kirchlichem Engagement.
In Argentinien ist einen Monat vor den Wahlen die Armutsrate auf 40,1 Prozent gestiegen. 18,5 Millionen Menschen sind von Armut oder extremer Armut betroffen. Das Land wird zudem von einer Inflationsrate von rund 120 Prozent erschüttert.
Kosovo. Die serbisch-orthodoxe Kirche hat die Erstürmung des Klosters Banjska durch bewaffnete Kosovo-Serben verurteilt. Diese hatten zuvor in der Region eine Polizei-Patrouille angegriffen, wobei ein Polizist getötet wurde.
Österreich
Wien. Immer mehr alleinerziehende Frauen schlittern in die Armutsfalle: Die Familien-, Rechts- und Schwangerenberatungsstelle der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien verzeichnete allein von Jänner bis Mitte September knapp 45 Prozent mehr Beratungsgespräche als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (2022: 990; 2023: 1410, Stichtag: 14.9).
Niederösterreich. Das Wiener Neustädter Bildungshaus St. Bernhard feiert sein 50-Jahr-Jubiläum. 2022 gab es 622 Veranstaltungen mit 5.127 Teilnehmenden.
Indien im Fokus
Die Päpstlichen Missionswerke Österreich (Missio) begehen den Monat der Weltmission in diesem Jahr mit dem Fokus auf Indien. Im Zeichen der Solidarität mit den Ärmsten der Armen machen die Missionswerke auf die Not von Familien in den Slums von Kalkutta (Kolkata) und die Ausbeutung der Teepflückerinnen im Himalaya Gebirge aufmerksam.
Jeden Oktober begeht die katholische Kirche weltweit als Monat der Weltmission. Am 22. Oktober, dem Weltmissions-Sonntag, sammeln Pfarren österreichweit für die Menschen im Globalen Süden.
Auch das noch...
Nur noch 71 Prozent der Polen bezeichnen sich als katholisch
Bei der jüngsten Volkszählung in Polen haben sich rund ein Fünftel der Befragten weniger zur römisch-katholischen Kirche bekannt als beim Zensus von 2011. Nur noch 27,1 Millionen Polinnen und Polen gaben an, dass sie katholisch seien, wie das nationale Statistikamt mitteilte; 2011 waren es noch 33,8 Millionen. Ihr Anteil an der Bevölkerung sank demnach von 87,7 auf 71,3 Prozent.
Das Ergebnis sorgt in Polen auch deshalb für Aufsehen, weil die katholische Kirche im Land seit Jahren keine Angaben zur Zahl der Austritte macht. Zuletzt gab es mehrere öffentliche Kampagnen dafür, der Kirche den Rücken zu kehren.
Die zweitgrößte Konfession nach der katholischen ist die orthodoxe Kirche, die knapp 152.000 Befragte angaben (2011: 157.000). Es folgen die Zeugen Jehovas (109.000) und die evangelisch-augsburgische Kirche (65.000).
Christliche Minderheit im Tschad nimmt 100.000 Flüchtlinge auf
Die christliche Minderheit im Osten des Tschad hat ein Vielfaches ihrer Mitgliederstärke an Flüchtlingen aus dem Sudan aufgenommen. Seit dem Frühjahr habe sich die katholische Kirche in der Region um mehr als 100.000 Menschen gekümmert, die vor Kämpfen im Nachbarland geflohen seien, berichtete das katholische Hilfswerk „Kirche in Not" am Montag in München. In dem Gebiet von der Größe Frankreichs lebten 1,7 Millionen Menschen, nur 15.000 seien Christen.
Wie der Apostolische Vikar von Mongo, Philippe Abbo Chen, dem Hilfswerk mitteilte, handelt es sich bei den aufgenommenen Flüchtlingen größtenteils um Kinder, alte Menschen und Frauen. „Wir bemühen uns, ihnen mit unseren beschränkten Ressourcen zu helfen, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt."
Das Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit…
… zeichnete der katholische Geistliche differenziert. Christen könnten Gottesdienste und Prozessionen feiern. Probleme gebe es aber, wenn ein Muslim zum Christentum konvertiere. Mehrfach hätten Familien Gewalt angewendet, um eine Taufe zu verhindern.
Als problematisch schätzt Chen den Zuzug junger Imame ein, die im Sudan ausgebildet wurden. Diese zeigten eine radikalere Gangart und lehnten eine Zusammenarbeit mit anderen Religionen ab. „Das könnte langfristig zum Problem werden." Dennoch seien vielerorts christliche Geistliche hoch geachtet. Auch ihn selbst hätten Muslime schon mehrfach als Vermittler bei gewalttätigen Auseinandersetzungen angerufen. Die christliche Gemeinde wachse. Die vor zehn Jahren errichtete Kathedrale in Mongo sei bereits zu klein für die vielen Gottesdienstbesucher.
Anteil der Religiösen in Ungarn stark gesunken
Der Anteil der Ungarn, die sich bei Volkszählungen offiziell als einer Religion zugehörig bezeichnen, ist unter 50 Prozent gefallen. Das geht aus den jetzt veröffentlichten Gesamtdaten des jüngsten, im Jahr 2022 durchgeführten Zensus hervor. Von den 9,6 Mio. Ungarn gaben rund 4,2 Mio. (43,7 Prozent) an, einer Kirche oder Religionsgemeinschaft anzugehören. Bei der vorangegangenen Zählung 2011 waren es 5,43 Mio. (54,7 Prozent) gewesen. Auch der Anteil der bekennend Konfessionslosen an der Gesamtbevölkerung ist von 18,1 auf 16,1 Prozent (1,5 Mio.) zurückgegangen. Zu beachten ist, dass mehr als 40 Prozent der Befragten die Möglichkeit nutzten, die Frage zur Religionszugehörigkeit nicht zu beantworten. Zehn Jahre davor lag dieser Anteil noch bei nur rund 27 Prozent.
Laut den am Dienstag vom staatlichen Statistikamt veröffentlichten offiziellen Angaben sank die Zahl der Gesamtbevölkerung Ungarns zwischen 2011 und 2022 um rund 300.000 Menschen auf nun 9,604 Millionen. Davon sind dem Zensus zufolge 2,89 Mio. Katholiken (30 Prozent), 944.000 Reformierte (9,8 Prozent), 176.500 Lutheraner (1,84 Prozent), 15.500 Orthodoxe (0,16 Prozent) und 7.600 Juden (0,1 Prozent).
Altchristliche Psalmeninschrift im Heiligen Land entdeckt
Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem haben bei Ausgrabungen an der antiken Festung Hyrkania südöstlich von Jerusalem eine altchristliche Inschrift entdeckt. Der in biblischem Griechisch verfasste Text paraphrasiert einen Teil des Psalms 86 und fügt den Namen Jesu Christi ein, wie israelische Medien laut Katholischer Nachrichten-Agentur (KNA) berichten. Es handelt sich demnach um die bisher einzige Inschrift in Koine-Griechisch, die auf einem Stein gefunden wurden.
Statt des hebräischen Originaltexts „Erhöre mich, Herr, und antworte mir, denn ich bin arm und bedürftig", heiße es in der gefundenen Fassung „Jesus Christus, beschütze mich, denn ich bin arm und bedürftig". Gefunden wurde die Inschrift demnach an der Seite eines großen Steins. Die Inschrift in roter Farbe ist mit einem Kreuz verziert. Der auch als „Gebet Davids" bezeichnete Psalm gehöre zu den am meisten rezitierten Psalmen der christlichen Liturgie.
Die Festung Hyrkania, arabisch Khirbet el-Mird (Ruine der Festung), liegt rund 17 Kilometer südöstlich von Jerusalem auf einer unzugänglichen Hügelkuppe in der judäischen Wüste. In den Ruinen von Hyrkania wurde 492 vom Mönchsvater Sabas das Kloster Kastellion gegründet. Es wurde auch nach der islamischen Eroberung des Gebiets im 7. Jahrhundert weiter genutzt, aber vermutlich im frühen 9. Jahrhundert aufgegeben.
Glettler: Stams ist Ort zum Abheben - aller Schwerkraft zum Trotz
Das Tiroler Zisterzienserstift Stams ist „ein Ort zum Abheben - aller Schwerkraft zum Trotz!". Mit diesen Worten hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler im Festgottesdienst zum 750-Jahr-Jubiläum am Samstag die vielen Aspekte gewürdigt, in denen das Stift die geistliche, kulturelle und Bildungslandschaft Tirols bereichert. Und ungeachtet mancher Unkenrufe wie „so ein großes Kloster für so wenig Mönche" oder dass den Menschen von heute radikale Jesus-Nachfolge nicht mehr zugetraut wird, ermutigte Glettler zu glaubensmotivierter Zuversicht. Wie der Bauer im Tagesevangelium gelte es „großzügig Zukunft zu sehen und Zukunft zu säen". Im Vertrauen auf Gottes Vorsehung könne unvermutet „eine Saat aufgehen", wo es niemand vermuten würde.
Seine erste Assoziation mit Stams…
… sei Schisport und Sprungschanze gewesen, nahm der gebürtige Steirer Bezug auf die seit langem dort betriebene Ausbildung zum Spitzensport. Stams sei ein „Ort zum Abheben" auch in musikalischer Hinsicht, verwies der Bischof auf die vielen Konzerte im Stift, das über viele Jahrhunderte Austragungsort für sakrale und weltlich-höfische Musik sei und über ein imposantes Musikarchiv verfüge. Der studierte Kunsthistoriker Glettler erwähnte auch die Kunstsammlungen des Stifts, etwa den Nachlass des bekannten Telfser Malers des Klassizismus, Josef Schöpf. Stams sei auch ein „Schulcluster", so der Bischof. Täglich suchen mehr als 1000 junge Leute unmittelbar in Klosternähe ihre Ausbildungsstätte auf.
Heute 22 Mönche in Stams
Das Stift im Tiroler Oberland wurde 1273 von Meinrad II., Graf von Görz-Tirol, und Elisabeth von Bayern als Grablege für die Tiroler Landesfürsten gegründet. Zu diesem Zweck kamen die ersten zwölf Mönche aus Schwaben. Heute gehören 22 Mönche zur Abtei, fünf davon aus Vietnam. Abt ist German Erd, 75-jähriger ehemaliger Direktor des Stiftsgymnasiums mit 600 Schülerinnen und Schülern und 65 Lehrkräften. Seelsorglich aktiv ist das Stift Stams zudem in Südtirol.